BMW-/Rover-Affäre: Detail-Informationen, meine Meinung und Einschätzung der Situation

Ich wundere mich schon, dass die Öffentlichkeit so viele "Kleinigkeiten" in dieser Sache übersieht, dass man die BMW-Probleme nur isoliert betrachtet. Darum werden nachstehend ein paar "Kleinigkeiten" erwähnt und die BMW-Situation wird in ein Umfeld gestellt. Wozu auch Vanessa Mae und "The Power of C" gehören. BMW ist derzeit auf der Verliererstraße. Und das mit Vollgas. Ich sehe das Ende von BMW-Konzernchef Joachim Milberg näher als er selbst, oder seine BMW-Verteidiger aus der Presseabteilung. Wenn es nach meinen Vorstellungen ginge, würde bald auch die Rolle des Herrn Doppelfeld aus Aufsichtsratsvorsitzender bei BMW beendet sein. Und inzwischen vorhandene - geradezu "lähmende" - Seilschaften müssten im BMW-Konzern schnellstens beseitigt werden. Die Gesamtsituation schreit geradezu nach einer deftigen Veränderung. In der "Großaktionärsfamilie" (Quandt) sollte man diese Schreie nicht überhören, wenn man Familiensinn hat.

Ist das jetzige BMW-Management überhaupt noch glaubwürdig?

00-04-01/08. "Es gibt für die Familie Quandt weder ein Interesse noch einen Grund, sich von BMW zu trennen. Dies sehen andere Unternehmen natürlich anders, da sie an dem profitablen Autokonzern BMW Interesse haben. Angesichts der hervorragenden Entwicklung von BMW ist dies verständlich. Ebenso verständlich ist aber, dass man eine solche Autoperle nicht verkauft. Daher hat es niemals Gespräche der Familie oder von der Familie angeregte Gespräche über den Verkauf der BMW-Anteile gegeben. Alle Gerüchte und Spekulationen dieser Art entspringen der Phantasie von Managern, Analysten und Journalisten. Eine seriöse Grundlage haben sie nicht."

Das hat Thomas Gauly, Sprecher der BMW-Großaktionärs, der Familie Quandt durch "Die Welt" verkünden lassen. Warum sollte man daran zweifeln? - Es ist doch alles richtig. Warum sollte die Familie Quandt auch verkaufen? - Wobei sich BMW sowie erst jetzt verkaufen lassen würde. Welcher Idiot hätte BMW auch mit Rover gekauft?

Aber Quandt wird nicht verkaufen. Auch jetzt nicht. Und weiter die Verantwortung für BMW mit tragen. Wie auch die anderen Aktionäre, die aber weniger Einfluss haben als die Familie, denen gleich um 48 Prozent der Aktiengesellschaft gehört.  Aber wenn diese Familie Quandt nun Teilhaber einer anderen Automobilfirma wäre, die ihrerseits nun um 50 Prozent Anteil an BMW besitzen würde, dann wäre sie auch noch immer bei BMW beteiligt und könnte auch weiter die Verantwortung für BMW mit tragen. Zumal die Familie auch über zwei ihrer Mitglieder als Mitglieder des Aufsichtsrats Einfluss nehmen kann. Und könnte.

Also was Herr Gauly sagt, ist schon richtig. Und man sollte das auch wörtlich nehmen. Denn dieser Mann (Herr Gauly) ist ein intelligenter Mann, der sich nicht nachsagen lassen würde, dass er jemals bewusst die Unwahrheit gesagt hat.

Bei Herrn Joachim Milberg ist das etwas anderes. Der hat noch auf dem Genfer Salon (die Pressetage waren Ende Februar) eindeutige Aussagen dazu gemacht, ob sich BMW von Rover trennen würde. Motor-KRITIK hatte zu diesem Zeitpunkt leichte Zweifel, da es Informationen aus dem Bereich des BMW-Handels gab, die nachdenklich machten. Und so habe ich mit Kollegen in Genf telefoniert. Und sie haben mir bestätigt, dass von allen leitenden BMW-Mitarbeitern in Genf klare Aussagen dazu gab, Rover nicht zu verkaufen.

