Stuck: DMSB-Präsident & noch mehr?

Genau genommen ist Hans-Joachim Stuck eigentlich noch mehr als mehr. Schließlich war er einmal ein erfolgreicher Rennfahrer. Er war auch ein richtiger „Gaudibursch'“, dessen Späße viel belacht wurden, obwohl die jeweils Betroffenen darüber nicht unbedingt lachen konnten. Er ist auch heute noch der Repräsentant des Volkswagen-Konzerns und Berater dieses Automobilherstellers auf dem Gebiet des Motorsports. Er bewegt auch noch – sicherlich nicht ohne angemessene Entlohnung – jeweils am Freitag vor den VLN-Rennen als „Taxifahrer“ ein speziell vorbereitetes Audi R8-Renntaxi auf der Nürburgring-Nordschleife. Und er ist – wie sich aus dem Titel ergibt – der Präsident des Deutschen Motorsport-Bundes (DMSB), dem nationalen (deutschen) Vertreter der FIA. Dessen Präsident, Jean Todt, ist – wie Hans-Joachim Stuck betont – ein guter Freund von ihm. Und der hat... - Nun ja, was Hans-Joachim Stuck dazu verbreitet hat, macht ihn – wie man aus den bisherigen Abläufen schließen muss – zu einem Märchenerzähler. - Oder Jean Todt wäre einer. Was man aber – meint Motor-KRITIK – wohl ausschließen kann, wenn man die Fakten kennt, wie sie nachstehend notiert sind. - Motor-KRITIK hat auch Jean Todt (via FIA!) befragt und – keine Antwort erhalten. - Insgesamt ergibt sich daraus schlussendlich die Frage:

Stuck: DMSB-Präsident & noch mehr?

In den letzten Monaten konnte man mit Hans-Joachim Stuck die vielfältigsten Erfahrungen als „Taxifahrer“, VW-Berater (in den unterschiedlichsten Marken-Jacken des Konzerns), als DMSB-Präsident und als „Gaudibursch“ machen. In der Rolle als DMSB-Präsident wirkte er durch seine schnellen „Sidesteps“ und unüberprüfbaren Argumentationen oft wie der „Gaudibursch“ von früher:

  • Er wurde – und wird - nicht ernst genommen!

Kann man sich z.B. vorstellen, dass der Präsident des DFB (Deutscher Fußball-Bund e.V.) heute im Trikot von Schalke 04 und morgen vom Bayern München herum läuft und evtl einen Beratervertrag bei der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH hat?

Als einer seiner früheren Bewunderer würde ich – und Motor-KRITIK – Hans-Joachim Stuck aktuell empfehlen:

  • Bitte treten Sie als DMSB-Präsident zurück!

Lassen wir noch einmal die Ereignisse, die zu dieser „Empfehlung“ führen hier Revue passieren, um sie nicht nur für unsere Leser, sondern auch für Hans-Joachim Stuck verständlich – oder wenigstens verständlicher – zu machen:

Eigentlich begann alles mit einem traurigen Ereignis: Am 28. März 2015 kam es bei einem VLN-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife zu einem Unfall im Bereich „Flugplatz“, bei dem ein Zuschauer tödlich verletzt wurde. - Ausgelöst durch einen Fahrer mit DMSB-Nordschleifen-Permit der Kategorie A!

Ein Gutachten, das den Unfallhergang erklären, die Basis dafür offen legen sollte, wurde zwar – wie zu hören – vom DMSB in Auftrag gegeben, aber bis heute nicht veröffentlicht, sondern wird wohl als „geheime Verschlusssache“ behandelt.

Wenn man sich in den Videos den Unfall – immer wieder – angesehen hat, dann muss man zu der Erkenntnis kommen, dass – wenn man den Unfall gesamtheitlich betrachtet - die damaligen „Sicherheitsmaßnahmen“ des DMSB dabei schon eine Rolle spielten. - Trotzdem:

Schon eine Viertelstunde nach dem Unfall drohte der Geschäftsführer des DMSB, Christian Schacht, der bei dem Rennen „vor Ort“ war, der Nordschleife die Zulassung (die Streckenlizenz) zu entziehen, wenn nicht umgehend... - Ja, was denn?

