Porsche GT: Crashs pflastern den Entwicklungsweg zur Serie

Eigentlich ist dieses Fahrzeug, von "Fachleuten" als "Supersportler" dargestellt, nur ein Zufallsprodukt. Irgendwann war auch einem Herrn Wiedeking (demnächst Träger des "Ordens wider den tierischen Ernst") klar, dass sein 911-Einerlei einer Imageauffrischung bedurfte. Wenn man schon keinen echten Motorsport betreibt... - Und da tat man dann in Weissach einen Griff ins Regal. Eigentlich lagen da - aus der Sportvergangenheit der Zuffenhausener - alle Teile, die man zu einem Supersportwagen zusammen fügen konnte. - Und man tat es. - Aber was dann von Walter Röhrl in Paris an einem regenfeuchten Morgen der Presse vorgeführt wurde, hatte in vielen Details nichts mit dem zu tun, was vermeintliche Kenner der Szene für einen "vorbildlichen Sportwagen" hielten. Ich darf hier an die damals noch vorhandene V-Stellung der Antriebswellen und an die Schwingungen (Vibrationen) erinnern. - Aber die Porsche-Entwicklungs-Ingenieure werden etwas daraus machen. - Auch mit Hilfe von Walter Röhrl. - Aber:

Vor den Erfolg hat die Realität den Crash gesetzt

02-08-05/01. - Der 4. Juni 2002 war ein schöner Tag. Und ich nahm mir vor, mal ein paar schöne Aufnahmen  von besonderen Stellen der Nürburgring-Nordschleife zu machen. Und so bin ich hinauf in Richtung "Metzgesfeld" gefahren. Dort hat man  nicht immer Zugang. Es gibt Schranken, die dem normalen Besucher die Zufahrt verwehren. Aber an diesem Tag wurde offensichtlich Holz abgefahren. Und so kam ich zu meiner Aufnahme:

Ich lebe in der Eifel, weil ich sie schön finde. Und ich lebe an der Nürburgring-Nordschleife - inzwischen seit 25 Jahren - weil ich sie für die effektivste Strecke zur Beurteilung eines Automobils halte. Kein Wunder, dass - nach mir - ein Großteil der Industrie die Nordschleife als Teststrecke entdeckt hat. Und während ich noch in tiefsinnige Betrachtungen versunken bin, macht mich ein Motorengeräusch aufmerksam. Der neue Porsche GT, mit dem Zehnzylinder war unterwegs. In gemächlicher Fahrt näherte er sich und ich machte - zufällig mit der Kamera gerade im Anschlag - eine Serie von Fotos. Wobei der GT 10 auf einem der Fotos gerade aus dem Bild fährt.

Das war um 11:50 Uhr. Gut zehn Minuten später, exakt um 12:03 Uhr kommt dann ein Sicherungsfahrzeug ins Bild gefahren.

Zu diesem Fahrzeug werde ich demnächst auch noch etwas zu schreiben haben. Aber hier, in diesem Moment, geht es darum, dass dieses Fahrzeug eine Funktion hat und offensichtlich im Einsatz war. - Was war passiert?

Diese Frage konnte ich natürlich nicht sofort beantworten, sondern war einfach Anlass für umfangreiche Recherchen. Die ergaben: tatsächlich war der Porsche GT 10 mit einem Versuchsfahrer zu einer Funktionsprüfung unterwegs. Für den nächsten Tag war nämlich Walter Röhrl angekündigt. Der hatte den Auftrag, sich um die Fahrwerkabstimmung des Fahrzeugs zu bemühen.

Aber nun konnte er sich die Anreise sparen, weil der bedauernswerte Testfahrer des schönen GT 10, den ich nachstehend noch einmal in seiner ganzen Schönheit zeigen möchte,

das Fahrzeug im Streckenabschnitt "Pflanzgarten" zerlegt hatte. Ganz so schlimm war es zwar nicht, aber... -

Natürlich fragt man sich als kundiger Beobachter, warum ein erfahrener Mann das Fahrzeug bei mäßiger Geschwindigkeit (meine Frau ist, wenn sie zum Einkaufen nach Adenau fährt, schneller unterwegs) ein solchen Sportwagen wegwirft. Wobei sich dieser Mann ja auch über seine Verantwortung im Klaren ist, den Wert des Testobjekts klar kennt.

