Opel hätte gerne einen kleineren Vorstand, schafft eine Minimierung aber wohl leichter beim Marktanteil

Opel Vorstandschef Hendry hat so seine Visionen. Nachdem er nun keine Halbtagskraft mehr ist (früher musste er sich noch um Saab kümmern), kann er nun versuchen, bei Opel seine Vorstellungen umzusetzen. Dass die nicht unbedingt mit denen der General Motors-Mutter zusammenpassen, wurde spätestens deutlich, als GM bei Fiat einstieg. Und wenn er aus den unter seiner Leitung geschaffenen Verlusten nun bald wieder Gewinne werden sollen, dann sah der Opel-Chef die unter der dynamischen Führung einer kleiner, dynamischen Vorstandsmannschaft entstehen. Und er denkt auch an eine neue Marken-Archtiktur. Und er hat auch gute Helfer. Die kommen von außerhalb. Und er hat auch Kollegen, die sich seinen Plänen quer stellen. - So war eigentlich der sich jetzt neu formierte (und schon ein wenig kleiner gewordene) Vorstand noch ein wenig kleiner geplant. - Mr. Hendry muss sich jetzt fragen lassen:

"Darf es vielleicht doch ein Borghs mehr sein?"

00-04-01/05. Ein paar Opel-Vorstände haben mit sich reden lassen. Und sie nahmen ihren Hut. (Merke: Opel-Fahrer tragen nach des Volkes Meinung grundsätzlich Hut und Hosenträger.) Henning Klages (61), Finanzvorstand geht Ende September in Frühpension. Aber dafür gibt es Ersatz. Klaus B. Bapp räumt seinen Posten als Direktor für Service und - da Opel das wirklich nicht braucht - nimmt auch Manfred Wolf (62 und Qualitätssicherungsvorstand) den schon oben zitierten Opel-Hut und tritt seinen vorzeitigen Vorruhestand an. "Größere Schlagkraft" sei das Ziel dieser Abmagerung, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Barth. Aber eigentlich hatte Mr. Hendry eine noch schlankere Mannschaft an den Neustart bringen wollen. Aber Horst P. Borghs sperrte sich gegen diese Idee, wie man aus Rüsselsheim hören konnte.

Verständlich, denn dieser Mann hat einen Vertrag der noch vier Jahre läuft. Verständlich aus der Sicht des Herrn Horst P. Borghs. Denn was soll dieser Mann machen, wenn er an seine Zeit nach Opel denkt? - Opel war nach meinen Informationen noch nicht einmal bereit, ihm bei seinem eventuellen frühzeitigen Ausscheiden die vier Jahre in voller Höhe auszuzahlen.

Und so macht Horst P. Borghs weiter. Im Stil der neuen Zeit. Und die wird, was z.B. das Opel Marketing betrifft, von Herrn Dahlhoff bestimmt. Opel-Chef Hendry hat sich von Herrn Dahlhoff (heute - abgesehen von seiner Lehrtätigkeit - ein "freier" Mann) eine neue Opel Marken-Archtiktur entwerfen lassen. Die wird dann Herr Borghs als oberster Opel-Öffentlichkeitsarbeiter, auch demnächst der Öffentlichkeit schmackhaft machen. - Müssen. - Obwohl Herrn Borghs das wenig schmecken wird. Denn Herr Dahlhoff war vor einer Reihe von Jahren schon mal für das Marketing bei Opel verantwortlich. Als Angestellter. Und weil er dem Herrn Gäb nicht gefiel, gefiel er auch dem Herrn Borghs nicht.

Es gibt da die schöne Geschichte (die ich, wenn Herr Borghs es wünscht, auch gerne noch mal vor Gericht erzähle), wo Herr Borghs mir Dahlhoffs  "Verfehlungen" in (von ihm) gesammelter Form unterbreitete und mich veranlassen wollte, aufgrund dieser Basis eine gute (oder eben das Gegenteil davon) Dahlhoff-Geschichte zu schreiben.

Ich habe für dieses "Ereignis" Zeugen, da ich sofort danach (nachdem ich das Borghs-Zimmer verlassen hatte) Opel-Mitarbeiter über diese interessante Art von Opel-interner Zusammenarbeit informiert habe. Um denen auch klar zu machen, dass ich mich nicht von Herrn Borghs "benutzen lassen würde".

Über Herrn Dahlhoff wurde dann von einem anderen Kollegen eine Negativ-Geschichte in einer Zeitung mit großer Auflage geschrieben. Das war natürlich Zufall. Und irgendwann war Herr Dahlhoff dann auch für Opel Vergangenheit. - Und nun ist er die Zukunft von Opel. - Vielleicht sollte sich Herr Borghs die Karriere des Herrn Dahlhoff zum Vorbild nehmen.

Wer Herrn Dahlhoff beruflich beobachtet hat, der weiß, dass dieser Marketingspezialist in seinem Denken von seinem Lehrer, Prof. Heribert Meffert, bestimmt ist. Meffert gehörte auch zu Dahlhoffs Opel-Zeiten zu den Beratern der Rüsselsheimer. Prof. Meffert ist jener Mann, der gerade in einem öffentlichen Vortrag zum Thema "Marketing zwischen Theorie und Praxis" festgestellt hat:

"Die Menschen wählen ständig neue Rollen und konsumieren aus der Situation heraus", um zu dem Ergebnis zu kommen: "Die Markentreue der Kunden nimmt ab."

