Virneburg, den 22. Januar 2004

Heute vor 22 Jahren hat Walter Röhrl die Rallye Monte Carlo gewonnen. - Auf einem Opel!

Guten Tag!

Ich schreibe nicht nur, ich lese auch. Nicht nur sogenannte Fachliteratur, sondern auch ganz normale. Dabei - wenn man über das Gelesene  nachdenkt - fällt einem auf, wie "unmenschlich" unsere Welt eigentlich geworden ist. Ohne Computer, ohne elektronische Hilfen (Krücken?) scheint man nicht mehr (über-) leben zu können. Und es ist erschreckend, dass es viele Menschen gibt, die das für eine Tatsache halten, diese Situation hinnehmen.

Mir fiel das ein, als ich einen Satz von Tolstoy (aus "Tagebücher") las, wo er notiert hatte: "Das Gedächtnis hebt die Zeit auf: Es vereint, was dem Anschein nach getrennt vor sich geht."

So ist es auch heute noch ein Vorteil, wenn man mit seinem Kopf (Gedächtnis) in der Lage ist, Dinge mit einander zu verknüpfen, die eigentlich rein sachlich nicht zusammen gehören. Auch ein Computer wäre - selbst mit der "intelligentesten" Software - oft nicht in der Lage, sinnvolle Verbindungen zwischen bestimmten Ereignissen, Vorkommnissen herzustellen - und so vielleicht zu neuen Erkenntnissen zu kommen.

Das macht eben auch den Unterschied zwischen meinen Geschichten hier in "Motor-KRITIK" und denen in renommierten Fachzeitschriften aus. Meine Geschichten haben darum auch praktisch kein Verfalldatum. Ihre Gültigkeit besteht, so lange sich bestimmte Fakten nicht ändern.

Ich kann das deshalb sagen, weil ich gerade wieder dadurch daran erinnert wurde, dass in der letzten Woche plötzlich eine Geschichte "wie wahnsinnig" angeklickt wurde, die ich vor vier Jahren ins Netz gestellt hatte. (Sie finden sie unter "Automobile" des Jahres 1999, am 17. Januar eingestellt und - damals, vor 5 Jahren - nur Abonnenten zugänglich.) Der Schlusssatz dieser Geschichte (die ich jetzt selbst noch mal gelesen habe): "Welche Vorteile hat der Porsche-Kunde davon, wenn ein Automobil, das einmal als der wahre Sportwagen galt, nun zur Ware Porsche verkommt?" - Diese Frage kann man auch heute noch stellen.

Außer hier - auf diesen Seiten - hat damals niemand über dieses Thema (und die dazu gehörenden Basis-Fakten) berichtet. Es gab dazu auch keine Pressemitteilung, nirgendwo im Internet einen Hinweis - es gab (außer mir) auch keinen Journalisten, der sich mit diesem Thema gedanklich auseinander gesetzt hätte.

So schlummern unter meinen nun fast 500 Geschichten auf diesem Server viele, die Denkanstöße sein können. - Wühlen Sie sich also mal durch die Festplatte, einfach so, ziellos - aber immer mit einem Ergebnis. Ich meine mit einem, das dann auch einen aktuellen Bezug hat, Ihnen "etwas geben" kann - wenn Sie Ihren Kopf nutzen.

Es ist einfach erstaunlich, wie wenig selbst die größten Archive, die besten Computer bringen, wenn die Menschen... -

Dabei fällt mir ein, dass auch Tiere oft durch Menschen falsch geprägt werden. Ich bin als Kind und Heranwachsender oft auf Pferderennbahnen unterwegs gewesen und habe z.B. Trainer beobachtet, denen Pferde zur Ausbildung anvertraut waren. Die haben mich praktisch als gar nicht vorhanden registriert. Ich war für die "ein Niemand". So habe ich als Kind durch Zuschauen begreifen gelernt, wie man die (Renn-) Karriere eines Vollblüters auch in der Ausbildung zerstören kann. Später habe ich diese Erfahrung  im Berufsleben bestätigt gefunden. Bei Menschen. Auch hier werden oftmals gute Anlagen umgeprägt, verändert, verformt, damit der Mensch "angenehmer" wird - aber damit eigentlich "unwirksam".

