Einstellfahrten auf der Nürburgring-Nordschleife: Es hätte auch schlimmer kommen können

Manchmal ist auch ein Samstag ein 13. - Zum Beispiel der 13. März. Der bot - auf der Nürburgring-Nordschleife - so viel Interessantes, dass er genau so gut ein Freitag gewesen sein könnte. Und der Veranstalter hat gelogen. Weil er vielleicht auch belogen wurde. Und das Wetter war besch..... - Es war kalt, die Strecke war kalt, die Fahrer waren heiß und so manche Automobile waren - hinterher - krumm. Aber die Nürburgring GmbH war zufrieden. Denn der folgende Sonntag war der erste Tag, an dem die Nordschleife für den normalen Publikumsverkehr geöffnet war. Da hat die "Einstellfahrt" am Tag vorher schon geholfen. Die Strecke war für's Publikum befahrbarer. Und das brachte Geld in die Kasse. Wie auch schon die "Einstellfahrten". Darum durften die auch nicht abgesagt werden. Obwohl... -

Salz in frische Fahrwerkgelenke

04-03-17/04. - Auf die Langstreckenmeisterschaft 2004 bereiten sich die Teams perfekt vor. Gewinnen ist hier nicht leicht. Die Konkurrenz ist groß. Also nímmt man auch - gerne - das Angebot zu einer Einstellfahrt wahr. In diesem Falle lag der besondere Reiz darin, dass man - anders als bei der nächsten Einstellfahrt am 20.März - das Fahrzeug mit zwei Personen um den Kurs bewegen konnte. Da gibt es so manches Team, in dem ein neuer Fahrer an der Seite eines "alten Fuchses" den Erfolg sucht. Der "alte Fuchs" möchte da schon den "Frischling" ein wenig anlernen, oder auch einen persönlichen Eindruck von seinen Fähigkeiten gewinnen.

In anderen Teams gehört es zum guten Ton, dem Mechanikerteam durchs Mitfahren einen Eindruck von den Belastungen zu vermitteln, denen nicht nur der Fahrer, sondern auch das Material ausgesetzt ist. Und wenn da auch nur eine Schraube... -

Wenige Tage vor dem 13.März schien die "Einstellfahrt" ernsthaft gefährdet. Aber auch am Samstag wäre ein Rennen... - Aber nicht nur der Veranstalter, sondern auch die Nürburgring GmbH sahen das anders. Gute Menschen gibt es halt nur in Kitsch-Filmen.

So genügte es den Herrschaften, dass sie in der Fahrerbesprechung... - Also: Vorsichtig fahren, weil die Streckenränder...  - aber es ist ja auch kein Rennen... - und bitte bedenken Sie... - und: Nein, die Strecke wurde nicht gesalzen.

Ich weiß nicht, wer das wem geflüstert hatte, aber das wurde bei der Fahrerbesprechung tatsächlich den Teams versichert. Mit der Allianz hatte das aber nichts zu tun. Es war keine Versicherung. Wohl aber mit Fehlinformation - wenn man es vorsichtig beschreiben soll. Denn die Strecke war gesalzen. Es gibt dafür Augenzeugen.

Die Boxengasse wurde mehrfach gesalzen. Auch die kritischen Streckenabschnitte wurden  mit Salz abgestreut. Schon lange vorher war die Nordschleife abschnittweise mit Salz bearbeitet worden.

Als ungefähr 10 - 14 Tage vorher der Opel des Phoenix-Teams für einen Funktionstest die Nordschleife umrundete - gaaanz langsam - da war denen auch schon versichert worden: Kein Salz. - Als das Fahrzeug wieder in der Werkstatt war, wurde so ein weißer Staub - hier und da - und da ganz besonders - entdeckt. Mit dem Finger drüber gestrichen, die Lippen benetzt: Bähhhhhh - Salz!

Bei Phoenix war man richtig sauer. Die VLN-Teams am Samstag werden erst sauer gewesen sein, wenn sie die Fahrzeuge nach dem Einsatz auf der Nürburgring-Nordschleife wieder überprüft haben. Salz in allen Gelenken. Dr. Kafitz wird denken: Das gibt der Sache Würze. Aber eigentlich denkt der mehr wie ein Politiker: Nichts. - Oder er erinnert sich nicht. Oder er kann sich nicht vorstellen... - Also das ist ja unglaublich! - Davon habe ich nichts gewusst. - Das wird Konsequenzen haben. - Wie Politiker so reden. - Egal mit welchem Parteibuch. - Und Kafitz ist schon bei 2010. (Er hat das SPD-Parteibuch.) So ist er auch an jenem 13. März auf dem Weg dahin gewesen. Und der Zweck heiligt die Mittel.

