Exklusiv: Ein neuer Straßen-Sportwagen von Toyota wartet auf den Startschuss zu seiner Vorstellung

Große Ereignisse werfen oft ihren Schatten voraus. Aber wer kann schon Schatten lesen? - Ich habe mit Interesse in den letzten Tagen in Richtung Köln geschaut, wo sich um 600 Medienvertreter (zum größten Teil) auf Kosten von Toyota versammelt hatten, um der Vorstellung des neuen Toyota Formel 1 für die Saison 2004 den richtigen Rahmen zu geben. Es wurde viel gesprochen, erklärt, verdeutlicht. Aber etwas wirklich Wichtiges blieb unausgesprochen, wurde nicht erläutert:

Warum Toyota in der Formel 1 nun schnell Erfolge haben muss

04-01-22/04. - Um die lieben Kollegen aus aller Welt von den wirtschaftlich wirklich bedeutenden Dingen abzulenken, genügten Toyota in Köln u.a. 2.000 Sushi. Dabei wären die beinahe nicht gemacht worden, obwohl sie beim Catering rechzeitig bestellt waren. Doch diese Firma hatte den Auftrag an japanische Fachleute weiter geleitet, weil man wohl selbst mit der Herstellung von Sushi ohne größere Erfahrung ist.

Und dann hat der Auftraggeber versucht den Preis zu drücken. Und zu drücken - und zu drücken. Da war es den japanischen Köchen (in Köln) zu viel. Sie wollten auf den Auftrag verzichten, der so kein Ergebnis zu bringen versprach. Da lenkte die Cateringfirma ein. Weil die ohne Sushi mit Toyota bei der Vorstellung des Formel 1 für die neue Saison (auch) kein Geschäft gemacht hätten. Aber eigentlich ging es im Kölner Vorort um das Sportgerät für die Saison 2004.

Was Tsutomu Tomita, der neue Chef der Toyota-Motorsport-Elite in Köln sagte, waren für sein Team ungewöhnlich harte Vorgaben: "Wir wollen in jedem Rennen Punkte holen und unsere erste Platzierung auf dem Siegerpodest erringen."

In jedem Rennen punkten! - Aber noch wichtiger: Ein Platz auf dem Siegerpodest. Mit dem TF 104, den seine Techniker vorsichtigerweise als "Evolutionsmodell" bezeichnen. Die Chefetage bei Toyota in Japan wird das wenig interessieren. Im Grand-Prix-Jahr 2004 will man Erfolge sehen. Sonst rollen in Köln Köpfe. - Versprochen!

Denn in Japan hat man bereits einen Sportwagen für die Straße bis ins letzte Detail fertig entwickelt. Man könnte von diesem Modell - wenn es sein müsste - morgen schon die Tarndecke weg ziehen. Aber es gilt für die Vorstellung als Voraussetzung, dass ein Toyota Formel 1 zunächst einen der ersten drei Plätze in einem Grand-Prix einnimmt, möglichst siegt.

Der neue Sportwagen, der Toyota 4000 GT, ist ein Mittelmotorsportwagen mit einem Zehnzylindermotor. Jedoch wird er in Japan mit einem Hybridaggregat (V8-Motor + Elektromotor) in die Läden gebracht werden. Auch für die USA ist eine Lieferung in dieser Version angedacht, es wäre aber auch möglich, dass dort - wie in Europa ausschließlich - zusätzlich die Zehnzylinderversion zur Auslieferung kommt.

Dieser Motor ist ein 90 Grad-V10, dessen Hubraum sich aus der Typbezeichnung ergibt. Der Preis wird unterhalb des Preises für einen Ferrari 360 angesiedelt sein. Porsche GT-Käufer werden sich damit trösten müssen, dass sie für viel mehr Geld ein wenig mehr Leistung gekauft haben. Und den Namen Porsche. (Inzwischen mit mattem sportlichen Glanz.)

Der Toyota-Sportwagen ist in seiner endgültigen Form in der Eifel noch nicht unterwegs gewesen, allerdings wurden seine Antriebskomponenten für Japan (V8-Motor + Elektro-), die Hybridversion, bereits in einem Toyota Supra auf der Nürburgring-Nordschleife geprüft.

