Nürburgring: Mekka der Autodiebe?

Automobile werden überall und zu allen Zeiten gestohlen. An einer Rennstrecke wie dem Nürburgring verschwinden aber auffallend viele Premium-Karossen zu Zeiten von Großveranstaltungen. Die Kriminalinspektion Mayen hat auf meinen Wunsch einmal die Einzeldaten der Kfz-Diebststähle für die Jahre 2009 – 2013 zusammengestellt, die zeigen, dass es über den Betrachtungszeitraum zwar zu jährlichen Schwankungen kommt, aber die Diebstahlrate im Umfeld von Großveranstaltungen am Nürburgring nicht so groß ist, wie vielfach angenommen wird. Trotzdem muss man fragen:

Nürburgring: Mekka der Autodiebe?

Hier in der Eifel ist offenbar die Auswahl unter den „gesuchten“ Marken und Fahrzeugen am größten. Und so müssen in jedem Jahr einige Nürburgringbesucher die Rückreise vom Ring ohne ihre Lieblingsautomobile antreten. Die haben dann neue Liebhaber gefunden.

Wenn man einmal die Liste der am Nürburgring gestohlenen Fahrzeuge studiert (Sie finden sie als pdf-Datei im Anhang), fällt auf, dass sich die Diebstähle schwerpunktmäßig auf die Marken BMW und Porsche konzentrieren. Offenbar besteht in Hehlerkreisen an Modellen dieser Marken ein großes Interesse.

In diesem Jahr wurden z.B. bis jetzt insgesamt 7 BMW M3 gestohlen. Erstaunlich ist, dass von den in den Jahren 2012 und 1013 gestohlenen Fahrzeugen der Marke Porsche, die meisten vom Typ 356 waren, also Modelle, die mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hatten. - Die Oltdtimer sind im Kommen, zumal sie „werthaltig“ sind. - Auch bei Dieben.

Nicht aufgeführt in der anhängenden Liste sind Kfz-Diebstähle, die nicht in Verbindung mit dem Nürburgring und Großveranstaltungen gebracht werden können.

Da gab es in diesem Jahr z.B. einen Diebstahl, der für alle praktisch nicht erklärlich ist. Da verschwand nachts aus einer Garage in einem kleinen Eifeldorf ein 14 Jahre alter Audi A4. Ein sehr gepflegtes Automobil, neu bereift, mit „frischem“ TÜV. Er war gerade vollgetankt worden und war sicherlich nur für eine bestimmte Gruppe von Dieben interessant: Er ist als Fluchtfahrzeug vollkommen unauffällig.

Auch hier zeigten sich die Diebe sehr kundig. Das automatisch öffnende Garagentor was „per Hand“ nur zu öffnen, wenn man vorher eine Kette zum Antrieb ausgehängt hatte. Genau das ist passiert. Niemand hatte den Diebstahl bemerkt, der mitten im Dorf, direkt neben der Kirche, auf einem beleuchteten Platz ablief. Das Fahrzeug blieb bis heute verschwunden.

Eigentlich sind in den letzten Jahren die Kraftfahrzeugdiebstähle in Deutschland insgesamt zurückgegangen. Am Nürburgring sind die Zahlen relativ konstant geblieben, haben sich nicht signifikant nach oben oder unten verändert. Daran hat sich auch nichts dadurch geändert, dass die elektronischen Sperren und Sicherungen in den Automobilen immer besser und komplizierter geworden sind. Die Diebe mussten sich da offensichtlich spezialisieren. Dieser Vorbereitungsaufwand lohnt sich wohl nur bei „gefragten“ Marken wie BMW, Porsche und ähnlichen.

Die Liste der Mayener Kriminalpolizei macht deutlich, dass hier offensichtlich zu bestimmten Zeiten Spezialisten anreisen, die dann ganz gezielt bestimmte Typen bestimmter Marken stehlen. Wie auch im Anhang zu sehen, versucht die Polizei im Vorfeld die anreisenden Besucher zu warnen.

Interessant für mich war bei der Recherche festzustellen, dass die von Polizei und Kripo überwachten Gebiete nicht identisch sind. So hat z.B. die Kriminalinspektion (KI) Mayen eine überregionale Zuständigkeit für die Dienstgebiete der Polizeiinspektionen Adenau, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Cochem, Mayen und Remagen.

Als es in diesem Jahr passierte, dass Besuchern des Oldtimer-GP ihr Porsche 356 bei einem Abendessen in einem Sterne-Restaurant in Daun („Kurfürstliches Amtshaus") gestohlen wurde, so wird dieser Diebstahl dann automatisch auch von der KI Mayen mitbearbeitet.

Die KI Mayen ist zwar auch für die Orte Drees, Brücktal, Kirsbach, Nitz und Welcherath verantwortlich, die eigentlich zur Verbandsgemeinde Daun zählen, aber der Diebstahl des 356 in Daun war einwandfrei auf die Großveranstaltung am Nürburgring zurückzuführen, so daß hier dann auch die KI Mayen die Ermittlungen übernahm.

Denn die so genannte "Begleitkriminalität" im Zusammenhang mit Veranstaltungen am Nürburgring gehört genauso in den Verantwortungsbereich der Kripo Mayen, wie die, die auf der BAB 48 oder 61 passiert, auf dem Fliegerhorst Büchel oder in den Weinbau- und Tourismusgebieten im Ahr- und Moseltal.

Die Kriminalpolizei hat also grundsätzlich andere regionale Zuständigkeiten, als die Polizeiinspektion, wie oben schon erklärt.

Die Zusammenarbeit, auch länderübergreifend, ist von ganz anderer Art und Intensität als die der Polizei. Aber ich möchte hier, mit einer allzu genauen Beschreibung der Möglichkeiten, die die jeweilige Kriminalinspektion hat, nicht evtl. Autodiebe schlau machen.

Die Kripo arbeitet mit den modernsten Mitteln, hinter denen aber die Autodiebe nicht zurückstehen. Oftmals handelt es sich hier um gut organisierte Spezialisten, die in Banden auftreten, in denen jeder seine Aufgabe hat. Darum führt auch die Aufklärung eines einzelnen Diebstahls oft zu einer Aufklärung weiterer Fälle.

Der Leiter der KI Mayen, Kriminaloberrat Paul Wehner, meint zu den Möglichkeiten die er und seine Mitarbeiter haben:

"Im Strafverfolgungs- und Sachfahndungsbereich bestehen natürlich gewachsene Strukturen über Bundesland- und nationale Grenzen hinweg, die beispielsweise im Bereich der Sachfahndung durch die Zugehörigkeit der Bundesrepublik zum "Schengen"-Fahndungsraum eine besondere Qualität bieten."

Darüber hinaus möchte er natürlich auch keine Angaben machen,

"da eine Veröffentlichung den Ermittlungszielen hinderlich sein würde."

Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann ich hier leider auch keine Zulassungs-Nummern oder Fahrgestelldaten veröffentlichen. Motor-KRITIK wollte mit dieser Darstellung auch nur einen kleinen Einblick in die Arbeit der Kriminalpolizei und in die normalen Risiken von Nürburgringbesuchern mit Premium-Automobilen vermitteln.

Interessant beim Überfliegen der von der Kripo in Mayen erstellten Übersicht ist, dass auch ein Renault Clio Sport einen Dieb zum Stehlen reizen kann.

MK/Wilhelm Hahne
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