2. Mai 2013: Lieber Leser!

Zur Zeit läuft vor dem Kölner Landgericht ein Prozess, auf den die Motor- und Medien-Szene wohl gerne verzichten würde. Der ehemalige Pressechef eines Autoimporteurs und -Herstellers muss sich für ein paar kräftige Griffe in die Kasse seines Dienstherrn verantworten. Der Vorwurf der Anklage lautet: Schwere Untreue, banden- und gewerbsmäßiger Betrug und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Die Aufgabenstellung war eigentlich: Die Berichterstattung über die Produkte positiv zu beeinflussen. Man braucht eben „schöne Geschichten“. Jeder von ihm zu Präsentationen eingeladene Journalist musste – nach Vorstellungen seiner Firma - mit der folgenden Berichterstattung darüber einen Gegenwert von 15.000. Euro erbringen. Damit war die Form der Einladung eigentlich vorgegeben: Super-Destination, Super-Hotel, Super-Geschenke, Super-Service. (So machen das übrigens alle in der Szene. Und darum gibt es auch nur gute Automobile.) Natürlich brauchte der Pressechef bei der Umsetzung seiner Pläne Helfer. Die fand er leicht im Journalistenumfeld. Und es begann die große Abzocke, die nun im Prozess aufgerollt wird. - Und das ganze Umfeld leidet. Es kann doch nicht sein... .- Doch, es kann. - Und es ist eigentlich alles noch viel schlimmer. - Darüber will ich in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen mal berichten. Da müssen dann nicht nur Automobilhersteller und -Importeure genannt werden, sondern auch Verlage, die durch ihre "Sparmaßnahmen" mit zu den "krankhaften Veränderungen" in der Branche beigetragen haben.

2. Mai 2013: Lieber Leser!

Natürlich wollten Alle mit allen Entscheidungen nur das Beste. Und man hat doch nicht geahnt... - Richtig. Man hat einfach billigend in Kauf genommen, dass es zu Unregelmäßigkeiten hier und da kam, weil man für die eigene Firma Vorteile erreichen wollte. Da war (fast) jedes Mittel recht.

Da wurden dann z.B. auch Prozesse geführt, die ihren Anfang zufällig in "unpräzisen" Eidesstattlichen Versicherungen hatten. Nein, natürlich wollte man damit einem Journalisten nicht schaden, sondern ihn nur „ruhig stellen“, erinnern, ihn dazu anregen sich anzupassen. Schließlich kann man doch nicht zulassen, dass jemand mit seiner Art der Berichterstattung die "Arbeit" von vielen Anderen bloßstellt.

So gab es denn auch Verlage, die gerne die Art und Methoden der Firmen übernahmen, um einen unbequemen (freien) Journalisten "ruhig zu stellen". Ich habe dann eine Reihe von Rechtsanwälten, ihre Methodik und ihre Art der Nutzung von Gesetzen zur Umsetzung der Wünsche ihrer Mandanten kennenlernen dürfen.

Ach ja, fast vergessen: Der Journalist war - bin - ich, Wilhelm Hahne. Sie haben in den letzten Monaten schon mal Kleinigkeiten mitbekommen, weil die sich heute immer noch auswirken. Sie konnten lesen, dass es z.B. bei Opel einen internen Beschluss gab, auf meine Anfragen nicht zu antworten. Ach ja: Ich sollte ein Vorstandsmitglied beleidigt haben. Darum gab es auch für die Nürburgring-Lounge ein Hausverbot. Ein Vertreter der Presseabteilung hat sich damit profiliert.

Er hat es auch nach Jahren wieder aufgehoben. Auch bei der "Auto-Zeitung" (Bauer-Verlag, Hamburg) hatte ich ein Hausverbot. Mein „Fahndungsfoto“ hing in der Pforte in Köln, damit man mich immer vor Augen hatte.

Und ein leitender Mitarbeiter des Springer-Verlages sagte dem Vorstand eines großen Herstellers zu, einen zu forsch berichtenden (freien) Journalisten ruhig stellen zu lassen. Er hätte mit seiner informativen Berichterstattung (in der Tageszeitung „Die Welt“) fast die Realisation eines neuen Modells in Frage gestellt.

Ein anderes Mal legte die Mitarbeiterin eines großen anderen Automobilherstellers teilnahmsvoll ihre Hand auf meine Schulter um mir zu sagen: "Eines Tages, Herr Hahne, lernen Sie das auch noch." - Sie hatte mich darauf hingewiesen, dass ich der Einzige wäre, der noch nicht seine Reisekosten abgerechnet hätte. Ich hatte ich daraufhin gesagt, dass ich auch keine abrechnen würde.

Ich kam da gerade von einer öffentlichen Auseinandersetzung mit einem Vorstandsmitglied. - Der hatte eine Schlappe hinnehmen müssen, was dann einem anderen leitenden Mitarbeiter, der meine Aussagen dem Vorstand gegenüber bestätigt hatte (nicht die Aussage des Vorstands untermauerte!), dann seine Position kostete. Er wurde zu einem befreundeten Unternehmen "hochbefördert", damit es keinen Ärger gab. Jeder der um die Zusammenhänge wusste, weil er sie miterlebt hatte, war von einer solchen Entscheidung beeindruckt. - Und hat sich in Zukunft dann so verhalten, wie man es von ihm erwartete.

