„Im Nachhinein ist jeder schlauer“

Unter diesem Titel war in der Samstag-Ausgabe der „Rhein-Zeitung“ (1. Februar 2014) ein seitenfüllendes Interview mit dem nun scheidenden Verbandsbürgermeister von Adenau, Hermann-Josef Romes, zu finden, bei dem – natürlich – auch der Nürburgring eine Rolle spielte. Zu den Details muss es auf diesen Internetseiten sicherlich in den nächsten Tagen noch ein paar Anmerkungen geben. Vorher möchte ich aber gerne die Basis für eine Beweiskette schaffen, dass auch im Nachhinein betrachtet sich die gleichen Leute heute noch auf dem gleichen Niveau bewegen wie damals. Als Kinder pflegten wir früher zu sagen: „Doof bleib doof, da helfen keine Pillen.“ - Heute, in gereiftem Alter würde ich das so formulieren: „Es hat zu allen Zeiten Leute gegeben, deren Niveau sich über Jahrzehnte nicht verändert hat.“ - Aber ihre Meinung hat oft differiert, abhängig davon, wen sie damit beglücken wollten. Die Meinung von Motor-KRITIK zu bestimmten Dingen hat sich niemals verändert. Im Falle „Nürburgring 2009“, die in den Anfängen als „Erlebnisregion Nürburgring“ gestartet wurde, ist die Einstellung von Motor-KRITIK seit nunmehr einem Jahrzehnt immer eindeutig und klar gewesen. Am 27. Mai 2004 veröffentlichte ich auf diesen Seiten die hier folgende Geschichte. - Stimmt es wirklich, wenn ein Kommunal-Politiker (CDU) jetzt zu seiner Entschuldigung anführt:

„Im Nachhinein ist jeder schlauer“?

Erlebnisregion Nürburgring: 200 Millionen Euro-Vision der provinziellen Politiker-Elite dokumentiert ihr Faible für große Zahlen

Als ich vor Wochen - einige Tage vor der ersten Präsentation - das große Geheimnis des Herrn Dr. Kafitz ganz vorsichtig lüftete, da erreichten mich umgehend Anrufe von der Art: "Das glaubst du doch selbst nicht!" Oder: "Wie kann man nur solchen Blödsinn schreiben." Oder: "Willst du dich nun mit Gewalt lächerlich machen?" - Die gleichen Leute nach der offiziellen Präsentation, die meine Darstellung noch deutlich übertraf: "Ich muss dir sagen: Wenn der das schafft, dann ist der der Größte" - Oder: "So irre ist der gar nicht. Da steht doch die Politik voll dahinter." - Und: "Warum haben Sie die bisherige Arbeiten so schlecht gemacht? Sie können nicht einfach von 'defizitär' schreiben. Sie hätten das mit Zahlen belegen müssen um glaubhaft zu sein. Denn es kann doch gar nicht sein, dass das so ist. Da würde doch die Landesregierung..." - Oder: "Kafitz kann für seinen 'Boulevard'-Abschnitt sogar schon Absichtserklärungen renommierter Hersteller vorweisen. Da wird er den 'Rest' auch noch hin bekommen." - "Der Rest", das sind dann so 160 - 170, vielleicht auch 180 Millionen. Euro natürlich. Und ich frage mich, ob die Menschen die so reden, überhaupt wissen, wovon sie sprechen? - Also erfülle ich nachstehend zunächst einmal Leserwünsche, beginne nicht mit Visionen, sondern präsentiere zunächst die Realität in Zahlen.

Das ehrgeizige Projekt ein "verantwortlich begehbarer Weg"?

04-05-27/03. - Beginnen wir also mit dem Beweis für meine Beschreibung der großen Leistungen des Herrn Dr. Kafitz, Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH, deren GmbH-Beteilung ich vor Wochen in einem Falle als "defizitär" bezeichnet hatte. Da wurde natürlich dem Herrn Ministerpräsidenten Kurt Beck, mit einem der modernsten (und leisen) Hubschrauber zur Präsentation der "Erlebnisregion"-Vision am Nürburgring eingeschwebt, mehr Glauben geschenkt, der ausführte:

"Dieser Ring ist ganz einfach ein Markenzeichen; dies nicht zu nutzen wäre ein sträfliches Versäumnis."