Dabei fällt mir ein anderes Beispiel von Pferde-Rennbahnen ein. Es betrifft die Wetter. (Ein Thema für sich.) Ich habe "damals " gelernt, dass clevere Wetter das Glück am liebsten selbst vorbestimmen. (Erlassen Sie mir die Erklärung.) Die zweite Gruppe möchte "auf sicher" gehen. Und die setzt dann (grundsätzlich!) nicht auf Pferde, sondern auf einen Reiter, einen Menschen. Und dann mit System.

So würde ich das z.B. auch bei Automobilfirmen machen, wenn ich Erfolg haben möchte, als Aufsichtsratmitglied z.B.: ich würde auf Menschen setzen. Zum Beispiel bei DaimlerChrysler. Dieses "Pferd" lahmt, braucht einen anderen "Trainer". Schaue ich mich nach einem passenden um, so komme ich - aus gegebenem Anlass - auf Dr.Wolfgang Reitzle. Der hat gerade bei Linde die Abteilung Kältetechnik "ausgelagert", in eine eigene Firma umgewandelt. Was deren Mitarbeiter nun (automatisch!) zu besonderen Anstrengungen anregt: man möchte bei Linde bleiben. Wenn diese "Anregung" nun auch nicht funktioniert, hat Reitzle alle Voraussetzungen für einen reibungslosen Verkauf dieser im Moment (noch) nicht  renditestarken Sparte geschaffen.

Nun ersetzen Sie mal Linde durch DaimlerChrysler und Kältetechnik durch Chrysler. - Aber dann müsste man (tatsächlich) auch Schrempp durch Reitzle ersetzen. Der denkt nicht nur, der handelt auch. - Aber erst nachdem er gedacht hat!

Aber es kommt darauf an, unter welchen Voraussetzungen (auch z.B. Erfahrung) das Denken erfolgt. Politiker denken z.B. (oft?): Was taugt der Volkswirtschaft? - Und dann wird der Abstand der Straßenlaternen gerade so, wie er jetzt vorgeschrieben ist. Oder man vergibt den Entwicklungsauftrag für ein Mautsystem... - Ach, Sie haben heute schon gelacht? - Ich erinnere mich, dass man als Italienbesucher schon um 1998/99 feststellen konnte, dass dort bestimmte Lkw und Pkw an den Mautstellen der dortigen Autobahnen eine bestimmte Spur benutzen durften, weil sie dort automatisch registriert wurden. Es waren sozusagen Dauernutzer eines schon damals (dort) funktionierenden Mautsystems.

Und unsere Politiker vergeben den Entwicklungsauftrag an führende Technologieführer. Zu denen - eigentlich keine Überraschung - auch DaimlerChrysler gehört. Dort ruft man gerade mal wieder mehr als 30.000 relativ junge Automobile zurück, weil der Sicherheitsgurt (vielleicht) nicht richtig hält. - Aber man propagiert ein System, dass einen Unfall schon im Entstehen erkennt und vorher z.B. blitzschnell den Sicherheitsgurt spannt. (Wenn er denn hält.)

Einen Mercedes zu fahren kann wirklich richtig spannend sein. Ich habe vor Jahrzehnten mal einen Freund verloren (Hermann Kühne), weil dessen Sicherheitsgurt bei einem Aufprall gerissen ist. (Aber das werden Sie in keiner Darstellung dieses (Renn-) Unfalles lesen.) Ich habe diese Tatsache vom damaligen Mercedes-Rennleiter Neubauer, der sich noch in seiner Grabrede (die mehr Leute als nur ich gehört haben) darüber damals sehr aufgeregt hat. - Das war dann das letzte Mal, dass ich davon etwas gehört habe.

Denn was hätte ein Toter davon, wenn man zwar etwas aufklärt, aber damit der Firma schadet? - Wie war denn das z.B. mit dem tödlichen Unfall eines Fiat-Vorstandsmitglieds beim Freitagtraining zu einem 24-Stunden-Rennen? - Haben Sie noch mal etwas davon gehört? - Haben Sie damals Sicherheitskäfig sehen können? - Nein? - Ich zeige Ihnen den mal:

Die Rohrstärke war unwesentlich größer als die Dicke einer Zigarettenschachtel. Da fragt man sich, wer für einen solchen "Käfig" ein Zertifikat ausstellt. Entsprechend sah natürlich das Fahrzeug aus. Aber man muss auch festhalten: die einwirkenden Kräfte waren beim mehrfachen Überschlag sehr hoch. So sah das Fahrzeug von vorne aus:

