In einer österreichischen Zeitschrift war folgender Anzeigentext zu lesen, mit dem das neueste Modell der Kölner Autobauer, der Ford Focus, beworben wurde: "der kellner ignoriert sie wie gewöhnlich - das hühnchen ist wie üblich lauwarm - der rotwein wie immer eiskalt - und das trinkgeld schon inkludiert - ob sie das wollen oder nicht - umdenken - der neue fordfocus" - In der Anzeige wird dem Leser geraten: "sie müssen nicht alles hinnehmen. erwarten sie mehr: der neue ford focus." - Aber die Ford-Händler mußten es zum Teil schon: alles hinnehmen. Denn was dem Opel Astra beim Serienanlauf recht war, ist beim Serienanlauf des neuen Ford Focus nicht billig:
Es geschah beim ersten Test des neuen Ford Focus bei einer großen deutschen Autozeitschrift. Bei den Beschleunigungsmessungen machte es plötzlich "krrraatsch" - und die Messungen waren beendet. Bei einer genauen Untersuchung durch die Ford-Ingenieure stellte sich heraus, daß im Differential des Fahrzeugs ein Zahnrad gebrochen war. Und weitere Untersuchungen ergaben, daß hier wohl ein Härtefehler vorlag.
Ein Härtefehler? - Bei einem Getriebe, daß auch in anderen Modellen schon vielfach verbaut worden war? - Aus dem Getriebebau des Kölner-Qualitätsunternehmens?
Das bestätigte sich leider. Und so mußte man - im wahrsten Sinne des Wortes - zähneknirschend eine Umrüstaktion starten. Bei den schon gefertigten, für den Handel bestimmten Focus-Modellen mußte ein Getriebewechsel vorgenommen werden, denn offensichtlich betraf der Härtefehler eine ganze Reihe von Getrieben.
Aber nicht genug des Ärgers: es wurde auch durch Ford ein Fehler bei den verbauten Hauptbremszylindern festgestellt. Auch die mußten nun ausgetauscht werden. Wie zu hören, stammen sie aus einer Fertigung bei Bosch. (Wobei Motor-KRITIK bei dieser Gelegenheit erfuhr, daß Bosch auch Hauptbremszylinder liefert.) Mit Bremsen scheint es bei Ford häufig zu Ärger zu kommen: Bremsscheiben beim Mondeo, Hauptbremszylinder beim Fiesta, jetzt Hauptbremszylinder beim Puma (s. eine weitere Ford-Geschichte zu diesem Thema) und nun auch der neue Ford Focus.
Wie hatte doch erst vor kurzem Ford-Europa-Chef James Donaldson (gleichzeitig Chef der Kölner Ford-Werke) gesagt: "Wir müssen die Ford-Pflaume polieren." - Leider genügt das wohl nicht. In Köln sollte man zunächst einmal dafür sorgen, daß die Technik unter dem Blech der Ford-Automobile zuverlässig funktioniert. "Mit dem Focus will er zurück auf die Überholspur", wird in "Capital" die Absicht des Ford-Chefs umrissen. - Was nutzt es aber ein Linksfahrer zu sein, wenn die Konkurrenz zu weit entfernt ist? - Oder möchte man etwa so die Überholabsicht anderer Konkurrenten verhindern?
Bei Opel gibt man sich alle Mühe, dem lieben Konkurrenten aus Köln nicht zu weit - in Sachen Zuverlässigkeit - mit dem neuen Astra zu enteilen. Wie schon in "Auto-Bild" zu lesen, wurden in letzter Zeit Astra ohne - oder nur mit sehr wenig - Getriebeöl ausgeliefert. Die automatische Füllanlage in Bochum hatte einen Defekt. - Aber so ist das eben mit allen Automatiken: sie funktionieren automatisch und werden auch automatisch defekt.
Und was die oben geschilderten Schwierigkeiten beim Serienanlauf des neuen Focus betrifft: so etwas ist in letzter Zeit bei neuen Modellen praktisch zur Normalität geworden. Dabei hatte man mit 782 Focus-Prototypen insgesamt mehr als sechs Millionen Testkilometer abgespult. - Aber so ist das nun mal mit neuen Automobilen: sie reifen wohl alle erst in der Hand des Kunden. Mit Garantie. - Garantiert.