Einer erzählte mir sogar, dass er gerade ein Interview mit Herrn Milberg gemacht habe. Und Herr Milberg habe gesagt... -

Ich habe von dem Interview dann später nichts mehr gehört und gesehen. Bei der Recherche nach dessen Verbleib bin ich darauf gestossen, dass es - wegen der Abstimmung - zu Herrn Gaul gelangt war. Von dort kam es aber nicht mehr sofort zurück, sondern dann später nur noch die Information von dort, dass wohl verständlich wäre, dass dieses Interview jetzt nicht mehr gebracht werden könne.

Da war nämlich schon die "Süddeutsche Zeitung" mit ihren Informationen über einen Roververkauf vorgeprescht. Hatte Herr Milberg etwa zum Zeitpunkt des Genfer Salon bewusst die Öffentlichkeit belogen?

Wahrscheinlich wollte er nicht die Börsenkurse beeinflussen. Oder es wird andere Entschuldigungen für seine Notlügen (?) geben. Aber ich finde ein solches Verhalten nicht entschuldbar. Es ist darum bemerkenswert, was der BMW Aufsichtsratsvorsitzende, Volker Doppelfeld, zur derzeitigen Position seines Vorstandsvorsitzenden sagt (nachzulesen in PS-report Nr. 14/2000):

"Tatsache ist, dass die Entscheidung zu Rover durch die Initiative und konsequente Durchführung von Herrn Milberg zu Stande gekommen ist und alle anderen Entscheidungen, die in der Konsequenz darauf folgen, ebenso. Aus Sicht des Aufsichtsrates stärkt dieser Schritt mit Sicherheit in Zukunft die Arbeit von Herrn Milberg. Und so ist das auch gedacht."

Diese Aussage ist auch deshalb bemerkenswert, weil sie mit der Feststellung verbunden ist, dass eine vor kurzem erfolgte Vorab-Meldung des "stern", "dass Herr Milberg nur noch vorübergehend Vorstandsvorsitzender wäre" "absurd" sei "und entbehrt jeder Grundlage". Volker Doppelfeld weiter: "Gegen die Darstellungen des "stern" haben wir zwei einstweilige Verfügungen erwirkt."

BMW macht es sich einfach. Einstweilige Verfügungen sind einfach zu erhalten. Für den "stern" haben sie den Nachteil, dass er sie noch nicht einmal vermelden kann, weil er dann noch einmal darstellen würde, was ihm per einstweiliger Verfügung verboten wurde. Und die Prozessführung zieht sich übe Jahre hin. Ich spreche hier aus Erfahrung. Nach dem gleichen Strickmuster hat z.B. auch Opel gegen mich (und andere) gearbeitet. Was leider nicht deren Produkten oder dem Marktanteil geholfen hat. Es hat die Realität nicht verändert.

Nun versucht es BMW auf der gleichen Schiene. Man hat keine Argumente. Aber einstweilige Verfügungen. Macht das die Aussagen eines Herrn Milberg vom Genfer Salon glaubhafter? Oder das Blabla eines Herrn Gaul zum Thema Rover zum gleichen Zeitpunkt?  - Wäre es nicht besser, in seinen Aktionen und Handlungen für die Öffentlichkeit glaubhafter zu werden als durch einstweilige Verfügungen?

Ich ärgere mich ein wenig, dass ich BMW zum Zeitpunkt des Genfer Salons noch geglaubt habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich - wie bei mir nachzulesen - Informationen aus dem Handel, dass BMW eine für den 1. März vorgesehene Übernahme von Rover-Händlerbetrieben durch BMW-Händler auf den Oktober dieses Jahres verschob und auch die mit den Rover-Händlern bei deren Vertragskündigung zugesagte Abfindung nicht auszahlte.

Also hat man doch zu diesem Zeitpunkt längst gewußt, dass man sich von Rover trennen wollte. Trotzdem gab es Aussagen, die man aus heutiger Sicht nur als Lüge bezeichnen kann. Es hätte Herrn Milberg und seinem Vorstandsteam niemand übel genommen, wenn man zum Thema Rover gar nichts gesagt hätte, sondern vielleicht nur die Auskunft erteilt: Wir arbeiten dran.