Nun, das kann man so sehen. Und dann sagte er weiter (nachzulesen in der "Mayener Stadtzeitung Nr. 20/2004, Seite 12):

"Wir können seit Jahren positive Zahlen bieten. Das ist auch die Grundlage, warum die Gesellschafter grünes Licht geben wollen."

Beim Start eines Formel 1-Rennens gehen die "roten Lampen" aus. Es gibt kein "grünes Licht". Aber die Projekte der Nürburgring GmbH kennen mehrheitlich nur "rote Zahlen". Und die scheinen auch nicht auszugehen. - Lieber Herr Ministerpräsident, was sind eigentlich aus Ihrer Sicht "positive Zahlen"?

Ich kann hier nur die (z.B.) des Jahres 2002 nennen, da mir die von 2003 noch nicht vorliegen. Aber warum die "positiv" von ihm als positiv empfunden werden, muss mir der Herr Ministerpräsident mal erläutern:

Nürburgring GmbH                                                                            502.761 Euro Verlust
Erlebnispark Nürburgring GmbH & Co KG                               678.117 Euro Verlust
Erlebnispark Nürburgring Verwaltungs GmbH                                23 Euro Verlust
Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring GmbH & Co KG      1.899 Euro Gewinn
Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring Verwaltungs GmbH 379 Euro Gewinn
Motorsport Akademie Nürburgring GmbH & Co KG             110.255 Euro Verlust
Motorsport Akademie Nürburgring Verwaltungs GmbH         1.744 Euro Gewinn
Test & Training International GmbH                                             52.718 Euro Verlust
Zakspeed Nürburgring Rennfahrerschule GmbH                        2.834 Euro Verlust
ADAC/Nürburgring Veranstaltergemeinschaft GbR                50.443 Euro Verlust

Insgesamt ergibt sich also im Jahre 2002 ein Verlust von insgesamt 1.393.129 Euro oder - anders benannt - von rund 1,4 Millionen Euro.

Und in einem von Herrn Staatsminister Hans-Artur Bauckhage unterzeichneten Papier wird erklärt:

"Voraussichtlich wird sich der wirtschaftlich rückläufige Ergebnistrend der Nürburgring GmbH wegen der Situation in der Formel 1 im Jahr 2003 fortsetzen."

Wetten? - Der Herr Wirtschaftsminister wird Recht behalten.

Staatsminister Bauckhage war übrigens an der Seite von Ministerpäsident Kurt Beck mit am Nürburgring zur Vorstellung der Visionen des Herrn Dr. Kafitz eingeschwebt. Beide waren offensichtlich bei ihren Erläuterungen und Erklärungen noch nicht ganz auf dem Boden der Tatsachen, schwebten noch - oder schon ein wenig in der Zukunft.

Bauckhage:

"Als Wirtschaftsminister habe ich auch ein Faible für Zahlen. Und die sagen mir: Die Erlebnisregion Nürburgring wird der gesamten Eifel gut tun."

Lassen Sie mich nun darstellen, was diesen Herren wirklich vorschwebt. Zitiert aus der verteilten Broschüre:

"Den Mittelpunkt der Erlebnisregion Nürburgring bilden das Village, der touristische Kern des neuen Freizeit- und Businesszentrums, und der Boulevard, die zentrale Erlebnismeile direkt an der Rennstrecke."

Das Village ist eingebettet in die einzigartige Eifel-Landschaft und bietet Ferien-, Sport- und Freizeitangebote für Jedermann und jede Jahreszeit. Im geplanten Feriendorf und in einem neuen Hotel gibt es Unterkünfte für jeden Geldbeutel; viele Shopping-Möglichkeiten und eine Erlebnis-Gastronomie laden zum Verweilen ein. In der geplanten Sport- und Eventhalle finden Gäste vielfältige Sport- und Trendsportangebote.

Am Boulevard tauchen Besucher ein in die faszinierende Welt der Automobile und des Motorsports: Ein Highlight am Boulevard ist die Marken-Erlebniswelt. Hier präsentieren führende Hersteller ihre Marken- und Lifestylekonzepte und nutzen die Infrastruktur für viele Formen von Veranstaltungen.

Die 'gläserne Restauration' zieht Oldtimer-Fans in ihren Bann, bei Dream Rent kann man sein Traumauto vom Oldtimer bis zum modernsten Sportwagen für eine Ausfahrt mieten, und neue Angebote in der Erlebnis-Welt sorgen für Attraktionen und Spaß für die ganze Familie.

