In München gibt es weitere Beispiele zur These: Einen Irrtum sollte man nie in die Länge ziehen.

BMW geht es wieder hervorragend. Die Mai-Zulassungszahlen sind herrausragend. Und man wundert sich bei den Quandts wahrscheinlich, dass die Börse nicht reagiert. Aber wie soll die auch wissen, ob das stimmt, was gerade aus München zu hören ist. - Wer einmal lügt dem glaubt man nicht, ist ein altes deutsches Sprichwort. Und dann gibt's noch herrausragende Selbstdarsteller im Aufsichtsrat. Ich würde auf Anhieb zwei kennen. Und dann gibt's noch einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der in seinen Abnick-Aktionen so dynamisch wirkt wie (inzwischen) die Marke. Natürlich ist die Taktik der Familie Quandt verständlich. Aber eigentlich ist das nur Tack-Tick. Und wenn der oberste Öffentlichkeitsarbeiter jetzt schon zu den gleichen Mitteln greift, die schon bei Opel zu nichts führten, dann spürt man eigentlich, dass hier alle Beteiligten auf das große Wunder warten. Die letzten wirklichen Wunder kennen wir alle aus der Bibel. - Würden Sie mir glauben wenn ich nun sage und schreibe:

"Mir ist Birthe erschienen?"

00-06-10/06. Als ein großer Konzern - mit Sitz in München - vor einiger Zeit zum ersten Male gegenüber Journalisten zum operativen Geschäft etwas gegenüber der Presse sagen wollte (vorher hatte das immer nur die Holding getan), da war man nicht sicher, ob die Herren des Vorstandes argumentativ den frechen Fragen der Journalisten gewachsen wären. Und so wurde der Umgang mit diesen Leuten trainiert.

In einer alten Mühle (oder etwas ähnlichem) vor den Toren der Landeshauptstadt traf man sich dann zur Abschlussübung. Den Part der Journalisten übernahm ein Mann, der auch einmal zu den wirklich guten Journalisten des Landes zu zählen war, aber inzwischen auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz genommen hatte. Und weil der so genau wußte, "wie das Hase läuft", hatte man diesen Mann auch als "Prüfstein" genommen. (Dazu war er noch kostenlos zu haben. Er tat einen Freundschaftsdienst.)

Und genau dieser Mann, der gelernt hat in Zusammenhängen zu denken, und der auch weiß wie man andere Leute im Umgang mit Journalisten optimiert, genau dieser Mann versagte eigentlich, als es darum ging, in einer Krisensituation die eigene Frima gegenüber der Öffentlichkeit optimal darzustellen. - Denn hier wie da war es der gleiche Mann: Richard Gaul. - Einmal glänzte er bei der Allianz, das andere Mal versagte er bei BMW.

Wenn am 2. Mai z.B. über den Fernsehschirm ein Video-Text flimmerte, der sagte: "Milberg bleibt", so mußte man das hinnehmen. Wenn dort gestanden hätte, "Milberg geht", so hätte man das auch hingenommen. Aber dann stand noch da: "Milberg sei der erfolgreichste Automobilmanager, den es derzeit gebe, sagte ein Sprecher."

Damals glaubte ich schon eine "Erscheinung" zu haben und notierte mir: ARD, Video-Text, 2. Mai, 11 Uhr, Seite 703. Denn man musste doch damit rechnen, dass nun Richard Gaul die Herren von der ARD verklagen würde. Was da stand stempelte eigentlich jeden der es sagte zum Idioten. - Dachte ich.

Aber denken ist Glücksache. Der BMW-Sprecher hatte das wohl wirklich gesagt. Aber hat er auch das geglaubt, was er gesagt hat?

