FIA-Zaun: „Wadde hadde dudde da?“

Natürlich ist der FIA-Zaun an der Nürburgring-Nordschleife gemeint. Ich habe über den Bau dieses Zauns in den Jahren 2007 und 2008 ausführlich berichtet. Auch darüber, wie die Finanzierung der ursprünglich dafür verbauten drei Millionen Euro zustande kam. Und wie die Kreisverwaltung Ahrweiler transparent und offen... - Entschuldigung! - Das hat damals nur wenige interessiert, heute interessiert es noch weniger. Zumal es bedeutendere Ereignisse gibt, über die engagierte Kollegen bereits mit dem Abschreiben von Pressemitteilungen reagiert haben. Der DMSB lässt grüßen. Motor-KRITIK wird über dieses „Ereignis“ erst im Februar – nach entsprechenden Recherchen berichten, hat aber auch schon mit der letzten Geschichte – vor der DMSB-Verkündung – argumentativ zu verdeutlichen versucht, was von der nach der am 29. Janaur 2016 erfolgten Verkündung der Entscheidung eigentlich zu erwarten ist: „...demnächst wird der DMSB neue kostenpflichtige Lehrgänge und andere Zwangsmaßnahmen vorschreiben. Aber natürlich bedeutet das nicht, dass der DMSB danach für irgend etwas die Verantwortung übernimmt. Motor-KRITIK-Meinung: Alles reiner Aktionismus und – Geldschneiderei.“ - Heute soll aber zunächst noch einmal eine Fortsetzung meiner Geschichten aus dem Jahre 2008 zum Thema FIA-Sicherheitszaun erfolgen. Was damals – 2007/2008 - wenig sinnvoll war, wird 2016 nicht sinnvoller. - Nach einer längeren Fußwanderung am Wochenende, entlang einem Stück Nordschleife sei hier als Titel für die folgende Geschichte erlaubt:

FIA-Zaun: „Wadde hadde dudde da?“

Stefan Raab hat sich aus der Fernsehlandschaft zurück gezogen. Zwar noch nicht lange, aber es wird Zeit, mal wieder an alte Leistungen von ihm zu erinnern. Motor-KRITIK hat den Titel eines Songs von ihm entlehnt, der mit 57,4 Prozent der Stimmen aus dem Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2000 in die gesangliche Auseinandersetzung nach Stockholm geschickt wurde. Damit kam Deutschland dann – durch Stefan Raab - immerhin auf Platz fünf – mit 96 Punkten.

Sechszehn Jahre später würde ich dem Kandidaten Carsten Schumacher 100 Punkte geben. Nicht, weil er nun neue, zusätzliche FIA-Sicherheitszäune am Nürburgring bauen lässt, sondern weil er sich auch um „Altlasten“ bemüht. - Damit meine ich die z.T. schon 2007/2008 erbauten FIA-Sicherheitszäune an der Nürburgring-Nordschleife.

Ich habe in 2008 einmal in einer Geschichte zu diesem Thema – nachzulesen in meinem Buch aus 2010 – meine Meinung zu diesem Thema so zusammen gefasst:

  • „Der FIA-Zaun wurde bisher zum Teil mit untauglichem Material verbaut.
  • Seine Aufstellung kann - wie ich in der Vergangenheit aufgezeigt habe - keine Unfälle verhindern.
  • Das mit der Aufstellung des FIA-Zauns z.T. verbundene Versetzen der Leitplanken kann die Unfallgefahr erhöhen.
  • In der ersten Bauphase erfolgte der Bau ohne jede Genehmigung.
  • Es erfolgte offenbar keine Baukontrolle.
  • Die Baugenehmigung wurde dann in Turbo-Geschwindigkeit erteilt.
  • Die FIA hat diesen Zaun nicht gewollt.
  • Laut Nürburgring GmbH (und DMSB) erfolgt der Bau mit Ausrichtung auf eine Zukunftssicherung der Strecke.
  • Die Strecke steht zum großen Teil unter Naturschutz.
  • Zuschauer werden offiziell nur bei einem Rennen an der Nordschleife geduldet.
  • Die Durchführung irgendwelcher Rennen wäre nicht gefährdet gewesen, wenn der FIA-Zaun nicht gebaut worden wäre.
  • Der FIA-Zaun verschandelt die Eifel-Landschaft.
  • Der FIA-Zaun verändert den Charakter dieser Natur-Rennstrecke.
  • Dieser FIA-Zaun wird die Zuschauerzahlen in Zukunft mindern.
  • Dieser FIA-Zaun ist also in seiner Wirkung geradezu kontraproduktiv zu den anderen Bemühungen der Nürburgring GmbH um mehr Besucher.
  • Warum wurde dann dieser FIA-Zaun überhaupt gebaut?

