Das war die Frage. Und jetzt die Antwort:
„Das könnten wir heute schon machen, wenn wir entsprechende exotische Materialien einsetzen, wie das zum Beispiel im Rennsport geschieht. Beim SLR werden wir solche Carbon-Bremsen einsetzen....Technisch sind die 30 Meter heute durchaus machbar, die Frage ist aber, wann wir ein Kostenniveau erreichen können, das für den Kunden bezahlbar ist.“
Nachzulesen im „PS Report.“
Früher hat man auch Rallyestreifen aufs Auto geklebt, damit es schneller wird.
Jaja, ich weiß, das war schon wieder leicht blasphemisch. Im Ernst:Carbonbremsen
sind sicher eine feine Sache - für die Schwergewichte aus Stuttgart
sowieso. Aber mit dem Bremsweg aus Tempo 100 haben sie leider überhaupt
nix zu tun.
Statt mehr Kohle für mehr Kohlenstoff hilft da eher mehr Kies
für mehr Kieselsäure. Das ist Silica in den Reifen. Aber das
wissen Sie ja.
Denn: „Die Lage des Fahrzeugschwerpunktes zusammen mit der gewählten Verteilung der Bremskräfte auf Vorder- und Hinterachse bestimmt die bei vorgegebenem Kraftschlussbeiwert Reifen/Straße erzielbare blockierfreie Abbremsung.“ Nachzulesen auf Seite 604 in Bosch Kraftfahrttechnisches Taschenbuch.
Ergo: Erstens, bessere Reifen verkürzen den Bremsweg. Wissen wir
aus der Formel 1. Die Dinger kleben wie Kaugummi. Halten aber leider auch
nur so lange wie der. Und kosten mehr als eine Lebensration der klebrigen
Masse. Wobei die Formel-Renner dann noch den Vorteil von mehr aerodynamischem
Anpressdruck bei geringerer zu verzögernder Masse
haben, man müsste also eine S-Klasse mit einem Airbus kreuzen
... ein faszinierendes Thema, aber lassen wir das mal.
Zweitens, die bessere Verteilung der Bremskräfte auf Vorder- und Hinterachse verkürzt den Bremsweg. Da könnte man ja bei der S-Klasse noch durchaus... nein, lassen wir das.
Drittens, die bessere Lage des Schwerpunktes verkürzt den Bremsweg. Auch das lassen wir mal.
Wobei „Schwer“ schon in die Richtung führt, in die die Kohle-Bremse zielt. So nennt man Carbon altdeutsch. Die die Daimlers offiziell eigentlich lieber als Keramik-Bremse bezeichnen - egal, die Zauber-Scheibe besteht aus einem Verbundwerkstoff von beidem. Deren Vorteil ist es nämlich höhere Hitzebeständigkeit und geringeres Gewicht. Vor allem erstere wird gebraucht, wenn man oft und kräftig in die Eisen steigen muss und die Bremse wenig Zeit zum Abkühlen hat. Wie im Rennwagen. „Das bedeutet: noch größere Sicherheit beim Abbremsen aus hohen Geschwindigkeiten“. Sagt auch Daimler. Wobei ein schweres Auto noch mehr Kohle verlangt.
Wie war nochmal die Frage?
„Können Sie sich vorstellen, einen Bremsweg von 100 km/h auf 0 unter 30 Meter zu reduzieren?“
Ich würde sie anders stellen: „Können Sie sich vorstellen, einen Mercedes zu bauen, der so sicher ist, wie Ihre Kunden glauben?“
Es gibt einem immer zu denken, wenn sich zwei Professoren unterhalten.
P.S.: Report vom 24. Januar 2000: „Auf dem Heimweg von
einem Discotheken-Besuch in Wehldorf (Kreis Rotenburg) sind gestern früh
bei einem Unfall bei Zeven drei Personen aus dem Raum Bremen ums Leben
gekommen. Nach Angaben der Polizei starben zwei Männer im Alter von
20 und 21 Jahren sowie eine 20-jährige Frau, als ihr Wagen in einer
Kurve von der Fahrbahn abkam, gegen einen Baum prallte und völlig
zerstört wurde. Sie waren sofort tot. Eine vierte Insassin überlebte
den Unfall leicht verletzt. Die Polizei vermutet, dass überhöhte
Geschwindigkeit die Ursache war.Winterliche Straßenverhältnisse
schloss sie aus.“ So stand es in der Nordsee-Zeitung. In den Fernsehnachrichten
sah man eine langgezogene Rechtskurve, man würde schätzen, gut
für mindestens 150. Dachte der Fahrer der A-Klasse wohl auch. Er hatte
ja ESP. Macht das Fahrwerk sicher, sagte jemand. Aber der hat die Bilder
wohl kaum gesehen. Schließlich war zeitgleich „Bundesfinanzminister
Eichel im Mercedes Adenauer“ von auto motor und sport tv angekündigt.
Tendenziös, sagen Sie?
Ich hätte schlaflose Nächte.
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