Natürlich wird man bei einer Anfrage bei Porsche keine Antwort nach dem "Warum" erhalten. So gebe ich denn einfach meine Recherche-Ergebnisse wieder: Der Ärmste hat in die Rechtskurve eingelenkt und das Fahrzeug hat dann - für den Fahrer völlig überraschend - plötzlich weiter, deutlicher nach rechts gelenkt(dabei hat dieser doch gar nicht die neue BMW Aktiv-Lenkung) , hat die Leitplanken touchiert, ist auf die andere Seite geflogen... - Und so kommt es, dass dieser Test GT 10 plötzlich ein wenig zerknittert aussah.

Nach meiner persönlichen Einschätzung ist am Fahrzeug irgend etwas gebrochen, was dann den Rechtsdrall ausgelöst hat. Ich kenne das von eigenen Abflügen. Aber dafür sind Testwagen nun einmal da. Um zu testen. Und bei Porsche wird man sicherlich (nach Feststellung des wirklichen Anlasses) sicherlich dem Testfahrer auch keinen Vorwurf gemacht haben.

In der Woche danach, war dann der Porsche wieder ganz. Und wenn Sie genau hinschauen - ich habe natürlich ein Foto - dann sehen Sie, dass die Lackierung der Frontpartie nicht unbedingt die eines Ausstellungsfahrzeuges ist: ein wenig matt. Und um die Scheinwerfer herum hat man auch ein wenig basteln müssen. Schauen Sie selbst:

Auf diesem Foto wird aber auch deutlich, dass die Karosse des GT schon das gewisse Etwas hat. Da ist der sanfte Hüftschwung und der Schlitz im Kleid... -

Wobei mir dazu einfällt, dass gerade die aktuelle Ausgabe der "Auto-Zeitung" den 997 von 2004 zeigt. Mit Rundscheinwerfern und Karosserie-Retuschen... - Oh, je! - Da waren Computer-Spezialisten am Werk, die nach "Werksangaben" (der Chefredakteur hatte eine vielstündige Autoreise (im Urlaubsverkehr) nach Stuttgart unternommen, wo ihn sein "Spezialist", Werner Müller, schon im Gespräch mit Porsche-Verantwortlichen erwartete. Und die haben gesagt...: unter anderem wohl Bla-Bla-Bla. - Und die "Auto-Zeitung" hat es geschrieben. Und ich zeige  Ihnen jetzt mal - weil man das mit dem Foto oben so schön vergleichen kann, wie der 911-Nachfolger in 2002 in einem bedeutenden Karosseriebereich wahrscheinlich wirklich aussehen wird:

Könnten Sie sich nicht auch vorstellen, dass man beim neuen 911 Anklänge an den neuen GT finden wird? - Wie auf meinem Foto der "Schlitz im Kleid", etwas, was den kleinen Bruder des GT dann auf eine andere Ebene hebt. Kann sein, dass die Scheinwerfer dann rund sind. Ich würde es auch vermuten, aber das ist unwesentlich. Vielleicht bekommt man auf diese Weise auch mal die Kühler in einen nicht so auffahrgefährdeten Bereich. Denken Sie mal an die vielen Ausfälle im Porsche Cup (oder -Super Cup). Wenn die 911 - nach einem kleinen Rempler - das Wasser nicht mehr halten können.

