Ist es eine Sensation wenn Niki Lauda meint: Bald kann ein Affe Formel 1 fahren?

Wenn die Tageszeitung "Die Welt" nach dem "Großen Preis von Belgien" schreibt, "Für die größte Überraschung sorgte der Nordire Eddie Irvine. Sein sechster Platz bestätigt den Aufwärtstrend des britischen Teams um Sportchef Niki Lauda", dann ist das noch eine größere Sensation. Denn es beweist: Wir brauchen keine Affen.  - Es geht auch ohne. - Aber vielleicht sollte man einmal den Versuch machen, Niki Lauda zu ersetzen. Es muss ja nicht gleich ein intelligenter Affe sein. Ein guter Mensch - mit F1-Erfahrung - würde genügen. Denn die bisherigen Leistungen des dreimaligen Weltmeisters als Teamchef sind zumindest nicht in den Ergebnissen dieser Saison nachweisbar. Höchstens für Journalisten der Tageszeitung "Die Welt". - Was zu beweisen wäre.

Der Mann mit der Mütze

02-09-10/01. - Niki Lauda hat durchaus seine Verdienste. Nicht nur als Formel 1-Fahrer, sondern auch als charmanter Plauderer bei RTL und Premiere. Niki ist immer gut drauf, wenn er sein Mützchen werbewirksam in die Kamera halten kann. Und er hat eine Menge guter Ratschläge für die Konkurrenz.

Natürlich hat er nicht ein Top-Team übernommen als er seine Arbeit bei Ford als Teamchef von Jaguar aufnahm. Aber er hat zu lange auf den Windkanal gewartet. Der sollte dann für eine Verbesserung der Ergebnisse sorgen, aber stellte bei den ersten Versuchsfahrten danach (in Monza) erst einmal sicher, dass Heckflügel oder die Hinterradaufhängung brachen.

Sicher, das Monocoque war zu weich. Man musste nachbessern. Es fehlte auch an mechanischem Grip. Aber darüber wurde niemals gesprochen. Bis dass dieser Mangel vom Spanier Alonso  angesprochen wurde, der den Jaguar auch einmal fahren durfte.

Und die Hinterradaufhängung brach auch noch beim "Großen Preis von Belgien" (bei de la Rosa). Aber der Berichterstatter der Tageszeitung "Die Welt" hat einen "Aufwärtstrend" ausgemacht. Lassen Sie uns gemeinsam danach suchen:

 

GP von ... Starter: Klassifiziert: Ergebnis f. JAGUAR
...Australien 22   8   4. + 8.
...Malaysia 22 13 10.+Ausfall
...Brasilien 22 13   7. + 8.
...San Marino 21 11 Ausf.+Ausf.
...Spanien 22 12 Ausf.+Ausf.
...Österreich 22 12 Ausf.+Ausf.
...Monaco 22 12   9. + 10.
...Kanada 22 15 Ausf.+Ausf.
...Europa 22 16 11. + Ausf.
...Großbritannien 21 12 11. + Ausf.
...Frankreich 19 11   9. + Ausf.
...Deutschland 21   9 Ausf.+Ausf.
...Ungarn 20 16 13. + Ausf.
...Belgien 20 12   6. + Ausf.
 

Das beste Ergebnis erzielte Jaguar also im ersten Rennen der Saison. In Belgien profitierte man u.a. davon, dass Arrows erst gar nicht antrat und Sauber gar nicht in Tritt kam. So war man gleich einmal vier Plätze weiter vorn, als man es unter "normalen Umständen" gewesen wäre.

Wenn man sich einmal die erzielten Rundenzeiten anschaut - über die ganze Saison - so hat sich eigentlich nicht viel geändert. Man ist (bezogen auf eine "normale" Rundenlänge) um gut 1,5 sec langsamer als die Top-Fahrzeuge und man wird nach wie vor in Rennen - so man sie beendet - überrundet.

Wo, bitteschön - so frage ich "Die Welt" - ist hier ein Aufwärtstrend sichtbar?

Ein 6. Platz in Belgien wirkt nur scheinbar gut. Immerhin war man 6. von12 insgesamt angekommenen Fahrzeugen. Und wurde dieses Mal nicht überrundet, weil in Spa eine Runde deutlich länger ist als anderswo - und weil Michael Schumacher gegen Rennende "spazieren fuhr". Vergleicht man die schnellsten Rennrunden, so war hier der glorreiche Sechste um 3,656 sec langsamer als der Sieger. - Aber wie bereits gesagt: eine Runde ist auch in Spa besonders lang. Vielleicht ist hier der "Aufwärtstrend" auszumachen, den "Die Welt" registriert hat.

Dabei soll es in Spa für die Teams einen kleinen Vorteil gegeben haben, die mit Michelin-Reifen unterwegs waren. Dazu gehörte auch Jaguar. Vielleicht hat auch der hohe Grip der Michelin die Hinterachse von de la Rosa zerstört. - Man sollte einmal Niki Lauda befragen. Er ist ein guter Erzähler. Ihm wird sicherlich zu diesem Thema etwas einfallen.

Und sollte in Monza wieder Arrows am Start sein (dort wird man starten müssen!), dann wird Jaguar mit seinen Fahrzeugen - so man ankommt - wieder um zwei weitere Plätze zurück fallen. Wenn dazu noch Sauber wieder in Form kommt, nachdem man in Spa eine unverhältnismäßig schlechte Leistung zeigte, wird Jaguar um zwei weitere Plätze zurückfallen.

Wenn man nicht wieder durch irgendeinen Bruch (Heckflügel oder Hinterachse) ausfällt, nach dem man im Windkanal offensichtlich eine Menge zusätzlichen aerodynamischen Abtrieb gefunden hat. Nur mit dem mechanischen Grip... -

Aber Niki Lauda wird sicherlich eine Erklärung zur Hand haben. Denn das unterscheidet den Jaguar-Rennleiter von einem Affen: er kann sprechen. Wenn es auch manchmal Blödsinn ist. Zum Beispiel, wenn er der "BILD" erklärte: "Ganz im Ernst: Wenn man alle technischen Hilfen einsetzen würde, dann könnte bald auch ein Affe mit Schumi um die Wette fahren."

Das ist im Falle des Jaguar-Rennleiters ganz anders: Auch ein Affe könnte die Leistungen eines Niki Lauda nicht überbieten.

MK/Wilhelm Hahne

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