Am Beispiel des neuen Opel OPC-Astra und eines Mercedes Medical Car aufgezeigt: auch ABS-Systeme sind nicht vollkommen

Eins der ersten elektronischen Heinzelmännchen im modernen Automobil war das ABS, das Anti-Blockier-System, das Fahrer-Fehler beim Bremsen ausgleichen sollte. Der Kfz-Lenker musste nun nicht mehr den Druckpunkt suchen, gefühlvoll mit dem Fuß das Ende der Reifenhaftung erfühlen, eventuell den Bremsdruck mindern, nein, der konnte nun einfach gefühllos aufs Bremspedal trampeln. Den Rest machte das ABS. Und alle Fahrer vertrauen diesem System. Obwohl es in der Praxis kaum genutzt wird, weil kaum ein Fahrer in den Regelbereich des Systems kommt. Grund: niemand hat Bremsen gelernt. Wer weiß schon, was die Bremsanlage seines Automobils wirklich kann? -  Das ist im Motorsport anders. Dort muss man die Bremsanlage optimal nutzen. Aber es gibt dort meistens kein ABS. Nicht in der Formel 1, nicht bei der neuen DTM - aber (manchmal) bei Serienwagen-Rennen. Obwohl auch hier die Mehrzahl der Fahrer auf ABS verzichtet, es abschaltet. Aber das ist z.T. auch streckenabhängig. Und natürlich auch vom Wetter. Denn bei Regen... - Aber ich will nicht alles vorwegnehmen, sondern am Beispiel des neuen OPC-Astra von Opel auch einmal die Grenzen des modernen ABS aufzeigen. Und auch beim Mercedes Medical Car in Monte Carlo wird es so gewesen sein:

"...und dann wurde das Bremspedal bretthart."

00-06-10/02. Anfang Mai schickte ich dem verantwortlichen Ingenieur für die Entwicklung des OPC-Astra in Rüsselsheim ein Fax mit folgendem Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Haudel,

eigentlich müssten Sie zu diesem Zeitpunkt schon Kenntnis von den Geschehnissen am
Samstag hier am Nürburgring haben. Drei OPC-Astra am Start, drei OPC-Astra
verunfallt. Ein Unfall ist (wahrscheinlich) ein Fahrfehler. Der OPC-Astra wurde zum
Totalschaden im Streckenabschnitt "Kesselchen". Die zwei anderen Fahrzeuge
verunfallten wegen eines "Fehlers" in der Bremsanlage.

Bei diesen beiden Fahrzeugen wurde an Stellen, bei denen das ABS eigentlich keine
Schwächen zeigen dürfte, das Bremspedal "hart" und die Räder blockierten. (z.B. am
"Castrol S") - Dann kam es (bei beiden Fahrzeugen) zu folgender Situation: zunächst
wurde das Bremspedal "hart" (wie man es kennt, wenn die Software überfordert ist),
dann fiel der Bremsdruck ab, das Bremspedal fiel durch. - Ergebnis: Crash.
Da das bei zwei Fahrzeugen auftrat, müsste die Situation eigentlich reproduzierbar
sein.
Volker Strycek müsste sich eigentlich in Sachen ABS (bei einem Serienwagen mit
Slicks) auskennen. Eigentlich reicht der Regelzyklus nicht. Darum hat Strycek für
das F-Modell z.B. eine spezielle Anlage bei Bosch machen lassen (ein einziges
Exemplar), die dann in einem Gruppe N-Fahrzeug von Kissling zum Einsatz kam.
Aber - wie gesagt: ich glaube nicht (nur) an einen Software-Fehler, sondern
eventuell an einen im Hauptbremszylinder. Wenn der aber bei zwei Fahrzeugen
auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auch bei weiteren Fahrzeugen
auftreten kann.
Ich habe zwar wegen meiner "Erlebnisse" mit der besonderen Art von
Öffentlichkeitsarbeit eines Opel-Vorstandes (Horst P. Borghs) keine Veranlassung
Opel zu helfen. Aber hier geht es um Menschenleben und - für Opel - um
Produkthaftung.
Ich werde die Dinge aufmerksam verfolgen und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich
über Ihre Erkenntnisse informieren würden. Denn ich möchte die Öffentlichkeit schon
umfassend informieren.
Wenn Sie sich - aus welchen Gründen auch immer - nicht melden können, werde ich
meine Sicht der Dinge darstellen.
Herzliche Grüße aus der Eifel,