Komplettiert wird die Erlebnisregion Nürburgring durch ein Golf-Angebot mit einem 18-Loch Golf-Kurs, der in unmittelbarer Nähe zum Ring entstehen soll. Zudem werden im weiteren Umfeld der Rennstrecke die Realisierungsmöglichkeiten einer zusätzlichen Golf-Anlage mit einem hochklassigen Hotel sowie zahlreichen Wellness-Angeboten geprüft."

Und alles soll für nur 200 Millionen Euro realisiert werden. - Bevor ich es vergesse: Das Projekt soll ohne öffentlichen Zuschüsse, komplett mit privaten Investoren abgedeckt werden. Ministerpräsident Kurt Beck erzählte der staunenden Menge bei der Präsentation, dass von diesen 200 Millionen die Nürburgring GmbH selbst nur 40 Millionen aus eigener Tasche - und das ohne öffentlichen Fördermittel - aufbringen will.

Dabei fällt mir ein: das Land Rheinland-Pfalz will noch in 2004 sein Gesellschafterdarlehn - etwas mehr als 27 Millionen Euro - für die Nürburgring GmbH in Eigenmittel umwandeln. Für dieses Darlehn hatte übrigens Dr. Kafitz bisher praktisch keine Zinszahlungen geleistet. Oder nur "auf dem Papier", da die Zinssumme (so um 1,4 Mio Euro) zwar ausgewiesen wird, aber dann nicht dem Land zufließt, sondern (auf dem Papier) wieder zurück zur GmbH. - Das ist auch ein Stück Realität, das hier ganz gut hin passt. - Aber nun wieder zurück zu den Visionen:

Es wurde noch von einem Ponyhof gesprochen und von "Outdoor-Sport", von Schneekanonen und Ski- und Liftanlagen. Aber in Adenau, der nächstgelegenen Stadt, gibt es z.B. keinen Bahnhof. Der wurde 1984, pünktlich zur Eröffnung des neuen GP-Kurses, geschlossen. Und zur Sicherheit gleich die Schienen heraus gerissen. - Auch ein Stück Eifel-Realität. - Ein Beitrag zur Tourismus-Belebung?

Zum Thema der zwei neu geplanten Hotels: ein bestehendes 80 Betten-Hotel (einschl. Gästehäuser) in Nürburg, praktisch wenige Fuß-Minuten von der Rennstrecke entfernt, hatte im Jahre 2003 ein Auslastung von um 25 Prozent. Auf meine Frage, ob sich der Nürburgring-Hauptgeschäftsführer dort schon mal sehen lässt: "Der war einmal da, als er vom Mitveranstalter von "Rock am Ring" - der bei uns wohnt - zum Abendessen eingeladen war. Sonst haben wir den niemals gesehen." - Gerade aktuell bekannt geworden: in Adenau schafft eine schwedische Investorengruppe für 2,5 Millionen Euro neue Bettenkapazitäten.

Und das "Dorint", direkt an "Start und Ziel" gelegen, füllt außerhalb der Rennen seine Zimmer mit Lehrgangsteilnehmern von Fahrerlehrgängen zu Sonderpreisen. Manchmal auch mit Teilnehmern an Automobil-Präsentationen, wie in diesem Herbst. Und das zu Preisen, die fast zur Ablehnung durch die Konzern-Geschäftsleitung geführt hätten. Aber nur so stimmen beim "Dorint" die statistischen Zahlen für die Bettenbelegung.

Und was die geplanten Golf-Plätze betrifft: Kennt Dr. Kafitz die wirtschaftliche Situation vieler Golfanlagen in Deutschland? - Weiß er, wieviel feste Mitglieder ein Golf-Club haben muss, um eine wirtschaftliche Basis zu haben? - Weiß er, dass zur Zeit viele Golfplätze die Pflegekosten anteilig auf die Mitglieder zusätzlich (!) umlegen müssen, um überhaupt überleben zu können?

Dann ein Wort zum "Boulevard"-Projekt, wo "führende Hersteller ihre Marken und Lifestylekonzepte" präsentieren sollen. Hier hatte Dr. Kafitz schon am Vorabend der offiziellen Präsentation vor rund 300 Ohrenzeugen erklärt, dass ihm hierzu schon die Absichtserklärungen zweier Premium-Hersteller - nämlich BMW und Mercedes - vorliegen würden.

