Die neue GVO, Gruppenfreistellungsverordnung, wirft lange Schatten. So wie die Geschäftswelt bei der Umstellung von DM zu EURO, versucht nun auch die Automobilindustrie bei der Anpassung an die neue Regelung einen "kräftigen Schluck aus der Pulle" zu nehmen. Soweit mir bekannt, weist Ford hier wieder mal den Weg. So wurde die Ford-Händlerorganisation Ende November mit einem Schreiben vor - scheinbar - vollendete Tatsachen gestellt. Motor-KRITIK möchte Sie nachstehend mit dem Inhalt bekannt machen. - Wenn Sie übrigens von ähnlichen Taten anderer Automobilfirmen (oder -Importeure) Kenntnis haben: schreiben Sie mir, schicken Sie mir ein e-mail. - Aber nun zunächst mal etwas aus dem Kölner Norden:
Über das vorrangige Ziel von Ford
03-12-15/03. - Das Schreiben flatterte den Ford-Händlern Ende November ins Haus. Da konnte man lesen:
"Kostenbeitrag für Technisches Training und Technische Informationen
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie wir Ihnen bereits in Distrikt-Veranstaltungen, Regional-Konferenzen und im Arbeitskreis Service angekündigt haben, werden wir, bedingt durch die Änderung im Rahmen der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO), unsere Gebührensätze für die Inanspruchnahme des Technischen Trainings und der Technischen Information (inklusive Hotline) zum 01. Januar 2004 ändern.
Im Rahmen des Technischen Trainings werden wir eine Pauschale in Höhe von € 177,- zzgl. MWSt. je Trainingstag (inklusive Verpflegung) berechnen.
Der Kostenbeitrag für die Nutzung der Technischen Hotline und der Technischen Informationen richtet sich nach der Größe des Servicebetriebes und wird jeweils für das kommende Geschäftsjahr festgeschrieben. Zwischenzeitliche Änderungen im laufenden Geschäftsjahr werden erst wieder in der Kostenfestsetzung für das darauf folgende Geschäftsjahr Berücksichtigung finden können.
Der Beitrag für Ihren Betrieb beträgt pro Monat € ........ (es folgt in diesem Fall - kleiner Betrieb - eine dreistellige Summe)
Die heutigen Kosten für das Technische Informations System (TIS) entfallen.
Die Abrechnung der Kostenbeiträge erfolgt jeweils zum Quartalsende (erstmalig zum 31.03.2004) und wird Ihrem Verrechnungskonto "Teile und Zubehör" belastet.
Freie Werkstätten außerhalb der Fordorganisation, die die vorgenannten Leistungen in Anspruch nehmen, werden ebenfalls mit den entsprechenden Kostensätzen belastet.
Unser vorrangiges Ziel bleibt, Ihnen den bestmöglichen Service in den Bereichen Technisches Training, Technische Hotline und Werkstattinformationen zur Verfügung zu stellen.
In diesem Zusammenhang verweisen wir darauf, dass die bekannten Master-Kriterien bis zum 1. Januar 2006 erfüllt sein müssen. Eine effiziente und strukturierte Planung des Trainings hilft Ihnen, Kosten zu reduzieren. Alle Informationen dazu erhalten Sie mit den regelmäßigen Bedarfsabfragen.
Schon heute freuen wir uns, Ihnen vorab ein neues Service Bonus Programm ankündigen zu können. Nähere Informationen werden Sie in Kürze erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
gez. XXX (Name unleserlich)
Da kam in der Ford-Organisation Freude auf. Natürlich hat man auch Motor-KRITIK gefragt, was da nun zu tun sei. Mein Rat: Wie wäre es, wenn die Händler auch den in Köln anfallenden Stromverbrauch anteilmäßig mit übernehmen würden? - Man solle doch mal in Köln anfragen, ob man da nicht auch eine Möglichkeit sieht, die Verluste der Ford-Händler weiter zu maximieren.
Spaß beiseite: Die Ford-Händler sind nicht nur "sauer", sie haben auch so Köln gegenüber reagiert. Und schon Anfang Dezember traf zum gleichen Thema ein Schreiben des gleichen Herrn (Unterschrift unleserlich) mit folgendem Text ein:
Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund meines Schreibens vom 28. November 2003 haben wir eine Vielzahl von Einwänden gegen die angekündigte Vorgehensweise erhalten.
Wir haben uns entschlossen, die Thematik vorerst ruhen zu lassen und in der nächsten Beiratssitzung, die am 17. Dezember 2003 stattfinden wird, zu behandeln. Ich bitte Sie daher, zwischenzeitlich von weiteren Rückfragen abzusehen. Über den Ausgang der Beiratssitzung werden wir Sie umgehend informieren.
Mit freundlichen Grüßen
gez. XXX (s.o.)
Die Ford-Händler fragen sich - ganz im Ernst - ob es sich überhaupt noch lohnt, Ford-Automobile als Mitglied der Ford-Händlerorganisation zu handeln und zu betreuen. Als freier Händler kann man - im Ausland - Ford-Automobile günstiger einkaufen als in Köln und lt. GVO darf man als freier Händler nicht vom Werks-Informationssystem (s.o.) ausgeschlossen werden.
Meine Frage an einen Händler: Und wenn nun der Händlerbeirat am 17. Dezember .... - Antwort des Händlers: "Dann schießen wir den in den Wind."
Motor-KRITIK wird über den Fortgang der Verhandlungen weiter berichten. Natürlich auch darüber, was in anderen Organisationen geschieht. Aber ich bin hier auf Informationen aus der jeweiligen Organisation angewiesen. Also: Bitte melden! - (Natürlich genießt ein Informant bei mir Informantenschutz. Von mir erfährt niemand meine Quelle. - Versprochen!)
Aber wieder zurück zu Ford: Weil man in der Händler-Organisation nun mit der Bewältigung der eigenen Probleme sehr belastet ist, werden die Probleme der Kunden mit dem Produkt natürlich weniger intensiv wahrgenommen. Sie sind eigentlich unwichtig. Aber der Händler ist der Vertragspartner. Sagt Ford. Und Ford liefert die (evtl.) fehlerhaften Produkte. - Sollten die Ford-Händler nicht einfach - wie die Tankstellen das Benzin - die Ware Automobil "im Namen und für Rechnung" der Kölner verkaufen? - Sie kassieren die (inzwischen kleine) Verkaufsprovision, überlassen Ford das Gebrauchtwagen-Risiko und lassen sich entweder vom Kunden oder von Ford für den Service bezahlen.
Aber es geht natürlich auch anders. Aber das setzt Vernunft und Einfühlungsvermögen voraus. Wie sagte Henry Ford I.: "Das Rechte und Wünschenswerte ist niemals unerreichbar. Es ist nur ein wenig Zusammenarbeit dazu erforderlich - ein wenig weniger Habgier und Ehrgeiz und etwas mehr Rücksicht auf das Leben selbst."
MK/Wilhelm Hahne
Danke, für Ihre Mitarbeit!