Die Gespräche mit Alchemy waren am 28. April geplatzt. Dabei waren sie laut BMW-Sprecher kurz vor dem Abschluss gewesen. Und es gab zunächst nach diesem Vorfall keine Erklärung aus München. Das lag an einem anderen Vorfall. Der betraf Herrn Milberg. Bandscheibenvorfall. Er musste ins Krankenhaus. Darum war er auch - wie  ein Sprecher erklärte - nicht direkt in die Gespräche mit Alchemy eingebunden. (Das sollte dann wohl wie eine Entschuldigung klingen.) Aber man stelle es sich noch einmal vor: ein Chef führt nicht persönlich die Verhandlungen, die über das Wohl und Wehe seiner Firma entscheiden.

Und weil zu diesem Zeitpunkt der "Gesprächs-Auflösung" auch ein Richard Gaul nicht zu greifen war (er hatte wohl seinen Hausfrauentag o.ä. genommen), darum blieb es zunächst in München so seltsam still.

Wegen dem Vorfall hatte wohl auch Gaul mit keinem Vorfall gerechnet. Er war eigentlich auf NICHTS eingestellt. Schon vorher hatte sich das BMW Management von der Tagespresse die Termine bestimmen lassen. Dabei wusste doch Richard Gaul egientlich, wie man es machen muss. Diesen Eindruck hatten damals zumindest die Manager der Allianz.

Aber Richard Gaul hat mehr und mehr den Kontakt zur Basis verloren. Er ist vollauf damit beschäftigt eine zu große Abteilung (inzwischen soll er so um 80 Leute dirigieren) in Schwung zu halten. Zeit für Gespräche - die ihn vielleicht auch auf den Boden der Tatsachen zurückholen würden - hat er nicht.

Und er ist sehr sensibel geworden, fühlt sich überall angegriffen. Und "greift" zurück. (Ich kenne da einen ähnlichen Fall, der gerade endete.)

Da gab es z.B. Anfang Februar eine dpa-Geschichte, nach der dann auf den Internetseiten eines Wirtschaftsmagazins zu lesen war: "Top-Manager Reitzle will angeblich gehen". So war es tatsächlich bei "manager magazin online" formuliert. (Es kann übrigens dort noch heute nachgelesen werden.)

" Ford bezeichnete die Gerüchte", so ist da zu lesen, " unterdessen als ´völlig absurd´". - In der Geschichte wurde der so unwahrscheinlich schnelle (mögliche) Abgang des Dr. Reitzle damit erklärt." Ford fahre einen harten Sparkurs, hieß es in der
Branche.Reitzle gelte als einer der besten Autoentwickler der Welt, sei aber kein strenger Kostenkontrolleur."

Dieser Blödsinn war damals in der gesamten Presse zu lesen. Ausgangsbasis dazu war ein Extrakt, der von "dpa" stammte und von einer Dame namens Birthe Blechschmidt aufgeschrieben wurde. Diese Journalistin ist in München nicht unbekannt. Sie schreibt kein Blech. Also musste sie auch irgendwoher ihre Informationen haben.

Und dann gab es in "dossier B" eine Erklärung dafür, die - ohne Namen zu nennen - darauf hinauslief, dass der Ursprung für eine solche Einschätzung der aktuellen Reitzle-Situation nur einer Zusammenarbeit aus Nord und Süd entstammen könne. (Ich habe den Text leider nicht mehr im Original vorliegen. Und der "dossier B"-Herausgeber hat sich gegenüber Herr Gaul verpflichtet, ihn nicht mehr zu verbreiten.) Aber - da erinnere ich mich genau - der Name Richard Gaul kam in diesem Zusammenhang darin nicht vor.

Aber Richard Gaul hat trotzdem einen Rechtsanwalt bemüht. Und da er Peter Carl, den "dossier B"-Herausgeber gut kennt (er hat ihn mir einmal vor vielen Jahren in Hamburg als seinen Freund vorgestellt), da wusste er genau, dass der nicht, um sich zu schützen, seinen Informanten preisgeben würde - Und so hat denn auch Peter Carl die "Unterlassungserklärung" unterschrieben. Und Richard Gaul kann nun behaupten...-

Aber nun kommt das große Wunder von Virneburg. Birthe Blechschmidt ist mir erschienen. Und ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die Dame noch niemals in meinem Leben gesehen oder gesprochen habe. Aber ich weiß trotzdem, dass diese Dame zur Situation von Dr. Wolfgang Reitzle eine Information hatte, die aus einem Raum nördlich von München kam.