Wilhelm Hahne

...und auch herzliche Grüsse an Herrn Strycek, der Ihnen bestätigen wird, dass ich
mich (ein wenig) auskenne.

Es antwortete dann noch in der gleichen Woche ein Opel-Mitarbeiter, der in der Opel Motorsport GmbH (nennt sich Opel Performance Center) um den Breitensport kümmert:
Sehr geehrter Herr Hahne,

da ich bei der OPC das Thema Breitensport betreue, hat mir Herr Haudel Ihre
Anfragen weitergeleitet. Nach heutigen  Informationen gibt es dazu folgenden
Sachverhalt.

·    Beim im Bereich der beiden als "Mutkurven" bekannten Doppellinkskurve
(Kesselchen) verunfallten Fahrzeug, war ein Fahrfehler die Ursache.
·    Der zweite nach dem VLN-Reglement aufgebaute Astra (Siegerfahrzeug vom 2.
VLN-Lauf) war im freien Freitagstraining mit einem  nicht aktivierten
ABS-System unterwegs, wodurch es beim Anbremsen zu einem Dreher mit
anschließendem Leitplankenkontakt kam.
·    Für den Fahrer des dritten Fahrzeugs war es die erste Runde in einem
OPC-Astra. Wie Sie wissen, erfordern  ABS-Systeme im harten
Motorsporteinsatz speziell für die Nürburgring Nordschleife - wo die Räder
häufig nach kleinen Sprüngen den Bodenkontakt kurzzeitig  verlieren
können - eine besondere Erfahrung. Nach Auskunft des Teams war das Fahrwerk für
die Nürburgring-Nordschleife mit zu  wenig Ausfederweg eingebaut
worden, wodurch sofort nach der Einlenkphase der Bodenkontakt verloren ging. Bei
diesen Bedingungen ist die Rückmeldung eines ABS-Systems (gilt auch
für spezielle Renn-ABS) für den Fahrer schwer zu interpretieren.

Wie Sie richtig schreiben, haben wir das ABS-System entsprechend für den
OPC-Astra abgestimmt. Richtig ist auch, dass wir 1993 für die damalige Gruppe-N
Entwicklung des Astra F eine spezielle Software getestet haben. Falsch ist
jedoch, dass diese Software bei einem externen Team (Kissling) eingesetzt wurde.
Die Software wurde ausschließlich in einem werkseigenen Astra Gruppe N gefahren.

Zu Ihrer zweiten Anfrage vom 3.Mai: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir
Ihnen über geschäftliche Details mit unseren Kunden keine Auskunft erteilen
können. Nur soviel: Beide VLN-Astra wurden am 3. -4. Mai beim
Motorsport-Workshop in Oschersleben eingesetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Fischer

(Anmerkung: in meiner Anfrage vom 3. Mai hatte ich nachgefragt, warum die betroffenen Fahrer der OPC-Astra nun kostenlose Rohkarossen erhalten hätten.) Aber die Antwort konnte ich auch sonst  nicht ganz so stehen lassen, so dass ich noch einmal geantwortet habe.
Sehr geehrter Herr Fischer,

