Nürburgring-Award: Gesichts-Operation!

Motor-KRITIK war „als einer von dreihundert“ ausgesuchten Gästen nicht dabei, war überwiegend „abseits“, verbunden mit den Geschehnissen am Ring durch Telefon, Fernsehen und Computer. Dabei hatte schon die Veranstaltung am Freitag vor dem Rennen einen Ausblick darauf zu vermitteln versucht, was der Nürburgring in Zukunft ablegen möchte: Den Provinzgeruch! - Auch das politische Mainz schaffte mit der extrem teuren - und mit aufwendigen Trixereien angelegten - Nürburgring-Affäre nicht den Schritt auf die große internationale Bühne. - Nur in die Insolvenz und bis Luxembourg vor Gericht. - Peter Lauterbach, CEO der Wige Media, versucht das nun zu ändern, indem er eine Gruppe von wichtigen Sponsoren um sich geschart hat, die nun ein gemeinsames Interesse am Nürburgring mit ihren Aktionen für den Nürburgring, primär für das 24-Stunden-Rennen, verdeutlichen. Zum Beispiel mit einem „Award“. (In deutscher Sprache: Auszeichnung, Ehrung.) Die Verleihung des neuen „Nürburgring-Award“ fand am Freitag vor dem 24-Stunden-Rennen in drei Kategorien im Nürburgring-Kino im „ring°werk“ statt. - Nach dem Zieleinlauf des 24-Stunden-Rennens muss man feststellen: Mit Mercedes-AMG wurde z.B. die richtige Firma, Marke (Brand) geehrt, denn das hat es in all den Jahren des 24-Stunden-Rennens noch niemals gegeben, dass drei Fahrzeuge der gleichen Firma am Ende eines dramatischen Rennens die Podiumsplätze Eins bis Drei belegten. (Und auch noch Platz 4!) - Da stimmt dann der Titel zur Schilderung eines neuen Ereignisses, das zumindest als gelungener Versuch betrachtet werden sollte:

Nürburgring-Award: Gesichts-Operation!

Zu den ersten Persönlichkeiten, die bei Beginn der Preisverleihung auf die Bühne im Nürburgring-Kino, direkt unterhalb der Leinwand, gerufen wurden, gehörte mit Peter Meyer, der Vorsitzende des ADAC Nordrhein in Köln, der das 24-Stunden-Rennen veranstaltet.

Der als Zweiter auf die Bühne gebeten wurde, war dann – aus Motor-KRITIK-Sicht – der Mann, dem in diesem Fall die größere Bedeutung zukam: Peter Lauterbach, CEO der Wige Media. Er empfindet seine Firma als „The Storytelling Company“. - Übrigens mit russischer Beteiligung! - Er sagte dann auch die „bedeutendsten Sätze“ an diesem Abend, weil sie gleichzeitig ein Hinweis auf eine versuchte Anbiederung sind. Er verwies auf den neuen Besitzer, den neuen Betreiber des Nürburgrings – mehrheitlich russisch - als Mit-Initiator des „Nürburgring-Award“ mit den Worten:

„...dem wir alle sehr vertrauen. - Peter Meyer und ich.“

Es blieb auch im weiteren Verlauf der Veranstaltung kein Zweifel daran, wer hier die Weichen gestellt, seine Verbindungen genutzt hatte. Er hatte vorher schon in einem Interview mit Laura Wontorra betont, das man versuche...

„...dem Nürburgring ein neues Gesicht zu geben.“

Um auch noch einmal zu unterstreichen, was eigentlich bisher nur Insidern bekannt war:

„Wir halten die Vermarktungsrechte an diesem Event.“

Er bezog die Anmerkung auf das 24-Stunden-Rennen. Dabei verdankt er – bzw. Wige Media – diesen Vertrag einem Mann, der nun in „seinem Unternehmen“, der Wige Media, nur noch als Berater geführt wird: Peter Geishecker.

Es war also kein Zufall, dass dieser „Award“ auch im Umfeld des 24-Stunden-Rennens verliehen wurde. Es ist also auch kein Zufall, dass Peter Lauterbach zu diesem Zweck das Interesse von RTL und den Springer-Verlag für dieses 24-Stunden-Rennen geweckt hatte. - Gute Arbeit!