Und als nun Birthe Blechschmidt überlegte, wie man eine solche Information absichern könne, da fiel ihr Richard Gaul ein. Und sie fragte ihn, ob er sich vorstellen könne... -

Richard Gaul hat natürlich dazu nichts sagen können. Aber er konnte sagen... - Was dann z.B. zu der "manager magazin"-Formulierung führte: "...sei aber kein strenger Kostenkontrolleur".

Birthe Blechschmidt erhielt also praktisch ihre erste Information durch die Darstellung des Richard Gaul bestätigt. Obwohl der natürlich nichts zur derzeitigen Situation des Dr. Wolfgang Reitzle sagen konnte. - Also auch hier konnte eigentlich Richard Gaul nichts. Und weil er nichts konnte, aber aus seiner Erfahrung... -

Und darum erhielt dann Peter Carl eine (kostenpflichtige!) Abmahnung.

Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass mir nun so etwas auch blühen kann. Aber Richard Gaul kann es sich einfach machen:

Er schicke mir bitte eine Eidesstattliche Erklärung zu, in der er niederschreibt, dass er im Wissen um die Strafbarkeit einer Falschaussage erkläre, dass er niemals zum Thema Reitzle mit Frau Birthe Blechschmidt ein Gespräch geführt habe. Er kann den Zeitraum eingrenzen, aber nicht das Thema ausgrenzen.

Dieser Vorfall (schon wieder einer) zeigt, wie unsicher Richard Gaul derzeit ist. Er weiß natürlich, dass sich die Familie Quandt vor kurzem einmal von renomierten Journalisten erklären ließ, warum man heute BMW nichts mehr glaubt. Und es soll da doch tatsächlich der Name Gaul gefallen sein. - Und wenn auf der Hauptversammlung.... - Aber was soll ich Tatsachen widerkäuen, die jeder kennt?

Richard Gaul ist eigentlich weg, obwohl er noch da ist. Schade eigentlich, denn ich habe ihn gemocht, so wie er mal war. Was jetzt - ganz schwach - reagiert, ist ein Zerrbild von damals. Dass ihm jede Souveränität verloren gegangen ist, zeigt seine Reaktion gegenüber Peter Carl.

Wenn Gaul nun - schon um ihn optisch zu stützen - die Aufgaben eines Dr Horst Teltschik übernehmen soll, der zum Monatsende ausscheidet, dann wird es gut sein, wenn Richard Gaul besonders stark dessen Engagement in China übernimmt. (Kenner werden jetzt lachen.) - Aber das alles macht wirklich einen "schlanken Fuß". Und ist genauso irre, wie diese Textpassage.

Aber die Familie Quandt kann derzeit (meint sie) keine Unruhe im Management vertragen. Und so wird z.B. Herr Milberg erst später aus Altersgründen ausscheiden. (Was gar nicht mehr sooo weit weg ist.) Und Herr Gaul muss bleiben. - Zur Strafe?

Wenn ich bei Quandt zu sagen hätte: dann wären sowohl Milberg, wie Gaul weg. Es gäbe keinen Herrn Schoch, keinen Herrn Neuberger und keinen Herrn Doppelfeld mehr im Aufsichtsrat. Und Hagen Lüderitz könnte sich um das Chinageschäft kümmern. Mit Sitz auf der Chinesischen Mauer.

Man darf nie vergessen: die Situation von BMW ist derzeit so rosig, wie die seines Cheflenkers. Und wenn man die Zusammensetzung des Managements bei BMW (ich zähle mal den Aufsichtsrat dazu) betrachtet, dann fällt mir zu einigen der Satz ein: Manche Leute verfehlen ihren Beruf, indem sie ihn ausüben.

Wäre ich Berater der Quandts, würde ich empfehlen: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Absacken des Börsenkurses ohne Ende.

MK/Wilhelm Hahne

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