Weil Karneval ist:
Die Glosse unseres Mitarbeiters Gunnar von Brunftleben,
frisch aus dem (Redaktions-) Leben gegriffen

Jeder - sicher auch Sie - kennt die Zeitschrift "Auto-Quickie - vereint mit TKF" (Technischer Kille-Fitz). Das ist die, welche im Untertitel das Motto führt: "Sarkastisch, unausgewogen, einfach gut!" - Hochdruck-Recherche mit Tiefdruck produziert. Für nur 9,98 DM. - Gunnar von Brunftleben hat dort einmal eine Redaktionskonferenz beobachtet. Unauffällig im Papierkorb verborgen, wie das so die Art von Motor-KRITIK-Mitarbeitern ist. Hier ist sein Exklusiv-Bericht:

Ratwechsel ist angesagt

00-03-02/05. Brunsbüttel. Zwei Jahre sind um. Zeit zum Wechsel der Bettwäsche. Zeit zum Ölwechsel. Zeit für eine große Redaktionskonferenz von "Auto-Quickie".

Die Redaktion ruft im Polizeifunk und über Radio Norddeich zur großen Sitzung auf, und alle kommen.

Da sitzen sie nun. Der Bürobote Bumske, Reise- und Touren-Experte Georg von Globus, Chefredakteur Kuno Kolben, Sportredakteur Atze May-Bach, die Redakteure Herbert Leichtfuß und Dietrich Marlene, sowie das namenlose Heer der Redakteure, stellvertretender Stellvertreter, Auslandskorrespondenten und Druckfehler.

Als erstes lässt Kuno Kolben eine neue Verlagsanweisung verlauten. Die Sekretärinnen müssen die Briefmarken nicht mehr (wie gewohnt) in Längs-, sondern in Breit-Richtung ablecken. Bald haben sie sich daran gewöhnt. Zeitersparnis noch am selben Tag: 7 min 56,33 sec! (Handgestoppt, exakt die gleiche Zeit der Röhrl-GT3-Runde auf der Nordschleife.)

Bei "Auto-Quickie" ist man zufrieden. Kommentar einer Sekretärin: "...und es schmeckt auch besser!" (Anmerkung: bei Porsche leckt man noch längs, aber man hat dort auch Hunger.)

Redaktionsassistent Bodo Breitmaul legt nun die lange erwartete Leser-Analyse vor. Sie schildert den typischen Leser von "Auto-Quickie" als einen glatzköpfigen Mit-Vierziger mit Schlappohren, Schnullermund und Knollennase, der sich hauptsächlich von Zwieback und Auspuffgasen ernährt und der deutschen Sprache übermächtig ist.

"Echt geil", findet Kuno Kolben, und sieht dabei aus, als habe er gerade eine Hausmitteilung des Anzeigenleiters erhalten. Aber die Enttäuschung in der Redaktion ist schon groß. Bürobote Bumske rettet die peinliche Situation: Warum nicht mal über das Sechs-Tage-Rennen der Kolbenklemmer berichten, oder über den Tuning-Wettbewerb der Gelbkopf-Neger, oder etwas über den Tag des gesunden Werkstatt-Schlafes beim freundlichen Opel-Händler schreiben? - Oder über das Liebesleben der Goetze-Kolbenringe mit Mahle-Kolben? - Wie oft tun's die denn in der Minute? - Weltexklusiv natürlich, die Geschichte! - Oder mal einen Bericht verfassen für die Van-Fahrer, die mit ihrem Hochsitz sogar in Urlaub fahren: Wir bauen uns ein Plumpsklo für unterwegs!

Es kommt zu Tumulten. Kuno Kolben wehrt ab: "Wir sind ein seriöses Blatt!"  Man einigt sich schließlich auf einen Artikel zum Start der ersten Starkbier-Rakete von DaimlerChrysler, einem Alternativangebot des globalen Players zum Wasserstoffauto, anlässlich des heute beginnenden Weißbier-Trainings einer konkurrierenden weißblauen Marke mit englischer Krankheit. Ein Entschluss, der von den Redakteuren (und denen, die es nie werden werden) mit lautem Hurra und Kirschsoße begrüßt wird und in eine tierische Zecherei ausartet.

Aber plötzlich hört man wieder dem Magazinredakteur Georg von Globus zu, der erst am Morgen braun- und abgebrannt, gut zwanzig Pfund schwerer, von seiner letzten Recherche zurückgekehrt ist. Zwei Wochen hat er ein Rudel Wanderratten bei einer Tramptour mit seinem "smart" durch den Margarinespeicher des Hamburger Hafens begleitet. Wahrlich, - eins der letzten Kleinwagen-Abenteur dieser Welt. "Zuhause freue ich mich dann auf mein Deo 'Radikal"."

