Wasserstoff und Brennstoffzelle: Aufklärendes zum absoluten In-Thema der Neuzeit

Wir lesen im SPIEGEL darüber, in "Focus", "stern" und "VDI-Nachrichten", in Pressemitteilungen von BMW, DaimlerChrysler und vielen anderen. Überall werden andere Wahrheiten verkündet, und die meisten die darüber sprechen, schreiben, diskutieren, haben eigentlich von der Sache wenig Ahnung. Motor-KRITIK hat darum einmal die professorale Aussage eines der bedeutendsten Automobilmanager des neuen Jahrtausends zum Anlass genommen, einen der innovativsten Wissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts, Dietrich Marlene (nur echt mit dem "Blauen Engel", dem Gegenstück zum "Grünen Punkt" und "Gelben Sack"), dazu seine allgemein verständlichen Erläuterungen und Erklärungen niederschreiben zu lassen. Darum nimmt bestimmt auch der gewählte Titel dieser Geschichte nicht wunder. Erst recht nicht, nachdem Sie, lieber Leser, die Geschichte genossen haben:

Professor Unrat und die Biomasse

00-01-14/01. „Wir haben uns eindeutig für Methanol entschieden. Die Wasserstoff-Welt wird es nicht geben. Die großtechnische Herstellung von Wasserstoff erfordert unglaubliche Energiemengen, das heißt, wir bräuchten dafür Kernkraftwerke in einer großen Zahl.“

Wahr ist, dass dieser Satz von Jürgen Hubbert stammt. Nachzulesen im Mercedes-Magazin 6/99, Seite 90. Nix so unautorisiertes wie die Bibel also.

Unwahr ist, dass von ihm auch der Satz stammt  „Wir brauchen keine Kernkraftwerke. Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose.“

Die Wasserstoff-Weisheit stammt von einem beschränkten DaimlerChrysler-Vorstand, beschränkt auf Mercedes-Personenwagen. 60 Jahre alt und seit 1965 Diplomingenieur. Beschränkt auf Verfahrensentwicklung. Ja genau, das ist der, der die A-Klasse immer als fahrstabil bezeichnet  und der dem direkteinspritzenden Ottomotor keine Zukunft eingeräumt und deshalb erst mal die falsche Motorenproduktion aufgebaut hat. Er hat auch den Van-Boom verschlafen. Aber irgendjemand hat ihn zum Vorstandsmitglied berufen und jemand anderer sogar zum Professor.

Ob der genausoviel Ahnung hat?

Was der smarte Professor - auch für diese beschränkte Marke ist er übrigens verantwortlich - verschweigt, vergisst, verdrängt, nicht weiss - was er jedenfalls nicht sagt ist, wie er denn zu seinem Alkohol kommen will. Den er dann an Brennstoffzellen verfüttern möchte. Die dann Autos antreiben sollen. Was so aber auch nicht geht. Aber dazu kommen wir später noch.

Erst mal zur Methanolerzeugung. Die Theorie kennt da einige Möglichkeiten. Im Wesentlichen kann man CH³OH aus Biomasse gewinnen oder aus Erdgas oder aus Strom. Erdgas fällt schon mal weg, immerhin geht es um den unerschöpflichen Zukunftstreibstoff. Biomasse käme zwecks begrenztem Potential nur in Frage, wenn nur noch Mercedes-Käufer eine Fahr- und Esserlaubnis hätten. Das wäre dem guten Professor bestimmt am liebsten, aber die Experten sind sich über diese Lösung nicht
ganz einig.

Bleibt also noch Strom, der in ausreichenden Mengen regenerativ hergestellt werden kann.

Und jetzt sind wir am wunden Punkt: Um aus Strom Methanol zu machen, braucht man zuerst noch Wasser und lässt dann beides eine Elektrolyse eingehen. Heraus kommt - Wasserstoff.

Bevor Sie wieder oben nachlesen müssen: „Die großtechnische Herstellung von Wasserstoff erfordert unglaubliche Energiemengen, das heißt, wir bräuchten dafür Kernkraftwerke in einer großen Zahl.“ - Hat er gesagt, der Herr Professor..

Halt, wir sind noch nicht am Ende. - Es kommt noch besser.

Aus Wasserstoff kann man nun entweder mit Kohlenmonoxid (CO) oder Kohlendioxid (CO²) Methanol erzeugen. (Nebenbei - Beides funktioniert bisher auch nur im Labor.) Jawohl,  das eine ist giftig und dafür - unter anderem - hat man extra den Katalysator  erfunden. Und das andere wollen wir doch eigentlich gerade vermeiden - oder?  Nun ja, Hubberts Professoren-Kollege Panik - nein, wir wollen das Wortspiel lassen - hat sich das so gedacht, dass irgendein Fabrikant das CO² aus seinem Schornstein schon gerne liefern wird, die NECAR-Fahrer als Entsorger, sozusagen. Denn das CO² muss wieder raus aus dem Methanol - die Brennstoffzelle würde sich daran vergiften.

Tun die Menschen übrigens auch. Am Methanol. Schon kleine Mengen Methanol machen - eingeatmet - blind, ein
Schnapsglas voll kann schon tödlich sein. Laut Lehrbuch sind „schon zwei bis zehn Milligramm in einem Liter Luft in Anbetracht der langsamen Ausscheidung und daher eintretenden Anreicherung im Körper nicht unbedenklich.“

Und warum muss das CO² wieder raus aus dem Methanol?  Eine PEM-Brennstoffzelle, mit der DaimlerChrysler herumstromert, funktioniert ausschließlich mit - Trara, die nächste Pointe - reinem Wasserstoff.

„Die großtechnische Herstellung von Wasserstoff erfordert unglaubliche Energiemengen, das heißt, wir bräuchten dafür Kernkraftwerke in einer großen Zahl.“ (Erinnern Sie sich der Worte des Herrn Professor?)

Der Vollständigkeit halber: Um das Methanol aufzuspalten braucht man einen hunderte von Grad heißen Reformer, der irgendwo im Auto vor sich hin kokelt. Was - oh Wunder der Physik - Energie braucht. Und um ein Auto in Gang zu setzen, einen Motor. In dem Fall einen Elektromotor, sauschwer und sauteuer. Warum wohl rüstet Hubbert  seine S-Klasse nicht mit der tollen Brennstoffzelle aus, mit der er doch viel mehr Geld verdienen würde? - Weil seine Kunden dann höchstens noch gegen eine Straßenbahn antreten könnten.

Er, der Herr Professor, hat übrigens noch was gesagt: „Da sich auf der ganzen Welt die besten Entwickler mit diesem
Thema beschäftigen, werden sie Lösungen finden“.

Mann, was sind die Kernkraftwerker blöd, dass sie daran nicht gedacht haben!

MK/Dietrich Marlene


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