herzlichen Dank für Ihr e-mail vom letzten Freitag. Natürlich kenne ich Sie und Ihre Funktion. Ich glaubte aber meine Anfrage bei Herrn Haudel besser aufgehoben, dessen Schreibtisch schließlich während der Entwicklungszeit des OPC-Astra im Entwicklungscenter stand.
Ihre Erklärungen sind recht schlüssig und werden von mir auch zum Teil akzeptiert, weil sie sich auch mit meinen Erfahrungen decken. Ich habe aber mit einem der Fahrer am Unfall-Wochenende selbst gesprochen (der seinerseits sich wieder mit dem anderen verständigt hatte), so dass mich eigentlich die Informationen zum Unfallhergang unverfälscht erreicht haben müssten.
Es ist richtig, dass die meisten Fahrer auf der Nordschleife auf ein ABS verzichten, weil das (bei trockener Fahrbahn) wegen der Software-Mängel nur ein zusätzliches Unfallrisiko darstellt. Auf dem GP-Kurs wird jedoch von den gleichen Fahrern das ABS genutzt. In den vorliegenden Fällen war nach meiner Kenntnis bei beiden Astra (nehmen wir den "Kesselchen"-Unfall hier aus) das ABS eingeschaltet. Was mich bei der Schilderung des Unfallhergangges jedoch besonders störte war: bei beiden Astra hat - aus welchen Gründen auch immer - nicht nur das ABS versagt, sondern es ist auch das Bremspedal durchgefallen.
Auf einen Grund dafür sind Sie in Ihrem e-mail leider nicht eingegangen. Weil das nach Fahreraussagen bei beiden Fällen gleich war, interessiert mich der Grund dafür natürlich besonders. - Hier glaube ich nicht an einen Zufall.
Auch in einem anderen Detail Ihres e-mail entspricht Ihre Darstellung nicht den Tatsachen: natürlich wurde das "Renn.-ABS" auch im Kissling Gruppe N gefahren. Mein Kontakt zu den Fahrern war (nicht nur zu diesem Zeitpunkt) so gut, dass wir die Wirkung im Detail diskutiert haben. Mich hat eben der Unterschied zum Serien-ABS interessiert. Aber ich kann verstehen, dass man bei Opel - aus welchen Gründen auch immer - das nicht bestätigen will.
Aber zurück zum Wichtigsten: Warum ist denn nun bei beiden Fahrzeugen (gleich ob mit oder ohne ABS)  das
Bremspedal durchgefallen?

Herzliche Grüsse nach Rüsselsheim,
Wilhelm Hahne

Nachstehend die - wenn auch wenig ergiebige - Antwort aus Rüsselsheim:Betreff:
Sehr geehrter Herr Hahne,

ich hatte Ihnen am 5. Mai 2000 zum gleichen Thema geantwortet. Zu Ihrer erneuten
Anfrage gibt es von unserer Seite keine anderen  Erkenntnisse. Also: Bei einem
Fahrzeug war das ABS-System nicht aktiviert, es lag bei keinem der beiden
Fahrzeuge ein Bremsdefekt vor.
Zu Ihrer Information: Beide Fahrzeuge haben während unseres Workshops in
Oschersleben mit der gleichen Bremsanlage über 200 Runden problemlos abgespult.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Fischer

Nun kennen Sie den lückenlosen Schriftwechsel zwischen Rüsselsheim und der Eifel. - Daraus ergibt sich - und manche Leser wird das erstaunen - dass kein ABS-System, gleich von welcher Firma, wirklich perfekt ist.

Im einem der vorliegenden Fälle muss ich die Darstellung des Opel-Mitarbeiters akzeptieren, nachdem eine Fahrwerküberarbeitung dazu führte, dass das ABS überfordert war. Die Software aller ABS-Systeme in Serien-Automobilen ist darauf angewiesen, dass immer alle vier Räder fest am Boden sind. Wenn sich dem System - aus welchen Gründen auch immer - das Automobil als Dreirad darstellt, weiß das ABS nicht mehr was es tun soll und schaltet praktisch ab. Das Bremspedal wird aus der Sicht des Fahrers bretthart, man verspürt (scheinbar) keine Bremswirkung mehr.

