Ein Beispiel für die Güte der Öffentlichkeitarbeit von Ford unter Frau Dr. Wegerhoff

Das was Herr Inhester(DC) mit System betreibt, gibt es wie selbstverständlich auch bei Ford und Frau Dr. Wegerhoff: man gibt nur das zu, was der Fragende bereits weiß, verniedlicht - wenn es sich um Negatives handelt - die Fakten, schönt und beruhigt. Eigentlich ist ja auch alles nicht der Rede wert. Kleine Nachbesserungen, kleine Rückrufaktionen - wen stört das schon? - Dieses System funktioniert. Es funktioniert da besonders gut, wo zwischen den Beteiligten gute Kontakte bestehen, wo sich evtl. sogar Abhängigkeiten ergeben. Nun kommt es darauf an, was man unter Abhängigkeiten versteht. Zeitschriften sind in ihrer Existenz z.B. von Anzeigen abhängig. Das Ganze ist ein sehr sensibles Thema. Ein Verlag wird behaupten, nicht abhängig zu sein. Ein Chefredakteur wird behaupten, niemals Druck verspürt zu haben. Aber alle stehen unter Druck, dem Druck erfolgreich zu sein. Der Chefredakteur möchte exklusive Dinge publizieren, der Pressechef eines Herstellers möchte das verhindern - wenn die Fakten negativ sind. - So sind auch Rückrufaktionen ein heikles Thema. Es gibt Firmen, die versuchen, über solche Aktionen - und die Art wie man sie publiziert und durchführt - das Vertrauensverhältnis des Kunden zur Herstellerfirma zu verbessern. - Aber es gibt auch andere. Nachstehend ein kleines Beispiel:

Was bedeutet: Der Deckel auf dem Öleinfüllstutzen wird ausgetauscht?

00-06-10/05. In Motor-KRITIK war es ab 1. April 2000 so im "Guten Tag" zu lesen:
"Da wurde gerade ein europaweiter 100.000-Stück-Rückruf für den Ford Focus vermeldet.Und einer schrieb vom anderen ab. Tatsächlich werden es um 200.000 sein. (Allein in Deutschland um 65.000 Stück = 23.000 1,6 l mit Störungen im Motormanagement + 42.000 1,8 - 2,0 Liter mit fehlerhaftem Öleinfüllstutzen.) - So geht es halt, wenn man zu schnell ist. (Aber bei Ford ist man zufrieden!) - Und bei "auto motor und sport" findet dieser Rückruf erst gar nicht statt. Man hatte wohl keinen Platz für eine "kleine" 100.000er-Meldung."
Weil es keine Automobilzeitschrift mit größerer Auflage (und damit Bedeutung) gibt, sei hier die entsprechende Darstellung der "ADAC motorwelt" aus dem Mai-Heft als Beispiel für die Art zitiert, wie diese Ford-Rückrufaktion eigentlich "unterging". Auf Seite 40 war also dort in Heft 5/2000 in wenigen Zeilen zu lesen:
"FORD. Wegen zwei unterschiedlichen Problemen müssen insgesamt 80.000 Fahrzeuge vom Typ Focus in die Werkstatt. Bei Modellen mit dem 1,8- und 2,0-Liter-Benzinmotor, die bis Dezember 1999 gebaut wurden, wird der Verschlussdeckel zum Öleinfüllen ausgetauscht. Bei handgeschalteten Modellen mit dem 1,6Liter-Motor (Bauzeitraum 9/99 bis 16.1.2000) wird wegen eines möglichen Leistungsverlustes das Steuergerät neu grogrammiert. Die betroffenen Fahrzeughalter werden direkt angeschrieben."
Das ist kurz und knapp, wirkt gut recherchiert, entspricht eigentlich dem, was schon in Motor-KRITIK zu lesen war. Die Stückzahldifferenz ergibt sich, weil der ADAC seine Zahlen wohl auf den deutschen Markt bezieht. Es gab nur "zwei unterschiedliche Probleme". Das ist eine der ADAC-Feststellungen. - Eigentlich ein Grund, diese Sache jetzt abzuschließen. Erledigt, fertig.

Das Interesse der Öffentlichkeit nach weiteren Details ist auch klein. Das, was man erfuhr, reicht auch zur Information. Nur wir - bei Motor-KRITIK - wir interessieren auch für Details. Weil man mit einer solchen Detailkenntniss - besonders der Abläufe - auch bei späteren, ähnlichen Ereignissen eher zu richtigen Schlußfolgerungen kommen kann. Man kann dannn die offiziellen Statements besser werten.

Mit anderen Worten: So kann man überprüfen, wie glaubwürdig eigentlich die Pressearbeit eines Automobilherstellers ist. Nachstehend habe ich nun so exakt wie mir es möglich war - und der Kürze, die mir notwendig erschien - die

Nacharbeiten bei den Focus-Modellen mit 1,8- und 2,0-Liter-Benzinmotoren
beschrieben, wo nach offizieller Darstellung (s. ADAC-Meldung oben) lediglich
"der Verschlussdeckel zum Öleinfüllen ausgetauscht"
wird. Es wurden aber - abhängig vom Produktionszeitraum der Fahrzeuge - maximal (einschl. Öldeckelwechsel)
tatsächlich bis zu 11 unterschiedliche Überprüfungs- und Nacharbeiten
an den Fahrzeugen durchgeführt. Sie werden bei Ford intern (s. Aktions-Code 9C628) unter den Arbeitspositions-Codes von A - K geführt und betreffen alle Fahrzeuge dieser Hubraumgruppen, die zwischen dem 1. März 1998 bis 31.12.1999 gebaut wurden. - Das war unser erstes Recherche-Ergebnis. Und nun wollten wir es auch ganz genau wissen.

