5. Juni 2015: Lieber Leser!

Eigentlich hat sich in unserer Gesellschaft ein Trend zum Spezialistentum entwickelt. Aber nicht überall. Mehrheitlich wird der Horizont der „Spezialisten“ schon durch die Art ihrer „Nutzung“ begrenzt. Gerade die jungen, dynamischen „Spezialisten“ merken nicht, dass sie sich dadurch selbst ausgrenzen. Nämlich bei „allgemeinen Themen“, die für die Allgemeinheit, die Bürger allgemein, oder auch „nur“ eine gewisse Branche wichtig sind. Manchmal muss ich mich auch fragen, ob ich mich dadurch, dass ich mich als „Motor-Journalist“ bezeichne – und auch so empfinde – nicht selber ausgrenze, „Randgebiete“ nicht beurteilen, in ihrer Wirkung auf mein Gebiet nicht einschätzen kann. Solche Überlegungen entstehen dann, wenn z.B. das Leserecho auf eine Geschichte zeigt, dass sie nicht – in der von mir angedachten Art – verstanden worden ist. Oftmals muss ich dann aber feststellen, dass meine Leser entweder „alte Geschichten“ von mir nicht gelesen oder nicht exakt – in allen Details – gelesen haben. - Oder auch nicht kennen. - „Querleser“, die sich als Schnell-Leser empfinden, sind häufiger geworden. Man liest nur noch so nebenbei. - Daran kann – sollte – sich aber nicht der Journalismus orientieren. Obwohl er es tut. Und damit selbst die Voraussetzungen dafür schafft, in eine Krise zu schliddern. - So könnte man das zusammen fassen, was ich nachstehend an Details zu „meinen Themen“, die schon in der Vergangenheit behandelt wurden, einmal erklären möchte.

5. Juni 2015: Lieber Leser!

Zugegeben! - Manchmal liegt es auch daran, dass meine Leser nicht alles lesen können. Oder sie müssten Abonnenten sein. Aber haben Sie bitte dafür Verständnis, dass – auch im Internet – nicht alles umsonst sein kann. Auch Informationen können wertvoll sein. Und bisher – rückblickend betrachtet – haben die auf den Gesamtumfang dieser Internetseiten bezogenen „kostenpflichtigen“ - und nicht allen Lesern zugänglichen – Geschichten einen höheren Informationswert, als die Abo-Kosten ausmachen. - Das sage ich nicht nur, sondern auch meine Abonnenten. - Ich beweise es auch gerne den anderen.

Alle Welt – und auch die Medien – haben sich z.B. über einen „Fehler“ aufgeregt, der in Monaco beim F1-Grand-Prix dann im Rennergebnis abzulesen war und sicher nicht mit der schwachen fahrerischen Leistung eines Lewis Hamilton begründet werden kann.

Keiner meiner Kollegen, kein Verlag, keine Zeitung oder Zeitschrift, gehört zu meinen Abonnenten. Also konnte auch keiner aus meiner Geschichte zum F1-Grand-Prix in Monaco abschreiben, obwohl sie noch am Renn-Sonntag (gegen 19:30) hier eingestellt wurde. Dort ist zu lesen, warum dieser Fehler gemacht wurde – bzw. - wie es dazu kommen konnte.

Ich persönlich habe das anderswo nirgendwo so lesen können. (Aber ich kann auch nicht alles lesen.)

Wenn einige meiner Leser die nachträgliche Darstellung eines Test-Unfalls (Porsche Cayman GT4) auf dem Nürburgring als „unnötige, überflüssige Kritik“ (oder ähnlich) empfinden, dann zeigt das, dass sie es als unwichtig empfinden, gut informiert zu sein, um sich – auch in anderen Fällen – ein eigenes, möglichst richtiges Urteil bilden zu können.