So etwas endet meistens mit Crash. Wie z.B. in Monte Carlo, wo das Mercedes Medical Car geradeaus in die Leitplanken fuhr. Die Argumentation der Mercedes-Leute war, dass hier der Fahrer einfach schneller sein wollte als der Fahrer des Safety Car, den er wohl als Konkurrenz betrachtete. - Aber diese Erklärung ist Blödsinn. Sie ist vielleicht gut genug, um in "motorsport aktuell" akls Erklärung (ohne weiteren Kommentar) abgedruckt zu werden.

Tatsächlich scheint es sich auch hier um eine Überforderung des im Mercedes serienmäßig vorhandenen ABS-Systems gehandelt zu haben. Die Straße ist an dieser Stelle sehr wellig und das Fahrwerk dieses Mercedes, der nur zu Formel 1-Rennen zum Einsatz kommt (also nur auf Rennstrecken) sicherlich überarbeitet. Wenn nun - wie im Falle des OPC-Opel - auch hier der Ausfederweg zu klein war, dann hat das ABS-System in der kritischen Phase nicht mehr alle vier Räder registrieren können - und das Regeln eingestellt.

Hätte das System funktioniert, hätte der Fahrer - auch wenn er voll auf der Bremse gestanden wäre - noch einlenken können. Aber in diesem Falle gibt es dann sogar eine einzelne Blockierspur, die offensichtlich vom rechten Vorderrad "aufgezeichnet" wurde, das Fahrzeug wurde unlenkbar (überraschte damit den Fahrer) und es kam zum Einschlag in die Leitplanken. - Päng! - Ende.

Ein solcher Unfall ist mit jedem Serien-Automobil an einer bestimmten Stelle des Nürburgrings ("Pflanzgarten", kleiner Sprunghügel) zu reproduzieren. Wer hier mit einem ABS-Fahrzeug spät bremst, kommt "voll" über den kleinen Sprunghügel. Der Fahrer muss dann so "cool" sein, mit dem Bremsvorgang so lange zu warten, bis wirklich alle vier Räder wieder Bodenkontakt haben. - Wenn nicht... -

Ich habe bei einem nicht unbekannten Rennfahrer in einem sportlichen Serienautomobil danebengesessen, als er an dieser Stelle das Auto "wegwarf". Seine Erklärung: keine Bremse, hartes Bremspedal - AUS! - Ich habe dann den Unfall gegenüber dem Hersteller auf meine Kappe genommen, um sein Ansehen nicht zu gefährden. Aber: ich hatte ihn bei den Runden vorher auf die Gefährlichkeit seines Tuns hingewiesen. Er war darüber hinweggegangen, da er mit ABS Erfahrung zu haben glaubte und so etwas ihm noch nie passiert war.

Aber wir kommen jetzt in eine Zeit, wo sich die Probleme um das ABS noch einmal vergrößern. Durch die "Innovation" Bremsassistent. Diese neue elektronische Hilfe erkennt, wenn der Fahrer zwar schnell und kräftig bremsen möchte, aber "nur halbherzig" drauftritt. Der Bremsassistent drückt dann sozusagen nach, verstärkt die Bremsung. - Ich persönlich würde mir ein Automobil mit dieser "Hilfe" nicht kaufen. - Hilfe!

Im letzten Herbst wurden mit Hilfe des Bremsassistenten hier auf der Nürburgring-Nordschleife bei Versuchsfahrten - wenn ich richtig mitgezählt habe - insgesamt drei Versuchsfahrzeuge der deutschen Automobilindustrie (zwei BMW, ein Porsche) verschrottet. Die Fahrzeuge wurden von Fahrern gefahren, die den "Ring" sehr gut kennen, und die auch - weil sie es kennen - ein ABS-System schon einmal nutzen, um in eine Kurve hineinzubremsen. Sie bremsen also so spät, dass sie schon einlenken müssen, wenn sie noch auf der Bremse stehen.