Der neue „Weltrekord“ für die längste Sportübertragung auf der Welt, anlässlich des 24-Stunden-Rennens von RTL-NITRO aufgestellt, war da nur der erste positive Effekt. Auto-BILD (Springer-Verlag) wird da als „Medienpartner“ des 24-Stunden-Rennens sicherlich nicht zurückstehen wollen.

RTL-NITRO hatte – im Gegensatz zur Live-Übertragung des Veranstalters – ein passendes Moderatoren-Team im Einsatz. Über das eine wurde auf „Facebook“ vor dem Rennen sehr gelästert und es erreichten Motor-KRITIK Fragen wie z.B.:

„Warum beherrscht denn keiner von denen die englische Sprache richtig?“

Wobei wir bei Motor-KRITIK da – bei einem Rennen in Deutschland – noch nicht einmal so kritisch sein möchten. Aber es wäre schon schön, wenn man ein gutes Deutsch vernehmen könnte.

Bei RTL-NITRO machte z.B. Dirk Adorf als Kommentator eine gute Figur. Man konnte ihm als normaler Fernsehzuschauer sehr gut zuhören. Er stellte auch die richtigen Fragen und informierte sachlich und gut. - In einem gewissen Rahmen. - Er sagte deutlich weniger, als er wusste. Er empfand sich wohl mehr einem Fernsehsender als dem Motorsport verpflichtet. - Man sollte vielleicht auch nicht von ihm erwarten, dass er bestimmte Entwicklungen im Motorsport bei einem solchen – oberflächlich betrachtet - „begeisternden Event“ dann kritisch hinterfragt.

Da erzählte ihm der Fahrer eines Audi R 8 GT3 LMS z.B. von einer Leistung seines Fahrzeugs von um 460 PS, da die Motorleistung des Fahrzeugs durch die „BoP“ entsprechend eingebremst wurde.

Ein Fahrer eines neuen AMG-Mercedes GT3 spricht von 530 PS seines Fahrzeuges. - Dirk Adorf lässt so etwas dann ungeklärt „im Raum stehen“, obwohl der Audi lt. „BoP“-Bulletin 485 PS und der Motor des AMG-Mercedes 504 PS haben dürfte. Wenn man  das zulässige Gewicht berücksichtigt, müsste der Mercedes mit 2,64 kg/PS tatsächlich dem Audi mit 2,73 kg/PS überlegen sein. - Aber so... -

Der Werks-Porsche GT3 sah mit – auf dem Papier 2,61 kg/PS zwar nicht so schlecht aus - und unter Berücksichtigung einiger Marketing-Überlegungen war der Porsche für Motor-KRITIK der Favorit für den Gesamtsieg. - Und so wurde er auch hier bei Motor-KRITIK – schon vor dem Rennen – als der wahrscheinliche Gesamtsieger so benannt.

Porsche-Insider hatten mich gewarnt: Grundsätzlich könnten meine Überlegungen zwar stimmen, aber getriebetechnisch gäbe es noch Probleme. Keiner der neuen GT3-Porsche würde die 24-Stunden-Hatz überstehen. - Ehrlich: Ich habe mir das nicht vorstellen können. Tatsächlich ist aber der letzte im Rennen verbliebene Werks-Porsche im letzten Teil des Rennens mit einem „Antriebsschaden“ ausgeschieden.

Ein Fehler von mir, meine Informanten nicht ernst genommen zu haben. Aber ich hatte auch nicht den „Nürburgring-Award“ bedacht, mit dem am Freitag vor dem Rennen Mercedes-AMG bedacht werden sollte. Das Rennergebnis hat diesen Titel unterstrichen. - Deutlich! - Das war natürlich Zufall.

Ich habe mit AMG-Mercedes-Ingenieuren zur Motorleistung des neuen AMG-Mercedes GT3 interessante Gespräche geführt, die mir auch verdeutlicht haben – erst recht nach dem Podiums-Dreifach-Erfolg – was man von der „BoP“ zu halten hat. - Aber auch von den GT3-Fahrzeugen aller Fabrikate.

