Kann die Zeit auch Fakten verändern? - Oder nur die Sicht der Dinge?

Zunächst einmal eine andere Frage: Worin besteht denn eigentlich der Unterschied zwischen einer "Hahne"-Satire und einem "Spiegel"-Bericht? - Auflösung: in einer Satire glaubte sich GM Vice-President Hans Wilhelm Gäb (und seine Frau) wiederzuerkennen, fühlte sich verzerrt dar-, in ein falsches Umfeld gestellt und schmerzhaft getroffen und kassierte - mit Recht (OLG-Entscheidung) - samt seiner Frau ein Schmerzensgeld. - In einem "Spiegel"-Bericht dieser Tage habe ich nun Hans-Wilhelm Gäb wiedererkannt. Unverzerrt. Die Geschichte heißt: "Manager mit Macken". Und ein Aufsichtsrat der Opel-Sekte ruft "zum kollektiven Selbstmord" auf. - Was bekomme ich nun ? - Obwohl das alles nun zu einer Lachnummer wird, bin ich schmerzhaft getroffen. Und irgendeiner muß der Clown sein. - Aber ich kann darüber nicht mehr richtig lachen, weil es schmerzt zu begreifen, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann.

"Manager mit Macken"

98-10-15/04. Beim "Spiegel" hat man inzwischen wohl auch den Durchblick. Was in meinen Geschichten vom Opel-Management beanstandet wurde (s. das von Opel veranlaßte Gutachten), ist beim "Spiegel" nun Faktum. GM-Manager und Opel-Vorstand Peter Hanenberger ist "umstritten". "Seine Einstellung ist für einen Automobilentwickler reichlich schlicht" (O-Ton "Spiegel"). An anderer Stelle: "Im eigenen Konzern und in der Branche genießt Hanenberger einen grandios schlechten Ruf." - Und dann kommt es: "Seit 1994 kommt Opel immer wieder durch Qualitätsprobleme in die Schlagzeilen, vor allem mit den Modellen, die unter Hanenbergers Regie entstanden."

Meint der "Spiegel" z.B. etwa den Opel Omega? - Was habe ich denn damals geschrieben? - Wer hat denn überhaupt als erster die Schwächen dieses Technikvorstandes erkannt und auch das Ergebnis - z.B. den Serienanlauf des Opel Omega - beschrieben und Namen genannt? - Und wer wollte damals das Erscheinen der Geschichte verhindern? - Wessen Darstellung der Opel-Situation und ihre Entwicklung erweist sich denn heute als richtig? - Die des "Spiegel", der sich seinerzeit schützend vor die Opel-Manager stellte, die er heute als "Manager mit Macken" bezeichnet?

Ich erinnere mich noch sehr gut der Worte eines GM-Vice Presidenten auf dem Genfer Salon 1994 zu den Fähigkeiten eines Peter Hanenberger. Und daß es mir noch leid tun würde, ihn so beurteilt zu haben. (Der Vice President fand übrigens noch einen weiteren "Kollegen" von ihm falsch eingeschätzt. Gegen den war aber schon - wie sich später herausstellte - zu diesem Zeitpunkt Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Zürich erstattet worden. Von GM! -Was "mein" Vice President wissen mußte!)

Aber Vice Presidenten lügen nicht. Nur verläßt sie wohl manchmal ihr Erinnerungsvermögen. Erinnern Sie sich noch, was Sie mir einmal als Grund für Ihr Ausscheiden aus der Ford-Organsiation nannten, Herr Gäb? - Zitat: "Ich konnte das, was da von mir verlangt wurde, nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren."  - So etwas vergesse ich nicht.

Gewissen! - Und dann rief jener Vice President, damals 1994 auf dem Genfer Salon, nach dem Gespräch mit mir (ich war uneinsichtig geblieben!), seinen Opel-Untergebenen zu sich, gab seine Anweisungen. Und der wiederum schrieb seinem Untergebenen einen Zettel, auf dem stand, was der nun in Verbindung mit Wilhelm Hahne zunächst zu tun hatte. Aber er tat das nicht, weil sich bei einer Überprüfung die von seinem Chef als Grundlage für die Aktion genannten Fakten nicht nachvollziehbar waren. Niemand der Zeugen, die reichlich vorhanden waren, hatte sie so erlebt.  Der, der sie offenbar so geschildert hatte, war Peter Hanenberger. - Und der mußte vor mir geschützt werden! - Und so schrieb dann der Chef dieses Befehlsverweigerers selbst jenen Brief, der den Anfang einer in der deutschen Automobilindustrie beispiellosen Prozeßserie gegen einen Journalisten darstellte. - Alle Kollegen in der Branche  fanden das zwar "nicht gut" - aber keiner nahm Stellung. General Motors ist eben der mächtigste Automobilhersteller der Welt. Und deren Manager sind darum mächtig. Und der Mächtigste hat recht. - Und der Befehlsverweigerer wurde in die Ecke gestellt.

Und die Geschichte nahm ihren Lauf. Opel nutzte alle Möglichkeiten. Auch den "Spiegel". Der sicherte sich durch Eidesstattliche Erklärungen ab. Und jemand der auch eine gegeben hatte, mußte inzwischen einen Gutachter bemühen um seine EV abzusichern. Nachdem er sie selbst in einer Aussage vor Gericht mit Fragezeichen versehen hatte. Und einen Zeugen, den er vor Gericht genannt hatte, wurde plötzlich zurückgezogen. Weil der die Situation so wie vom Opel-Manager geschildert - und beeidet - nicht miterlebt hatte. (Wohl auch nicht miterleben konnte.)

