20. März 2017: Lieber Leser!

Journalist zu sein, scheint in einem Zeitalter, von Computer, Internet, WLan und Handy bestimmt, sehr einfach geworden zu sein. Da muss nicht mehr recherchiert werden, da flattern einem die Themen auf den Tisch. Zu Trump, Merkel und Erdogan kann heute jeder etwas schreiben. Da läuft jede Meinungsäußerung, jede Handbewegung der Akteure über den Ticker. - Und man weiß auch was der Leser verlangt. Schulz kann man nicht mehr übersehen; die CDU ist gerade etwas unattraktiv. Aber „viele Tote bei schweren Überflutungen in Peru“ macht sich sicherlich „in der Mischung“ gut. Ach ja! - Und was hat der Kollege vom „Media-Lunch“ am Nürburgring mitgebracht? - Eigenmeldungen und Exklusivgeschichten müssen schließlich auch sein. - Ein Interview mit dem Geschäftsführer hat schon was. - Egal was drin steht. - Der kann auch alles sagen. Und man wird auch alles drucken. Denn eigentlich versteht man von dem Thema nichts. - Ob Trump an der Merkel vorbei guckt, das kann man bewerten. Und wenn Erdogan über „Nazi-Methoden“ in Deutschland klagt, dann kann man sich empören. - Das kommt immer gut. Natürlich muss man sich ein wenig populistisch geben, im Mainstream mitschwimmen. Schließlich tun das auch die Anzeigenkunden. Und die Testwagen in einer Regional-Zeitung erfahren auch immer eine gute Bewertung. - Weil doch sonst die Händler dieser Marke nicht mehr inserieren. - Erklärt der „Tester“ jemandem, der danach fragt. - Und wenn man Streckensprecher am Nürburgring ist, immer bei einer bestimmen Rennserie am Nürburgring zum Einsatz kommt, dann muss man den Journalisten für einen Idioten halten, der schreibt, wie die Verhältnisse dort wirklich sind. - Man muss das gerade rücken. So lange, bis man selbst den Blödsinn glaubt, den man erzählt. - Aber die Öffentlichkeit interessiert doch auch gar nicht, was nicht funktioniert. Sie möchten vom Nürburgring endlich „good news“! Der alte Slogan, „Bad News sind good News“, der ist von gestern. Und Journalisten, die „bad news“ in der Eifel ausgraben, vor den Folgen warnen, sind auch „von gestern“. - Ein „älterer“ Kollege aus einem europäischen Land, das nicht zur EU gehört, sagte mir vor Tagen in einem Telefonat: „Wilhelm, wir sind eine aussterbende Generation!“ - Na, denn… - Dann werde ich mal auf „alte Art und Weise“ weiter machen. Heute, am…

20. März 2017: Lieber Leser!

Eigentlich könnte ich auch aus einer Information der capricorn NÜRBURGRING GmbH vom 15. März 2017 abschreiben, wo man auf den gerade am 18. März abgelaufenen „Probe- und Einstelltag“ hinweist, in dem man schreibt:

„‘Generalprobe‘ bringt Motorengeräusche zurück“

Und man erfährt auch:

„Touristenfahrten: Neues Ticketingsystem eingeführt“
und
„Personal und Umbaumaßnahmen erhöhen die Sicherheit“

Wenn man diese Informationen liest und mit der Realität abgleicht, die sich leicht anders darstellt, dann ist man von den Möglichkeiten, die die deutsche Sprache für die Art der Darstellung bietet, schon überrascht. Da erfährt man, dass nicht nur der „Sicherheitsstandart*, insbesondere bei Touristenfahrten“ sich dadurch erhöht hat, sondern dass durch die „gemeinsam verabschiedete Variante“ von „Vertreter des Nürburgring, des DMSB und der ILN“ eine Lösung gefunden wurde…

„...die neben dem Aspekt der Sicherheit auch den fairen Rennbetrieb ohne weitere Maßnahmen ermöglicht.“

