Real trainieren oder „E-Learning“?

Das Thema Nürburgring wurde inzwischen durch die Buchstaben DMSB noch „reizvoller“. Diese Buchstaben-Kombination ergänzt die Reihe der „Unvergessenen“. - Oder sind Dr. Walter Kafitz, Kurt Beck, Hendrik Hering, und, und, und... - schon vergessen? - Die Reihe dieser „Akteure“ der „Ersten Stunden“ wurde dann ergänzt durch Namen und Buchstaben-Kombinationen wie KPMG, Jens Lieser, Prof. Dr. Dr. Schmidt, Robertino Wild oder Deutsche Bank und... - usw. Die Reihe der „Unvergessenen“ wird sicherlich mit den Namen der aktuellen Betreiber des Nürburgrings seine Fortsetzung finden. - Aber bleiben wir beim DMSB und seinen „verantwortlungslosen“ Vorgaben. - Sie finden das zu krass? - Nehmen Sie es bitte wörtlich! - Die Lizenzen, die der DMSB ausstellt, bedeuten nicht, dass der Fahrer der sie besitzt auch fahren kann. Und ein DMSB-Nordschleifen-Permit bedeutet nicht, dass der DMSB die Verantwortung dafür übernimmt, wenn sein Besitzer beim Fahren auf der Nürburgring-Nordschleife kläglich versagt. - Wie das schon im Fall des Nissan-Unfalls am 28. März 2015 passiert ist. - Aber demnächst wird der DMSB neue kostenpflichtige Lehrgänge und andere Zwangsmaßnahmen vorschreiben. Aber natürlich bedeutet das nicht, dass der DMSB danach für irgend etwas die Verantwortung übernimmt. Motor-KRITIK-Meinung: Alles reiner Aktionismus und – Geldschneiderei. - Dem Besitzer einer Lizenz oder eines Permit bringt das alles wenig, wenn er nicht selber trainiert, sich selbst bemüht seine – hoffentlich vorhandenen – Anlagen als Rennfahrer zu optimieren. Das geht nicht ohne Training. Auch nicht ohne Kopfarbeit. - Beides wird aber – meint Motor-KRITIK – nicht ersetzt durch „Leergänge“. - Denken Sie, lieber Leser, einmal selber darüber nach und stellen sich die Frage:

Real trainieren oder „E-Learning“?

Wir leben in einer Zeit, wo vielen Leuten durch die angebotenen „Hilfen“ klar gemacht wird, dass sie damit – ganz gleich auf welchem Gebiet – immer „die Größten“ sind. Man lernt nicht mehr richtig schreiben. - Nein, damit würde man ja die Feinmotorik trainieren. So etwas braucht man doch heute nicht mehr. Man muss auch nicht kochen können. Schließlich gibt es Fertiggerichte. Und Klavierspielen ist etwas, was den „Bürgerlichen der Vergangenheit“ zuzurechnen ist. Als moderner Mensch spielt man Keyboard mit einer Ein-Finger-Automatik.

Menschen in meinem Alter haben – so würde ich es nennen – den „Niedergang der Gesellschaft“ erlebt. Je weniger die Leute konnten, desto größer wurde ihr Selbstbewusstsein. Was sich dann in kontroversen Gesprächen schließlich in der Feststellung äußert: „Aber ich bin in der Rechtsschutz!“

Der DMSB ist nicht in der Rechtsschutz, aber er möchte darum darstellen, dass es ihm um Sicherheit geht. Darum bietet er „Sicherheit an“. - Natürlich bedeutet das in der Realität keine Sicherheit, aber – schließlich kann man nachweisen, dass man alles getan hat!

Darum werden noch einige Kilometer Sicherheitszäune am Nürburgring installiert, hat man öffentlichkeitswirksam die Streckenführung optimiert, ein Nordschleifen-Permit eingeführt; vermittelt den Fahrern den Eindruck, dass ihnen mit all' den DMSB-Vorschriften in der Praxis dann wirklich kaum noch etwas passieren kann. Schließlich gibt’s auch ein E-Learning!

Ein E-Learning? - Was soll man da lernen? - Was man zum Rennen fahren auf der Nürburgring-Nordschleife braucht?

Das lernt man nicht in einem „Leergang'“, sondern nur, in dem man immer wieder fährt und fährt und fährt. - Und das, was man macht, auch reflektiert. - Kritisch. - Seine Runden analysiert. Sich mit Fachleuten (bitte nicht denen vom DMSB!) austauscht. - Man lernt es auch nicht bei den Lehrgängen zum Erlangen des DMSB Nordschleifen-Permit!