Motor-KRITIK hat nachgefragt. Nicht bei Herrn Dr. Kafitz, sondern bei BMW und Mercedes, bzw. DaimlerChrysler. Hier die offizielle Antwort von BMW:

"Wir haben dieses Thema mit allen denkbaren sogenannten 'Fachstellen' im Unternehmen besprochen - und von einer 'Absichtserklärung' weiß bei uns keiner etwas. Natürlich wurde mit einigen der Verantwortlichen von BMW über die 'Erlebnisregion Nürburgring' gesprochen; dabei gab es sicherlich auch Gespräche über ein wie auch immer geartetes Engagement. Daraus aber schon eine 'Absichtserklärung' - eventuell gar mit einer irgendwie gearteten finanziellen Beteiligung verbunden - abzuleiten, wäre viel zu weitgehend."

Da war ich natürlich auf die Antwort von Mercedes-Benz, bzw. DaimlerChrysler gespannt. Die ließ lange auf sich warten, weil für die unterschiedlichen Firmengruppen unterschiedliche Leute (Manager) verantwortlich sind. Auch hier wurde intern ernsthaft recherchiert. Das Ergebnis erreichte mich telefonisch. Ich habe es - der guten Ordnung halber - per e-mail dem verantwortlichen Pressechef wie folgt bestätigt:

"Frau Marisa Skworz, Assistentin Ihres Mitarbeiters Toni Melfi, hat mich heute gegen Mittag in Ihrem Auftrag telefonisch mit dem Ergebnis der internen Recherchen zur Klärung meiner Frage vom 6. Mai 2004 bekannt gemacht. Ich darf Sie Ihnen - der Ordnung halber - vom Inhalt her wie folgt bestätigen:

Danach hat Mercedes-Benz, eine Gruppe der DaimlerChrysler AG, die im übrigen der Nürburgring GmbH durch Verträge im Hinblick auf die Mercedes-Tribüne und die Mercedes-Arena verbunden ist, tatsächlich eine Absichtserklärung als eventueller Mieter bei den Plänen des Herrn Dr. Kafitz zu einem 'Boulevard'-Projekt abgegeben. In keinem Falle aber als möglicher Investor.

Die Absichtserklärung zu einer eventuellen Mietvereinbarung erfolgte allerdings nach Aussagen Ihrer Mitarbeiterin nur unter der Voraussetzung, dass 'andere Premium-Anbieter bei diesem Projekt mitziehen'. (So meine Mitschrift der Aussage.)

Nach Darstellung von Frau Skworz handelt es sich auch bei 'Tribüne' und 'Arena' um Mietmodelle.

Da ich auch von BMW eine eindeutige Aussage zu dem 'Boulevard'-Projekt vorliegen habe, nach der keine Abteilung der Münchner eine - wie auch immer geartete - Absichtserklärung gegenüber Herrn Dr. Kafitz abgegeben hat, erscheint mir die öffentliche Aussage des Hauptgeschäftsführers der Nürburgring GmbH als sehr gewagt und - ganz realistisch - als eine Verbiegung von Fakten zum Eigennutzen.

Ich möchte mich für Ihre klare Stellungnahme - auch wenn sie mich spät erreichte - und Ihre gründlichen Recherchen recht herzlich bedanken."

Dieser "Boulevard"-Abschnitt bedarf so keines weiteren Kommentars mehr.

Bei oberflächlicher Betrachtung verdient zwar das Engagement der Beteiligten bei dem Projekt "Erlebnisregion Nürburgring" Beifall. Es zeugt von Kreativität. Leider ist die nicht realitätsbezogen. Und so ist auch dem kritischen Betrachter und Beobachter der Szene unklar, was nun das Ganze soll. - Soll es Kurt Beck dienen, der sicherlich zu den bedeutenden Sozialdemokraten in unserem Land (ich meine Deutschland!) zählt? - Braucht er solche PR um hinter Schröder - nach Schröder - allzeit bereit zu sein?

Oder will Kurt Beck mit einem solchen Projekt Herrn Dr. Kafitz zu einem Sportstätten-Spezialisten mit den richtigen Visionen aufbauen, den man dann vor der Fussball-WM in einer bedeutenden Position z.B. in Kaiserlautern positionieren kann? - Ein Mann mit Großveranstaltungs-Erfahrung, die da auch benötigt wird.