Diese Ein-Mann-Show setzte sich fort, indem dieser Christian Schacht dann Stunden später gewissen Rennkategorien und Klassen bei der VLN und – sehr wichtig – beim 24-Stunden-Rennen, der SP7, SP8, SP9, SP10, SPX und deren „Unterkategorien“ die Zulassung zu Rennen auf der Nordschleife entzog. - Die Kurzschlusshandlung eines überforderten Funktionärs?

Zum 1. April 2015 begann dann die Suche nach wirklichen Lösungen, die auch die Durchführung des 24-Stunden-Rennens nur wenige Wochen später möglich machen sollte. Der DMSB hatte zum „Runden Tisch“ eingeladen. Eine geschickte Art Verantwortung zu delegieren und sich von den eigenen Schnellschüssen eines dazu eigentlich nicht autorisierten einzelnen Mitarbeiters unauffällig zu distanzieren.

Am 7. April 2015 kommt man dann zu einer vorläufigen Lösung, die man als „Maßnahmenpaket“ verkündet, das die Voraussetzungen für eine weitere Durchführung von Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife schaffen soll:

  • Die Motorleistung der leistungsstarken Rennfahrzeuge (wie GT3) muss um 5 Prozent reduziert werden.
  • Die '“ausgeschlossenen Klassen“ (durch DMSB-GF. Christian Schacht) werden wieder zugelassen.
  • Es wird ein Tempo-Limit in bestimmten Streckenbereichen von 200 bzw 250 km/h beschlossen.

Das bisherige Maximaltempo von 60 km/h in der Boxengasse wird auf 30 km/h gesenkt. Das Tempolimit soll (per „GPS-Auge“ und GPS-Daten) kontrolliert und Verstöße mit harten Strafen sanktioniert werden. Ebenso Verstöße gegen den so genannten „Code 60“, der an Unfallstellen die festgesetzte Höchstgeschwindigkeit der Rennteilnehmer beim Passieren dieser Stellen auf 60 km/h limitiert.

Es werden nun auch Arbeitsgruppen (AG's) ins Leben gerufen, die auf den von ihnen bearbeiteten Fachgebieten langfristige Lösungen für die Nürburgring-Nordschleife entwickeln sollten.

Dazu Hans-Joachim Stuck heute (in "Fan-Guide 2016"):

„Plötzlich war ich Mister Speed Limit. Als DMSB-Präsident trage ich natürlich die Verantwortung für das, was beim DMSB entschieden wird. Und ich habe für die Slow Zones gestimmt, aber als einer von 17. Es war eine gemeinsame Entscheidung, die auch funktioniert hat. Denn es konnten weiter Rennen auf der Nordschleife gefahren werden – ohne irgendeine andere Einschränkung.“

Das sah dann so aus:

Das 24-Stunden-Rennen des ADAC Nordrhein musste also unter diesen Bedingungen durchgeführt werden, ebenso z.B. die Rennen im Rahmenprogramm dieser ADAC-Großveranstaltung;

  • der Porsche Carrera Cup Deutschland
  • und die FIA WTCC.

Vor dem Start des Porsche Carrera-Cup wurde vom Rennleiter aber intern verkündet, dass der „Code 60“ für dieses Rennen nicht gilt. - ??? -

Für das FIA WTCC-Rennen gelten dann auch nicht die eigentlich als unverzichtbar verkündeten Geschwindigkeitsbegrenzungen, weil diese Renntourenwagen die Geschwindigkeiten in den vorgeschriebenen „Slow Zones“ angeblich nicht erreichen. Auch das für alle Teilnehmer am 24-Stunden-Rennen vorgeschriebene DMSB-Nordschleifen-Permit muss von den Fahrern dieses FIA WTCC-Rennens nicht nachgewiesen werden.

