Mit der Dodge Viper V10 in den Motorsport-Frühling

Längst sind die ersten Kraniche von Süden wieder 'gen Norden gezogen. Meist kehrte kurz darauf der Frühling ein. In diesem Jahr nicht. Nach einer Reihe von schönen warmen Tagen war der Winter scheinbar wieder zurück gekehrt. Aber die Motorsport-Termine liegen fest. Danach scheint sich das Wetter aber nicht zu richten. Und so liegt auch in diesen Tagen - von denen ich berichte - der Nürburgring, die Nordschleife, unter einer Schneedecke. Auf dem GP-Kurs gab es am 8. März einen einzigen Tag, wo man auf der Kurzanbindung fahren konnte. Aber erst, nach dem man in einigen Kurven noch den Schnee mit Schaufel und Besen entfernt hatte. Diesen Tag nutzte das Zakspeed-Team, um die Dodge Viper ein wenig auszuführen. Der neu aufgebaute Zehnzylindermotor möchte nämlich vor den ersten Renn-Kilometern ein wenig eingefahren sein. Mit mäßigen Drehzahlen. Bei dieser Gelegenheit kann man dann auch andere Details checken.

Wie hätten Sie denn die Dodge Viper gern? - Achtzylinder? - Zehnzylinder?

04-03-17/01. - Ganz behutsam geht heute das Zakspeed-Team mit der Dodge Viper um. Der Motor ist über den Winter neu aufgebaut worden und möchte mit Gefühl eingefahren werden. Der Fahrer steigt ein...

...man stimmt sich noch ein wenig ab...

...hilft beim Anschnallen und dann schlägt das Anlasserritzel hörbar zu:

RRRRrrrr

Erstaunlich, wie leise ein Renn-Fahrzeug sein kann, wenn man "drehzahlarm" fährt. Und dann dreht die Vipern in dem Drehzahlbereich seine Runden, der dem Motor beim Einfahren gut tun. Denn es ist jener Motor, der in diesem Jahr beim 24-Stunden-Rennen zum Einsatz kommt. - Und dann gibt es auch schon nach wenigen Runden den Hinweis für den Fahrer: Bitte Box anfahren. Aber bei einem Rennen wären das viel zu viele Worte, mit viel zu vielen Buchstaben. Also sieht der Hinweis für den Fahrer jetzt - und später beim Rennen - so aus:

Der Fahrer hat verstanden und rollt nur wenig später...

...durch die Boxengasse, macht dann einen kleinen  Schwenk nach links, stellt den Motor ab...

...und wird rückwärts in die Box geschoben. Dort wird dann ein Notebook angeschlossen, werden die unterwegs gesammelten Daten abgezapft, denn bei unseren normalen Langstreckenrennen, wird eigentlich nicht mit Telemetrie gearbeitet.

So kann auch bei diesen Einstell- und Einfahrrunden der Motor in seinen wichtigen Funktionen überwacht werden. Und irgendwann gibt dann auch einer der Fahrer gleich beim Aussteigen zu, sich eben mal verschaltet zu haben. Man könnte es sowieso an einem der vielen Zacken, aus einer der vielen "Kurven" entnehmen.

Jetzt ist auch Gelegenheit für den Fotografen, ein paar Fotos zu machen, die Details zeigen oder die neue Lackierung der Viper für dieses Jahr ins rechte Licht rücken:

Natürlich ist auch die Teamkleidung entsprechend gestaltet:

Und einer der Fahrer trägt auch den Helm in "seinen" Farben:

Das Fahrerteam, das dieses Jahr die Ex-Zakowski-Viper an den Start bringt, ist namentlich auf der Fahrertür verewigt. Wobei "ewig" in diesem Falle sich auf die Zeit bezieht, bis dass die Tür - und das soll bei Rennen schon mal vorkommen - einem Crash zum Opfer fällt. Aber auch auf einer dann neuen Tür würde stehen:

Hier ein weiterer Helm eines der Fahrer, der noch besser der Lackierung der Viper angepasst ist. Während Dr. Huppert-Nieder und Werner Mohr als Renn-Amateure, Privatfahrer in bestem Sinne zu bezeichnen sind, hat Markus Großmann einige Rennerfahrung. Auch mit der Dodge Viper.

Diese Dodge Viper wird bei der Langstreckenmeisterschaft mit einem Achtzylindermotor eingesetzt werden, der gerade in Amerika gefertigt wurde. Das wird durch das Reglement bestimmt, das - man möge mir verzeihen - typisch deutsch und damit "ein wenig daneben" ist. Um die Erfolge der Viper - denn  die Viper war mit ihrem Zehnzylindermotor in der Vergangenheit hier auf der Nordschleife erfolgreich - ein wenig "einzubremsen" - ein deutscher Beamter würde sagen: zu verunmöglichen - hat man für die Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife eine Hubraumbegrenzung auf 6,2 Liter vorgenommen. Da die motorische Grundausstattung einer Viper aber acht Liter Hubraum beträgt... -

Nun kommt der Clou: in Amerika ist man auf solche Attacken gegen die (auch motorische) Überlegenheit einer Dodge Viper eingestellt. Und formt dann in einem solchen Fall aus dem Zehnzylinder einen Achtzylinder. Optisch bleibt aber alles beim Alten. Es werden praktisch zwei Zylinder still gelegt.

Und was sagt da das Reglement? - Nun: Zylinderblock und Zylinderkopf müssen der Serie entsprechen, aber die Kurbelwelle (z.B.) ist freigestellt. Und so erhält der Zehnzylinder-Motor der Viper eine Achtzylinder-Kurbelwelle mit entsprechendem Hub, um dann dem Reglement der Langstreckenmeisterschaft zu entsprechen.

