Helmut Werner - er war mal der Oberaufseher bei Mercedes-Benz - ist 67jährig in Berlin gestorben

Ich erhielt die Information vor der offiziellen Bekanntgabe seines Todes. Und ich habe es nicht glauben wollen. Warum? - Hat dieser Mann nicht schon zu Lebzeiten genug gelitten? - Eine Lungenkrankheit - so hört man - hat ihn dahin gerafft. Waren es die Klimaanlagen, die ihn infizierten? - Was auch immer:

Die Guten gehen zuerst

04-02-10/06. - Ich kann nicht sagen, dass ich alle Entscheidungen die er als Manager getroffen hat, voll mitgetragen hätte. Aber Helmut Werner war bei allen Entscheidungen immer ein Mensch. Das ließ ihn - z.B. verglichen mit Schrempp - schwach erscheinen. Als Manager. Aber das machte ihn - auf der anderen Seite - so liebenswert.

Als ich - vor der offiziellen Todesnachricht - mit einem seiner ehemaligen Mitarbeiter bei Conti/Uniroyal sprach, da war der von meiner Information sehr betroffen. "Das war ein Guter", hat er gesagt - und einen Moment inne gehalten.

Ich erinnere mich noch gut einer Reihe von Situationen, wo Helmut Werner schwach wirkte. Aber das machte ihn sympathisch. Gerade in seiner Mercedes-Zeit habe ich ihn dann oft mit Schrempp verglichen. Und dann musste man Helmut Werner einfach mögen.

Jürgen E. Schrempp ist Schachspieler. Darum hat er seine "Züge" auch nicht angekündigt. Aber als er dann - offiziell ab Mai 1995 - als Oberaufseher Edzard Reuter ersetzte, da wusste ich, dass das Ende von Helmut Werner bei Mercedes eingeläutet war.

Helmut Werner machte damals deutlich, dass er als Mercedes-Chef - auch nach Reuter - "seine Firma" unbeeinflusst durch den neuen Spitzenmanager Schrempp zu neuen Top-Ergebnissen bringen möchte.

Schrempp war für Werner wie eine Gestalt, die die Sonne verdunkelt. Er hatte gegen diesen Mann keine Chance.

Darum empfinde ich die Worte, die Schrempp in der Presseerklärung zu Werner's Tod in den Mund gelegt wurden auch als so - wertlos.

Helmut Werner ist so gestorben wie eine Blume stirbt, die man zu gießen vergisst. Werner hat den Erfolg gebraucht. Er hat ihn auch in seinen unterschiedlichen Funktionen gehabt. Aber nie - und das unterscheidet ihn von anderen Spitzenleuten - auf Kosten anderer.

Mag sein, dass Schwäche Sympathie erzeugt. Aber Helmut Werner war dann ein starker Schwacher. Jemand, dem man anmerkte, wenn ihn etwas als Mensch betraf.

Erinnern Sie sich noch an seine "open Windows"-Idee bei Mercedes? - Weil die Mitarbeiterzahl nicht schnell genug abgebaut werden konnte, hatte er zu vier Terminen in einem Jahr (es war wohl 1994) aussteigewilligen Mitarbeitern die Möglichkeit geboten, mit einer entsprechenden Abfindung die Firma zu verlassen. Die Abfindung war bei den ersten beiden Terminen am höchsten, wurde dann in der zweiten Halbzeit der Aktion minimiert.

Ich erinnere mich noch an Leute die gingen. Zuerst gingen die Besten.

Das war so, wie jetzt beim Tod von Helmut Werner. - Die Besten gehen zuerst. Die Menschlichsten.

Und etwas bleibt leer, weil es nicht aufzufüllen ist. - Aber wer beschäftigt sich heute noch mit Dingen, die man nicht in Euro, Dollar bewerten kann?

Schrempp hat nach seinem Amtsantritt zunächst die Schwachpunkte im Konzern analysiert. Und Helmut Werner dazu gerechnet, weil der für ihn mit seiner "menschlichen Stärke" gefährlich, nicht kalkulierbar war.

Schrempp - offiziell - am Tag der Todesverkündung von Helmut Werner: "Mit Helmut Werner verlieren wir einen außergewöhnlichen Menschen, dessen hervorragende unternehmerische Qualitäten wesentliche Bedeutung für die globale Entwicklung des Unternehmens besitzen. Durch seinen hohen persönlichen Einsatz und sein unternehmerisches Geschick bleibt Helmut Werner untrennbar mit dem Erfolg der Marke ‚Mercedes‘ verbunden".

Aus meiner Sicht: Helmut Werner wurde abgeschoben, hat das auch wahrscheinlich selbst so empfunden. Was aber nichts daran ändert, dass er - und hier stimme ich Herrn Prof. (!) Schrempp zu - ein "außergewöhnlicher Mensch" war. -

Nur: für außergewöhnliche Menschen ist in unserer globalen Welt heute kaum noch Platz. - Darum müssen wir ab sofort auf Helmut Werner verzichten. - Es ist - verdammt noch mal! - schade. 

MK/Wilhelm Hahne


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