Statt dessen versucht man nun einen Herrn Milberg zum Retter von BMW aufzubauen. Was ist daran glaubhaft? - Herr Milberg war im Februar 1999  - wirklich überraschend? - an die Vorstandsspitze von BMW berufen worden, weil man mit der Strategie des Herrn Pischetsrieder in Sachen Rover nicht mehr einverstanden war. Der wollte Rover halten. Nun kam also der Wunderheiler. - Und der machte nichts anderes als sein Vorgänger. - Wo ist da der Sinn? - Man kann auch nicht sagen, dass sich Milberg erst in die Thematik einarbeiten musste. Schließlich war er bereits Vorstandsmitglied und kannte die Rover-Situation.

Hat so Herr von Kuenheim nur versucht seine Politik (der Roverkauf wurde von ihm angeleiert)  - in alter, bewährter Weise - durchzusetzen? - Hat das jetzt vielleicht auch die Familie Quandt begriffen? - Und nun baut man Milberg als Retter auf. Der, der sich tatsächlich schon lange vorher zum Retter aus der Rover-Situation qualifiziert hatte, Dr. Wolfgang Reitzle, den ließ Eberhard von Kuenheim damals, im Februar 1999, gleich mit "über die Klinge springen".

Ist es Zufall, wenn jetzt gerade vor Wochen Herr Eberhard von Kuenheim (dessen vorhergehenden Verdienste um die Marke BMW übrigens unumstritten sind!) aus dem "Vierzylinder" ausquartiert wurde, um in der Innenstadt ein Büro zugewiesen zu bekommen?

Es ist in diesen Wochen oftmals von den großen Entscheidungen des Herrn Milberg die Rede gewesen. Mir scheint, als würde hier versucht, einen X-beliebigen Mitarbeiter in gutem (grauen) Anzug zu einer Unternehmerpersönlichkeit aufzubauen. Zu einem richtigen Manager. - Wie sagte doch der amerikanische Soziologe Mills einmal? "Manager können ihre Position nur erreichen und halten, wenn sie sich in die Pose einer tatkräftigen Persönlichkeit hineinwerfen."

Der Psychoanalytiker Arno Gruen sagt von solchen Leuten: "Es sind Menschen, die sich dauernd davon überzeugen müssen, dass sie das Gegenteil dessen sind, was sie sind. Sie haben keine Identität. Sie leben die Identifikation mit Macht oder Mächtigen. Das ist aber nicht dasselbe wie eine Identität, die darauf beruht, dass man Zugang hat zu seinen Gefühlen wie Liebe, Zärtlichkeit, Angst oder Trauer. Es ist ein grauenvolles Leben."

Gruen kennt sicherlich Milberg nicht. Aber ist die Wandlung des Herrn Milberg hin zu einem "richtigen Manager", wie man sie jetzt auch im Fernsehen wahrnehmen kann, in seinen Auswirkungen nicht sehr gut beschrieben? - Braucht Milberg wirklich jene Macht, die jetzt noch einmal durch die Entlassung von drei BMW-Vorstandsmitgliedern  nachdrücklich unterstrichen werden sollte?

Arno Gruen: "Diese Macht ist ein Gefängnis: Alle Energie kann nur in ihre Richtung gehen, und in dem Moment, in dem das Gefühl von Macht wegfällt, fällt so ein Mensch oft komplett auseinander."

Das müssen jetzt auch die drei Vorstände zum Teil erleben, die - Warum eigentlich? -entlassen wurden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Doppelfeld dazu: : "Es ist so, wie es auch Herr Milberg schon formuliert hat: Es ging darum, dass Herr Milberg sich für die Zukunft das aus seiner Sicht geeignete Team zusammenstellen wollte, und es gibt keinen anderen Hintergrund." - Vielleicht außer dem, der von mir oben versuchswiese angerissen wurde: Es galt Macht zu demonstrieren, einen Entscheidungsträger darzustellen. - Soweit das mich betrifft: Versuch misslungen.