Das ist sicherlich nur für einen Journalisten unverständlich, der den „Hick-Hack“ auf dem Weg zur Endlösung auch mit Foto-Dokumenten begleitet hat. - Hier noch einmal eine Bildfolge der die „Sicherungsarbeiten“ am Streckenabschnitt „Brünnchen“ in der richtigen Reihenfolge zeigt:

Die erste Aufnahme entstand am 20. Februar 2017, das zweite Foto am 2. März 2017 nach Fertigstellung der Umbauarbeiten von einem Kiesbett in eine Fläche mit Rasengittersteinen, das dritte Foto ist am 13. März 2017, beim Beginn des „Rückbaus“ entstanden; das vierte Foto zeigt den Zustand, nachdem wieder die Rasengittersteine entfernt und ein neues Kiesbett eingebracht war, am 17. März 2017. - Die „Endlösung“ hat nach rd. einem Monat Bauzeit den „fairen Motorsport“ möglich gemacht. - ??? -

Die Fotos wurden eingestellt, weil ich aus Gesprächen mit Kindergärtnerinnen weiß, dass man selbst Kleinkindern etwas mit Fotos verdeutlichen kann, die noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben.

Ich möchte jetzt nicht auch noch die Formulierung,

„gemeinsam verabschiedete Variante“,

erklären, weil in diesem Zusammenhang in der offiziellen Information auch ein falsches Bild vermittelt wird. Am Nürburgring weiß man wie‘s geht und versucht diese „Schwachstelle“ auf elegante, missverständliche Art und Weise zu kaschieren.

Mir tun auch die Kollegen leid, die sich nach dem „Media-Lunch“ am 16. März 2017 gut informiert glaubten, wenn sie über das so großartig inszenierte 90. Jahr, das Jubiläumsjahr am Nürburgring mit seinen vielen Musik-Großereignissen informierten. - Und mehr. - Leider nicht über das Noch-Mehr!

  • Auf der Nordschleife darf bei „Rock am Ring“ nicht geparkt und gezeltet werden. - Was sagt die Polizei dazu?
  • LIDL wird bei „Rock am Ring“ einen Supermarkt auf dem „Bühnengelände“ aufbauen. Weil man in Mendig einen Vertrag geschlossen hatte… - Was sagt REWE-Koch in Adenau dazu?
  • „Rock am Ring“, „Ole“ und „New Horizons“ werden nicht die einzigen Musikveranstaltungen am Nürburgring sein: - „Tanztal“ (auf dem Campingplatz am GP-Kurs) und „Festivals“ zum Truck-GP kommen hinzu. - Wie passt das zum Immissionsschutzrecht und den entsprechenden Auflagen, denen auch der Nürburgring und sein Umfeld unterliegt?

„Tanztal“ wird sicherlich nicht jeweils um Mitternacht enden – und weil auch Musik mit Geräusch verbunden ist – einige Fragen nach „Grenzwerten“ aufwerfen, genauso wie „New Horizons“, wo man Zeiten von 15:00, bzw. 16:00 bis jeweils 4:00 Uhr nennt. Bei „Nürburgring Olé“ wird von „Ende offen“ gesprochen und die „Festivals“ während der „Truck-Grand-Prix“-Tage werden kaum vor Null Uhr beendet sein. - Alles kein Problem? - Weil man Herrn Landrat Pföhler als ehemaligen Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Nürburgring, heute „Chef“ der Unteren Naturschutzbehörde (Abteiling 4,5 Umwelt), unter Kontrolle zu haben glaubt?

Dann wissen wir bei Motor-KRITIK nicht, warum man es auf der Rennstrecke mit den Geräuschwerten so genau nimmt und auch Zeiten vorschreibt, in denen kein Lärm verursacht, keine Motoren gestartet werden dürfen. - Nun ist Musik sicherlich kein Lärm, aber doch schon mal lauter als Rennfahrzeuge!

Natürlich sollte es nicht die Aufgabe eines Journalisten sein, die großartigen Planungen von Betreibern und Veranstaltern zu kritisieren. Leider scheinen die ahnungslos, wenn es um die Bedingungen geht, unter denen man arbeiten muss. - Da würde schon das Blättern und Lesen (in Genehmigungen) helfen. Es würde auch helfen, wenn man über Erfahrung verfügen würde.

