Industriepool ist nur ein Wort!

In Brasilien hat man (BILD) gerade einen geheimen Nazi-Pool entdeckt. Anderswo liest man von sexy Vorführungen am Hotel-Pool. Es gibt einen Spender-Pool, einen Bike-Pool und – ach ja! - einen Industrie-Pool. Diesen Begriff findet man auch im EU-Beschluss vom 1. Oktober zum Thema Nürburgring. Daraus hatte ich zitiert um dann zu der Feststellung zu kommen: „Es wird in 2015 keinen Industriepool mehr geben.“ - Das ist sachlich richtig, wird von vielen aber nicht begriffen, weil sie entweder nicht richtig informiert sind, oder sich durch - auch in 2015 - auf den Seitenfenstern von Test-Automobilen befindlichen Aufklebern mit der Bezeichnung „Industriepool“  in der Vorstellung wiegen, die Fahrer eines solchen Gefährts wären Teil eines festen Zusammenschlusses von Industriefirmen, die auf der Nürburgring-Nordschleife Tests durchführen. Den „Industriepool“ am Nürburgring hat man auch in der Vergangenheit niemals in irgendeiner Weise rechtlich zur Verantwortung ziehen können. Es ist ein loser Zusammenschluss von an Tests auf der Nürburgring-Nordschleife Interessierten, die aber weder in einem Vereins-, noch in einem Handelsregister eingetragen und entsprechend organisiert sind. - Darum sei hier noch einmal zum allgemeinen Verständnis deutlich festgehalten:

Industriepool ist nur ein Wort!

Wenn Robertino Wild es in seinem neuen Konzept für die Nutzung des Nürburgrings verwendet, hat es eine andere Bedeutung als wenn es ein Testfahrer in den Mund nehmen würde. Die EU-Kommission hat ihre eigenen Vorstellungen davon; welche der neue russische Investor davon hat, steht in den Sternen.

Tatsache ist aber, dass der „Industriepool“ - den es in der Form, als der empfunden wird aber nicht gibt - auch in 2015 Testfahrten auf der Nürburgring Nordschleife durchführen wird. Genau genommen sind es um 30 Automobil- und Zubehör-Hersteller (die Reifenindustrie rechnen wir dazu), die die Nordschleife für Tests nutzen. Und mit jeder dieser Firmen hat die CNG, die capricorn NÜRBURGRING GmbH, dann für 2015 einen Vertrag abzuschließen.

Weil es keinen Industriepool gibt, kann es auch keinen Vertrag mit dem Industriepool geben!

Ich hoffe, ich habe mich jetzt allgemeinverständlich ausgedrückt. Nachstehend gebe ich dann auch noch die Termine bekannt, an denen sich die „Erlkönig“-Fotografen am ersten Kreisverkehr (an der B 258, aus Richtung „Döttinger Höhe“) zum richtigen Termin aufstellen können. Die Marketingabteilungen haben die „Erlkönige“ auffällig markiert, damit sie nicht übersehen werden.

Wirkliche Neuheiten, die noch nicht der Öffentlichkeit bekannt werden sollen, wählen eine andere Zufahrt zur Nürburgring-Nordschleife.

Hier folgen die für 2015 vorgesehenen Test-Termine, die normalerweise  morgens um 9:00 Uhr beginnen und um 17:30 Uhr enden. Der Freitag bildet jeweils mit dem Ende gegen 14:00 eine Ausnahme, um – unter Berücksichtigung der Rückfahrten – die Überstunden der Testfahrer gering zu halten.

17. - 20. März Schulungswoche
24. - 27. März Testwoche
13. - 28. April Testwoche
20. - 23. April Testwoche
19. - 22. Mai Testwoche
16. - 19. Juni Testwoche
22. - 25. Juni Testwoche
07. - 10. Juli Testwoche
13. - 16. Juli Testwoche
18. - 21. August Testwoche
24. - 27. August Test- u. Schulungswoche
15. - 18. September Testwoche
21. - 24. Sepember Testwoche
13. - 16. Oktober Testwoche
20. - 23. Oktober Testwoche
27. - 30. Oktober Testwoche

Es wird interessant sein zu beobachten, ob die Testfahrer am Nürburgring weiter als Angestellte der jeweiligen Firmen oder mehr als selbstständige Unternehmer tätig sein werden. Nachdem die Versicherungen diese Testtätigkeit als gefährlicher – als in den Vorjahren - empfinden, gehen die Prämien z.T. deutlich in die Höhe, was einzelne Firmen veranlasst, das Risiko auf die jeweiligen Fahrer zu verlagern.

Was dann wiederum die capricorn NÜRBURGRING Betriebsgesellschaft veranlasst, mit jeder einzelnen Firma für die Testtätigkeit auf der Nordschleife einen Vertrag abzuschließen, um auch bei juristischen Auseinandersetzungen einen regresspflichtigen Ansprechpartner zu haben.

Waren „früher“ als Testfahrer zum großen Teil fahrerisch besonders qualifizierte Ingenieure im Einsatz, geht der Trend bei den Testfahrten immer mehr in Richtung „Rentner und Studenten“, die im Rahmen ihres Kurzzeit-Einsatzes eine bestimmte Kilometerleistung erbringen müssen.

Wer in den letzten Jahren die Testfahrten der Industrie auf der Nürburgring-Nordschleife beobachtet hat, muss auch einen Verfall der fahrerischen Qualitäten registrieren. - Da helfen auch keine Schulungswochen. - Aber vielleicht beanspruchen solche Testfahrer dann ein Automobil eher genauso, wie es später im normalen Alltagseinsatz durch normale Autofahrer gefordert wird.

Was die Nürburgring-Nordschleife als Teststrecke so interessant macht ist schließlich auch, dass sie eher den Charakter einer normalen Landstraße hat, die – weil als Einbahnstraße angelegt – man als Testfahrer mit geringerem Risiko schnell befahren kann, als wenn man sich im normalen Straßenverkehr bewegen würde.

Aber wer macht das den Versicherungen verständlich?

Sicherlich nicht der „Industriepool“.

Weil es den nur auf den Seitenscheiben der Testwagen gibt, damit der Kontrolleur an der Nordschleifenzufahrt (bei der T13) die Rechtmäßigkeit der Zufahrt überwachen kann.

MK/Wilhelm Hahne
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