Sven Müller, der Rennfahrer der bei dem Testunfall betroffen war und ist, hat seine Fans auf seiner Internetseite (bei Facebook) auch nicht informiert, obwohl er sie da gerne mit den neuesten Informationen „bei Stimmung hält“. - Es sind nur solche, die ihm und seinem Sponsor nutzen. - Sven Müller ist eben ein „moderner“ Rennfahrer, der weiß, was man nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im Interesse seines „Sponsors“ schreiben oder nicht schreiben sollte. - Also z.B. nichts zu einem Unfall, ganz gleich, wer ihn auch immer verschuldet hat.

Da sind Journalisten eben anders. Wenn sie anders sein dürfen. - Wenn sie anders sein können.

Denn eigentlich werden sie immer weniger. Achten Sie, lieber Leser, einmal darauf, wie Redaktionen heute – aus Kostengründen - „ausgedünnt“ werden. Aus Kostengründen. - Das Ergebnis ist dann entsprechend - billig!

Da ist dann auch kein Platz mehr für „Spezialisten“ wie mich. Die „Motorseite“ wird so nebenbei mitgemacht. Ich lasse mir gerne erzählen, welche Fragen heute auf Pressekonferenzen zu welchen Details – bei Produktvorstellungen – gestellt werden. - Es können keine Fachfragen sein, weil keine (kaum noch) Fachleute anreisen. - Die Technik z.B. interessiert nicht mehr. - Vielleicht noch die "Rückrufe".

Die „modernen“ (jungen) Redakteure betrachten es als „Auszeichnung“, vom Chefredakteur zu einem „netten“ Auslandstermin geschickt zu werden. Der Chefredakteur freut sich, dass er auf Kosten der Industriefirma einen seiner Redakteure so belobigen kann. - Nicht auf Kosten des Verlages! - Es gibt sogar Fälle, wo der „Sonderberichterstatter“ für einen solchen Termin Urlaubstage opfern muss!

Aber natürlich gibt es dann auch Fachzeitschriften. Gerade ist wieder eine als „Medienpartner“ einer Motorsportserie vorgestellt worden. Wie sagte meine Großmutter – als sie noch lebte – gerne:

„Eine Hand wäscht die andere – und beide das Gesicht!“

Schauen Sie sich doch mal die „Beilagen“ an oder die Angebote, wo Redaktionen mit Unterstützung der Industriefirmen den Lesern anbieten, als Erste Fahreindrücke vom Modell XY sammeln zu können. - Meine Großmutter würde verstehend nicken.

Eine gute Industrie-Presseabteilung hat heute eigentlich (fast) alles unter Kontrolle. Die Verlage, die Redaktionen, die Redakteure. Einer schrieb mir gerade entschuldigend, dass er sich – in einer bestimmten Sache – leider erst so spät meldet, weil er in den letzten Wochen meistens „in der Luft war“, unterwegs zu neuen Modellvorstellungen. - Wann soll man da noch zum Schreiben kommen? - Eigentlich sollte vorher, vor dem Schreiben, nach dem Erleben eines neuen Modells, auch noch Zeit für ein wenig Nach-Recherche und ein wenig Nachdenken, Reflektieren vorhanden sein. - Meine ich.

Das heißt aber nicht, dass ich als „Motor-Journalist von Gestern“ die Randgebiete übersehe, die „mein Gebiet“ beeinflussen könnten. Weil der Nürburgring – nicht nur als Renn- und Teststrecke – zu einem (für mich) wichtigen Gebiet der Berichterstattung geworden ist, in das auch die Politik deutlich herein spielt, habe ich durchaus auch den Blick darauf.

Oder auf den Insolvenz-Sachwalter. Oder ich frage mich, warum ein Staatssekretär etwas sagt... - Nun ja, ich kümmere mich darum. Mich interessiert auch z.B. die Frage, ob ein Kugelmann ein „Kungelmann“ ist. - Es darf doch mal gefragt werden?