Weil mir das gerade einfällt: Versuchen Sie doch mal einen AMG-Mercedes GT3 mit einer Rennbereifung für eine „BoP“-Messung auf einen Rollenprüfstand zu stellen. - Pardon: Zu binden!

Alle GT3 sollten mal ursprünglich als motorsportliche Versionen der schon sportlichen Serien-Basis gelten dürfen. Aus allen sind „Flügel-Monster“ geworden, die sich auch alle – z.B. in ihrem elektronischen Aufwand – weit von der Serien-Basis entfernt haben. Fahrer werden so zu aufmerksamen „Bedienern“ ihrer Sportgeräte erzogen, deren Sichtverhältnisse im übrigen – beachtet man z.B. die Aussage eines Lucas Luhr zum BMW M6 GT3 nach einem unverschuldeten Unfall – so stark eingeschränkt sind, dass eine Zulassung solcher Fahrzeuge für den Straßenverkehr unmöglich würde. - „Wir sitzen praktisch auf der Rückbank.“

Damit erreicht ein so kompliziertes Sportgerät, wie der neue BMW M6 GT3, dann schon „DTM-Niveau“.

Es wäre auch „zu schlicht“ gedacht, wenn man annehmen würde, ein Serien-Bentley ließe sich mal so einfach mal um 1 Tonne (= 1.000 Kilogramm) für einen Sporteinsatz abspecken. Dieser Bentley GT3 kann praktisch nur eine Neukonstruktion in „bekanntem Karosserie-Kleid“ sein. - Auch eine Annäherung an die „Miss-Entwicklung“ in der DTM.

Natürlich wären hier eigentlich die Sportbehörden – und nicht Motor-KRITIK – gefragt, aber wer z.B. bei einem der wirklich bedeutenden Rennen in Deutschland z.B. den als Vorsitzenden des beim DMSB Fachausschuss für die Sicherheit im Automobilsport verantwortlichen Leiter, Michael Günther, erwartete, der musste enttäuscht sein. - Herr Günther hatte es vorgezogen jeder Diskussion aus dem Wege zu gehen und befand sich in Urlaub.

Die eine oder andere Problematik im Automobilsport in Deutschland wird einem Herrn Günther bekannt sein. Er wird auch an der Aufgabe, an der Lösung von Problemfällen auf seinem Spezialgebiet mitzuarbeiten, nicht vorbei kommen. - Dann eben nach dem 24-Stunden-Rennen, nach seinem Urlaub.

Mir hat auch das Beobachten des Rennens beim Weltrekord-Versuch von RTL-NITRO eine Menge Einsichten vermittelt, zumal ich auch zu den Lesern von Auto-BILD gehöre, die eine Motorsport-Beilage beinhaltet. Dort konnte ich z.B. in der aktuellen Ausgabe als Aussage von Timo Scheider lesen, der beim aktuellen 24-Stunden-Rennen als Fahrer eines Audi R8 GT3 am Start war:

„Mir macht es sehr viel Spaß, und ich bin zum ersten Mal seit 2011 wieder auf der Nordschleife am Start.“

Timo Scheider war als Ko-Kommentator bei Dirk Adorf während des Rennes bei RTL-NITRO zu Gast. Da habe ich dann z.B. die Frage vermisst:

Wie bist du eigentlich in den Besitz eines „DMSB-Nordschleifen-Permit A“ gekommen, die ja Voraussetzung für eine Teilnahme hier beim Rennen ist?

Dirk Adorf ist immerhin „Chef“ der „Fahrer AG“, die im Auftrag des DMSB auch Vorschläge entwickelt hat, wie man die Vergabe einer solchen „Rennberechtigung“ auf der Nürburgring-Nordschleife eigentlich vernünftig „handeln“ könne. -

Als Moderator, Kommentator, Interviewer von RTL-NITRO konnte sich Dirk Adorf offenbar keinerlei kritische Fragen zu diesem Thema erlauben, das gerade – z.B. in der letzten Geschichte vor dieser – auch Thema bei Motor-KRITIK mit Darstellungen aus den Original-Unterlagen auch der „Fahrer AG“ war, der Dirk Adorf vorstand.

Schade, wenn der Leiter einer vom DMSB eingesetzten „Fahrer AG“ kritische Fragen während einer Fernsehsendung unterlässt, weil ihm das evtl. vorgegeben ist oder er sich selbst im Interesse seines vorübergehend wichtigen „Dienstherrn“, bei allen kritischen Fragen zurück nimmt.