Inzwischen gehen in England zig-tausende Menschen auf die Strasse um gegen BMW zu demonstrieren. Ist es Herrn Gaul nicht gelungen, in diesem Falle ein Demonstrationsverbot durchzusetzen? - Das derzeitige BMW-Management ist wohl zu unsensibel vorgegangen. Auch englische Minister klagen BMW an. Aber für die BMW-Mannen ist auch die Entwicklung des englischen Pfund ein Grund für ihre Anti-Rover-Entscheidung. Damit versuchen sie der Politik den "Schwarzen Peter" zuzuschieben.

Hat es nicht zu allen Zeiten in der Vergangenheit für die damaligen "globalen Player" im Automobilgeschäft Währungsprobleme gegeben? - Und die wurden von denen mehr oder weniger gut gemeistert. Hat hier BMW versagt? Erinnert man sich nicht an die Währungsprobleme die VW in Südamerika hatte? Zu Zeiten des Dr. Hahn. Hat man VW je deswegen bedauert? - Es wurde immer von allen erwartet, dass man sich nicht nur mit den Problemen auseinandersetzte sondern sie auch löste. Nur BMW erwartet Hilfe von allen Seiten.

Dabei war zumindest Herrn Dr. Reitzle schon 1996 klar, dass Rover in der damaligen (und heutigen) Form nicht zu BMW passte, sondern auf Sicht eine Belastung darstellen würde. Und wenn heute Leute wie Gaul (oder andere) sagen, dass es niemals eine entsprechende Vorstandsvorlage gegeben hat, dann stimmt das sogar. Wenn aber ein Herr Schoch sagt, dass es sich bei dem angeblichen Reitzle-Papier "nur" um das Ergebnis einer McKinsey-Untersuchung gehandelt habe, dann ist das eine Frechheit.

Reitzle war in England gewesen, ist nicht - wie ein anderer BMW-Manager mir abwertend sagte - "mit dem Hubschrauber über England geflogen", sondern hatte sich wirklich einen Überblick verschafft und dann tatsächlich eine unabhängige Beratungsfirma wie McKinsey beauftragt, den Fall Rover auf ihre Art zu untersuchen. Das Ergebnis war ähnlich. Und so faßte Dr. Reiztle das Ergebnis all seiner Erkenntnisse und Untersuchungen in einem Papier zusammen, das er dann zunächst mit Herrn Pischetsrieder besprach. Der hatte aber auch eine klare (vorgefaßte) Meinung zum Falle Rover. Das war übrigens die gleiche, die auch ein Herr Milberg nach seinem Antritt als BMW-Vorstandsvorsitzender verfolgte. Die hatte bis dahin viel Geld gekostet und kostete dann nochmals Miiliarden. Bis heute. Und wird zur zu vollkommenen Abwicklung nochmals Milliarden kosten.

Damals empfahl Pischetsrieder seinem Kollegen Reitzle seine Vorlage gut in einem Geldschrank zu verschließen und zu vergessen. Denn seine Rover-Politik war klar. Und wurde offensichtlich auch vom damaligen Ausichtsratsvorsitzenden Eberhard von Kuenheim mitgetragen.

Aber noch einmal zurück in die Neuzeit: Es wird immer wieder davon gesprochen wieviel tausend englische Arbeiter von dieser Hauruck-Aktion des Herrn Milberg in Sachen Rover betroffen sein könnten. Aber wer spricht von den Rover-Händlern oder von jenen BMW-Händlern, die man zwangsweise zu Rover-Händlern gemacht hat?

Wer spricht von jenen BMW-Mitarbeitern (und es sind nicht die schlechtesten), die man nach England geschickt hatte, um das Ruder dort herumzureißen, denen man den Eindruck des BMW Vorstandes mit auf den Weg gab, dass der voll hinter diesen Bemühungen stehen würde? - Diese Manager sind z.T. ganz nach England umgezogen, haben dort Hauser und Wohnungen gemietet, ihre Familien nachgeholt. - Und jetzt? -. Was werden diese Leute - wie gesagt, nicht die schlechtesten - nun von so einem Vorstandsvorsitzenden wie Milberg halten?