Natürlich geht man bei so einem Bremsvorgang "ein wenig hastig" auf die Bremse. Der Bremsassistent erkennt ja nicht, dass alles was nun passiert, eigentlich vom Fahrer gewollt ist: Er leitet nun eine Vollbremsung ein. Die überrascht den Fahrer. Und der Überraschungserfolg sind zerstörte Werte. Eventuell sogar im Millionenbereich, wenn es sich um Prototypen handelt.

Natürlich spricht kein Testfahrer über das was er wirklich erlebt mit Außenstehenden. Ich bin auf meine Beobachtungen angewiesen. Bei den oben genannten Unfällen bin ich aber ganz sicher, dass der Bremsassistent (und seine Software) der Grund für die "Abflüge" waren, weil danach nämlich die Bosch-Mitarbeiter wie aufgescheuchte Hühner durcheinander liefen. Man erkannte sie am "hochroten Kopf". (Aber die wissen noch nicht einmal, dass ich sie zuordnen kann.)

Ich erinnere mich noch gerne an eine ABS- und Bremsen-Demonstration für die Presse hier oben am Nürburgring. Da sollten wir z.B. mit einer bestimmten Eingangsgeschwindigkeit in eine Kurve einfahren ohne zu Bremsen. Die Kurve war durch Pilone dargestellt. Und dann wurde dem Fahrer an einer bestimmten Stelle ein Hinderniss vor's Fahrzeug geworfen. Vollbremsung mit ABS in der Kurve. Die Kollegen kamen zum Halten. Das Fahrzeug blieb lenkbar. - Erfolgserlebnis.

Dann war ich an der Reihe. Nur ich bremste nicht richtig. Kam trotzdem vor dem Hindernis zum stehen. Und flog nicht aus der Kurve. "Sie waren zu langsam", sagte mein Kontrolleur, der mitfuhr. Ich war nicht zu langsam. Wir sind den Versuch noch mal gefahren. Ich war nur in der Lage gefühlvoll zu bremsen, im richtigen Moment nachzulassen und trotzdem vor dem Hinderniss zum Stehen zu kommen.

Ich habe das ABS in vielen Jahren wirklich - auch in Versuchen - erfahren. Es ist für den normalen Autofahrer nicht schlecht. Aber wer weiß denn, dass dieses System eigentlich speziell angepasste Reifen benötigt? - Nicht jeder Reifen passt zu jedem Automobil. Und nicht jeder Reifen passt zu einem ABS-System. Im Bremsergebnis zeigen sich da bedeutende Unterschiede. Die sind so groß, dass es hier evtl. um Unfall oder nicht Unfall gehen kann.

Wer die ABS-Problematik nicht berücksichtigt, kann eigentlich mit fahrwerkmäßig "getunten" Automobilen schnell ins Abseits geraten. (s. Opel mit dem OPC) Aber wer weiß das schon? - Da wird tiefergelegt, Federn gekürzt, Dämpfer härter gestellt. Wer denkt dabei daran, das die Voraussetzungen für die die Arbeit des ABS nicht beeinträchtigt werden dürfen?

Aber wer nutzt überhaupt das ABS wirklich? Nach einer Untersuchung der BAST, sind bei Pkw rund 17 Prozent der ABS-System defekt. (Bei Lkw ist das noch schlimmer.) Noch einmal schlimmer ist, dass das niemand merkt. Denn wer bremst im normalen Verkehr schon so, dass das ABS einsetzt?

Aber ein ABS kann im Falle eines Falles schon das Schlimmste verhindern. - Also: ich habe nichts gegen ein ABS. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass es etwas Absolutes in der Technik nicht gibt. Man sollte sich nicht darauf verlassen.

Was ich ablehne, ist die Verbindung von ABS mit Bremsassistent, wie ich auch ein ESP ablehne. Oder wie das ASR eines BMW im Winter zum Witz wird (obwohl man es jetzt modifiziert hat). Nur wer es abschaltet hat eine Chance bei verschneiten Straßen durchzukommen. Ich sprach gerade mit einem 740-Fahrer, der im letzten Winter dreimal den Abschleppdienst in Anspruch nehmen musste, weil es mit ASR kein Fortkommen mehr gab.(Das System regelt so lange herunter, bis das Auto steht. - Das absolute Sicherheitssystem!)