Leider habe ich mir nicht das Fahrzeug gemerkt, so dass das folgende Foto eins der vielen Versuchsfahrzeuge des Typs Supra von Toyota im Jahre 2003 auf der Nordschleife zeigt:

Wobei mir aufgefallen ist, dass Toyota viele neue, junge japanische Fahrer, Ingenieure, für den Einsatz auf der Nordschleife vorbereitete. Ich werde den 4000 GT also wahrscheinlich in den nächsten Monaten noch sehen. Eventuell auch mit dem  mit dem Hybridaggregat, das bei Toyota ziemlich kompakt ausfällt, die ganze Erfahrung dieser japanischen Firma mit diesem Antriebssystem widerspiegelt. - Oder der neue Toyota F1 müsste schon im März gewinnen.

Unter diesen Vorzeichen klingt die Kritik des Herrn Pischetsrieder an einem solchen Antrieb ein wenig lächerlich. Er spricht von einer "einzigen Katastrophe", wenn er an die "ökologische Gesamtbilanz" eines solchen Antriebs denken würde. Ob sich der VW-Chef schon mal Gedanken über die ökologische Gesamtbilanz eines VW Phaeton mit W12-Motor gemacht hat? -. Und was ist mit der ökologischen Gesamtbilanz des VW Touareg?

Dass Toyota für Japan den Hybridantrieb in einem Mittelmotorsportwagen favorisiert, hat natürlich seine Erklärung darin, dass man in Japan Leistungsgrenzen respektiert. Ein V10-Motor hätte auf dieser Insel, im japanischen Verkehr, zuviel Power. Eine Hybrid-Anlage - wie mit dem V8+Elektromotor angedacht - würde zwar unterhalb dieser Leistungsgrenzen liegen, aber immer wieder in Alltagssituationen vorkommenden Beschleunigungssituationen gegenüber anderen Sportwagen seine Überlegenheit beweisen können. (Drehmoment!)

Für Europa kommt aber der V10. Ich weiß vom Erfolg meiner Tondatei, dass vom Sound eines solchen Motors ein besonderer Reiz ausgeht. Toyota will ihn nutzen, braucht aber nun dringend (!!) den Erfolg seines Formel 1-Teams.

Die 600 Medienvertreter in Köln beschäftigten sich derweil mit Sushi und anderen Leckereien.

Während in Japan noch ganz andere Entscheidungen gefallen waren, die die Kölner TTE-Gruppe aktuell überraschte: In Köln beschäftigte man sich bisher - etwa wie AMG bei Mercedes - mit der Entwicklung von Sportversionen des Lexus. Diese Entwicklung ist ab sofort eingestellt. Es werden auch keine Tuningteile mehr entwickelt. Es wird auch - ganz gleich bei welchem Typ - keine Sportversion des Lexus mehr geben. Das wurde in Japan beschlossen.

Ab sofort favorisiert Toyota bei seinen Lexus-Modellen, wenn es denn "sportlicher" zugehen soll - eine High-Tech-Hybrid-Version. - Pischetsrieder wird es nicht glauben wollen. Und darüber verzweifeln. Denn in Wolfsburg arbeitet man an solchen Antrieben nicht aus Überzeugung, sondern weil man sich durch die strengen Emissionsauflagen in den USA dazu gezwungen sieht.

Toyota weist den Weg. Man hat den anderen Großserienherstellern mit Lexus gezeigt, wie man in den Premiumbereich eindringt, man zeigt nun wieder mit Lexus, wie man den Hybridantrieb als Premium-Aggregat - auch durch den Einbau in Sportwagen - darstellt, ihn dazu macht. - Setzen, Herr Pischetsrieder!

Und inzwischen etabliert Toyota mit "SCION" auch eine "junge Marke" in Amerika. - Wenn ich da an den kümmerlichen  Versuch (noch des Herrn Piech) denke, dem VW Bora (und dem Dieselmotor) ein sportliches Image zu verpassen... - Toyota zeigt wie's geht. - Auf allen Gebieten. Nicht nur sportlich, sondern auch - zuverlässig.

Der neue Toyota 4000 GT wird übrigens im japanischen Kento gefertigt werden. - So glaube ich verstanden zu haben. Es kann aber auch sein, dass die Fertigung in den "Kanto Works" von Toyota erfolgt. (Die sprechen alle so komisch Englisch, das ich nicht kann.) Kän tu mi folgen?

Das hat man nun davon, wenn man - ohne Sushi - mühsam am Telefon recherchieren muss. - Aber immerhin mit einem Ergebnis. Vergessen Sie bitte nicht: wenn mich japanische Informanten anrufen, wecken die mich oft mitten in der Nacht. - Aber ich will nicht klagen. - So ist mir auch verdeutlicht worden, dass uns die Japaner in jedem Falle voraus sind. - Auch zeitlich.

MK/Wilhelm Hahne


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