Auch mit einer "Jahrhundertentscheidung" kann Opel seinem aktuellen Image kaum entrinnen

Opel-Vorstandsmitglied Horst P. Borghs sprach in diesen Tagen von einem "Quantensprung", den Opel mit dem Bau eines neuen Fertigungsstätte in Rüsselsheim machen würde. Das wird sicherlich die Fertigungskosten senken, aber nicht das Image von Opel so polieren, dass es zu einem Stück Verkaufsförderung würde. Die Zeitschrift "manager magazin" untersucht seit vielen Jahren die Imageprofile der wichtigen und großen deutschen Firmen. So auch in diesem Jahr. Motor-KRITIK möchte das einmal zum Anlass nehmen darauf hinzuweisen, dass Opel in den letzten Jahren auf dem Gebiet Image zu den Verlierern gehörte, in der Auflistung des "manager magazin" immer weiter abrutschte. Ab wann der Rutsch einsetzte ist interessant, weil das auch beweist, dass die Kritik die Wilhelm Hahne an Personen und Aktionen, an Modellen und PR-Arbeit von Opel vor Jahren übte, seine Berechtigung hatten. - Es ging danach mit Opel wirklich bergab. Besser als ein "Quantensprung" wäre für so manche leitenden Opel-Mitarbeiter damals der "Sprung über den eigenen Schatten" gewesen. - Aber lesen Sie selbst und kommen Sie zu Ihren eigenen Schlüssen im Falle Opel.

Marke und Markenwert werden durch sein Image bestimmt

00-02-11/06. Glaubt man "manager magazin", sind Innovationskraft, Wachstumsdynamik und Kommunikation die bedeutenden Imagemacher. Wie die Erfahrungen des Wirtschaftsmagazins zeigen, ist es sehr beschwerlich, das Image einer Firma zu verändern, gleich ob in Richtung positiv oder negativ.

Im Jahre 1987 hat das "manager magazin" begonnen, die Imageproffile deutscher Unternehmen zu erheben und ein Blick über die Ergebnisse machen deutlich: "Image ist ein hartnäckiger Belag im kollektiven Bewustsein", wie "manager magazin" schreibt. Die durchschnittlichen Veränderungen sind klein. "Übertragen auf die Fußball-Bundesliga", schreibt das Magazin, "hieße das: Ein Klub verbessert (oder verschlechtert) sich in 13 Jahren vielleicht um einen Platz, allenfalls um zwei Plätze."

In dieses "normale" Raster passt Opel nicht. Aber schauen wir uns zunächst einmal die Entwicklung dieser Firma, was das Imageprofils betrifft, (das natürlich auch bedeutend  von der Kommunikation bestimmt wird), über 13 Jahre an. So plazierte sich in den Tabellen von "manager magazin" danach Opel unter den 100 größten Unternehmen in Deutschland:
 
Jahr
Plazierung
1987
40.
1988
32.
1989
25.
1990
12.
1991
17.
1992
12.
1994
16.
1996
11.
1998
56.
2000
68.

Die Entwicklung der ersten "überwachten" Jahre ist eindrucksvoll. Keine Frage, dass hier ein Profi die Kommunikation steuerte. Sein Name ist Hans Wilhelm Gäb. Es geht bei Opel bergauf. Aber dann rutscht Opel 1994 erstmals ab.

Interessant ist, wenn man einmal in den Jahren ab 1992 die Entwicklung von Opel der von VW (unter den 100 größten deutschen Unternehmen) gegenüberstellt:
 
Jahr
Plazierung
Opel / VW
1992
12 / 5
1994
16 / 67
1996
11 / 9
1998
56 / 5
2000
68 / 4

Die Zeit der Lopez-Affäre zeigt ihre Auswirkungen, die Opel - dank der fernsehwirksamen Auftritte eines Hans Wilhelm Gäb - auf Platz 11 spült.VW sackt krass ab, ist aber 2 Jahre später schon wieder weit oben, während es mit Opel immer weiter bergab geht.