Die Antwort darauf ist wichtig. Wenn ich die „richtige Antwort“ gefunden habe, bzw. aufgrund meiner Recherchen der Meinung bin, dass das so ist, dann informiere ich meine Leser, unabhängig davon, ob man mich aufgrund einer „modernen Denkweise“, wie sie z.B. gerade bei der „FIFA“ deutlich wird, als „unbelehrbar“ empfindet.

Ich bekomme durchaus mit, wenn der Adenauer Gemeinderat sich übergangen fühlt, weil man dort „ohne Genehmigung“ die Bordsteinkanten in gewissen Bereichen Rot-Weiß gestrichen hat. Ich bekomme auch mit – wie sie wissen – wenn der Insolvenz-Sachwalter ein erstes Gläubigerverlangen stillt. - Warum wohl?

So wird dann – vielleicht – auch der Bau von Zäunen im Außenbereich am Nürburgring ohne Bauantrag und ohne Baugenehmigung erklärlich, den ein Landrat in diesem Fall dann wohl als „normal“ empfindet. Und sich um Antworten zu Motor-KRITIK-Fragen drückt. - Zur Not wird ihm auch eine Erklärung einfallen. - Wie wäre es mit „Sicherheit“?

Auch auf diesem Gebiet wird Aktionismus betrieben, weil der in der Öffentlichkeit gut ankommt und von im Grunde uninformierten Journalisten noch verstärkt wird. - Schließlich haben doch sogar Rennfahrer... - Manchmal finde ich es schade, dass „Unzucht mit Abhängigen“ im Strafrecht so eng gefasst und nicht auch im erweiterten Sinne bestraft wird.

Ich bin gerade wieder – beim Suchen nach Gründen für bestimmtes Verhalten – auf „vernünftiges Verhalten“ von Verantwortlichen gestoßen, das eigentlich „unvernünftiges Handeln“ anderer deckt. Aber man möchte auf die persönlichen Vorteile, die man durch ein solch „angepasstes Verhalten“ genießt, nicht verzichten.

So ist unsere Gesellschaft nach Ende des Zweiten Weltkriegs leider etwas durch den „Boom“ - und die Ansprüche die daraus erwuchsen – ein wenig verbildet worden und unsere Republik – wenn wir nicht aufpassen – tatsächlich auf dem Weg zu einer „Bananen-Republik“, wie man ähnliche Fälle gerne benennt, ohne zu begreifen, dass wir nicht in die gleiche Richtung abdriften dürfen.

Dazu gehört die richtige Reaktion, das selbstbewusste Handeln, eines jeden Einzelnen. Aber erst recht das richtige – unabhängige - Denken und Schreiben von Journalisten. Auch wenn es natürlich 1000 „vernünftige Gründe gibt“, sich anders zu verhalten.

Ich bemühe mich, weil mich kein primär kaufmännisch denkender Verleger beeinflussen kann, kein „angepasster“ Chefredakteur bremst, die Dinge so zu schildern, wie sie sind. - Manche Leser meinen: Wie sie sich sich mir verzerrt (!) darstellen. - Sie kennen eben nicht alle Details. Und eigentlich interessiert es sie auch nicht. - Es gibt doch so viele interessante und schöne (!) Themen.

  • „Mein Gott“, sagte vor Wochen ein Kollege zu mir, „haben Sie denn nicht aus der Hausdurchsuchung gelernt?“

„Doch“, habe ich geantwortet, „ich habe begriffen und meine Schlüsse daraus gezogen. Darum bin ich heute so wie ich bin – und nehme darum auch meine Aufgabe als Journalist so ernst.“

Meine Abonnenten belohnen mich dafür. Und ich liefere ihnen dafür die Geschichten, die sie in dieser offenen, klaren Darstellung anderswo kaum noch finden. Ganz gleich, ob sie für Alle zu lesen sind oder nur die kleine Gruppe von „Auch-so-Empfindenen“ betrifft - die ein Abo haben.

Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne

 

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