Und so von hinten:

Ich habe auch das Foto von einer Felge, deren Zustand sehr gut die Einwirkung der Kräfte verdeutlicht:

Ich habe damals auch in dieser Sache recherchiert. Und man stößt auf eine Menge "Menschliches". Und auf Mauern. Ich habe damals das eigentliche Thema auf den vielen verschlungenen Pfaden der Recherche im "Menschlichen" verloren. Mir fällt das gerade beim Schreiben deshalb ein (Gedächtnis!), weil ich beim Denken an diesen Unfall auch an Martin Leach denken muss. Der ist mir damals positiv (!!) aufgefallen. Es waren nämlich zum damaligen 24-Stunden-Rennen auch Vorstandsmitglieder anderer Automobilfirmen gemeldet. Neben Leach (Ford) auch solche von Opel. Und die fragten nun bei ihrem Vorstandschef an, ob sie  - nach dem Alfa-Unfall mit tödlichem Ausgang - noch fahren dürften, sollten. Forster ließ mitteilen: er wolle diese Entscheidung ihnen überlassen.

Und so gab es dann am Samstagvormittag (vor dem Start zum Rennen) ein Meeting, zu dem die Opel-Manager auch ihren Ford-Kollegen geladen hatten. Ergebnis: die Opel-Leute verzichteten auf den Start (es hätte Negativ-PR geben können), während Martin Leach startete. Schon damals wurde mir klar, dass ein solcher Mann nicht ewig bei Ford bleiben könnte. - Wenn Leach nun vor einem Detroiter Gericht (wo er Ford wegen seiner durch Ford-Handlungen entgangenen Chancen bei Fiat verklagt) seine Meinung äußert, nach der unter Ford jr. und Nick Scheele offensichtlich "ein Führungskräftevakuum" entstanden sei, dann unterstreicht das meine Einschätzung von Martin Leach.

Und so könnte man gedanklich immer weiter schreiten, Schritte tun, die ein Computer nicht machen kann. Weil der kein Gedächtnis hat. Die meisten Motor-Journalisten leider auch nicht. Die sind aber oft nicht dumm, sondern einfach zu jung. Die Quietschen ja noch nicht einmal mehr vor Freude, wenn sie eine Einladung (und auch das Ticket) zu einer Flugreise nach Detroit erhalten. So wie das dieSWR3-Kandidaten z.B. für eine Flugreise nach Finnland tun, die sie gerade durch die Beantwortung einer tollen Frage gewonnen haben: Hiiiiiiiiiiiiii - booooooooooohhhhhhhh! Wahnsinn! Geil! .- Ich fass' es nicht! (Und ähnlich.)

Aber dafür sind dann die Detroit-Geschichten der lieben Kollegen "echt geil". Tolle Veranstaltung! Und nirgendwo steht, dass Wendelin Wiedeking nicht in Detroit war. Für Porsche war die diesjährige Detroit Auto Show eine Hunger-Veranstaltung. (Es war jedenfalls keine Pippig-Show.) Und Herr Schrempp war auch nicht vor Ort. Und auch Herr Winterkorn... - Dabei war das doch eine ganz wichtige Ausstellung. Und die USA sind ein toll wichtiger Markt, mit geilen Zuwachsraten. Sonst wären die lieben Kollegen doch nicht dort hinüber gekarrt worden. - Aber leider sind die nicht zum Denken gekommen. - Aber mehr als 800.000 Besucher können doch nicht irren.

Ein anderer Kollege, der verschiedene Publikationen bedient, war zwar eingeladen, fuhr aber lieber in Urlaub. Seine "Kunden" hat er mit Informationen aus dem Computer (Internet) bedient. Und da stand nun mal nicht drin, dass Herr Wiedeking... - (Der war übrigens zu diesem Zeitpunkt nicht in Beckum, um sich vielleicht um Immobilien zu kümmern, sondern... - Aber dann müsste ich Ihnen noch etwas zu Villen-Preisen erzählen, und...)

Lassen Sie mich lieber diesen "Guten Tag" schnell schließen, damit Sie nicht auf die Idee kommen, nach dem Lesen gleich "Gute Nacht" sagen zu müssen.  

Herzliche Grüße aus der Eifel

Wilhelm Hahne

PS: Ich habe übrigens noch ein paar andere Geschichten ins Netz gestellt. - Viel Spaß!

 


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