Und die Leistung? - Die wird sich wohl kaum von der des Zehnzylindermotors unterscheiden, weil der - auch wegen des Reglements - mit einem Luftmengenbegrenzer ausgestattet sein muss, der diesem Motor ein wenig die Luft nimmt. Der Achtzylindermotor dagegen darf nun richtig durchatmen, was dann wohl zu einer ähnlichen maximalen Leistung führt, wie beim reglementskonformen asthmatischen Zehnzylinder. Allerdings wird es dem Achtzylinder-Motor ein wenig - verglichen mit dem Zehnzylinder - an maximalem Drehmoment fehlen. Aber das ist bei Drehmomentkurven von dieser Größenordnung eigentlich unwesentlich.

Viel wesentlicher - ganz gleich ob nun 6,2 Liter-Achtzylinder oder 8,0 Liter-Zehnzylinder - werden die Rundenzeiten bei einer Viper von der fahrerischen Qualität bestimmt. Da die sich bei den genannten zwei Akteuren erst noch entwickeln soll, ist es kein Risiko hier zu schreiben, dass diese Dodge Viper in diesem Jahr - obwohl mit dem Zehnzylindermotor unterwegs - nicht zu den Gesamtsiegerfahrzeugen zählen wird. Aber man wird - so man ankommt - unter den ersten Zehn sein.

Aber zurück zu den ersten Testfahrten. Die rote Linie an der Boxenausfahrt wartet wieder darauf, überfahren zu werden:

Aber vorher werden noch ein paar Liter Benzin eingefüllt:

Wobei einem dabei wieder die geradezu skandalösen Ereignisse rings um die Dodge Viper und ihre Tankgröße beim 24-Stunden-Rennen im letzten Jahr einfallen. Und der Veranstalter änderte während des Rennens in einem Dokument den Fahrzeugnamen von Dodge in Chrysler. Wobei - zumindest mir - klar war, dass die Namensänderung, die Peter Zakowski vorgenommen hatte, mit DaimlerChrysler in Berlin (Vertrieb) abgestimmt war, während man offensichtlich in Stuttgart nicht wusste... - So ist das nun mal, wenn die Rechte nicht weiß was die Linke tut. So etwas sollte bei einem Global Player nicht passieren. - Heute steht auch in allen deutschen  Katalogen  - wie in anderen Ländern immer schon, wenn es um die Viper ging: Dodge. Ein Chrysler-Automobil war die Viper eigentlich nur in deutschen Landen. Und was der deutsche Bauer nicht kennt, dass nennt er einfach um. -

Inzwischen hat sich auch wieder der Fahrer fertig gemacht. In meiner "Scherenschnitt"-Aufnahme ist deutlich auszumachen...

...dass man heute auch als Privatfahrer schon "Hans" trägt.

Und dann dreht die Viper (Dodge!) wieder ihre Runden. Vorbei an leeren Tribünen und schneebedeckten Randstreifen:

Aber an den Tribünen - schauen Sie mal auf den oberen Rand - gibt es schon einen Hinweis auf das 24-Stunden-Rennen. Der Sound der Viper ist ein wenig "flach", weil die Drehzahl fehlt. Das klingt so, als hätte man der Giftschlange den Giftzahn gezogen:

Hören Sie mal hin!

Die Monteure stehen an der Boxenmauer, zeigen die Runden an, plaudern über dies und das und stehen - noch auf Schneeresten.

Markus Großmann hat sich inzwischen etwas zu essen geholt (Brötchen von der "Döttinger Höhe")...

...und telefoniert. Ohne Handy geht heute an einer Rennstrecke nichts mehr.

Den Porsche GT 3 im Vordergrund nutzen unsere Privatfahrer, um sich auch "neben der Rennstrecke" an die neue Art von Fahrdynamik zu gewöhnen. Ein  Porsche ist zwar keine Viper, aber zum Üben nicht schlecht.

Und dann kommt die Viper wieder rein. Wieder das gleiche Spiel: rückwärts in die Box schieben - dabei lässt sich auch gut telefonieren...

...und sich um kleine Details kümmern. Wieder Fahrerwechsel und - nein, einen Reifenwechsel hat man an diesem Nachmittag nicht vornehmen müssen, obwohl alles bereit steht:

Und ein Satz neuer Reifen ist zur Sicherheit immer vorgewärmt.

Aber der Wagen ist längst schon wieder draußen, dreht seine Runden.

Und an der Boxenmauer diskutiert man frische Eindrücke. Bei frischen Temperaturen. Es ist zwar sonnig, aber der Wind... -

Und so neigt sich der Tag dem Ende zu. Und die Dodge Viper fährt und fährt.

Und ich habe sie dann noch einmal so fotografiert, wie sich die Zakspeed-Mannschaft dann die Zieldurchfahrt am Ende des  24-Stunden-Rennens vorstellt: Man wird am Boxenzaun hängen und begeistert Beifall schreien, wenn die Dodge Viper dann die Ziellinie überquert.

Mit ein wenig Glück sollte das auch funktionieren. - Aber ein wenig Glück gehört zu allem im Leben. Glück muss man z.B. auch mit dem Wetter haben. Wie hier das Zakspeed-Team am 8. März 2004. - So sah es an diesem Tag im Fahrerlager aus:

Und so dann 24 Stunden später:

Die weiße Fläche ist Neuschnee. An Fahren war da nicht mehr zu denken. Obwohl - man (Zakspeed) vor Ort" geblieben war. Es hätte ja auch schön sein können. Denn: vor dem ersten Rennen im Langstreckenpokal wollen noch eine Reihe von Eingewöhnungsrunden gefahren sein. Für Fahrer und Motoren. - Und wenn die Kraniche ziehen... - Jedenfalls besteht Hoffnung.

MK/Wilhelm Hahne

 


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