Oder wie will BMW nun - nach der Rover-Ablösung - die Fertigungskapazitäten seiner Motorenwerke nutzen? - Da gibt es das Motorenwerk in Steyr, da wird in München ein neues Werk nicht nur für Achtzylinder-Motoren, sondern auch für V6-Motoren (!) entstehen, die eigentlich zunächst zum Einbau in Rover-Erzeugnisse vorgesehen waren. Dann wird noch an einem neuen Motorenwerk in England gebaut, wo Vierzylinder-Motoren gefertigt werden sollen und dann gibt es noch ein gemeinsames Motorenwerk mit Chrysler in Brasilien, von wo demnächst dann die Motoren für den neuen Mini angeliefert werden sollen. - Wo sollen die in diesen Werken insgesamt gefertigten Motoren bleiben, wenn deren Kapazität ausgelastet werden soll?

Motor-KRITIK möchte hier auch an die vielen Millionen erinnern, die mit dem neuen Corporate Identity-Programm der BMW Group verpulvert wurden. Sind diese hinausgeworfenen Millionen nun ein Beispiel dafür, dass der BMW Vorstand selbst erst vor Wochen wusste, was man vorher noch nicht einmal ahnen konnte: den Verkauf von Rover?

Alle Briefbögen lauten nun auf "BMW Group" und sind mit allen fünf Markenzeichen verziert. Aber nicht nur Briefe und Faxe kennzeichnen nun eine Situation, wie sie in ein paar Wochen nicht mehr bestehen wird, auch elektronische Vorlagen und die Außenkennzeichnung der Betriebe wurde so geändert. So ist in einer BMW-Mitteilung zu lesen: "Wer vorher nur mit der Wortmarke BMW Group auftrat, kennzeichnet nun zusätzlich mit allen fünf Logos. Dies tirfft auf einen Großteil der Mitarbeiter im Konzern zu, zum Beispiel auch für die Kollegen aus den Komponentenwerken. Diese Werke kennzeichnen grundsätzlich als BMW Group Werke mit allen fünf Logos, egal für wie viele und welche Marken dort Teile hergestellt werden."

Nun kann wieder alles geändert werden Von bisher verwendeten fünf Markenzeichen werden in Zukunft nun drei wegfallen. Kostensparend ließen sie sich ja auf Briefbögen vielleicht sogar von Hand durchstreichen. Was die Vorstellung der BMW Group eindrucksvoller machen würde: Rover durchgestrichen, Land Rover durchgestrichen, MG durchgestrichen..

Und mit Rolls Royce würde ich empfehlen, bis zum Jahre 2003 zu warten. Ich bezweifle, dass diese Marke je im Briefkopf  der BMW Group auftaucht. Auch wenn jetzt z.B. von allen Seiten klare Bekenntnisse zu Rolls Royce abgegeben werden. Zum Beispiel Herr Doppelfeld: "Wir werden die Marke endgültig zum 1.1.2003 übernehmen und auch daraus ein interessantes, faszinierendes Produkt machen."

Wer glaubt denn, das BMW allein für -wenn es gut geht - 1000 Fahrzeuge der Marke Rolls Royce, die pro Jahr abgesetzt werden können, ein neues Werk in England (!) baut? - Möchte man wieder die Gewinne von BMW ein wenig minimieren? - Wie ich jetzt aus BMW-Kreisen hörte, wurde inzwischen die Entwicklung eines neuen Rolls Royce "auf Sparflamme" zurückgefahren. Man möchte schon etwas in vorweisen können, wenn einmal ein Interessent kommen sollte. Ich bin übrigens der gleichen Meinung wie Herr Doppelfeld, der auf die PS-report-Frage, "Sie schließen also aus, dass Rolls Royce in Wolfsburg bleibt?", ganz klar antwortete: "Das schließe ich wirklich aus, ja."

