Ich kenne Horst von Saurma-Jeitsch seit Jahrzehnten. Ich kennen ihn noch als Horst Vieselmann. Ich kenne ihn als kenntnisreichen Kollegen, als engagierten Rennfahrer. Ich weiß auch um seinen Ehrgeiz. Was er - als Chefredakteur - in "sport auto" macht, müsste sich eigentlich meiner Kritik entziehen, denn der sogenannte "Supertest" hat schon eine Bedeutung, ist von der Anlage her gut. Wenn die "Supertests" vergleichbar wären. Aber daran zweifle ich seit einiger Zeit. Der gerade aktuelle Super-Test des neuen Lamborghini Gallardo veranlasst mich - genauso öffentlich wie Horst von Saurma seine Gedanken darlegt - meine hier einmal aufzuschreiben. Denn diese Tests haben durch die Qualität der neuen Generation von Super-Sportwagen einen Punkt erreicht, wo ein wichtiges Kriterium die Testwerte der Fahrzeuge deutlich beeinflussen kann:
Die Qualität der Fahrer
03-11-21/07. - Ist der Fahrer immer der selbe, wie es in diesem Falle Horst von Saurma ist (versucht er darzustellen), dann ist alles in Ordnung. Sollten aber die Fahrer wechseln... -
Was mir auffällt: in dem Lamborghini Gallardo-Test wird nirgendwo deutlich, dass Horst von Saurma selbst gefahren ist. Wie schreibt er doch so schön in Heft 12/2003: "Viel mehr sind es grundsätzliche Dinge zum Supertest, der uns - und hoffentlich auch Sie - schon seit März 1997 in schöner Regelmäßigkeit beschäftigt."
Stimmt. - Mich auch. Also: Wer ist den Porsche Turbo in 7:56 min um die Nordschleife gefahren und wer den Lamborghini Gallardo in 7:52 min.? Wenn Sie mich fragen: Horst von Saurma schafft das nicht. Ich habe ihn z.B. beim 24-Stunden-Rennen im Honda NSX beobachtet. Das war nicht "das Gelbe vom Ei". Ich hatte in der Zeit vorher auch japanische Tester mit so einem NSX beobachtet. Aber der war Serie. Und wurde trotzdem schneller gefahren. Mit Serienreifen.
Klammern wir den Unfall des Supertest-Testers mit dem NSX beim 24-Stunden-Rennen aus: Horst von Saurma fährt besser Auto als sein direkter Vorgesetzter, Bernd Ostmann, er ist auch schneller als jedes andere Redaktionsmitglied bei "sport auto", aber er besitzt nicht die fahrerischen Qualitäten, 1,6 Tonnen unter 8.00 min um die Nordschleife zu bewegen. - Behaupte ich.
Nun ist mir beim Studium von "sport auto" schon aufgefallen, dass die Zeit nicht über die komplette Runde genommen wird. Nach dem letzten Rechtsknick markiert auf der dargestellten Karte ein Strich das Ziel, etwas weiter ein weiterer Strich den Start. Wird die Zeit dazwischen nun abgezogen? - Ist die Zeit mehr "fiktiv" zu sehen, als "real"? - Wie wird sie denn berechnet?
Nach den Angaben in der Zeitschrift wurde der Gallardo am 16. Oktober um den Ring geprügelt. Das war in einer sogenannten "Industriewoche", wo die Nordschleife den Nutzern der Industrie vorbehalten ist. Eine Umfrage ergab: niemand hat den Fahrversuch mit einem orange-metallic-farbenen Gallardo beobachtet. Vielleicht habe ich auch die falschen Leute befragt.
Ich erinnere mich, Horst (wir duzen uns eigentlich seit Jahrzehnten) auf einem Parkplatz an der "Döttinger Höhe" zusammen mit einem Audi-Testfahrer mit einem orange-metallic-farbenen Gallardo getroffen zu haben. Horst gab mir artig, mit einem "Guten Tag, Herr Hahne", die Hand. Und schritt schnell zu einem Porsche-Testfahrer, der bei einem Cayenne auf ihn wartete. Ich habe dann mit dem Audi-Testfahrer geplaudert. "Haben Sie mit der Audi-Truppe da unten - ich habe ins Industriegebiet gezeigt - zu tun?" - "Nein, ich bin so auf Testfahrt." - Er käme gerade von Ingolstadt, in dreieinhalb Stunden, mit einem Verbrauch von 16,8 Litern. Und der Gallardo wäre ein tolles Auto. Alles andere wäre von gestern. - Und was man sonst so erzählt.