Es gibt übrigens noch weitere Fahrer, die vom Wohlwollen des DMSB abhängig, in diesem Jahr beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife am Start waren. Außer Timo Scheider würden mir da – nur als Beispiel zu sicherlich noch mehr Fällen - im Moment spontan folgende Namen einfallen:

  • Jordi Gene
  • Eduardo Mortara

Diese Nennungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. - Mein Einwand ist auch kein Beweis dafür, dass Motor-KRITIK die Einführung eines DMSB-Nordschleifen-Permit für sinnvoll hält. Es ist sinnlos, was die Auswirkungen betrifft. Aber es hat natürlich eine plakative Wirkung auf eine in der Sache nicht objektiv informierte Öffentlichkeit.

Motor-KRITIK möchte erinnern: Der tote Zuschauer am 28. März 2015 geht auf das Konto eines Fahrers mit „DMSB-Nordschleifen-Permit A“, der seine Qualifikation zum Fahren eines GT3 auf der Nürburgring-Nordschleife eigentlich über ein Computer-Spiel erreichte, bei dem man, wenn man die Rennstrecke mit einem Crash verlassen hat, weil einem nach einem „Fahrfehler“ (am Computer) „die Straße ausging“, dann wieder – unverletzt (!) die Fahrt fortsetzen kann. - Für solche Computerspiele wurde damals – und wird heute – dann mit positiven Beispielen geworben. - Auch dieses Mal beim 24-Stunden-Rennen. - Aber Spiel ist Spiel und Rennen ist Rennen!

Das diesjährige 24-Stunden-Rennen war – wenn man das Umfeld ausblendet – sicherlich ein tolles Rennen, das sicherlich auch die Fans rings um die Strecke begeistert hat. Beim Start ist mir – den Fernseher und Computer-Bildschirm beobachtend - aber z.B. aufgefallen, dass der Start der zweiten und dritten Startgruppe nicht „live“ gezeigt wurden. - Die GT3 steht eben derzeit im Mittelpunkt der Bemühungen der Industrie. - Da wird dann nicht nur so mancher Sportfunktionär gerne zum Handlanger, weil das „umsatzfördernd“ ist. - Auch ein Regisseur.

  • Warum war Motor-KRITIK weder zum Start, noch während des Rennens an der Strecke?

So ein Rennen ist „live“ tatsächlich anders erlebbar als auf dem Computer betrachtet oder durchs Fernsehen vermittelt. - Aber es fehlt die Distanz zu einer kritischen Betrachtung und auch die Möglichkeit, an vielen Stellen gleichzeitig zu sein. Es kann nur zu einer punktuellen Betrachtung kommen. Insgesamt muss man aber feststellen:

  • Es war ein tolles Rennen, bei dem nicht nur die letzte Runde etwas Besonderes war.

So etwas braucht keine „Gesichtsoperation“. - Aber vielleicht einen anderen Veranstalter. Mit einem anderen Reglement. Mit einer anderen Klassen-Einteilung und weniger als 27 Klassen. Und einer „normalen Vorstellung“ von Motorsport, die auch den Einfluss der Industrie begrenzt.

Auch hier ist der DMSB gefragt!

Dann braucht man vielleicht auch keinen „Nürburgring-Award“, der dem Nürburgring „ein neues Gesicht“ zu geben versucht. Der Nürburgring ist eine Persönlichkeit, der keine Applikationen braucht. - Er wirkt auch „nature“.

Obwohl einem so ein „Award“ – bei genauer Betrachtung der Details – auch „die Augen öffnen kann“.

MK/Wilhelm Hahne

Selbstkritische Anmerkung zum Schluss: Während des Korrekturlesens habe ich die ganze Zeit ein Lied auf den Lippen gehabt, dessen eine Textstelle in der deutschen Version lautet: „...und rinnt auch kühl der Regen; ich sag: Meinetwegen! - Für mein kleines Herz ist Mai!“ - Das ist eigentlich auch eine Aussage zu meiner persönlichen Grundeinstellung. - Nicht nur zum Wetter!

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