Beim 24-Stunden-Rennen – am gleichen Wochenende durchgeführt – sollen dagegen alle Verstöße gegen die neu eingeführten „Geschwindigkeitsbegrenzungen“ streng geahndet werden.

Nach Motor-KRITIK-Informationen wurde gegen die Geschwindigkeitsbegrenzungen während des 24-Stunden-Rennes aber so um rd. 2.000mal verstoßen, ohne dass diese Verstöße – bis auf wenige „plakativen Strafen“ - geahndet worden wären. - Was nicht für die Sinnhaftigkeit der durch den DMSB eingeführten Beschränkungen spricht. Aber auch nicht erklärt, warum bei den folgenden VLN-Veranstaltungen dann sehr streng auf die Einhaltung der neuen Vorschriften geachtet – und Verstöße bestraft wurden.

Es geht – ging - wohl primär darum, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Und für den ADAC-Nordrhein die Durchführung des 24-Stunden-Rennens und die Umsetzung der gegenüber der Industrie gemachten Zusagen zu ermöglichen.

Hans-Joachim Stuck – als DMSB-Präsident – dazu heute:

„Das war eine schwierige Zeit, in der ich oft nicht gut geschlafen habe, weil ich mich zum Teil wirklich ungerecht behandelt fühlte. Aber da musste ich durch. Und den Effekt unserer Bemühungen sehen wir heute: Es funktioniert auf der Nordschleife, es läuft alles. Also kann man sagen: Wir haben es richtig gemacht.“

Im August 2015 stellte dann der damalige „Nürburgring-Käufer“ (und -Betreiber), „Capricorn“ (CNG), einen Maßnahmen-Katalog vor, der die Zukunft des Motorsports auf der Nürburgring-Nordschleife sichern soll:

  • Kein Streckenumbau
  • Bis auf eine Neu-Asphaltierung im Bereich „Quiddelbacher Höhe/Flugplatz“ soll die Strecke unverändert, „unangetastet“ bleiben.
  • Kein Abtragen der vorhandenen Kuppen
  • Keine größeren Auslaufzonen
  • Die Geschwindigkeitsbegrenzungen soll es im Sportjahr 2016 nicht mehr geben

Kurze Zeit später, am 21. August 2015 gibt es ein „STRaßenfest“ in Nürburg, zu der eine Diskussion zur aktuellen Situation auf der Nordschleife angekündigt ist.

Als Gäste sind „vor Ort“:

  • Klaus Abbelen, Fahrer und Teamchef in der VLN,
  • Holger Adrio, als Aktiver, Vertreter des „Basis“-Motorsports,
  • Dirk Adorf, Mitglied der „Fahrer AG“, vom DMSB ins Leben gerufen,
  • Jürgen Alzen, Fahrer und Teambesitzer
  • Karl Mauer, Generalbevollmächtigter der VLN
  • Kai von Schauroth, Promotor einer „Youngtimer“-Serie
  • Carsten Schumacher, Geschäftsführer des Nürburgring-Betreibers „capricorn“
  • Hans-Joachim Stuck, Präsident des DMSB

Geleitet wird die Diskussion von Ossi Kragl, der seit Jahrzehnten am Nürburgring eine Marketing-Agentur betreibt und als Ex-Mitarbeiter bei BMW-Motorsport oder ehemaliger leitender Mitarbeiter bei Castrol über eine Menge Kontakte und Wissen in der Renn- und Motorsport-Szene verfügt.

Hier – an diesem Tag in Nürburg - erzählt der DMSB-Präsident – zwangsweise durch eine Anweisung des VW-Vorstandes dorthin beordert (!) - zum ersten Mal in der Öffentlichkeit, dass die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgrund von einem direkt nach dem Unfall geführten Telefonat des FIA-Präsidenten, mit ihm – Hans-Joachim Stuck – erfolgt sei, bei dem Jean Todt - „ein guter Freund von mir“ - mit dem Entzug der Rennlizenz für die Rennstrecke Nordschleife durch die FIA gedroht habe.