Ich habe dann gefragt, ob denn der Motor in seinem Testwagen nach einem Bremsvorgang vor einer Kurve wieder normal Gas annehmen würde, denn bei dem gerade auf der Nordschleife laufenden (schwarzen) Testwagen... - Nein, nein, der Motor nimmt wunderbar Gas an. -
Übrigens: ich habe mich auf der Rückfahrt über diese Frage richtig geärgert. Über mich. Weil ich da noch nicht begriffen hatte, dass dieses "unrunde Wiedereinsetzen" des Motors beim Beschleunigen aus einer Kurve vom eingeschalteten ESP herrührte. - Wer denkt auch an so was?
Das fehlt übrigens auch im "Supertest": wurde mit oder ohne ESP gefahren? - Wobei mir einfällt, dass der Gallardo den ich auf dem Parkplatz antraf, ein Ingolstädter Kennzeichen hatte, während im Heft nur italienische Kennzeichen zu sehen sind. - Aber das will nichts heißen.
Testfahrer anderer Firmen, auf den "Supertest" angesprochen, fühlen sich auch ein wenig als "Idioten" hingestellt. Keiner (!) glaubt, dass Horst von Saurma z.B. mit einem Porsche Turbo die Nordschleife in 7:56 min umrunden kann. Ich würde die Möglichkeiten eines Herrn Saurma auch zwischen 8:15 - 8:25 einordnen. Das bedeutet nicht, das er unfähig ist. Ganz im Gegenteil. Saurma macht zum Fahrverhalten klare - und stimmende - Aussagen. (Nur er notiert sie nicht immer im Heft.) Bernd Ostmann, mit Saurma verglichen, ist dagegen (sowohl fahrerisch wie analytisch) nur zweite Wahl. - Was auch keine Abwertung bedeuten muss.
Als BMW vor vielen Jahren den M1 auf der Nordschleife testet, da erfolgte der Test sowohl mit Rennfahrern als auch mit Testern einer Reifenfirma (Pirelli). Ich erinnere mich noch gut, dass mir ein Rennfahrer nach einer Mitfahrt mit einem Reifentester ganz erstaunt sagte: "Du, es muss wohl zwei Grenzbereiche geben. Der war eben mit mir an bestimmten Stellen deutlich, deutlich langsamer als ich. Aber er kam zu den gleichen Aussagen, die ich auch gemacht habe, die der aber nicht kannte. - Wie kann das?"
Es wäre nett, wenn Horst von Saurma in seinem Heft mal exakt Aufklärung über die Art und Durchführung der Messungen zum Supertest auf der Nürburgring-Nordschleife geben würde. Und ob immer er fährt. Was für einen Vergleich der Zeiten wichtig wäre. Den eigentlich hat er ja recht:
"Es gibt keine aussagekräftigere Zahl als die Rundenzeit, besonders die vom Nürburgring. In ihr sind kurz und bündig sämtliche Qualitätsmerkmale eines Autos gespeichert: von Motorleistung über Fahrverhalten und Bremsvermögen bis hin zur Standfestigkeit."
Richtig! - Aber die Rundenzeit enthält auch eine Aussage über die Fahrer-Qualität. Bei den aktuellen Super-Sportwagen mehr denn je. - Darum ist die Angabe beim Supertest wichtig, wer denn das Fahrzeug gefahren hat. - Ich bin auf eine Antwort gespannt. Entweder im nächsten Heft, wo Graf Saurma (?) den Porsche Carrera GT im Supertest vorstellt, oder per e-mail (oder anders). - Schreibt er nur?. - Oder fährt er auch?
MK/Wilhelm Hahne
Danke, für Ihre Mitarbeit!