In der Realiltät, die ich z.B. bei den jährlich von der VLN durchgeführten Rennen – z.B. - beobachte, ist es damit nicht weit her. - Man fährt, wie man fährt. - Manche „Rennfahrer“, die ich seit Jahrzehnten kenne, fahren auch nach vielen Jahren auf der Nürburgring-Nordschleife immer noch die „falsche Linie“. - Vielleicht ist es auch die, die durch die „Instruktoren“, die oft selbst nicht wissen wo es – oder wie – es eigentlich richtig ist – den „Schülern“ beibringen, wie man auf der Nürburgring-Nordschleife bei Rennen zu fahren hat.

Ich kenne Leute, die fahren auch noch nach vielen, vielen Rennen – und einer Reihe von Fahrer-Trainings und -Lehrgängen – bestimmte Stellen auf der Nürburgring-Nordschleife immer noch so falsch wie vor Jahrzehnten. - Sie haben kein Gefühl für die Ideallinie!

Es gibt auf der Nürburgring-Nordschleife nämlich nicht – wie uns immer wieder erzählt wird – DIE Ideallinie. Sie ist bei einem Fronttriebler anders als bei einem Hecktriebler. Sie ist z.B. auch abhängig vom vorhandenen Drehmoment des Motors. Inzwischen auch abhängig von den „elektronischen Helferlein“.

Mit einem richtigen Renn-ABS fährt man halt eine Kurve anders an als ohne. Und ein Serien-ABS passt eigentlich nicht zu Slicks. - Weshalb man dann – weil ein Renn-ABS zu teuer ist – auf ein ABS verzichten muss. - Oder wussten Sie nicht, dass ein ABS reifenabhängig ist, wenn man ideale Bremswege anstrebt?

Und selbst bei Fahrzeugen der gleichen Marke, des gleichen Typs kann die „Ideallinie“ dann eine andere sein, wenn ein Fahrer die Fahrwerkabstimmung seiner persönlichen Neigung angepasst hat.

Auch einem deutlich in der Serie untersteuernden Fronttriebler kann man eine Übersteuer-Tendenz verpassen. Man muss – z.B. - nur die Differenz der Federraten zwischen der Vorder- und Hinterachse verändern. (Das nur als Beispiel! - Es gibt auch andere.)

Und dann gibt es – von Fahrzeug- zu Fahrzeug-Kategorie unterschiedlich – noch viele unterschiedliche Möglichkeiten der Fahrzeugabstimmung, die dann auch wieder eine Anpassung – durch eine Veränderung – der Ideal-Linie erfordern. Mit einer Differentialsperre an der Antriebsachse wird man z.B. eine andere Linie fahren (müssen!) als ohne.

Was soll da ein DMSB-Permit? - Wer will die einzelnen Fahrer in der richtigen Art und Weise auf das Befahren der Nordschleife in idealer Art und Weise einstellen?

Da gibt es auf der Nordschleife z.B. eine Stelle, wo man – in einer bestimmten Fahrzeugkategorie – nicht vor der Kurve kurz „lupft“ (oder gar bremst), sondern einfach den Schaltvorgang, den die meisten Fahrer dann hinter der Kurve vornehmen (nachdem sie vorher gelupft haben) vor der Kurve vornimmt. Was dann denn „Lupf-Vorgang“ ersetzt und die „Schaltpause“ hinter der Kurve vermeidet.

Lernt man das beim Lehrgang für die Plastikkarte „DMSB Nordschleifen.Permit“? - Oder lernt man, abhängig von der Motorleistung des Rennfahrzeugs, den „kürzeren Weg“ zu fahren? - Selbst mit einem schnellen Renntourenwagen liegt der Unterschied da noch auf der Nordschleife bei 2 – 3 sec. pro Runde.

Gibt bei einem solchen Lehrgang irgend jemand den Teilnehmern den Tipp, auf einem „schnellen Stück“ keine Rücksicht auf eine „langsame Kurve“ zu nehmen, weil man die von Rechts oder Links immer gleichschnell fährt? (Nämlich immer im 80 km/h-Bereich!) - Während man auf dem schnellen Streckenabschnitt vorher „Zeit macht“.

Wer von den DMSB-Lehrgängen Wunder erwartet, der wird – weil er es nicht begriffen hat – immer nur das bleiben, was er jetzt schon ist. - Nur dann evtl. mit einem übersteigerten Selbstbewusstsein ausgestattet, das ihn dann „gefährlich macht“. Für die Konkurrenten.

Der DMSB wird sicherlich in Kürze seine gesamten Auflagen in Bezug auf die Nürburgring-Nordschleife verkünden. Die Auflagen von „Beamten“, die die „Vorschläge“ von erfahrenen Akteuren dann als Argumentation verwenden.

Motor-KRITIK tun alle die leid, die sich vom DMSB vor den Argumentations-Karren spannen lassen. - Und ließen!

MK/Wilhelm Hahne
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