Diese Aussage hat er aktuell noch einmal wiederholt, indem er für den „Fan-Guide 2016“ aktuell zu Protokoll gab:

„Noch am Tag des Unfalls bekam ich einen Anruf aus Paris, in dem mir Jean Toddt sagte: Pass auf, mein Lieber, mach was, sonst findet auf der Nordschleife kein Rennen mehr statt.“

Anfang Dezember 2015 gibt die Fahrer AG Nordschleife, vom DMSB ins Leben gerufen, ihre Empfehlungen nicht nur dem DMSB, sondern auch der Öffentlichkeit bekannt, nachdem der DMSB die guten Vorschläge im Eigeninteresse zu verwässern droht. - Das ist der Eindruck, den die Mitglieder dieser Fahrer-AG durch das Verhalten von DMSB-Mitarbeitern haben müssen.

Darum hatte die Fahrer-AG auch die Öffentlichkeit informiert:

„Die Fahrer-AG um Dirk Adorf geht davon aus, dass ihre Empfehlungen erwartungsgemäß in unveränderter und nicht abgewandelter Form in das Regelwerk des Deutschen Motorsport Bund (DMSB) übernommen und umgesetzt werden.“

Dazu gehört eine

  • Neuregelung des DMSB-Nordschleifen-Permit,
  • eine veränderte Code-60-Regelung und
  • die Einführung eines darauf abgestellten E-Learning-Tools für Fahrer und Streckenmarshalls.

Der DMSB hat die Beschlüsse der Fahrer AG aber auf seine Art „frisiert“, was die Fahrer AG dazu bringt, sich ihrerseits von den DMSB-Beschlüssen zu distanzieren.

Die Fahrer AG erkennt in den Abänderungen des DMSB praktisch eine „Abzocke“ der Fahrer in einigen Punkten.

Am 13. Januar 2016 nimmt dazu der Präsident des DMSB, Hans-Joachim Stuck, wie folgt Stellung:

"Die Arbeitsgruppe Fahrer hat sich als sehr schwierig erwiesen, da sie uns Vorschläge gemacht haben, die teilweise nicht machbar sind. …

"Der Dirk Adorf, den ich auch selbst in die Gemeinschaft aufgenommen habe, aber der hat sich als sehr sehr schwierig erwiesen. Und manchmal etwas weit entfernt von der Realität. Er macht sicher gründlich seine Arbeit, aber er muss auch einsehen, dass es irgendwo Limits gibt. Ohne Kompromiss geht’s nicht.“

Gegen Ende Mai 2016 wird die Nordschleife von der FIA abgenommen. Jörg Bergmeister befährt mit einem Porsche GT3 zur Demonstration ein paar Mal den angeblich nur mit neuem Asphalt versehenen Abschnitt „Quiddelbacher Höhe“ - „Flugplatz“ um zu der Feststellung zu kommen:

"Ich rätsele immer noch, ob mir alte oder neue Variante besser gefällt. Die Konsequenz jetzt ist, dass man noch schneller ums Eck fährt". Das Problem mit der Unterluft wurde auf jeden Fall gelöst. Die Gefahr, dass die Autos abheben, ist auf jeden Fall gebannt. Aber das fahrerisch kalkulierbare Risiko ist an dieser Stelle nicht unbedingt geringer geworden."

Durch einen – entgegen der gemachten Zusage (!) – doch vorgenommenen Umbau der Kuppe am „Flugplatz“ ist nämlich nun die „Sprung-Kuppe“ am „Flugplatz“ verschwunden, aber die dahinter liegende „lange Rechts“ dadurch zu einer „Mutkurve“ geworden.