Um es noch einmal zu wiederholen: Ich auch. Nach meinen Informationen hat Ferdinand Piech den Leuten, die sich vorsichtig bei ihm erkundigten, ob er evtl. noch an Rolls Royce interessiert sei, eine klare Absage erteilt. Piech stellt die Vertriebsorgansiaation bis zum vorgesehenen Übernahmetermin 2003 so um, dass es für Rolls Royce keine Vertriebsmöglichkeit ohne VW mehr gibt. BMW müßte also nicht nur ein neues Werk, sondern auch ein neues Vertriebsnetz aufbauen. - Da sehe ich Schwarz.

Außerdem ist man sich bei BMW darüber im Klaren, dass sich in England die Vorurteile gegenüber BMW, die sich auch in den aktuellen Demonstrationen äußern, so schnell nicht abbauen lassen. Es wird nach meinen Informationen aus München derzeit sogar geprüft, ob evtl. eine Möglichkeit besteht den neuen Mini auch im Werk Dingolfing herstellen zu lassen. Dingolfing ist mit über 19.000 Mitarbeitern derzeit der größte Produktionsstandort von BMW, wo nicht nur die 5er und 7er Baureihen, sondern auch Teile für die 3er Reihe gefertigt werden. Außerdem entsteht dort die Karosse des neuen Z8, die von dort fertig lackiert nach München geht, wo sie dann zu einem fahrfertigen Automobil wird.

Bei BMW macht man sich wohl deshalb Gedanken über einen anderen Produktionstandort für den Mini als in England, weil man dort auch in der nächsten (und übernächsten) Zeit mit Aktionen gegen BMW rechnen muss, die dann auch darin bestehen könnten, dass man die Produktion des Mini dort sabotiert. - Da muss man zumindest einmal gedanklich vorplanen. Etwas anderes wäre auch grob fahrlässig.

Die Situation für BMW ist also insgesamt alles andere als rosig. Wobei man noch berücksichtigen muss, dass der Münchner Hersteller nun auch noch durch die neue C-Klasse von Mercedes mit dem 3er BMW unter Druck gerät. Angeblich läuft der Verkauf des 3er BMW hervorragend. Aus Händlerkreisen höre ich anderes. Vom 5er und 7er möchte ich hier gar nicht sprechen.

Wenn also Herr Milberg für dieses Jahr, für 2000, ein glänzendes BMW-Ergebnis verspricht, so ist das genauso vollmundig, wie seine seinerzeit immer wieder abgegebenen Erklärungen zu einer sonnigen Zukunft von Rover. Und der Mann im Aufsichtsrat, der alle - sich als verkehrt erwiesenen Aktionen des Vorstandes - abgenickt hat, der nickt jetzt auch weiter und gibt sich sehr zufrieden: Volker Doppelfeld. Auch in diese Position - und das ist meine Meinung - gehört ein neuer Mann.

Und wenn ich daran denke, dass nun in nächster Zeit Herr Milberg und sein Finanzvorstand, Panke,  den BMW-Vertrieb und das Marketing (kommissarisch) leiten, dann bekomme zumindest ich Schluckbeschwerden. Wohin man derzeit auch bei BMW schaut, gibt es Probleme. Man kann sie vollmundig zu vertuschen suchen, aber sie werden dann - etwas später - die Öffentlichkeit verschrecken. Auch die Aktionäre.

Wenn die Familie Quandt ein Gefühl für das Richtige hat, wird Sie sich bei einem Großhersteller in der Art anlehnen, den ich oben schon beschrieben habe. Und weiter die Verantwortung bei BMW mittragen. Und für einen schlagkräftigen Vorstand sorgen, indem man ihn von einem "überarbeiteten" Aufsichtsrat neu aufstellen läßt.

Und was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft: die sollte nicht nur offensiv, sondern auch offen betrieben werden, eine gute Kontaktpflege beinhalten, die sicherlich auf Sicht besser wäre, als jetzt mit einstweiligen Verfügungen Macht - und zugleich die eigene Ohnmacht der akutellen Öffentlichkeitsarbeit zu demonstrieren.

BMW muss insgesamt wieder glaubwürdig werden. Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass es ab sofort mit BMW bergab geht. - Und damit ist nicht der Aktienkurs gemeint.

MK/Wilhelm Hahne


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