Dr. Kafitz ist nach meiner persönlichen Einschätzung nicht gerade die Idealbesetzung für die wirtschaftliche Optimierung einer Rennstrecke, die eigentlich durch ihren Mythos gegenüber jeder anderen Rennstrecke in Europa einen Marketing-Vorsprung hat. Da Dr. Kafitz eigentlich von der Sache die er nun "verwaltet" relativ wenig versteht, hat er realistische Möglichkeiten des Ausbaus der Rennstrecken (Nordschleife und GP-Kurs) einfach übersehen.

So entsteht gerade eine Autostunde vom "Ring" entfernt ganz neu ein sogenannter Nass-Handlingkurs, den nicht nur die Reifenindustrie zum Testen benötigt. Dieser neue Kurs wird der Nordschleife Industriekunden - gerade bei unsicherem Wetter - abspenstig machen, hätte direkt am "Ring" gelegen, sicherlich das hier vorhandene Teststrecken-Potential ergänzt und abgerundet. - Um auf solche Möglichkeiten zu kommen, muss man aber schon Insider sein. - Oder mit denen zusammen arbeiten.

Als guter Marketingmann kommt Dr. Kafitz da eher auf Fünf-Sterne-Hotels und Schnee-Kanonen oder einen Ponyhof. Und träumt von Absichtserklärungen großer Firmen. Und Investoren, die für 200 Millionen Euro in einem Gebiet ohne Bahnhof, also mit einer gestörten Infrastruktur, ihr Geld investieren.

Ich gebe meinen Anrufern Recht: Wenn Dr. Kafitz das schafft, ist er der Größte! - Und der nennt schon Zahlen, die wohl aus einem - extra für diesen Anlass geschaffenen - Gutachten stammen: zusätzlich pro Jahr 500.000 Besucher, 500 direkte Arbeitsplätze, sowie bis zu 2.500 im Umfeld des Nürburgrings.

Und Dr. Kafitz warnt vor der Zeit nach 2009, für die es z.Zt. (natürlich) noch keine Anschlussverträge mit dem Formel 1-Veranstalter Ecclestone gibt.

"Wie es danach weiter geht, weiß niemand."

Und er stellt fest: "Aber die internationale Konkurrenz ist größer geworden." - Wie kann man vor dem Ende einer Verbindung warnen, die schon in 2003 vom Wirtschaftminister Bauckhage so dargestellt wurde:

"Voraussichtlich wird sich der wirtschaftlich rückläufige Ergebnistrend der Nürburgring GmbH wegen der Situation in der Formel 1 im Jahr 2003 fortsetzen."

Wie wird das im Jahre 2004 sein? - Unwichtig! - Kafitz warnt vor der Zeit nach 2009!

Aber ich werde zunächst einmal in den nächsten Monaten das Gewinn- oder Verlust-Ergebnis in 2003 der bisher von Dr. Kafitz geschaffenen Firmen und Projekte veröffentlichen. Wäre die Nürburgring GmbH im Privatbesitz... - Aber sie ist praktisch in "öffentlicher Hand". Und man weiß ja: Eine (öffentliche) Hand wäscht die andere.

Staatsminister Hans-Artur Bauckhage, für die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz zuständig, hat am 20. November 2003 erklärt:

"Die Landesregierung ist durch den Aufsichtsrat kontinuierlich über die wirtschaftliche Entwicklung der Nürburgring GmbH informiert. Trotz der schwierigen Situation befindet sich die Nürburgring GmbH nicht in einer wirtschaftlichen Schieflage. Die Geschäftsführung wird der Geschäftslage durch geeignete Maßnahmen Rechnung tragen."

Die haben wir nun mit dem Projekt "Erlebnisregion Nürburgring" kennen gelernt. Der Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler, zu zehn Prozent an der Nürburgring GmbH beteiligt, nannte das neue Projekt "visionär" und eine Zukunftssicherung für die strukturschwache Eifel.

"Unser Ziel muss es sein, die neuen Standbeine weiter zu entwickeln und auf sanften Ganzjahrestourismus hinzuarbeiten."

Sanft, ganz sanft, Herr Landrat!