Im Juli 2016 glaubt man seinen Augen nicht zu trauen, wenn man im „Fan-Guide 2016“ (aus dem auch ein Teil der Zitate stammen) als Aussage des DMSB-Präsidenten, Hans-Joachim Stuck, zur vormals von ihm so gescholtenen Fahrer AG nun liest:

„Die Fahrer AG hat grundsätzlich einen sehr guten Job gemacht; sie besteht ja auch aus guten Leuten, die wissen von was sie reden. Und die Fahrer AG war zu Recht sauer auf den DMSB. Der DMSB hat gewisse Dinge nicht oder nicht sauber kommuniziert. Gegen diese Fehler hat sich die Fahrer AG gewehrt. Das ist bei mir auf Unverständnis gestoßen, aber nur weil ich nicht wusste, dass der Fahrer AG gewisse Informationen vorenthalten worden waren. Im Endeffekt muss man der Fahrer AG dankbar sein, dass sie so hartnäckig war und ihre Maßnahmen durchgesetzt sehen wollte.“ …

Das ist so ein Moment, wo man sprachlos ist. Aber nur, wenn man Hans-Joachim Stuck nicht länger kennt. Recherchen von Motor-KRITIK ergaben:

Vor Wochen war der Streit zwischen dem DMSB – oder besser: Hans-Joachim Stuck – und der Fahrer AG am Lausitzring eskaliert. Stuck wollte die Fahrer AG um einen ihm genehmen Fahrer (Motor-KRITIK kennt den Namen) ergänzen, in dem er einen anderen „vor die Tür setzen“ wollte. (Motor-KRITIK kennt den Namen) -

Da hat die Fahrer AG mit Auflösung dieser Arbeitsgemeinschaft gedroht. Das hätte nicht in die Strategie eines DMSB-Präsidenten gepasst. - Also hat er „beigedreht“. - So ist er eben. Und kommt sich dabei sehr geschickt vor. - Darum auch seine neue Deutung und öffentlich (!) gemachte Einschätzung der Arbeit der Fahrer AG.

Die Fahrer AG hatte sich vorher übrigens besonders an einer DMSB-Lösung gestört, die ihnen – in anderer Art vorgeschlagen – vom DMSB abgelehnt worden war und deren aktuelle Umsetzung der DMSB-Präsident in dem genannten Interview wie folgt schildert:

„Für Rennfahrer, die über ausreichende Kenntniss auf der Nordschleife verfügen, hat das Präsidium eine Ausnahmeregelung zur Erlangung der Permit geschaffen. Dadurch können die Fahrer auf Antrag vom Nachweis von Pflichtrunden oder von der Teilnahme an Rennen mit kleineren Rennfahrzeuge befreit werden. Sie müssen aber unbedingt am E-Learning für die speziellen Sicherheitsregeln der Nordschleife teilnehmen. Diese Ausnahmeregelung muss durch zwei DMSB-Präsidiumsmitglieder befürwortet werden. Sie gilt ausschließlich für Fahrer, die bereits in früheren Jahren Erfahrungen auf der Nordschleife sammeln konnten.“

Die Praxis sieht aber anders aus. - Wie Motor-KRITIK feststellen musste. Selbst im Fall des so genannten E-Learning kommt es zu „Lösungen“, dass es z.B. Fahrer gibt, die inzwischen für eine Reihe von anderen Fahrern das E-Learning – natürlich erfolgreich – vorgenommen haben. Und die Aussage, dass man als erfahrener Nordschleifen-Kenner, ohne die vorgeschriebenen Voraussetzungen zu erfüllen nur ein DMSB-Nordschleifen-Permit erhalten kann, nachdem diese Ausnahmeregelung „durch zwei DMSB-Präsidiumsmitglieder befürwortet“ worden ist – blieb nicht nur der Öffentlichkeit lange verborgen, sondern war auch der Fahrer AG unbekannt, zumal ein besserer – aber ähnlicher – Vorschlag der Fahrer AG vorher eindeutig abgelehnt worden war.

Wie Motor-KRITIK feststellen konnte, genügt jetzt auch ein einfacher Anruf beim DMSB-Präsidenten. - Wenn man sich kennt. Oder z.B. der Chef des weltgrößten Automobilherstellers ist.

