Die Prognose des Monats März 2004: Thema ist die Formel 1 in dieser Saison

Prognose ist ein Begriff, der aus dem Griechischen kommt. Dort bedeutet das entsprechende Wort Vorherwissen. Eigentlich und ursprünglich ist damit eine wissenschaftlich fundierte Vorhersage von Entwicklungszuständen oder Ereignissen gemeint, die zu einem späteren Zeitpunkt eintreten. Obwohl meine Prognosen nicht wissenschaftlich fundiert sind, haben sie einen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad. Wäre ich nicht davon überzeugt, würde ich die nachfolgende Darstellung nicht als Prognose bezeichnen. Und wenn meine Prognose dann einmal nicht eintreffen sollte: besonders im sozialwissenschaftlichen   Bereich hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die bloße Bekanntgabe einer Prognose die Auftretenswahrscheinlichkeit deutlich verändern kann. - Aber keine Ausrede: ich meine was ich schreibe. Es ist nicht wissenschaftlich fundiert - aber es wird so eintreffen. Davon bin ich heute überzeugt.

Michael Schumacher wird auch 2004 F1-Weltmeister

04-03-04/01. - Bernie Ecclestone hat sich zum wahrscheinlichen F1-Weltmeister in dieser Saison schon geäußert. Für ihn war - vor einigen Wochen klar: "Dieses Mal holt Kimi Räikkönen den Titel." Ex-Weltmeister Niki Lauda, einer der sich als Fachmann gut verkauft, gibt zu Protokoll, dass "Schumi"-Bruder Ralf den Titel holen wird. Ecclestone hat inzwischen in anderen Aussagen ein wenig nachgebessert, denkt nun auch, dass man Michael Schumacher nicht vergessen sollte.

Die Prognose von Motor-KRITIK ist klar: F1-Weltmeister 2004 wird Michael Schumacher.

Die normalen Beobachter, zu denen z.B. auch die Wetter (ich meine Leute die wetten) gehören, die glauben ebenfalls an Michael. Bei "Intertops", einem Buchmacher von Bedeutung, machen die eingegangenen Wetten Michael Schumacher - und Ferrari - mit einer Quote von 21:10 zu einem klaren Favoriten.

Aber werfen wir doch mal ein Blick auf einige Voraussetzungen. Wer fährt eigentlich gegen wen?

An Teams treten an: Ferrari, BMW-Williams, McLaren-Mercedes, Renault, BAR-Honda, Sauber-Petronas, Jaguar-Cosworth, Toyota, Jordan-Ford und Minardi-Cosworth. Wenn Sie pro Team zwei Wagen rechnen und die von 1 - 21 in obiger Reihenfolge durchnummerieren, haben Sie auch die gültigen Start-Nummern. (Natürlich müssen Sie die 13 weglassen, die im Motorsport nicht gerne vergeben wird, da sie - wir sind in Europa - als Unglückszahl gilt.)

Es nehmen also - wenn nichts passiert - 20 Rennfahrzeuge Aufstellung zum Rennen. Wichtig, bedeutsam als Fahrer, sind aber nur wenige, wenn man ihre Leistungen in der Vergangenheit zugrunde legt:

Michael Schumacher 70 Siege, David Coulthard 13 Siege, Rubens Barrichello 7 Siege, Ralf Schumacher 6 Siege, Juan Pablo Montoya 3 Siege, Kimi Räikkönen, Fernando Alonso, Giancarlo Fisichella unjd Oliver Panis je 1 Sieg. Die restlichen Fahrer, immerhin 11 an der Zahl, sind "Nullen", wenn man das auf die Siege bezieht.

Nun gibt es -bezogen auf ihre Bedeutung in der Vergangenheit - drei Teams, die man als mögliche Siegkandidaten handeln müsste: Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams. Und es gibt zwei unterschiedliche Reifenmarken, die die jeweiligen Rennentscheidungen beeinflussen können: Bridgestone und Michelin.

Ferrari fährt  Bridgestone, außerdem noch Sauber, Jordan und Minardi. Alle anderen fahren Michelin. Diesem Reifen wird nachgesagt, dass er der die besseren Voraussetzungen für Siege bietet. Meint z.B. ein Niki Lauda. Zumindest - meinen diese "Insider" - so lange es warm und trocken ist. Bei Regen war der Bridgestone bisher überlegen und auch bei Rennen auf einer - relativ kalten - Fahrbahn zeigten sich eventuell Vorteile für Bridgestone.

Alle wirklichen  Konkurrenten von Ferrari - und damit Michael Schumacher - fahren also Michelin. Und hier sieht Niki Lauda auch gerade für BMW ein besonderes Plus. Weil es normalerweise selten regnet und die Streckentemperaturen meist hoch sind. - Sagt die Statistik.

Ich aber favorisiere in der Saison 2004 den Bridgestone-Reifen generell. Auf regennasser Strecke ist er einsame Klasse und der neu entwickelte Trockenreifen hat sich gegenüber der letzten Saison deutlich verändert, verbessert. Auch hier ist meine Einschätzung: Top!

Michelin und Bridgestone sind bei der Reifenentwicklung unterschiedliche Wege gegangen, die sowohl den Reifenaufbau, wie auch die Mischungen betreffen. Michelin war so - nach meiner Beurteilung - auch nicht in der Lage, für diese Saison eine grundsätzliche Verbesserung zu erreichen, die die Größenordnung von "Nuancen" überschreitet. Bridgestone hat - damit verglichen - aber gleich einen richtigen "Schritt nach vorne" machen können.

