Campus Aachen: Wem der Schuh passt...

...der zieht ihn sich an. - Das ist ein Sprichwort, dass tatsächlich Robertino Wild mit seiner Capricorn GmbH noch einmal zu nutzen versucht. Eigentlich ist der Baukonzessions-Vertrag schon gekündigt und die eingeräumte Nachfrist lief am 31. Oktober 2014, 00:00 Uhr ab. Minuten vorher wurde dann der (Prof.) Schuh um 14 Tage, plus einer „Toleranzfrist“ - bis zum 20. November 2014 „geweitet“. - Jede Schuhverkäuferin versteht das. - Bei solchen 50 Millionen-Projekten ist das eher ungewöhnlich, zumal der eigentlich vertraglich vereinbarte Baubeginn schon am 10. Februar 2014 sein sollte. - Aber Prof. Schuh, der verantwortliche Leiter dieses Projekts, beißt lieber noch einmal in den „sauren Apfel“ einer weiteren kleinen Verzögerung, als eine sonst wirklich deutlich größere hinnehmen zu müssen. Aber was gewesen wäre wenn... - das war schon in meiner letzten Geschichte („Halloween am „Ring“: Neue böse Geister?“) ausführlich zu lesen. - Hier folgt die Fortsetzung, die auch dem Zick-Zack-Schema folgt, das von Robertino Wild schon im Fall Nürburgring genutzt wurde. - Aber alles ist durchaus verständlich. Wenn auch im normalen Geschäftsleben absolut ungewöhnlich. - Aber was ist heute noch normal?

Campus Aachen: Wem der Schuh passt...

Na ja, Robertino Wild und seiner Capricorn CAMPUS GmbH in Düsseldorf war er mit 50 Millionen Euro ein wenig zu groß. Zwar war der Zeitrahmen, den die Aachener Technische Hochschule für den Baubeginn gesetzt hatte ein wenig eng, also hat er den zunächst noch mal etwas weiten lassen. Sozusagen in letzter Minute.

Kurz vor Ablauf der Frist, die in der o.g. Motor-KRITIK-Geschichte erwähnt wurde, hat Robertino Wild noch einmal eine „Neujustierung“ des Endtermins auf den 20. November 2014 erreicht. Bis zu diesem Termin – spätestens – will er dann seine Capricorn CAMPUS GmbH an eine seriöse und solvente Konkurrenzfirma (im Baubereich) verkauft haben.

Dadurch würde der Auftraggeber, die Aachener Campus GmbH, dann schon eine Menge Zeit sparen, da keine Neuausschreibung mehr erfolgen müsste, die Entwürfe und Pläne übernommen werden können, die Baugenehmigung enthalten ist, und, und, und. - Der Baubeginn könnte theoretisch noch im November dieses Jahres erfolgen.

Klar, dass da ein „Profi“ wie der professionell arbeitende Prof. Schuh, der als einer der Geschäftsführer speziell den Bau des größten Objekts im Aachener Campus, das „Cluster Produktionstechnik“ verantwortet, so etwas mal zusagt, nachdem er in Gesprächen mit dem möglichen Käufer den Eindruck gewonnen hat, dass der auch tatsächlich bereit ist, die alte „Firmenkapsel“ von Capricorn zu übernehmen.

Außerdem – man denkt auch sozial – würde so der Architekt für seinen großartigen, von der Aachener Fach-Jury als Nr. 1 empfundenen Entwurf auch sein Honorar erhalten. Die Rechte daran, hatte man sich aber – sozusagen als Gegenleistung für die Fristverschiebung - jetzt von Robertino Wild schon mal übertragen lassen. - Zur Sicherheit.

So ganz nebenbei: Bei der eingetretenen Bauverzögerung, von Februar bis November 2014, hatte man in Aachen das Gefühl gehabt, dass Capricorn sich mit den zwei gleichzeitig inszenierten Vorhaben am Nürburgring und in Aachen ein wenig übernommen hatte. - Dabei war das nicht der wirkliche Grund, wie man in einigen Wochen vielleicht an einer bestimmten Entwicklung klar machen kann.

Am Nürburgring hat Robertino übrigens nicht nur mit der überraschenden Entwicklung, die einem „russischen Roulett“ ähnelt, eine Menge Glück gehabt, sondern auch die Strafzahlung von 25 Millionen Euro (lt. Kaufvertrag) „eingespart“.