Anschließend wird Georg einen zweiwöchigen Badeurlaub in der Klärgrube von Sylt antreten. - Na, soll er doch! - Hat er sich doch redlich verdient!

In dieser Atmosphäre voller gemischter Gefühle und Düfte bricht es aus Chefredakteur Kuno Kolben heraus: "Welchen Missstand geißeln wir denn eigentlich in der nächsten Ausgabe?"

"Ich hätte da etwas", ruft Bürobote Bumske und erzählt von der gelungenen Tateinheit der Portemonnai-Kontrolle eines "Auto-Quickie"-Lesers, der sich als Mitarbeiter des Kraft-Auto-Ordnungs-Amtes (KAOA) ausgab. Nach der Geldbörsen-Filzung habe er anschließend zehn Prozent des wuchernden Portemonnaie-Inhalts als Bearbeitungsgebühr verlangt und sich dann operativ entfernt.

Alles schüttelt den Kopf und Bruno Kolben brüllt: "Wer bringt's denn nun wirklich?" Da geht Herbert Leichtfuß (der Erfinder der Kreppsohle) völlig aus sich heraus und kündigt für die nächste Ausgabe einen schonungslosen Zweizeiler an.

Dann prangert "FKK" (Chef"f" "K"uno "K"olben) an, dass sich derzeit in der Redaktion kleine sprachliche Unsitten breitmachen. Etwa die dumme Angewohnheit "zum Bleistift" statt "zum Beispiel" zu sagen, oder "Suzuki in Aktion" statt "suche die Redaktion", oder "Mampf" statt "Käsesahnetorte". Er will dagegen etwas unternehmen. - Nur zu, Kuno, nur zu!

Plötzlich plumst aus dem Fernschreiber eine Nachricht. Sportredakteur May-Bach reißt den Papierstreifen ab und verkündet in knappen Worten den Inhalt: Die begehrte Auszeichnung "Goldener Bumser des Monats" blieb dem bekannten und überaus erfolglosen Tourenwagen-Piloten Siggi Fottow auch dieses Mal versagt. Stattdessen wählte ihn die Spezial-Presse (auch Fachpresse genannt) zum "Kamikaze-Unfaller des Jahrhunderts". - Wieso nicht des Milleniumms? - Ratlosigkeit und dünne Luft macht sich in der Redaktion breit. - Ratwechsel ist angesagt.

Reserverat-Redakteur Peter Pilsener, von der flüssigen Seite der "Auto-Quickie"-Redaktion, nützt diese Gelegenheit aus und legt skandalöse Statistiken vor, aus denen klar hervorgeht, dass nur 20 Prozent aller Unfälle in betrunkenem Zustand passieren, 80 Prozent jedoch in nüchternem Zustand verursacht werden. - "Das muss dringend geändert werden!"

Und was allen entging, deckt dann Bürobote Bumske brutal und schonungslos auf: Alle Unfälle passierten während des Verkehrs! - Chefsekretärin Wohlust lächelt verschämt.

Peter Pilsener pfeift sich noch 'nen Doppelten rein und stellt seine Forderung nach Heraufsetzung der Promille-Grenze auf neun Prozent, Promille - oder so. - "FKK" findet das "in die Zeit passend" und bittet ihn, dazu einen Kommentar zu schreiben. Redakteur Pilsener flippt nun völlig aus und spendiert höllische Mengen Freibier. Schließlich soll ihm kein Leser vorwerfen, er hätte sich nicht mit der Sitution eines Neun-Prozenter-Promillers bekanntgemacht.

"Was, - ich stinke nach Fusel?"; entfährt es ihm nach einem entsprechenden Einwurf von Frau Klara Wohlust, der erfahrenen Sekretärin für Chef und Freizeit. - "Soll ich etwa Eau de Cologne saufen?", fragt er unwirsch.

Frau Wohlust zieht das Taschentuch, Peter Pilsener einen neuen Korken aus der Flasche, Dietrich Marlene die Nase hoch.

Und dann artet die Redaktionskonferenz unter Absingen von schmutzigen Verkehrsliedern in ein lustiges Ringelpietz mit Reinfassen aus. - Aus!

So war das in Brunsbüttel. Und zwei Jahre sind schnell herum.

MK/Ressort "KV"

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