Aber lassen Sie mich zurück zum Porsche GT kommen:

In der vorletzten Woche war Walter Röhrl dann wirklich schon mal angereist, um mit dem GT 10 zu einer Grundabstimmung des Fahrwerks zu finden. Was hier auf der Nordschleife des Nürburgrings richtig ist, funktioniert auch auf allen Straßen dieser Welt. Und in der Woche danach (also letzte Woche) wollte dann Röhrl, nach einer Überarbeitung des Fahrwerks nach seinen Vorstellungen, einmal zeigen, was in dem neuen GT steckt.

Nach meinen Recherchen  hat dann das Testteam (neben Röhrl fuhr auch der Porsche-"Cheftester", Markus Hofbauer) am 1. August, in 7:40 min die Nordschleife umrundet. Das ist schnell, aber nicht so schnell wie angestrebt. Man will mit dem GT eigentlich so um 7:20 min erreichen (schließlich lauert noch der neue McLaren-Mercedes).  Und Stuck ist mit einem BMW X5 (aber mit Zwölfzylinder-Rennmotor) auch schon um 7:40 gefahren. Und ich weiß, dass mit diesem X5-Geländewagen, würde man das Fahrwerk ein wenig "anpassen", auch Zeiten unter 7:30 min möglich wären.

Wenn also ein solcher Geländewagen in der Lage ist... - Und das Porsche-Entwicklungsteam mühte sich redlich. Auffallend, mit welcher Risikobereitschaft der Porsche-Cheftester zu Werke ging. "Auf der letzten Rille" überholte er z.B. einen französischen Reifentester, der auch nicht langsam unterwegs war, am "Brünnchen" "außen herum". Selbst ein Montoya würde so etwas nur in der letzten Runde eines Weltmeisterschaftslaufes machen, wenn es um Platz 1 geht.

Gegen Ende des Testtages saß dann Röhrl am Steuer und so gegen 17:00 war er auf der letzten Runde des Testtages unterwegs;  "gut" unterwegs,  - also schneller als es meine Frau sein würde. - Und es kam zum Crash.

"Ich habe ihn aus der Hand verloren", soll Röhrl gesagt haben, als man ihn (und den GT-Schrott) von der Unfallstelle abholte. Im Streckenabschnitt "Kallenhard" hatte Röhrl mit dem GT so um 36 Meter Leitplanke niedergemacht. Röhrl war nicht in der "Kallenhard"-Kurve abgeflogen, sondern danach, in der nächsten (schnellen) Links-Rechts-Kombination. Röhrl meint, er habe die Curbs berührt und sich dann benommen wie ein Anfänger. - Das macht nachdenklich. Eigentlich macht ein Röhrl solche Fehler nicht. - Sollte ihn ein Hofbauer....? (Oder hatten ihm die Zeiten vom Ludwig im SLR... - lesen Sie meine SLR-Geschichte.)

Röhrl war "beschädigt" (der aufgehende Airbag hatte ihn beim Einschlag den Schutzschild des Helms aufs Auge gedrückt. Auch sonst gab es ein paar kleine Blessuren.). Und natürlich ist das Auto auch nicht mehr neu. Ich zeige noch einmal, wie "der kleine Schwarze" vorher aussah:

Nun  ist er wirklich "ziemlich hin". Meint ein Beobachter. - Aber die Entwicklungsarbeit geht weiter. Inzwischen ist ein neues Testfahrzeug, nun in der Farbe silbermetallic, hier im Testzentrum von Porsche angekommen. - Walter Röhrl werden seine Blessuren  nicht weiter stören. - Wenn ihm der Unfallgrund klar ist. - War es wirklich ein Fahrfehler - oder war es (wieder) ein Bruch?

Da ich kein Foto habe, das in der Art der Hollywood-Filme am Ende das glückliche Paar in den Sonnenuntergang schreiten lässt, lasse ich am Ende dieser Geschichte den GT einfach in Richtung Leitplanke fahren. - Ist das nicht ein schönes Ende? - Der Geschichte!

 

PS: Wartet nun der silberne GT auf seine "Hinrichtung"? - Fortsetzung demnächst auf diesen Internetseiten.

 

MK/Wilhelm Hahne

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