Die Firma, die er jetzt verkaufen möchte, damit sie dann – vielleicht – auf großen Bauschildern prangt und dem flüchtigen Betrachter einen Eindruck von Solvenz vermittelt, das war eigentlich die Firma, die Robertino Wild einmal unter der HRB-Nr. 70984 am 9. September 2013 als Holzstraße Beteiligungs GmbH in Düsseldorf eintragen ließ.

Diese Firma sollte sich um die Verwaltung eigenen Vermögens, aber insbesondere die Beteiligung und Verwaltung der Beteiligung an der Capricron Holzstraße GmbH & Co KG bemühen. Diese Firma war die, mit der sich Capricorn als Besitzer eines Medienhaus-Komplexes vorstellte. Und von einer Hamburger Bank z.B. für die Instandhaltung usw. dann im Herbst 2013 einen Kredit von 85 Millionen Euro erhielt. (Motor-KRITIK berichtete.)

Inzwischen gehört das Haus einer Pirol GmbH. (Motor-KRTIK berichtete) So wurde diese Firma eigentlich ein wenig überflüssig. Da hat der Geschäftsführer, Dr. Robertino Wild, sie zu einer neuen Firma gemacht, der capricorn CAMPUS GmbH, die er jetzt der Konkurrenz verkaufen möchte, nachdem die eigentlich erst knapp sechs Monate unter der gleichen HRB-Nr. wie die alte Firma – aber unter neuem Namen – eingetragen ist.

Die Verhandlungen zum Verkauf an einen neuen Besitzer laufen jetzt. Wieder wird eine „Firmenhülle“ - wie schon am Nürburgring – genutzt, um für die Öffentlichkeit eine Schwäche von Capricorn zu verdecken.

Robertino Wild kann zurück blickend sicherlich feststellen, dass er durch seine Überraschungscoups in wenigen Monaten in der Öffentlichkeit einen Bekanntheitsgrad erreicht hat, den manche Firmen erst mit weitaus höherem Geldeinsatz erreichen. Robertino Wild hat ihn nicht mit dem Einsatz von viel Geld, sondern mit herausragenden, öffentlichkeitswirksamen Aktionen erreicht, die als Basis seine nicht nachweisware Solvenz hatten.

Am 11. März 2014 war das von den Herren Insolvenz-Sachwaltern und denen der KPMG Frankfurt den Mitgliedern des Gläubigerausschusses noch anders erzählt worden. Wenn jetzt am 10. November 2014 zur ersten Sitzung des Ausschusses wieder nach Koblenz eingeladen wurde, so werden da die Herrn Sachwalter auf eine veränderte Situation treffen.

Natürlich werden die Inhalte wieder „vertraulich und geheim“ sein, aber es lässt sich jetzt schon vorweg sagen, dass sich die Stimmung im Ausschuss nach den Geschehnissen der letzten Wochen – nicht nur in Aachen – sondern auch am Nürburgring stark gewandelt hat.

Und das ist nicht der einzige „kühle Luftstrom“, der derzeit die Politiker in Mainz in Bewegung halten wird. Mehr und mehr Leute haben begriffen, dass „in der Sache“ nicht unbedingt alles so zugegangen ist, wie eigentlich von der EU vorgeschrieben. - „Offen, transparent und diskriminierungsfrei.“

Inzwischen gäbe es schon zwei „Baustellen“, die in Zukunft auch den Namen Capricorn bei flüchtiger Betrachtung werbewirksam in Szene setzen werden: Am Nürburgring und am Campus in Aachen. Robertino Wild könnte sich eigentlich zufrieden lächelnd zurücklehnen, wenn – ja wenn – nicht bald schon wieder neue Probleme auf ihn zukämen.

Aber auch große Probleme auf Dr. Alex Heinemann und die Firma GetSpeed. Da nutzt auch kein „Business Circle“, weil in deren Kreisen nicht so viele Millionen schlummern, wie man selbst als 1/3-Teilhaber bei einer durch den 2/3-Teilhaber gewünschten Kapitalerhöhung haben müsste. - Oder der bisherige Eigenanteil wird minimiert.

Es wird auch in den nächsten Wochen und Monaten viel über das Gespann Wild/Heinemann zu berichten und schreiben sein. Inzwischen haben sich die Verhältnisse durch neue Beimischungen zu einem hochexplosiven Gemisch verdichtet. - Am Nürburgring.

Hoffen wir, dass ein Knall in Aachen ausbleibt. Es wäre einem dehnungsfreudigen (Prof.) Schuh zu wünschen.

MK/Wilhelm Hahne

 

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