Besonders interessant ist auch, dass der DMSB-Präsident, Hans-Joachim Stuck, in dem schon erwähnten Interview noch einmal seine Aussage vom 21. August 2015 in etwas anderer Form wiederholt, als er auf die Frage, ob ihn der Präsident der F'IA gleich nach dem Unfall auf der Nordschleife angerufen hat antwortet:

„Ja, sicher. Jean und ich sind sehr gut befreundet, wir arbeiten eng zusammen. Er hätte der Nordschleife kurzfristig die FIA-Lizenz entzogen, wenn wir nichts unternommen hätten.“

Da haben wir – hat Motor-KRITIK - nun aktuell den Präsidenten der FIA, Jean Todt, kurz per E-mail angeschrieben:

Hier die Anfrage in deutscher Sprache:

Betreff: Nürburgring-Unfall, Nordschleife, 28. März 2015, mit tödlichem Ausgang für einen Zuschauer

Sehr geehrter Herr Präsident Jean Todt;

im o.g. Fall habe ich Fragen, die Sie bitte mit einem kurzen JA oder NEIN beantworten können:

1) Haben Sie direkt nach dem Unfall, Stunden später, den Präsidenten des DMSB, Hans-Joachim Stuck angerufen, um ihm den Entzug der Streckenlizenz für die Nürburgring-Nordschleife anzudrohen, wenn nicht kurzfristig eine einschneidende Maßnahme des DMSB erfolgt?

2) Haben Sie dieses Gespäch – wenn es stattgefunden hat – als Freund, also privat, oder aber in Ihrer Funktion als Präsident der FIA geführt?

3) Mit welchem weiteren Mitglied (weiteren Mitgliedern) der FIA war der Inhalt des Telefongesprächs – wenn es stattgefunden hat – abgestimmt?

Bei einer Antwort mit NEIN auf die Frage 1 erübrigen sich die Antworten auf die weiteren Fragen.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn mich Ihre Antwort schnell erreichen würde.

Ich schreibe Ihnen in meiner Funktion als Motor-Journalist (Freelancer), seit Jahrzehnten auf diesem Sektor tätig. Meinen für 2016 gültigen Presseausweis des DJV (Deutscher Journalistenverband) füge ich im Anhang bei.

Mit freundlichen Grüßen

Wilhelm Hahne

Internet: www.motor-kritik.de
DJV-Presseausweis 2016 # 12-1-0851-11-3

Motor-KRITIK hat diese Anfrage an den französischen Präsidenten der FIA, der ein Franzose ist – um Komplikationen auszuschließen – in französischer Sprache gestellt und möchte darum diese Version, die auch so die FIA in Paris erreichte, der Ordnung halber hier auch einstellen:

Betr.: Accident sur la boucle nord du Nürburgring du 28. Mars 2015 avec suites mortelles pour un spéctateur.

Monsieur le Président Jean Todt;

dans le cas susmentionné j´ai des questions auxquelles je vous prie de bien vouloir répondre avec un bref oui ou non.

1. Avez-vous, quelques heures après l´accident, appelé le Président du DMSB, Hans-Joachim Stuck, pour lui annoncer le retrait de la licence du circuit si cet accident n´avait pas des conséquences marquantes de la part du DMSB?

2. Cet appell téléphonique, s´il a eu lieu, avait-il un caractère plutôt amical et privé ou avait-il une notation officielle en votre fonction comme Président de la FIA?

3. Avec quel /quels autres membres dela FIA cet appell téléphonique, s´il  a eu lieu, a été concordé?

Au cas d´un “non” à la première question les autres questions seraient obsolètes.

Je vous écris en ma fonction de Journaliste d´automobile indépendant qui publie depuis des décennies dans le secteur. Ci-joint vous trouvez mon pass de presse valable pour 2016 du DJV (association des journalistes allemands).

Je vous prie de bien vouloir agréer, Monsieur le Président, mes salutations les plus distinguées!

Wilhelm Hahne.

