Hier werden dann die Meinungen geteilt sein. Immerhin spielt auch das Image eines Automobils eine Rolle. Ein Ferrari ist eben ein Ferrari. Ein BMW ist ein BMW. Und ein Chevrolet ist ein Chevrolet. Auch wenn es die Corvette unter diesem Markennamen zu einem Sonderstatus bei Liebhabern gebracht hat.
Aber verglichen mit einem BMW V8-Motor ist natürlich der V8-Motor der Corvette ein richtiger "Bauernmotor". Hier steht intelligenter Motorenbau in Leichtmetall gegen die scheinbar unverwüstliche Power des GM-Schwermetall-Motors. Wer aber einmal eine Corvette gefahren hat, der wird diesen Sportwagen ernst nehmen. - Auch James Bond. Obwohl der gar keine richtige Corvette gefahren hat. - Aber... -
Als die Produktionsfirma EON mit dem Film "Die Welt ist nicht genug" (deutscher Titel) begann, da gab es den BMW Z 8 noch gar nicht in fertiger Form. Aber es gab einen Vertrag zwischen den Münchnern und der Filmfirma. Bei BMW gab es aber Zeichnungen, Conceptcars, Tonmodelle - und die feste Absicht, über den James Bond-Film den BMW Z 8 ins Gespräch zu bringen. Und für BMW den Markenwert zu erhöhen.
Und kleine Lügen sind da schon mal erlaubt. Wenn James Bond die Lizenz zum Töten hat, hat BMW die Lizenz zum Schwindeln. - Und wenn nicht, so kann man doch immerhin so tun... - Und wem tut man weh? Und wer wird schon übel nehmen, wenn man so tut, als wenn man... -
Also BMW hat noch keinen Z 8, braucht aber einen, weil es doch einen Vertrag gibt, nach dem BMW einen Z 8 hat. Damit James Bond ein Spielzeug hat. - Das ist der Moment, wo 007 normalerweise zum Martini greift. Aber EON, die Produktionsfirma, griff zum Special Effects Supervisor Chris Corbould. Was ein Gauly für Quandt, ein Gaul für BMW, ist ein Corbould für EON. Und EON für 007. Nur auf andere Art.
Gauly erzählt was von ihm erwartet wird, Gaul das, von dem er annimmt,
dass es seiner Firma hilft, aber
Corbould erzählt nicht, sondern greift zum Schweißgerät
und fügt zusammen, was seiner Firma hilft. Und BMW auch.
Und so entstand auf der Basis eines Ford Cobra-Rohrrahmens und unter Verwendung eines 5,7 Liter Chevy-Motors ein Automobil, das aussah wie ein BMW Z 8. BMW hatte dazu die Scheinwerfer, den Kühlergrill, die Räder und die Markenzeichen geliefert. Außerdem hatte man Abgüsse vom Tonmodell des Z 8 machen lassen und fertigte die Teile aus Kunststoff nach. Alles mußte ja nicht ewig halten. Nur für den einen Film. Und nicht für alle Szenen.
Dieser Film-Z 8, der kein BMW war, verbarg unter seinem Filmkleid noch weitere Fremdteile. Das Fünfganggetriebe kam von Tremec, die Hinterachse ist eigentlich bei einem Jaguar zu finden. Und mit damit hoppelte dann James Bond durch die Filmgeschichte. "Die Welt ist nicht genug". BMW hatte sich rührend um den Z 8 bemüht, aber 007 wurde nun geschüttelt.
Aber nicht überall kam dieses Film-Auto, dieser Z8, der so wenig ein Z 8 war, wie eigentlich 007 James Bond ist, zum Einsatz. Viele der Aktionszenen wurde mit ferngesteuerten 1:4-Modellen gedreht. Alles perfekt gemacht. Alles wirkt wie echt. Was war denn nun die Miniatur, was der Nachbau? - Wo ist der Unterschied zwischen Gaul und Gauly?
Alles Show. - Im Film aber nicht wirklich alles. Noch vor Drehende konnte BMW dann tatsächlich noch drei BMW Z 8-Prototypen liefern, die man dann für die Detailaufnahmen, die 007 am Steuer des Z 8 zeigten, gebrauchte. Und ein perfekter Schnitt sorgt dann dafür, dass die Mischung aus Miniatur, Nachbau und Protoyp den Eindruck erweckt, als sei James Bond, 007, wirklich mit einem BMW Z 8 im Film unterwegs gewesen.
BMW hat es so vermeldet. die Presse hat diese "Wahrheit" verbreitet. Und in vielen "ersten Fahrberichten" über den neuen BMW Z 8 wurde der Leser daran erinnert, dass schließlich auch James Bond... - Zur Sicherheit wurden die Z 8-Replicas von BMW in den Shredder geworfen. Weil die Wahrheit doch Wahrheit bleiben muss. Wie im Film.
Und BMW hat die Wahrheit genutzt. Selbst seriöse Analysten und Beratungsunternehmen sind auf den "kleinen Scherz" von BMW hereingefallen. Man kann schließlich nicht immer auf den 1. April warten. Für BMW scheint in letzter Zeit oft 1. April zu sein. BMW hat immer einen Gaul zur Hand, der die Scherze unters Volk bringt. Oder auch schon mal eine Einstweilige Verfügung. Obwohl dadurch 1. April-Meldungen auch nicht zur Wahrheit werden. Aber man kann doch so tun, wie man es auch in dem Film "Die Welt ist nicht genug" tat. Und die Welt hat es geglaubt. - Also wird es die Wahrheit gewesen sein.
Schließlich ist auch in der letzten Ausgabe des "manager magazin" zu lesen: "In einem Punkt sind sich immerhin alle BMW-Tester einig: Die Z8-Manöver von James Bond haben der Marke geldwerte Sympathiegewinne beschert." Wobei dort dargestellt wird, das nun ein so ehrenwertes Beratungsunternehmen wie Interbrand den reinen Markenwert von BMW (ganz ohne alles andere, ganz nackt) auf 11,3 Milliarden Dollar schätzt.
Ein Wert der mit Hilfe des kleinen Schwindels um James Bond erreicht wurde. Stellt "manager magazin" fest. Und wofür braucht man einen hohen Markenwert? - Weil Quandt BMW niemals verkaufen würde. - Da wiehert das Pferd und der Gauly freut sich.
Und James Bond greift zum Martini. - Aber zur 1,5 Liter-Flasche. Weil es ihn schüttelt. - Und er ist gar nicht gerührt.
Danke, für Ihre Mitarbeit!