Virneburg, den 20. August 2002

Guten Tag!

Die ersten Geschichten nach Wiederaufnahme meiner Schreibarbeit scheinen bei Ihnen gut angekommen zu sein. Natürlich ist man über meine Sicht der Dinge nicht überall erbaut. Ich habe offenbar nicht jenes - von der Industrie gewünschte - "Plattform-Denken". Die Plattform wird (kostengünstig) von der Industrie vorgegeben und kann beliebig variiert werden. - Aber bitte im Rahmen bleiben!

Nun gibt's bei mir die nächsten Geschichten. Auch anders als andere. Sie sollten eigentlich am Montagabend ins Internet. Aber in der Eifel gab es Gewitter. Kräftige. Und der Server stürzte ein paar Mal ab. Da habe ich es gelassen. - Lassen müssen.

Darum erscheint heute erst zum Beispiel die Geschichte über die DTM. Dort habe ich meine Sicht der Dinge niedergeschrieben. Ist sie falsch? - Oder ist das falsch, was uns als richtig - als sportliches Ergebnis einer Show - dargestellt wird? - Sie kennen nach dem Lesen meiner Geschichte nun beide Seiten, können versuchen, sich selbst ein Urteil zu bilden. - Wie es in der Formel 1 in Ungarn lief, haben Sie gesehen. - Es gab überhaupt keine Stallregie. - Wie toll!

Wenn ich Ihnen nun in der neuen Geschichtenreihe auch Fotos von Unfallfahrzeugen zeige, dann nicht um Sie zu erschrecken, sondern um Sie nachdenklich zu machen. Man kann mit z.B. ESP nicht alle Unfälle verhindern. Wie sich überhaupt die Elektronik  zum Fluch der Automobilindustrie zu entwickeln scheint. Es ist eine Seuche, mit der man das Nachdenken der Käufer verhindern will.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wer in gut 30 Jahren unsere heutigen Automobile noch als "Oldtimer" bewegen will? - Da dann inzwischen die notwendigen Elektronikbauteile nicht mehr aktuell sind, keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, wird man die "Reste" als "Elektronikschrott" behandeln müssen: ab in die Presse.

Ich wurde noch einmal an dieses Thema erinnert, als ich in den letzten Wochen  versuchte, für unseren Zwei-Personen-Haushalt eine Parmesan-Mühle zu kaufen. Ich hatte da bestimmte Vorstellungen, weil ich irgendwann mal in  Italien... - Aber alle von mir (und meiner Frau) aufgesuchten Geschäfte konnten damit nicht dienen. - Aber was die uns alles angeboten haben... -

Auch Parmesan-Mühlen gibt es natürlich elektrisch. Und da wir auch nach einer Pfeffermühle... - Aber natürlich! Auch mit Elektromotor. Und die bestreute Fläche wird gleichzeitig beleuchtet. - Dabei hatten wir nur an eine gut funktionierende Pfeffermühle, möglichst mit einem (guten) Peugeot-Mahlwerk gedacht.

Schön war, dass in einem Geschäft die Inhaberin die Parmesanmühle kannte, die ich gerne gehabt hätte. "Die habe ich zu Hause auch", sagte sie. "Aber die könnten wir hier sicher kaum verkaufen, darum haben wir sie auch nicht im Angebot."

Ich habe dann die gewünschte Parmesanmühle doch erhalten. Sie kommt (natürlich) aus Italien. Außen auf der Verpackung ist u.a. eine "Explosionszeichnung" zu sehen, aus der hervorgeht, wie man die Mühle (zum Reinigen z.B.) auseinander nehmen kann. Drinnen gibt es noch nicht einmal eine Betriebsanleitung. Das Bedienen der Maschine erklärt sich eben automatisch.

Wenn ich da an die Testwagen denke, die ich in den letzten 12 Monaten gefahren habe. Das Lesen - oder besser: das Studium - der Betriebsanleitungen dieser Fahrzeuge hätte eigentlich schon so lange gedauert, wie mir die Fahrzeuge zum Testen zur Verfügung standen. Da wollen z.T. hunderte Seiten nicht nur gelesen, sondern auch begriffen sein.

Bei der italienischen Parmesanmühle gab es also keine Bedienungsanleitung. Dafür gab es in der Packung ein kleines Faltblatt (in vier Sprachen - aber bezeichnenderweise war darunter nicht Deutsch) auf denen sich die Herstellerfirma natürlich für den Kauf bedankte ("Gentile Cliente...") und, und, und (aber nur wenige Worte!) - wobei am Ende der 7,5 x 10,5 Zentimeter großen 4-Seiten-"Broschüre" mir folgende kleine Grafik auffiel:

 

Und weil Sie vielleicht nicht italienisch verstehen, zeige ich Ihnen diese Grafik auch noch in den anderen Sprachen:

     

Können Sie sich nicht vorstellen, dass einmal ein ähnlicher Hinweis in Verbindung mit einem Automobil wie ein Gütesiegel wirken müsste? - Der Text könnte lauten: Designed for minimum Elektronic oder so ähnlich. Denn dass ohne Elektronik ein modernes Automobil nicht möglich wäre (man denke nur an die Motorabstimmung), dass weiß man schließlich. Aber diese ganzen Marketing-Gags, die dann diese Betriebsanleitungsbücher notwendig machen, die könnte man sich sparen. - Oder sind Sie anderer Meinung? - Auch wir brauchen Automobile eigentlich zum Fahren, nicht zum Spielen!

Wenn Sie mal an Ihrem Computer ein wenig spielen wollen, könnten Sie auch (z.B.) eine kleine Grafik mit obigem Text entwickeln. Die würde ich dann dem VDA, dem Verband der deutschen Automobilindustrie, gerne weiter reichen. - Als Anregung.

Und Oberndorfer geht tatsächlich zu Audi und der Geschäftsführer von Jaguar Deutschland geht auch, wie inzwischen verkündet. Ich war zwei Wochen (s. den Guten Tag vom 5.August) vor diesen Ereignissen doch eigentlich nicht schlecht informiert. - Und Sie damit auch nicht.

 Herzliche Grüße aus der Eifel

Wilhelm Hahne


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