Das Personalkarussel dreht sich

Natürlich kann man Personalmeldung an Meldung reihen. Kurz und knapp. Aber die Würze liegt oft im Hintergrund verborgen. Darum folgt hier eine Geschichte, die zwar eine Reihe von Personalmeldungen enthält, aber auch die Randgeschichten dazu erzählt. Was dabei in einem Falle deutlich wurde, führt zu der Feststellung, zu der man beim wiederholten Lesen einer offiziellen Personalmeldung kommen muß nachdem es einem "wie Schuppen von den Augen gefallen" ist:

Pressearbeit wird zu einer Unterfunktion des Marketing

98-01-16/01. Daß Kollege Grassmann die Firma Toyota verlassen hat, war schon einige Zeit bekannt. Und es gab nicht wenige, die nun glaubten, daß Toyota die Gunst der Stunde nutzen würde. Immerhin wären im Markt Pressechefs zu haben, die hervorragende Kontakte zu den Pressekollegen garantieren würden. Es kommt nämlich nicht darauf an, daß man eine Presseabteilung hat, sondern daß sie so besetzt ist, daß die Kollegen der Presse sie auch nutzen. Wenn man sich fragt, warum man selbst wohl diese oder jene Presseabteilung mehr nutzt als andere, so liegt das sicherlich u.a. darin begründet, daß der Pressemann (oder -frau) in diesen Anlaufstellen die besseren sind. Sie denken vielleicht journalistischer, können den Termindruck unter dem man heute arbeiten muß besser nachempfinden, sind fachlich perfekter. Oder einfach nur menschlicher, glaubwürdiger.

Und dann flattert einem die 6,5 Zeilen-Meldung von Toyota ins Haus. Wer sie "quer liest" wird es gar nicht begriffen haben. Aber wir sehen die Personalentscheidung so, daß die Pressearbeit bei Toyota nun unter der Oberherrschaft des Marketing erfolgt. Da wäre es eigentlich eindeutiger, wenn die Presseabteilung gleich der Werbeabteilung unterstellt würde. Das wäre ehrlicher. Und das trifft nicht nur im Falle Toyota zu. Dabei haben wir - im Falle Toyota - durchaus kein Vorurteil gegenüber dem neuen Leiter deren Presseabteilung, Wolf-Henning Fanslau. Aber er ist sicherlich nicht der Typ, der der Toyota-Pressearbeit einen eigenen Stempel aufdrücken wird. Wir werden Standardinformationen erhalten, unsere Testwagen pünktlich, es wird Produktvorstellungen geben, Interview-Wünsche werden erfüllt werden.

Aber ist Fanslau der Mann mit guten persönlichen Kontakten zu einer Vielzahl von Journalisten, wird er sich - wenn mal länger "Funkstille" war - auch mal ohne direkten Anlaß kurz per Telefon melden? - Wohl kaum. Wir können routinierte Pressearbeit erwarten, so wie wir routiniert gefertigte Großserienprodukte - ohne jeden Charme - von Toyota erwarten dürfen. -

Werfen wir doch mal bei dieser Gelegenheit ein Blick in andere Presseabteilungen und vergleichen das Einst und Jetzt. Opel: Wer kennt den Herrn Berlinghoff? - Wer ruft ihn an? - Wen rufen die Kollegen heute noch an, wenn Sie eine zuverlässige Information über Opel-Details erwarten? - So erkennt man den Unterschied.

Oder fragen Sie doch einmal nach, wie die Ford-Presseabteilung heute genutzt wird und wie das zu Zeiten eines Herrn Strang war. - So erkennt man den Unterschied. Warum hatte die Presse wohl kein Mitleid mit Mercedes, als dort Panne auf Panne passierte? - Klar - weil die Presseabteilung sich in den Zeiten davor "so beliebt gemacht" hatte. Da konnten die Stuttgarter kein Mitleid und keine Nachsicht erwarten.

Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, schon in den Jahren davor - und zum Zeitpunkt der Mercedes-Pannen - wäre Karl Mauer Pressechef bei Mercedes gewesen, nicht Wolfgang Inhester. Pressearbeit ist eben nicht gleich Pressearbeit. Und die Arbeit des Dr. Kocks bei VW mag in vielen Dingen effektvoll sein, aber über die Zeit gesehen nicht wirkungsvoll im Sinne des Unternehmens VW. Es genügt heute nicht mehr, daß eine Automobilfirma einen hervorragenden Vorstandsvorsitzenden hat (die es auch kaum noch gibt!), sondern in allen wichtigen Positionen muß die Arbeit eines solchen Mannes kompetent unterstützt werden. Pressearbeit ist Dienstleistung. - Ob das ein Wolfgang Inhester (nur so als Beispiel) wohl jemals begreifen wird?

Lutz Schilling, ehemals Audi, heute in Springerdiensten, ist da wohl mehr ein Mann der "alten Schule". Was ihn nicht vor Fehlern schützte. Er steht zur Zeit an der Spitze von "AutoForum". Und er hat - wie man hören konnte - nur einen Vertrag bis Ende März 1998. Und nun wackelt "sein Kind" "AutoForum", das wohl - bestimmt nicht wegen des überragenden Erfolges - nun bald nicht mehr monatlich, sondern nur noch vierteljährlich erscheinen soll. Verglichen mit der ersten Ausgabe von "Motor Magazin" (aus dem Bauer-Verlag) war es zwar gut gemacht. Aber nicht unbedingt für die Zielgruppe, die man erreichen wollte. Für Lutz Schilling beginnt jetzt eine Fahrt ins Ungewisse.