Denn man sollte dieses visionäre Projekt auch nicht isoliert betrachten. Da gibt es im direkten Umfeld des Nürburgrings das "Vulkanpark"-Projekt, das auch schon viele Millionen verschlungen hat, wo man auch mit Besucherzahlen (zukünftigen) arbeitet, die man glauben oder nicht glauben kann. Politikern dienen sie als Argument. Denn ein Gutachten besagt... -

Aber auch länderübergreifend versucht man Schwung in den Eifel-Tourismus zu bringen. Da gibt es den "touristischen Masterplan" unter dem Obertitel "Erlebnisregion Nationalpark Eifel" mit den Projekten "Straße der Zisterzienser" und "Klosterlandschaft Eifel", dazu ist von Rheinland-Pfalz ein "Nationalpark" geplant, der praktisch eine Ausweitung des gleichen Projekts von Nordrhein-Westfalen auf Rheinland-Pfalz wäre. Auch die Eifelregionen in Belgien und Luxemburg sollen in die touristischen Bemühungen eingebunden werden.

Und es gibt z.B. dann am 18. Juni im Eifelort Mechernich eine "Tourismus-Konferenz" zum Thema "Entwicklung der Eifel". Dort soll z.B. ein touristischer "Masterplan" vorgestellt werden. - Mal sehen, welchen Stellenwert dort dann die "Erlebnisregion Nürburgring" hat. - Und was das alles kosten soll!

Meine Einschätzung: Dr. Kafitz hat mit seinen "Visionen" den Politikern eine große Freude gemacht. Denn die sind wie Kinder. Wenig realitätsbezogen, glauben Gutachterzahlen, finden große Beträge faszinierend, denn sie wollen schließlich etwas Großes schaffen. Nur Großes. Sie möchten sich in ihrer Regierungszeit Denkmäler setzen. - Die Folgekosten tragen die Nächsten.

Man reicht sie weiter wie eine olympische Flamme.

Wer soll sich dieses Mal daran die Finger verbrennen?

MK/Wilhelm Hahne

Das wurde 2004 hier bei Motor-KRITIK veröffentlicht. Und wie würde man die Situation im Jahre 2014 – also aktuell – beschreiben? - Etwa so, wie ich sie an diesem Wochenende einem Leser auf seine E-mail-Anfrage hin beschrieb, der mir vorhielt, bei mir zu einer neu entstandenen "Gegenbewegung" zu wenig zu lesen zu finden:

„WIR SIND NÜRBURGRING sind die Ersten denen es gelungen ist für ein wenig Aufmerksamkeit in Mainz zu sorgen. Wie das zu verstehen ist, war bei mir zu lesen. Aber es ist der einzige Ansatz der im Moment bleibt. Mainz will sich mit aller Gewalt - und um jeden Preis - vom Nürburgring trennen. Die Forderung, den Nürburgring in "Öffentlicher Hand" zu belassen ist also grundsätzlich richtig. Natürlich könnte man sagen, dass den "Gemeinden" der Ring sowieso schon gehört. - Dann müsste man aber genauso sagen können: Der Ring gehört derzeit dem Steuerzahler. - Was also? - Der Bund hat hohe Schulden. Das Land hat hohe Schulden. Die Gemeinden haben hohe Schulden. Einen privaten Investor (mit Geld!) gibt es eigentlich nicht. Der Nürburgring ist eigentlich derzeit Spielball für taktische Spielchen. Von allen. Wenn ich derzeit mal nichts über aktuelle Aktionen von WIR SIND NÜRBURGRING geschrieben habe, so lag das daran, dass es mir wichtiger war, z.B. ein wenig die Hintergründe im Fall Capricorn aufzuzeigen und zu einem weiteren "Bieter" weitere Informationen zu sammeln. Es geht nicht alles gleichzeitig. Da muss ich dann schon mal Akzente setzen, die derzeit nicht von allen Beobachtern richtig verstanden werden können. - Mir ist nur klar: Wenn sich die Landesregierung mit der jetzt gerade laufenden Aktion des Verkaufens durchsetzt, ist der Nürburgring in fünf Jahren tot. - So einfach ist das. - Weil von denen die derzeit als Käufer eine Rolle spielen, eigentlich niemand am Nürburgring wirklich interessiert ist. Er dient nur als "strategischer Aufhänger". Weder Capricorn noch H.I.G. haben - nach meiner Einschätzung - wirklich ein Interesse daran, den Nürburgring im Interesse der Öffentlichkeit - oder einer am Motorsport interessierten Bevölkerungsgruppe - zu betreiben. - Der Nürburgring soll - um es klar auszudrücken - "missbraucht" werden. - Vom Land, von den Bietern. - Natürlich kommen alle jetzt angelaufenen Hilfs-Versuche eigentlich zu spät. - Ich hatte früh genug auf die entstehende Problematik aufmerksam gemacht. - Das ist lange - viele Jahre - her. Da wollte das einfach niemand begreifen. - Jetzt ist das zwar anders geworden, aber leider ein wenig spät. - Da nutzen auch keine Vorwürfe mehr. - Und wem sollte man was vorwerfen?- Eigentlich sollte man die jetzt vorhandenen Kräfte bündeln und nicht splitten. Alle die begriffen haben was dem Nürburgring bevorsteht, sollten gemeinsam auf die Barrikaden gehen. - Ob's hilft? - Das kann niemand sagen. - Aber ein Versuch ist nicht strafbar. - Im Gegenteil! - Es geht darum dem Nürburgring eine Zukunft zu sichern, nicht darum, seine Funktion noch um ein paar Jahre zu verlängern.“