Gut getroffen. Opel ist ein wunderschönes Beispiel dafür. Warum sollte auch ein Kunde Opel die Treue halten? - Ich traf gerade bei "Aldi" den Besitzer eines kleinen Restaurants, der seinen 3er BMW ((Kombi) belud. Bis dahin hatte ich ihn immer mit einem Opel Astra Caravan gesehen. Meine entsprechende Frage wurde wörtlich so beantwortet: "Der ist mir unter dem Hintern weggerostet." - Opel der Zuverlässige." - Nur beim Rosten?

Vielleicht sollte Opel seine Werbung umstellen. Mir fällt nämlich beim Stichwort "Aldi" ein, dass Marketing-Fachleute inzwischen begriffen haben, dass die Menschen sich geändert haben, dass die sogenannte "Zielgruppe" in der Werbung tot ist. Prof. Heribert Meffert (Universität Münster) formuliert das allgemein verständlich und griffig so: "Der Porschefahrer kauft bei Aldi ein."

Ein Umkehrschluss ist aber auszuschließen. Nicht jeder Aldi-Käufer fährt Porsche. Und trotzdem hat die These des Herrn Prof. Meffert schon etwas. Wenn ein Porsche-Fahrer bei Aldi einkauft dann weiß er, dass er eine hervorragende Qualität zu einem günstigen Preis ersteht. (Das muss er übrigens auch, weil er ja auch an seine Inspektionsrechnungen denken sollte.) Wenn man aber z.B. bei Opel ein Automobil einkauft... - Denken Sie doch nur an die Rückrufaktionen, an die großen Entschuldigungsanzeigen, an die vielen Leserbriefen in den letzten Jahren, in denen über die Qualität eines Opel geklagt wurde.

Typisch dafür ist doch auch der gerade persönlich erlebte Ausspruch eines Jetzt-BMW-Fahrers zu seinen Erlebnissen mit einem Opel Astra: "Der ist mir unter dem Hintern weggerostet." (Anmerkung für Herrn Borghs: Wenn Sie es wünschen, wird eine Eidesstattliche Erklärung gerne nachgereicht.,)

Ich habe einen Freund am 31. März einmal in einen Opel-Laden (Name der Redaktion bekannt) schauen lassen. Es war sehr ruhig darin. Aber es gab aufregende Angebote:

Zum Beispiel einen Opel Astra "Edition 2000" mit Alu-Rädern, Radio, Telefon mit Freisprecheinrichtung, und, und, und... - Mit allem Schnick-Schnack, motorisiert mit einem 1,0 Liter Ecotec-Motor (12 V) kostete das Fahrzeug nur den nicht unangenehmen Listenpreis von 25.185 DM. - Aber der freundliche Opel-Händler bot ihn zu einem Hauspreis von 20.990 DM an. Mit einem 48 kW-Motor kostete bei diesem Opel-Händler ein anderer Astra (auch in dieser Super-Ausstattung) den Listenpreis von 28.464, während er tatsächlich zum Hauspreis von 24.450 zum Mitnehmen bereit stand. - Anderes Auto, anderer Listenpreis: DM 24.070; Hauspreis 19.950. -Wer kauft da noch einen smart?

Soweit es die Preise (zumindest die beim Handel) betrifft könnte Opel heute sogar mit Aldi konkurrieren. Aber man hat noch nicht deren guten Ruf. Man müsste vielleicht versuchen, mit geschickten Werbe- und PR-Botschaften die Sympathie der Verbraucher für die Marke zu wecken versuchen.

Ein Tip: der Unilever-Konzern hat gerade Verona Feldbusch für Rahmspinat werben lassen "und tatsächlich gingen die Sympathiewerte hoch - vor allem bei Frauen", berichtet der Vorstandschef von Unilever Deutschland, Johann C. Lichtenberg.

Wenn Opel es vielleicht einmal mit Horst P. Borghs (solange er noch da ist) versuchen würde. Vielleicht mit dem Spruch:

Opel -  nun ohne Bapp... - aber jetzt mit 'Blupp' - gibt' s Agila. - Keina ist geila. Auch nicht Verona. - Agila ist einfach zu-zu-ki.

Wer Horst P. Borghs mit seinem charmant-verlegenen Lächeln kennt, wird sicherlich mehr als ahnen, dass die Öffentlichkeit dann all ihre Sympathie Opel zuwenden  würde. - So lange Borghs noch da ist. - Er könnte seine Position auch so ganz locker noch ganz schön festigen.

Aber nun - zum Schluss - eine ganz ernst gemeinte Vorhersage, die meine persönliche Meinung darstellt: Opel-Chef Hendry wird seine Vertragszeit (5 Jahre) bei der Adam Opel AG kaum erfüllen. Er hat inzwischen den  Freiraum einzuschätzen gelernt, der ihm als Opel Vorstandsvorsitzender durch Durch- und Umsetzung seiner Ideen bleibt.

Auch auf Horst P. Borghs werden wir als Vorstandsmitglied verzichten müssen. - Weil auch diese Vorstandsposition gestrichen wird. Ein guter Direktor in dieser Position - wie das jetzt schon in anderen ex-Vorstandspositionen der Fall ist - wäre auch keine schlechte Lösung. - Ob der dann noch Borghs heißt?

Schade, er ist so ein agila Typ, - einfach zu-zu-ki.

MK/Wilhelm Hahne


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