Internet: www.motor-kritik.de
DJV Presseausweis 2016 # 12-1-0851-11-3

So wurde der Eingang der oben eingestellten E-mail durch die FIA bestätigt. Da ich sonst keine Kontrolle über den Eingang bei der FIA erhalten kann, habe ich ein Screenshot der FIA-Rückmeldung nach Absenden meiner E-mail von der Internetseite der FIA gemacht.

Das war am Nachmittag des 11. Juli 2016. Bis heute, am 22. Juli 2016 habe ich immer noch keine Antwort erhalten. - Auch keinen Zwischenbescheid!

Aber meine E-mail ist – wie mein Screenshot oben zeigt – bei der FIA eingegangen. Ein Mann, auch ein Präsident, der angeblich den Auch-Präsidenten, Hans-Joachim Stuck, zwei Stunden nach einem Unfall am Nürburgring anruft, meldet sich innerhalb von 11 Tagen nicht bei einem anfragenden Journalisten auf eine offizielle Anfrage!

Am Freitag, dem 15. Juli hat Hans-Joachim Stuck mal wieder auf einem speziell für ihn hergerichteten Audi R8 LMS „Taxifahrten“ auf der Nürburgring-Nordschleife durchgeführt. Dabei hat dann ein Reifen so reagiert, dass das selbst einen Präsidenten des DMSB nachdenklich machen müsste:

Es hatte sich ein großer Teil der Lauffläche vom Reifen gelöst, ist auf einer Runde Nordschleife mit Passagier (!) irgendwo verloren gegangen.

Ein Zeichen von wem für wen? - Wäre das nicht ein Grund für Jean Todt, seinen Freund Hans-Joachim Stuck mal wieder anzurufen und von ihm neue Limits für die Nordschleife zu verlangen?

Es war – wie man sehen kann – ein Reifen, der eine „Nordschleifen-Zulassung“ des DMSB hat. („S9L“) Wäre DMSB-Präsident Stuck also fast ein Opfer seiner Sportbehörde geworden? Aber eigentlich genießen die GT3 auf der Nordschleife “Sonderkonditionen“ und er hätte bei seinen Taxifahrten auch einen Reifen fahren können, der - wie das Beispiel beim Samstag-Rennen gezeigt hat – zwar nicht vom DMSB genehmigt ist, aber offensichtlich hält. (Ohne „S9L“) - Aber so ein „Vignetten“-Reifen.

Wie man sehen kann, fährt der DMSB-Präsident und Berater des VW-Konzerns einen speziell für ihn vorbereiteten Audi R8 LMS, der – wie man den Aufschriften entnehmen kann – vom TÜV-Rheinland gesponsort wird. - Und spart an den Reifen? - Nun fährt bei Taxifahrten kein Profi wirklich „voll“. Auch der DMSB-Präsident nicht. Und eine „S9L“ hat die härtere Mischung, hält mehr Runden. - Also... -

Hätte also, bei all' dem Aufwand, der DMSB-Präsident mal nicht einen der von seiner „Behörde“ für die Nordschleife freigegebenen Reifen nutzen sollen und zu der etwas teureren „Total Performance“-Lösung der gleichen Größe, ohne die Bezeichnung „S9L“ greifen sollen?

So könnte man fragen. - Aber das wäre ungerecht, denn man darf nicht vergessen, dass die Nordschleife z.B. an einer Reihe von Kurven – NEU - mit so genannten „Rattermarken“ ausgestattet wurde. - Als weitere Sicherheitsmaßnahme! - Argument der Funktionäre: Die Fahrer sollen beim Rennen zwischen den beiden weißen Linien bleiben. - Also eine Erziehungsmaßnahme mit Unsicherheitsfaktor.

Natürlich könnte auch beim „Stuck-Taxi“ ein so genannter „Slow Puncture“ der Auslöser gewesen sein, denn zu wenig Luft im Reifen kann – gerade auf der Nordschleife mit seinen deutlichen „Kompressionen“ (z.B. „Fuchsröhre“, „Tiergarten“) und den hohen Abtriebswerten eines GT3 den "Tod eines Reifens" bedeuten.