Das alles ist natürlich bei den Versuchsfahrten nicht unbedingt deutlich geworden, weil man hier - aus Konkurrenzgründen - mit "gezinkten Karten" gespielt hat. (Diese Ergebnisse  sind was für BILD.)

Aber man muss - will man den möglichen Gewinn der Weltmeisterschaft vorhersagen - noch die Fahrerqualitäten einkalkulieren, sowie die Möglichkeiten der einzelnen Teams.

Der "kompletteste" Fahrer in der derzeitigen Formel 1 ist Michael Schumacher. Gemessen an ihm, sind auch die dann folgenden "Besten" nur zweitklassig. Montoya wäre ein Titelanwärter (als Fahrer!), wenn er eigentlich nicht schon bei BMW "weg wäre", weil er - wie jeder weiß - ab 2005 bei McLaren-Mercedes fahren  wird. Ralf Schumacher fällt als zuverlässiger Sieg-Fahrer auch aus. Schon weil sein Verhältnis zum Team (verhandlungs-) gestört ist. Er hat zwar (Fahr-) Talent, aber nicht die Fahrer-Persönlichkeit seines Bruders. Damit verglichen, ist Ralf eigentlich noch ein Kind. Kimi Räikkönen muss man ernst nehmen. Trotz seiner Jugend, trotz fehlender Erfahrung. Coulthard kann man vergessen. Zumal er nun seine letzte Saison fährt. Fernando Alonso muss man noch auf die Rechnung setzen. Der hat Talent und Biss.

Andere Fahrer werden in dieser 2004-Saison nur kleine Rollen spielen können, die ihnen auch der Zufall zuordnet, weil da (auch) die technischen Voraussetzungen bei den Sportgeräten fehlen.

Schaut man sich die an und versucht sie einzuordnen, so würde ich folgende Rangfolge vornehmen: Ferrari, Renault, BMW-Williams, McLaren-Mercedes, BAR-Honda, Toyota, Sauber-Petronas, Jaguar und Jordan-Ford gleichauf, und dann Minardi-Cosworth.

Mische ich nun die Fabrikate-, Fahrer- und Reifen-Einschätzung, korrigiere mit den "Team-Faktoren", so kann ich zu keiner anderen Einschätzung für 2004 kommen: Michael Schumacher wird zum siebten Male Formel 1-Weltmeister. Auf Platz zwei sehe ich Kimi Räikkönen, obwohl McLaren-Mercedes nicht mehr das darstellen wird, was sich vor Jahren noch deutlich ausmachen ließ: Mercedes = Siegerfahrzeug.

Renault ist "mein Geheimtipp". Mit Alonso. Der so (wenn meine Einschätzung Realität wird) auch seine persönliche Attraktivität als Fahrer für andere Teams verstärken wird. BMW-Williams wird durch seine Personal-Situation leiden. Ralf wird durch den noch vorhandenen Vertrags-Wirrwarr nicht frei im Kopf sein und Montoya ist praktisch schon "irgendwo anders". Was ihn sicherlich nicht hindern wird, das eine oder andere Mal sein Talent und Können aufblitzen zu lassen.

Es gibt sicherlich außer den genannten noch andere Fahrer, die in der Formel 1 eine  Zukunft haben, aber sie werden in dieser Saison nicht weit nach vorne kommen, weil ihnen dazu - auch - die technischen Voraussetzungen fehlen.

Mir sei aber noch eine weiter Prognose zur Formel 1 in der Saison 2004 erlaubt: am Ende dieser Saison, wenn man wieder - und zu einer weiteren - Weltmeisterschaft beigetragen hat, wird Bridgestone aussteigen.

Die Formel 1 hat viel Ingenieurs-Kapazität bei Bridgestone auf diesem Gebiet gebunden. Wenn nun der Gewinn einer weiteren WM beweist, dass man auf dem Gebiet der Reifentechnologie gegenüber dem bedeutendsten Konkurrenten (Michelin) einen klaren Vorsprung hat, dann wird es Zeit, diesen Vorsprung auch beim normalen Serien-Reifenbau zu nutzen, die F1-Erfahrung in den Serienreifen zu übertragen. Oder: aus den hohen Vorlaufkosten nun einen Gewinn zu generieren. Siegen macht zwar Spaß, aber Bridgestone ist keine Firma, die nur zum Spaßmachen gegründet wurde.

Zum Schluss noch eine andere Prognose: nachdem nun auch Banken eingreifen, Manager der Automobilindustrie eine Rolle zu spielen versuchen, wird es mit der Formel 1 - soweit es das wirtschaftliche Ergebnis betrifft - weiter bergab gehen. Wie sagte Bernie Ecclestone in der aktuellen "ams": "Ich halte nicht viel von Demokratie." - Das mag sich eigenartig anhören, ist aber sicherlich nicht so gemeint, wie es einige Politiker verstehen könnten. Tatsache ist: die Formel 1 braucht einen fähigen, cleveren - motorsporterfahrenen - Diktator.

Und so sehr man heute über die "Eintönigkeit" von Schumacher-Siegen stöhnt (das tun übrigens nur die Nicht-Sportler), man sollte nicht aus den Augen verlieren: die Nicht-Schumi-Zeit in der Formel 1 wird wahrscheinlich auch zusammen fallen mit der Nicht-Ecclestone-Zeit. Und nun kommt meine letzte Prognose zum Thema Formel 1 an dieser Stelle: diese Kombination von Nichtvorhandensein wird die Formel 1 in ihren Grundfesten erschüttern.

MK/Wilhelm Hahne

PS: dieser Beitrag wurde vor dem 1. Training des ersten Rennens  in diesem Jahr geschrieben und veröffentlicht.


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