Eine unrichtige weitere Eidesstattliche Erklärung wurde von seinem Verfasser gegenüber einem in der Sache recherchierenden Journalisten-Kollegen mit seinem entsprechenden "mentalen Empfinden" erklärt. Eine andere Eidesstattliche Erklärung eines anderen Verfassers, machte - und das hatte der wohl nicht bedacht - die Verfahrensweise der Automobiloberen auf fatale Art deutlich. Und er wurde auf einen anderen Posten "befördert". - Aber das war damals alles eine gute Zusammenarbeit - Warum hat eigentlich damals der "Spiegel" seine Recherchen vergessen?.

Erinnert sich Herr Gäb denn noch seines Besuchs (er war nicht alleine) beim ZDF? - Bei der Redaktion von "Frontal"? - Nach Auskunft des ZDF-Indentanten an mich hat es diesen Besuch nie gegeben. - Nach der "Spiegel"-Lunte, die gut gezündet hatte, sollte eine weitere gezündet werden. Und dann hatte man danach alle Mühe, diesen "Zündungsversuch" zu verschleiern. Weil der beinahe ins Auge gegangen war.- Beim ZDF war man zufällig an einen Journalisten geraten, der seinen Beruf noch ernst nahm und nicht "Beweise" unkontrolliert übernahm.(Da alle Beteiligten noch leben, läßt sich auch diese Aktion beweisen.)

Die Opel-Verantwortlichen waren immer und zu allen Zeiten die Guten, Perfekten. Unverantwortlich waren nur die Berichte einzelner Journalisten und Medien.. Unverantwortlich und unverschämt war wohl auch das Verhalten der Opel-Käufer, die die Arbeit dieser tollen Managertruppe nicht zu würdigen wußten und Produktions- und Konstruktionsfehler beanstandeten.

Und da schreibt doch heute der "Spiegel" in seiner aktuellen Geschichte (Heft 42/98, Seite 148) zur Arbeit z.B. dieses damals (1994) mir gegenüber von Herrn Gäb so hochgelobten Technikers Peter Hanenberger: "Entsprechend seiner Maxime sorgte der gelernte Maschinenschlosser dafür, daß bei Opel nicht die beste, sondern vor allem billige Technik eingesetzt wird. Die Folgen, massive Qualitätsprobleme, teure Rückrufaktionen, verheerende Ergebnisse bei einem Crash-Test, ramponierten zwar den Ruf der Marke Opel. Hanenbergers Karriere aber nahm dadurch keinen Schaden."

Konnte auch nicht. Hanenberger wurde doch z.B. durch Hans Wilhelm Gäb verteidigt, geschützt, abgedeckt. Das war auch seine Aufgabe. Und die nahm er ernst. - Gegen besseres Wissen? - Denn wer weiter schrieb - was sich heute sogar für den "Spiegel" als richtig darstellt - gegen den wurden "finale Angriffe" gefahren. - Wie z.B. gegen Wilhelm Hahne.

Aber nun paßt der bevorstehende interne Aufstieg des Herr Hanenberger nicht mehr in die Opel-Politik. Dabei haben die Verantwortlichen, die sich jetzt darüber beklagen, diese Situation selbst entstehen lassen. Oder ist man erst plötzlich weise geworden? Und nun darf Hanenberger im "Spiegel" sogar "einen grandios schlechten Ruf" genießen. Und es gibt keine Einstweilige Verfügung, keiner spricht von "Rufmord"? -

Dumme Frage: Wer war eigentlich der Informant des "Spiegel"?

Es kommt ja noch toller! Zitat aus dem "Spiegel": "Opel-Aufsichtsratschef Hans Wilhelm Gäb, intern seit langem ein unbequemer Kritiker von Hughs und Hanenberger..." - Warum hat Gäb mir gegenüber denn seine Meinung so verschleiert, etwas anderes gesagt, genau das Gegenteil behauptet? (Für das Genf-Gespräch 1994 ist Jürgen M. Reinke mein Zeuge.) - Oder ist er noch nicht so lange wie ich ein unbequemer Kritiker? Hat er jetzt erst seine Meinung geändert, hat er jetzt erst begriffen, daß meine seinerzeitige Kritik berechtigt war?

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie die Ereignisse der letzten Jahre ein wenig Revue passieren lassen, Herr Gäb? - Aus der Welt schaffen können Sie das was Sie mir (und anderen)  zugefügt haben sowieso nicht. - Aber Sie fügen weiter zu. Ganz nach Belieben. Jeder hält den anderen für einen "Manager mit Macken". - Und man erkennt die eigenen nicht. - Erkennt denn inzwischen der "Spiegel" seine Funktion?

Läßt Opel es wirklich zu, daß der "Spiegel" schreibt, daß "General-Motors-Chef Jack Smith, der um seinen Job fürchten muß ... offenbar auch ein wenig den Überblick" verloren hat? - Herr Gäb, haben Sie eigentlich vergessen, wer den Aufsichtsrat bestellt? - Bisher kannte man den "kollektiven Selbstmord" den "ein Aufsichtsrat" (O-Ton "Spiegel") im Falle der Hanenberger-Berufung zum Vorstandsvorsitzenden in Aussicht stellt nur bei Sekten. Es wird bei Opel auch keinen geben, weil "sich jeder der nächste ist". - Aber einer wird aus seinem Verhalten die Konsequenzen ziehen müssen. Sonst verstehe ich die Welt nicht mehr. - Ich erwarte gespannt den 26. Oktober.

Was derzeit bei Opel abläuft, ist irrwitzig. - Aber ich kann nicht darüber lachen. - Opel wird darunter weiter leiden, weiter Schaden nehmen, weiter an Image verlieren. Jack Smith kann man nur raten, dieses Mal bei Opel eine "Total-Operation" vorzunehmen. In  Vorstand und Aufsichtsrat. Dort gibt es mehr als  nur einen "Hanenberger"!

MK/Wilhelm Hahne