Um dem Reifenhersteller Michelin die Möglichkeit einer Erklärung zum Vorfall zu geben, dessen „Anlage“ evtl. nicht bei diesem Reifenhersteller zu suchen sein muss, haben wir Michelin um eine Darstellung der Vorgänge nach abgeschlossener Untersuchung des „kranken Reifens“ gebeten. - Motor-KRITIK verfügt schließlich über Beweis-Fotos. (s.o.)

Der beschädigte Reifen ist zwar inzwischen bei Michelin, aber – in Deutschland. Er wird erst in den nächsten Tagen nach Frankreich zur Untersuchung weitergereicht. - Es gibt also noch keine gesicherten Erkenntnisse.

Dem DMSB-Präsidenten, Hans-Joachim Stuck, kann nun auch der TÜV Rheinland kaum mehr helfen. Seine Argumentationen, öffentlichen Darstellungen und Handlungen passen eben nicht in das Gefüge von DIN und ISO. - „BoP“ hin, Geschwindigkeitsbegrenzung und „Rattermarken“ her.

Und Jean Todt, der FIA-Präsident und Freund des DMSB-Präsidenten, schweigt!

Als Repräsentant des deutschen Motorsport ist Hans-Joachim eigentlich – schon wegen seiner vielen Rollen, die er z.Zt. gleichzeitig aktiv im deutschen Motorsport spielt - nicht mehr tragbar, wird auch in dieser Funktion weder von den deutschen Motorsport-Clubs noch von den Fahrern respektiert und akzeptiert. Und das nicht, weil er als Präsident der deutschen nationalen Motorsport-Präsenz der FIA, seinen eigentlichen Wohnsitz in Österreich hat.

Der Motorsport – und sein fahrerisches Talent haben Hans-Joachim Stuck zu einer Ikone werden lassen.

Es wäre schade, wenn er als „überqualifizierter Taxifahrer“ enden würde!

Da hilft auch nicht die Tarnkappe „DMSB-Präsident“. - Er sollte sie ablegen, bevor sie mit der Maske eines Clowns verwechselt wird.

MK/Wilhelm Hahne

Freundschaftliche Anmerkung: Verstehe bitte, lieber Hans-Joachim, dass ich hier als Journalist förmlich werden musste. Und an der Realität orientiert. Du hast mit deinem Handeln und deinen „Sprüchen“ Grenzen überschritten, die ich in Form dieser Geschichte meinen Lesern verdeutlichen musste. - Leider! - Nachdem dein Freund Jean nicht auf meine offizielle Anfrage – über die offizielle Internetseite der FIA – antwortete, musste ich deine Schilderung des Anrufs von Jean Todt, zwei Stunden nach dem Unfall auf der Nürburgring-Nordschleife, als eine von dir als richtig empfundene „interne Sprachregelung“ empfinden. - Bei dir reagiert Jean Todt innerhalb von zwei Stunden, bei Motor-KRITIK innerhalb von 11 Tagen nicht. - Aus deiner Sicht war deine Version vom schnellen Anruf des FIA-Präsidenten vielleicht eine entschuldbare Notlüge. - Ich bin nicht von der Richtigkeit deiner Version überzeugt. - Aber durchaus bereit – bezogen auf diesen Abschnitt meiner Darstellung oben – mich bei dir zu entschuldigen, wenn du innerhalb einer Woche nach Einstellung dieser Geschichte mir eine Eidesstattliche Erklärung zukommen lässt, in der du deine bisherige öffentlich gemachte Darstellung unter Eid als Tatsache bestätigst. - Im anderen Falle erwarte - nicht nur - ich deinen Rücktritt als Präsident des DMSB „aus persönlichen Gründen“! - Oder so. - Im Interesse des deutschen Motorsports! - Und in deinem Interesse! - Wilhelm

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