Für Roland Löwisch auch, der gerade vom "stern zur "AutoForum" gewechselt war. Dabei ist Roland Löwisch genau jener Typ von Journalist, den "AutoForum" braucht. Er hat das Gefühl für die richtig Art von Geschichten, die der Käufer eines solchen Magazins erwartet. Ersatzerlebnisse z.B., keine Tabellen, nicht viele Themen auf wenig Seiten angerissen, sondern interessante Themen großartig verkauft. - Zu spät? - Vielleicht noch nicht.

Auch der Bauer- Verlag startet mit seinem "Motor-Magazin" einen neuen Versuch. Wie zu hören, soll das neue Heft zum Genfer Salon erscheinen. - Und wenn es nicht kommt... - nun, dann ist es nach diesem "hervorragenden" Premierenheft kein Verlust. - Übrigens: an der Spitze von "Motor Magazin" bleibt alles unverändert. - Keine Personalie.

Die gibt es aber von "PS-report" zu vermelden, wo Ende März Hasso Jacoby ausscheiden wird. Wir werden ihn auf den deutschen Rennstrecken wiedertreffen. Jacoby wird für Nissan die Pressearbeit in der Supertourenwagen-Meisterschaft übernehmen, also auf die andere Seite des Schreibtisches rücken. Da ist er bisher ohne Erfahrung. Aber Hasso Jacoby ist ein netter Mensch, der sicherlich seine Arbeit auch als Dienstleistung verstehen wird. Aber ein Glück, daß er von all´ dem Theater, das ihn in der STW-Meisterschaft erwartet, eigentlich keine Ahnung hat. - Viel Glück. - Denn die Konkurrenz ist heute schon scharf darauf, ihm den Nissan-Auftrag abzujagen. Jacoby erfüllt seine Arbeit bei Nissan nämlich in freier Mitarbeit.

Da hat es Michl Koch, bisher wohlbestallter Redakteur bei "auto motor und sport" besser. Er verläßt diese Zeitschrift, begibt sich aber wieder in ein Anstellungsverhältnis. Wie zu hören übernimmt Koch die Funktion eines Chefredakteurs bei einer technischen Zeitschrift in München. - Das wird ihm sicherlich liegen. Koch ist Ingenieur, kennt sich wirklich aus. Als er - auch mal - bei Mercedes-Benz sein Brot verdiente, hat auch "Motor-Kritik" gerne öfter in Stuttgart Rückfrage gehalten. Bei Koch gab es immer qualifizierte Auskünfte. Sofort. Der kannte sich aus. Und man hatte niemals den Eindruck, daß er sich als "Werbeabteilung" von Mercedes verstand. Koch wußte und weiß, daß es in der Technik nichts perfektes gibt. Und man konnte mit ihm immer sachlich über das Für und Wider einer technischen Lösung diskutieren. - Lang, lang ist´s her. Michl Koch wird beruflich seinen Weg gehen.

Die berufliche Zukunft von Alfons Kifmann liegt dagegen im Dunkeln. Schon vor Weihnachten 1997 war erstmals zu hören, daß er den ADAC verlassen wird. Immerhin war er dort nicht nur PR-Chef, sondern gleichzeitig auch Chefredakteur der "Motorwelt" mit immerhin 13 Millionen Auflage. Kifmann verantwortete also eine Menge bedrucktes Papier. Aber mehr war es auch leider nicht. Eine Clubzeitung eben. Es hätte schon eines Mannes mit Durchsetzungsvermögen bedurft, um aus diesem Heft eine journalistisch gestaltete Zeitschrift zu machen. Gegen den Widerstand der "Erbsenzähler" in einem solchen Verein. Kifmann war da wohl nicht der richtige Mann. Oder anders: der ADAC hatte sich damals nicht richtig entschieden. Denn es gab auch damals - vor der Einstellung von Kifmann - schon besser geeignete Leute als Alfons Kifmann. Meint "Motor-Kritik".

Wo wir auch regen Anteil am Schicksal eines Knut Briel nehmen. - Erinnern Sie sich noch an den Chefredakteur einer Motorradzeitschrift aus dem Hause Bauer, dann später einmal Pressechef eines koreanischen Automobilherstellers. Glücklos. Und dann auf der Suche. Und dann traf er Thomas Wüsten, der gerade zum Pressechef von Volvo Deutschland avanciert war. Und mietete Büroräume an. Er wollte (sollte?) für Volvo das Archiv machen. Sagt man, hört man, erzählt man sich. Und nun leidet Briel nach dem Ausscheiden von Thomas Wüsten bei Volvo unter den starken persönlichen Bindungen an diesen guten alten Bekannten aus gemeinsamer Bauer-Zeit. Denn Volvo möchte eigentlich nicht... - Aber Briel meint... -

"Motor-Kritik" wird beobachten, wie das alles endet.

MK/Wilhelm Hahne