Hans Wilhelm Gäb kennt - spätestens seit 1992 - meine Meinung zur Öffentlichkeitsarbeit bei Opel und zur Modell- und anderen Politik. Zu der auch die Personalpolitik gehört. Und er hat dann auch gegengesteuert. Auf eine andere, besondere Art. Zusammen mit Opel Vorstand Horst P. Borghs, der ein "Ziehkind" von Hans Wilhelm Gäb ist. - Und nun muss Borghs ohne Gäb auskommen.

Wenn Opel in dieser letzten Phase immer weiter abgestürzt ist (in den Tabellen von "manager magazin"), so ist das natürlich nicht dem Opel-Chefkommunikator, sondern der Gesamtleistung des Unternehmens anzulasten. Bei einem Automobilhersteller dieser Größe werden Versäumnisse erst mit einer gewissen Verzögerung für eine breitere Öffentlichkeit deutlich.

Als ich "damals" die Leistung eines Entwicklungsvorstandes (Hanenberger) kritisierte, wurde ich von Gäb und Borghs zurechtgewiesen. Als dann die Auswirkungen sichtbar wurden, zeigte sogar Gäb mit dem Finger in die Richtung, in die ich vorher schon gezeigt hatte. - Und er wurde als Held gefeiert. (s. "Capital")

Die breite Öffentlichkeit hatte natürlich kein Interesse daran, Opel - wenn wahrscheinlich auf falschem Kurs - zu korrigieren. Aber sie registrierte die Auswirkungen und stuft Opel, wie die Untersuchung Imageprofile 2000 beweist, heute entsprechend und ordnete Opel ein.

Die zitierte Untersuchung basiert auf einer Befragung von 2.500 repräsentativ ausgewählten Vorständen, Geschäftsführern und Managern, deren Eindrücke von Opel dann in der aktuellen Ausgabe von "manager magazin" so geschildert werden:

"Ähnlich chaotische Eindrücke hinterließ bei den befragten Vorständen und Managern auch die gute alte Firma Opel (minus 34/Rang 121). Der Autobauer, gegängelt von der Konzernmutter General Motors, fährt der Konkurrenz seit Jahren davon. Allerdings immer in die falsche Richtung.
Opel büßt beständig Marktanteile ein, schreibt rote Zahlen im operativen Geschäft, litt unter Qualitätsproblemen und pflegte lange eine wurstlangweilige Modellpolitik. Die Werbung verbreitet gepflegtes Ennui und ein Unternehmensbild ("Und die Straße lebt"), das sich mit der Realität allenfalls karikativ befasst."
Käme diese Einschätzung von mir, würde sie von den Betroffenen in Rüsselsheim wahrscheinlich - wie in der Vergangenheit geschehen - als der Teil einer "Rufmordkampagne" hingestellt.

"manager magazin" hat seine Untersuchung auch nach Branchen geordnet. Opel liegt dabei - unter "Automobilindustrie" aufgeführt - auf Platz 8. Aber in keiner Branche ist eine Firma auf Platz 8 so weit von von Platz 1 (nach Punkten gerechnet) entfernt, wie Opel in diesem Falle von Porsche. Selbst auf den Durchschnitt der ersten 10 jeder Branche bezogen, erreicht Opel Spitzenwerte. Natürlich Negativwerte.

Da ist es für die Rüsselsheimer sicherlich tröstlich, dass Ford noch hinter Opel rangiert. Um drei Punkte und zwei Plätze. Ford und Opel stellen sich sozusagen auf dem Niveau dar, das von mir in meinen kritischen Geschichten zu Entscheidungen, Maßnahmen, Persosnen und ihre Handlungen erwartet worden war, wenn sich nicht einiges ändern würde.

Meine Geschichten sind nicht Worte geblieben, sondern zu Gerichtsakten geworden. Und ich habe sogar Prozesse verloren. Aber die wirklichen Verlierer waren eigentlich jene, die nicht verlieren können - weil die reiche Mutter den Kleinen schon helfen wird. - Aber vielleicht irgendwann nicht mehr.

Im Moment machen sie gerade wieder einen "Quantensprung". - Jeder auf seine Weise. Fragt sich nur: In welche Richtung?

Die nächste "Imageprofile"-Untersuchung von "manager magazin" wird darüber sicherlich Aufschluss geben.

MK/Wilhelm Hahne
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