Da bleibt nur ein Argument:

Um Umsatz in der Eifel-Region zu generieren und damit die wirtschaftliche Bedeutung der Nürburgring GmbH zu betonen.

Es wäre sicherlich interessant, wenn sich der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz einmal mit dem Ausschreibungsverfahren zu diesem "Bauwerk" im Wert von drei Millionen Euro beschäftigen würde. Von dem keiner der Verantwortlichen wusste, das es genehmigungspflichtig war.“

An diesem Wochenende – jetzt in 2016 - habe ich zufällig mit dem Ausgangspunkt Parkplatz „Brünnchen“ einen kleinen Spaziergang entlang der jetzt sehr ruhigen Strecke gemacht.

Man braucht kein Navigationssystem. Die Empfehlung könnte lauten: Immer an der Wand lang! - So bin ich dann gemütlich so um 2,5 Kilometer gegangen. Zunächst bergauf, dann bergab, immer entgegen der Fahrtrichtung auf der Nürburgring-Nordschleife, die als Rennstrecke bekanntlich eine Einbahnstraße ist. - Und habe noch einmal über die Sinnhaftigkeit dieses FIA-Zaunes nachgedacht. - Und hatte ein „Aha-Erlebnis“:

Man glaubt schließlich an eine Halluzination, wenn man auf eine Baugenehmigung stößt, die an diesem FIA-Zaun, als er 2007/2008 erbaut wurde, niemals gehangen hat. Ich kann mich noch sehr deutlich erinnern, eine solche Baugenehmigung damals vermisst zu haben. Es wurde sogar Ende 2007 davon gesprochen... - ich habe das damals (2008) so formuliert:

„Mir wurde von Eifler Mitbürgern vorgeworfen, dass ich Arbeiter für Wochen in die Arbeitslosigkeit geschickt hätte, da aufgrund meiner Recherchen die Bauarbeiten an der Nürburgring-Nordschleife vorübergehend eingestellt werden mussten. Es gab keine Baugenehmigung.

Und es gab offensichtlich niemand in der Verwaltung der Nürburgring GmbH der darum wusste, dass man zum Bau von Zäunen im so genannten "Außenbereich" nach der rheinland-pfälzischen Bauordnung eine Genehmigung benötigt. Das war wohl auch der Fachfirma, die kaum etwas anderes macht als Leitplanken und Zäune zu errichten, ebenfalls unbekannt.“

Ich habe dann heute – 2016 - noch mal in alten Unterlagen geblättert und in meinem Buch dazu folgende Darstellung gefunden:

„Die Kreisverwaltung in Ahrweiler hat erst am 21.02.2008, 13:43 Uhr, auf meine Anfrage vom 10.02.2008, 15:55 Uhr geantwortet. Ich möchte diese Antwort und meine Eingangsbestätigung dazu an die Pressestelle der Kreisverwaltung hier ohne jeden weiteren Kommentar noch anhängen. - juergen.kempenich@aw-online.de schrieb:

Sehr geehrter Herr Hahne,

zu Ihrer Anfrage erhalten Sie folgende Antwort.

Das Baugenehmigungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Für einzelne Streckenabschnitte wurde mit Bauschein vom 08.01.2008 eine Teilbaugenehmigung erteilt, nachdem für diese die Genehmigungsvoraussetzungen vorlagen.

