Als gutes (und schönes) Beispiel dafür, dass nun auch bei der Automobilindustrie die Produkte immer schneller entstehen, ist in der letzten Ausgabe von "manager magazin" die C-Klasse von DaimlerChrysler angeführt und auch abgebildet. Dieses Automobil erhält in ersten Fahrberichten und Tests großes Lob. Ist es den Stuttgartern perfekt gelungen?
Motor-KRITIK hat einmal nachgehakt und ist auf eigenartige Vorfälle im Markt gestoßen:
Im Zuge meiner - bis jetzt noch nicht abgeschlossenen Recherchen - kommen auch andere Sachen ans Licht, da meine Gesprächspartner zunächst nicht wissen, auf welches Modell ich sie eigentlich anspreche.
So höre ich von einem Fall, wo bei einer S-Klasse (lang), mit Zwölfzylindermotor, Kaufpreis über 250.000 DM, sich bei einem nächtlichen Wolkenbruch alle Fenster und das Schiebedach (automatisch!) öffnen und das Fahrzeug danach für eine Goldfischzucht geeignet ist. "Der Fehler (Anmerkung: am Regensensor) ist dem Werk bekannt. Sie erhalten ein neues Fahrzeug".
So einfach ist das.- Das Fahrzeug hatte weniger als 3.000 km gelaufen.
Bei den A-Klasse-Modellen mit Dieselmotor ist das anders. Da merken die Fahrer gar nicht, dass in ihrem Motor ein spanabhebendes Werkzeug verbaut wurde: die Kette zum Nockenwellenantrieb raspelt die Zähne der Kettenräder herunter. Aber nur soweit, dass ein Schaden nicht spürbar wird. - Sagt man mir. - Und tauscht in aller Stille die Antriebsteile.
Mir ist noch nicht klar, warum das passiert. Aber ich gehe davon aus, dass das Mercedes auch nicht weiß (wußte). Denn der wunderhübsche CDI-Motor wurde - soweit ich das feststellen konnte - auch nach Feststellung dieser Schäden (zunächst) unverändert weiter gebaut.
Und wenn man an die ersten M-Klasse-Fahrzeuge denkt... -
Unsere Vorzeigemarke zehrt inzwischen vom Image der Vergangenheit. Opfert man die Qualität dem schnellen Profit?
Wie gut das Image der Marke Mercedes heute immer noch ist, wird am Beispiel Japan deutlich. Dorthin wollen die Stuttgarter demnächst den "smart" exportieren. (Nur in Motor-KRITIK gab es dazu eine umfassende Darstellung) Der japanische Importeur, eine firmeneigene Gesellschaft, möchte aber den "smart" nur dann importieren, wenn auch von draußen klar ersichtlich ist, dass das ein Produkt ist, das von Mercedes-Benz verantwortet wird. Also nicht von DaimlerChrysler. - Mercedes muss es sein. Weil nur Mercedes in Japan wirkliches Ansehen genießt.
Zu diesem Thema - Export des "smart" nach Japan und die Art seiner "Auszeichnung - gibt es zur Zeit in Stuttgart viele Meetings. Viele sind dagegen, den "smart" optisch so eng an die Marke Mercedes anzubinden. Eigentlich, so meint die eine Gruppe, ist der "smart" nicht mercedeslike.
Andere sagen, dass man doch eigentlich längst zugegeben hat, dass "smart" etwas mit Mercedes-Benz zu tun hat und bittet die anders Argumentierenden doch mal einen Blick auf den Motor des "smart"-Diesel zu werfen. Tatsächlich steht dort geschrieben:
"smart - Engineered by Mercedes-Benz"Und das möchte man jetzt auch auf die Karosse schreiben. Zunächst nur für Japan. - Und morgen die ganze Welt?
Aber was nutzt die Verwendung eines (bisher) guten Namens, wenn dieser Namen durch die Qualitätsmängel neuer Mercedes.Benz-Produkte dann schließlich Schaden nimmt.
Daimler hat zwar Chrysler übernommen - und nicht umgekehrt. Aber trotzdem ist mehr als ein Ruck durch die bisherige Firmenstruktur gegangen. Es ist zur Rissbildung gekommen. Auch ausgelöst durch die Einstellung der Mitarbeiter, die sich nach der Fusion verändert hat.
Tatsächlich sind die Entwicklungszeiten kürzer geworden, die Rendite größer, aber man sollte nicht nur an Morgen, sondern auch an Übermorgen denken. - Und vielleicht ein wenig an die Menschen.
Danke, für Ihre Mitarbeit!