Dies ist nur ein Beispielfoto, das zeigt, dass man tatsächlich über Erfahrung verfügt. - Leider nicht über absolut notwendige. - Dieses Foto zeigt Führungskräfte beim Sammeln erster Erfahrungen am Nürburgring. Meine Leser haben sicherlich Verständnis dafür, dass auf dem Foto die Personen unkenntlich gemacht wurden. - Man muss sie vor sich selber schützen.

Tröstlich: So kann am Nürburgring auch nicht das passieren, was vor Tagen in München zu einem teuren Produktionsausfall führte. (BILD berichtete) - Übung macht den Meister! - Führt aber auch schon mal zur Selbstüberschätzung! (Man sollte dazu den „alten“, entlassenen Geschäftsführer mal befragen!)

Wenn man jetzt mit den Rennfahrern spricht, die am letzten Wochenende den Nürburgring bei den Test- und Einstellfahrten nach dem Umbau zur Verbesserung der Sicherheit erstmals befahren haben, sie befragt, wie sie die Neuerungen erlebt haben, dann klingt nicht alles positiv.

Immerhin gab es keine „roten Flaggen“, die Veranstaltung lief ohne größere Störungen – auch Unfälle – ab. Das lag auch daran, dass es regnete und wohl niemand – weil es auch um nichts ging – sein Einsatzfahrzeug für den eine Woche später stattfindenden ersten VLN-Lauf nicht unbrauchbar machen wollte.

Aber man stellte einige Fragen, die ich hier mal gesammelt habe:

  • Warum muss man bei Neu-Asphaltierungen tiefschwarzen Asphalt verwenden, der es erschwert zu erkennen, ob die Straße trocken oder nass ist. Zumal gerade am Nürburgring schon mal einzelne Streckenbschnitte nass sein können, während andere trocken sind?
  • Warum muss man die Strecke an einigen Passagen „einengen“, Seitenstreifen wegnehmen, die Leitplanken an den Streckenrand setzen? Nur weil man den ehemaligen Standort der Leitplanken nun für neue FIA-Zäune benötigt?
  • Da helfen auch keine neuen „Abschlepptaschen“, weil die auch eigentlich keine Bedeutung haben und nicht verhindern können, dass „ausgefallene“ Fahrzeuge evtl. für einige Zeit hinter unübersichtlichen Kurven nun direkt auf der Rennstrecke stehen werden.

Einer der Fahrer am Samstag empfahl Herrn Christian Schacht, einem führenden DMSB-Mitarbeiter, der die Rennstrecke nach den „Verbesserungen“ abgenommen hatte, doch in Zukunft wieder Garantieanträge bei Honda abzuzeichnen (was in seinem früheren Arbeitsleben mal seine Aufgabe war), und sicherlich heute dann weniger Ärger verursachen würde.

Dieser Rennfahrer kennt sich aus und verfügt über Erfahrung. Weil er alt genug ist. - Dumme Frage: Gibt es inzwischen auch Rennfahrer einer aussterbenden Generation?

Nun, Hans Stuck, als Präsident des DMSB, gehört sicherlich nicht dazu!

Aber lassen Sie mich mit etwas Positivem enden: Es ist heute Frühlingsanfang!

Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne

*Ich weiß, dass „Sicherheitsstandard“ am Ende mit „d“ geschrieben wird. -Aber ich habe – wegen der Authentizität mal vom Nürburgring-Original abgeschrieben. Dort schreibt – und denkt (!) man eben anders. - Mit Sicherheit! -

Ganz aktuell – und sehr bedeutungsvoll! - Lt. Auskunft des Grundbuchamtes Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die Umschreibung der Grundstücke, ehemals im Eigentum der insolventen landeseigenen Nürburgring GmbH, auf die capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft als neuer Eigentümer mit dem heutigen Datum – soweit deren Grundstücke dort erfasst sind – abgeschlossen. - !!!

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