Die im Rahmen der Teilbaugenehmigung zugelassenen Zäune waren noch nicht vorhanden. Soweit im Rahmen des Genehmigungsverfahrens Behörden und Fachstellen zu beteiligen waren, ist dies geschehen. Das Einvernehmen der jeweiligen Ortsgemeinden zur Teilbaugenehmigung liegt vor.

Eine Beteiligung des Forstamtes war entbehrlich. Eine Kontrolle erfolgt nach Abschluss der Gesamtbaumaßnahme.

Mit besten Grüßen,
Jürgen Kempenich
Kreisverwaltung Ahrweiler
Pressesprecher“

Erst heute begreife ich, was ich damals so nicht verstehen konnte: Es gab 2008 für den Bau des FIA-Zaunes nur eine „Teilbaugenehmigung“. Und die wichtigste Feststellung in dieser E-mail lautete:

„Das Baugenehmigungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen.“

Nun muss ich lesen, dass die Baugenehmigung für diesen FIA-Zaun hier am „Wippermann“ ausweislich der Lagebeschreibung auf dem Aushang jetzt erst im Jahre 2016 erfolgte. Die Genehmigung brauchte 8 Jahre! - Inzwischen wird der Beton, in dem die Pfosten versenkt wurden, von Moos überwuchert.

Ich hatte damals die endgültige Genehmigung für eine Formsache gehalten, die Tage, spätestens zwei Wochen nach dieser offiziellen Information aus der Kreisverwaltung erledigt war. Nun muss ich feststellen – wenn ich dem amtlichen Papier Glauben schenken darf:

  • Die Baugenehmigung für diesen FIA-Zaun am „Wippermann“ - erbaut 2008 - wurde am 14.01.2016 erteilt.

Die Nürburgring GmbH, unter der Leitung von Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Kafitz ließ diesen FIA-Zaun 2007/2008 erstellen, ist inzwischen aber lange in Konkurs (in Eigenverwaltung!) Die capricorn NÜRBURGRING GmbH, aktuell Pächter am Nürburgring, wird nun 2016 auf der Baugenehmigung als „Bauherr“ bezeichnet. - Man kommt sich vor wie in einem schlechten Film.

Ich habe übrigens damals – es ist auch so in meinem Buch nachzulesen – eindeutig festgestellt, dass der Bau dieses Zaunes keine Forderung der FIA, des DMSB oder der VLN war. Und ich schrieb in 2008:

„Eigentlich kommt man da schon auf die Idee, dass hier nur Geld sinnlos verbaut wurde. Um Sicherheit optisch darzustellen, die sich in der Praxis, im Zusammenspiel von Zufälligkeiten beim Rennen, nicht garantieren lässt.

Garantieren kann ein Veranstalter - oder der Rennstreckenbesitzer - eigentlich nur, dass er garantiert keine Garantie geben kann und darum alle Rennteilnehmer und -Besucher auf eigenes Risiko und Gefahr... - Man kennt solche Haftungs-Ausschlussklauseln ja zur Genüge.

Darum der Zaun? - Warum denn eigentlich der Zaun?“

Inzwischen wurde mir in Adenau erzählt, dass in gemütlicher Runde dort aktuell – 2016 - davon gesprochen wird, dass der Wilhelm Hahne mit seinen Aktionen schon wieder mal den Bau von zusätzlichen Sicherheitszäunen verhindert.

Ich bin mir keiner Schuld bewusst und habe dann zu diesem Thema noch mal recherchiert:

Der beauftragten Baufirma wurden zu wenig Pfosten geliefert, so dass sie z.B. den nun zusätzlich zu erstellenden FIA-Zaun an der langen Geraden („Döttinger Höhe“) nicht erstellen kann, wo der z.B. einen dort vorhandenen niedrigeren Zaun ersetzen soll. Dessen Pfähle werden entfernt und an deren Stelle dann die Pfosten für den neuen FIA-Zaun gesetzt. - So die Planung.

Wenn sie denn geliefert werden, die Pfosten!

So ein FIA-Zaun braucht eben richtige „Vollpfosten“!

MK/Wilhelm Hahne
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