Und einer meiner Brüder ist froh, dass er nun seine A-Klasse abmelden konnte, weil er einen Fiat Punto gekauft hat. "Endlich wieder ein Auto, mit dem man fahren kann", sagt er. Die A-Klasse hat ihn - gerade bei regennassen Straßen - mit der ständigen Herunterregelei verrückt gemacht. Auch seine Meinung ist: "Nie mehr ein Auto mit ESP".

Schade, dass die sogenannte Fachpresse einfach ins Horn der Industrie tutet. Die mag alle diese elektronischen Hilfen, die eigentlich - stimmen die anderen technischen Voraussetzungen - überflüssig sind. Was soll ein ABS in einem Automobil, dass - mit ABS - auf einen Bremsweg von 45 Metern aus 100 km/h kommt? - Also: schafft zunächst einmal vernünftige Bremsen! Dann stört mich auch kein ABS. - Der Bremsassistent ist dagegen nicht nur überflüssig, sondern auch noch gefährlich. (Auch für die nachfolgenden Fahrer, die evtl. durch eine Vollbremsung ihres Vordermanns überrascht werden.) So einen Blödsinn sollte man sich nicht kaufen.

Denken wir bitte daran, dass die Industrie daran interessiert ist, Umsatz zu machen. Und je mehr sie verkauft, desto mehr verdient sie. Auch am sogenannten Zubehör. Gehen wir doch nicht diesen von der Industrie aufgezeigten Weg des "qualitativen Wachstums" mit. Verlangen wir zumindest, dass die Industrie die Ansprüche beider Nutzergruppen befriedigt: Die einen wollen ein - preisgünstiges! - Automobil zum Fahren. Die anderen wollen eine Art von sicherer, automatischer Fortbewegung (an deren Möglichkeit sie glauben) ohne Rücksicht auf den Preis. - Jedem sollte es möglich sein, seinen Wunsch erfüllt zu bekommen.

Was mich betrifft: ich nehme ABS, einen Fahrer-Airbag, keine Klimaanlage (meine erste - und letzte - verlangte in drei Jahren dreimal nach größeren Reparaturen), kein ESP, keinen Bremsassistenten, keine Luftfederung, keine Fahrwerkverstellung. Ich möchte einfach ein Automobil, das von seiner technischen Basis her stimmig ist. Und leicht. Und das zu einem vernünftigen Preis.

Mögen die, die "Hochsicherheitszellen" fahren, die sie auch benötigen, um sich selbst (leider nicht die anderen) vor ihrem eigenen Nichtkönnen zu schützen alle diese elektronischen Hilfsmittel auch haben wollen (müssen). -. Wer nicht lesen kann, der liest nicht. Wer nicht schreiben kann, der schreibt nicht. Aber wer nicht autofahren kann, der fährt heute Auto. - Das ist das Problem. Und darum sind die elektronischen Hilfsmittel gerechtfertigt. Sagt die Industrie. Richtig. Dann sollen sich auch die damit "bestrafen" (z.B. preislich), die sie benötigen.

Aber noch einmal zurück zur Bremse: Für mich ist noch nicht klar, warum beim OPC-Astra (nachdem das Bremspedal "hart wurde") das Bremspedal durchfiel. Inzwichen höre ich, dass es auch Fälle beim VW Sharan (der neuesten Version) geben soll, wo ebenfalls das Bremspedal,.. - Das ist nicht ABS-bedingt. - Ich habe manchmal das Gefühl, die Industrie verliert selbst die Übersicht. - Darum diese Geschichte. Als Anregung zum Nachdenken. - Zum selber Nachdenken.

MK/Wilhelm Hahne

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