Hier das Ergebnis unserer Bemühungen um eine klare und umfassende Information der Öffentlichkeit, die man offensichtlich vom Hersteller Ford selbst nicht erwarten kann:

Es waren alle Ford Focus (mit 1,8/2,0 Liter Benzinmotor) aus den Fertigungsstätten Valencia und Saarlouis betroffen. Damit ihre Besitzer das Herstellerwerk ihres Focus ideentifizieren können, nennen wir nachstehend die Werkcodes:

Valencia      =     WP
Saarlouis     =     GC
Soweit ich das aufgrund der mir vorliegenden Informationen beurteilen kann, war die bedeutendste der stillschweigend vorgenommenen Änderungen bei den Fahrzeugen die Verbesserung der Motorraumbelüftung. Nach dem Abstellen der Fahrzeuge - besonders nach langen Vollgasfahrten (Autobahn) - heizten die Motoren so nach, dass es in der Folge zu Schäden an der Zylinderkopfdichtung kam.

So wurde nun bei allen Fahrzeugen, in denen ein 1,8 Liter-Motor verbaut war (gebaut von Fertigungsbeginn bis 31. Juli 1999) und bei der 2,0 Liter-Version (gebaut bis 31. Dezember 1999) ein Motorraum-Temperatursensor eingebaut, der nun den eingebauten Lüfter beim Focus auch nach Abstellen der Zündung noch weiterlaufen lässt, wenn die Motorraumtemperatur eine für den Motor kritische Phase erreicht hat. Diese Arbeiten werden uner dem Werks-Code B durchgeführt.

Aber listen wir doch einmal alle Arbeiten an den Focus 1,8- und 2,0 Liter-Versionen dem ABC nach auf:

Code A:    Batteriekabel nacharbeiten (alle Fahrzeuge, gebaut bis 13. Dezember 1999)
Code B:    Lüfter um Sensor ergänzen (s.o.)
Code C:    Schaltseilzüge und Clip überprüfen (1,8 l, gebaut bis 13. Dezember 1999)
Code D:     Lichtmaschinenstecker überprüfen und evtl. erneuern (alle Fahrzeuge, gebaut bis 13. Dezember 1999)
Code E:    Fahrpedalzug und Clips überprüfen (alle Rechtslenker, gebaut bis 13. Dezember 1999)
Code F:    Sitz der Motorhebeöse überprüfen. Kann Hochdruckleitung beschädigen (alle 13. Dezember 1999 gebauten F.)
Code G:    Anschlüsse Kraftstoffleitungen überprüfen und ggfls. ersetzen (alle Fahrzeuge, gebaut bis 9. November 1999)
Code H:    Schlauch Kurbelgehäuseentlüftung überarbeiten (alle Fahrzeuge, gebaut bis 2. Juni 1999)
Code I:    Deckel Motoröl-Einfüllstutzen prüfen und ggfls. austauschen (alle Fahrzeuge, gebaut bis 23. Oktober 1999)
Code J:    Motorhauben-Dämmplatte ggfls. austauschen (alle Fahrzeuge, gebaut bis 31. März 1999)
Code K:   Clip - Motorhaubendämmmatte einbauen (alle Fahrzeuge, gebaut vom 31. März 1998 bis 31. Dezember 1999)

Also: nur von Code I wurde offiziell gesprochen. Die anderen "10 kleinen Negerlein" hatte man wohl vergessen.

Die Ford-Presseabteilung unter Leitung von Frau Dr. Wegerhoff konnte schon seit langem nicht mehr mit meinem Vertrauen rechnen. Darum habe ich auch in diesem Fall nachrecherchiert, mich nicht auf offizielle Statements verlassen. Frau Dr. Wegerhoff hält den größten Teil der Journalisten einfach für dumm. Und behandelt sie entsprechend.

Darum sei zumindest mir gestattet, dass ich ihre Informationen so ernst und glaubwürdig hinnehme, wie es ihnen zukommt.
Ich habe es vielleicht auch an obigem Ford Focus-Beispiel beweisen können, wie glaubwürdig derzeit offizielle Informationen von Ford zu bewerten sind. Und alle sind darauf herein gefallen. - Mögen sie ihre Schlüsse daraus ziehen.

Entscheidender scheint mir, dass nun auch der Ford Aufsichtsrat langsam seine Schlüsse ziehen sollte (er entscheidet - zumindest auf dem Papier - über Vorstandsbesetzungen), bevor der letzte Funke Vertrauen in die Statements von Ford-Mitarbeitern verloren geht. - Dabei sind tatsächlich nicht alle so wie die, die von Frau Dr. Wegerhoff verantwortet werden.

MK/Wilhelm Hahne

Jetzt sind Sie gefragt!
Ihre Meinung zu obigem Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden Sie mir ein e-mail

Danke, für Ihre Mitarbeit!