Hat sich meine Einstellung zum Projekt Nürburgring, ganz egal wie sich die Bezeichnung über die Jahre aus taktischen, politischen Gründen veränderte, irgendwie verändert? - Bin ich im Nachhinein schlauer geworden? - Nein! - Ich bin aber enttäuscht von den vielen „Wendehälsen“ und „Trittbrettfahrern“, die seit Jahren jeweils das verkünden, von dem sie glauben, dass es ihnen persönliche Vorteile bringt.

Die schweigende Mehrheit in der Eifel hat viel erdulden müssen. Vor allen Dingen unter „Führungspersönlichkeiten“ zu leiden, die eigentlich keine waren und keine sind.

Jetzt wird es Zeit auf die Barrikaden zu gehen, wenn nicht einer ganzen Region der Boden für eine erfolgreiche Arbeit entzogen werden soll. Denn auch aktuell versuchen viele „ihr eigenes Süppchen zu kochen“. Die verantwortlichen Politiker in Mainz vertreten ausschließlich Eigeninteressen. Die Insolvenz-Sachwalter eigentlich auch, wenn sie versuchen, die „Anweisungen“ aus Mainz in Realität zu verwandeln. Auch die EU kann nicht Realitäten verändern, indem sie (scheinbar) andere aufzubauen versucht. - Bei der EU hat man ab 2004 zunächst mal „die Augen zugemacht“. Das provinz-politische Mainz hat das europäisch-politische Brüssel überrundet.

Die Insolvenz-Situation am Nürburgring wurde durch die Politiker in Mainz geschaffen. Sie wollen sich durch einen Verkauf aus der Verantwortung befreien, nehmen den Verlust von hunderten Millionen Euro in Kauf. - Ein Verkauf des Objekts Nürburgring ist unter privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten genauso wenig zu verantworten, wie damals der Ausbau zu einer „Ganzjahres-Destination“. - Bezeichnend ist doch, dass sich „damals“ genau so wenig Privatinvestoren für die Umsetzung der geradezu krankhaften Phantasien der Politiker und ihres politischen Umfeldes finden ließen, wie man heute private Investoren finden wird, diese „Baudenkmäler“ für einen Bruchteil ihres Erstellungswertes zu übernehmen. Weil dieser „Anbau“ des Nürburgrings keine Zukunft hat.

Vorschriften aus Brüssel machen genauso wenig Gurken gerade, wie sie Leuten am Nürburgring Arbeit und Brot geben. - Gerechtigkeit, Kartellrecht und Wettbewerbsrecht sollte man nicht an „Runden Tischen“ diskutieren, sondern in der Praxis verwirklichen.

Die Verantwortlichen, die das gegenwärtige Chaos schufen, sollten das wenigstens im Nachhinein begreifen und entsprechend handeln. Verantwortungsbewusst! - Wenn man den Worten des Adenauer Verbandsbürgermeisters Romes Glauben schenkt, müssten nun viele schlauer sein.

Das Beispiel Romes – auf das ich in den nächsten Tagen noch zurück kommen werde – zeigt aber leider, dass man gemachte Erfahrungen nur umsetzen kann, wenn man intellektuell auch dazu in der Lage ist. - Und dann guten Willens!

MK/Wilhelm Hahne
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