Man muss eben "loyal" gegenüber seinem Dienstherrn sein. Der erwartet z.B. auch, dass man für ihn lügt. Und wenn man als Journalist mal jemand angreift - so wurde mir bedeutet - dann muss man dafür sorgen, dass eine ganze Gruppe geschlossen hinter einem steht. Man darf nicht gleichzeitig z.B. in der Motor-Branche über einen Hersteller und einen Verlag negativ berichten. Selbst wenn es die Wahrheit ist. - Zweifrontenkriege sollte man vermeiden.

Ich habe mich an solche Ratschläge nie gehalten, ich habe immer möglichst zeitnah über Ereignisse objektiv berichtet, zu denen ich - mit z.T. aufwändiger Recherche - zu Ergebnissen gekommen war. Ganz gleich ob positiv oder negativ. - Weil ich mich als Journalist primär dem Leser verpflichtet fühlte. Und auch heute noch fühle.

Meine Kritik an vielen Dingen und Ereignissen ist nicht krankhaft, sondern leider - an der Masse von Positiv-Berichterstattung zum gleichen Thema gemessen - nur ungewöhnlich und damit für eine Reihe von Lesern unglaubwürdig. Man liest lieber "schöne Geschichten", als dass man sich mit evtl. vielen Details auseinandersetzt, die dann insgesamt zu einer Negativbetrachtung führen.

Ich würde lieber auch überwiegend "schöne Geschichten" schreiben. Da müsste ich nur „an der Oberfläche bleiben“, mich auf die Angaben in Presseinformationen verlassen. Aber leider stoße ich immer wieder bei meinen Recherchen auf "wunde Punkte". Ich "grabe" dann weiter, "vertiefe" sozusagen mein Wissen und versuche es später meinen Lesern verständlich darzubieten. -

Ich scheine oft nicht die richtige Form der Darstellung zu treffen, denn meine Geschichten - so sagt man - werden nicht verstanden. - Ich verstehe! Ich habe den Eindruck: Sie – meine Geschichten - werden deshalb nicht verstanden, weil sich dann viele Leser auf meine Seite begeben müssten. Und auf "meiner Seite" ist das Leben eben schnell unangenehm. Mir ist es schon passiert, dass mich „Kollegen“, die gerade mit einem wichtigen Industriemanager zusammenstehen, bei einer Annäherung nicht kennen, sich aber Tage später dafür entschuldigen. - „Es wäre nicht gut gewesen, wenn Herr X gemerkt hätte, dass wir uns kennen.“ - Das ist wirklich passiert!

Soll ich darauf Rücksicht nehmen? Wie Anfang des Jahres umgesetzt - und vorher versprochen: Auch in Zukunft bleiben meine Nürburgring-Geschichten und meine "Lieber Leser"-Beiträge für alle voll lesbar – sie haben also den vollen Zugriff - die auf meinen Internetseiten, aus welchem Anlass auch immer, gelandet sind. Alle anderen kommenden Beiträge - auch die ich gerade angekündigt und ein wenig angerissen habe - sind nur für Abonnenten lesbar.

Was auch für die Hersteller, Importeure und Zulieferer der Branche bedeutet, dass man evtl. nicht erfährt, was hier geschrieben steht. Denn man ist sich wohl einig - und ich habe vor Kurzem dazu noch ein Beispiel gebracht: Keinen direkten Kontakt zu Wilhelm Hahne und Motor-KRITIK. Aber die Damen und Herren in diesen Firmen kennen ja auch (meistens) ihre "eigenen Sünden" schon. - Natürlich alles im Interesse der Firma, der Sache, der Branche. -

Gute Arbeit. - Genauso gut wie die Arbeit jenes Herrn, der gerade in Köln vor Gericht steht. - Und der VDA...? - Die Chef-Lobbyisten der Automobilindustrie haben ihren Sitz jetzt in Regierungsnähe – in Berlin. Und Brüssel ist von Lobbyisten überzogen. Denn endlich kann man zentral in die gewünschte Richtung steuern. - Aber man kann nicht verhindern, dass interessierte Autofahrer einen Eindruck von der Realität erhalten. - Zum Beispiel durch Motor-KRITIK.

Für die normalen Nutzer meiner Seiten, die Abonnenten, kann ich hier also mal wieder genau so enden, wie bei meinen "Lieber Leser"-Geschichten immer:

Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne

PS: Morgen, der 3. Mai, ist übrigens der "Welttag der Pressefreiheit".
 

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1 Kommentar

Journalist

<p> Sehr geehrter Herr Hahne,</p> <p> Habe leider schon lange das Gef&uuml;hl, dass Sie der letzte sind, der die Bezeichnung Journalist noch verdient!</p> <p> Vielen Dank und herzliche Gr&uuml;sse</p> <p> Robert Dubler</p>

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