Nun, es waren nicht so viele Fahrzeuge unterwegs, wie man eigentlich annehmen sollte. Und manche nur auf dem GP-Kurs. Wie z.B. der Scheid-BMW. Aber auch der hat sein Salz abbekommen.

Die Nürburgring GmbH hatte im Vorfeld dieser Einstellfahrten alles getan - nicht nur gesalzen - um diesen Termin  zu einem finanziellen Erfolg zu machen. So wurde vorher auch schon der Schnee geschoben. Und jeder Arbeiter beim Straßeräumdienst weiß, dass, wenn man den Schnee wegschiebt, der am Straßenrand verdichtet wird. Was dazu führt, dass er später - als lockerer Schnee - von der Sonne in Wasser aufgelöst wird.

Und so gab es an diesem 13. März noch eine Menge Randstreifen mit hochverdichtetem Schnee. Eine normale Rennveranstaltung hätte abgesagt werden müssen. Aber lt. Veranstalter der Einstellfahrten war dies ja kein Wettbewerb. - Bitte fahren Sie vorsichtig!

Man hatte also alles getan. - Und so sah es aus. Zum Beispiel in Richtung "Brünnchen"-Bergab:

Und Wasser lief über die Strecke. Mal mehr, mal weniger. Etwas später waren die Voraussetzungen für eine Einstellfahrt noch schlechter:

Das ist hier die "Brünnchen"-Bergauf. Dieser Streckenabschnitt wurde auch ganz vorsichtig passiert. Aber danach kam wieder ein Streckenabschnitt, auf dem man Hochschalten konnte:

Sieht doch gut aus. - Aber nach dieser kleinen Sprungschanze kam dann wieder eine Stelle...

...wo das Wasser über die Straße lief und die Fahrzeuge Fahrspuren hinterließen. Gefährlich! - Aber gefährlich waren diese Bedingungen  vor allem für jene, die noch über keine große Rennerfahrung verfügen. Und da hat es dann halt geknallt! - Bumm! - Da flog ein Porsche ab, ein BMW M 3, ein Peugeot 306 - eigentlich alles überflüssig, wie auch der Dreher...

...dieses Ford Fiesta. Dafür gibt es aber eine einfach Erklärung. Es war kalt, richtig kalt. Darum war auch die Fahrbahn kalt. Und der Grip der Slickreifen war entsprechend. Gering. Und dann ging es - wie vorher hier bei dieser fotografischen Darstellung - lange über feuchte, nasse Streckenabschnitte. Dabei kühlen die Reifen noch weiter ab. Und dann kommt ein trockener Streckenabschnitt. Wie oben gezeigt. Und der (unerfahrene) Fahrer denkt: Endlich! - Er fährt ein wenig zügiger, die hinteren Reifen - eben weil hier eines Fronttrieblers - haben Grip der gegen Null tendiert und - fertig ist der Dreher. - Dieses Mal ohne Einschlag! - Und der Fahrer wird gar nicht begriffen haben, was hier geschah.

Nein, es waren nicht viele Zuschauer da. Dort wo sich sonst Zuschauer-Fahrzeuge knubbeln...

...da parkten jetzt nur wenige. Und wenn hier ein einziger Zuschauer mit gespreizten Beinen steht...

...dann nur deshalb, damit er ein paar halbwegs trockene Stellen für seine Standbeine nutzen konnte.

Hier sieht man auch die Viper, die Dodge Viper, am "Brünnchen":

In Davos hat es zu diesem Zeitpunkt sicherlich kaum schlechtere Wintersport-Verhältnisse gegeben. Für Skifahrer.

Am nächsten Tag hat alles schon etwas besser ausgesehen. Es war exakt 6 Wochen nach jenem Tag, an denen ich zum ersten Mal die ersten Kraniche registriert hatte. Und eine alte Bauernregel sagt... -

Hier dann ein Blick auf den ersten Publikumstag, Sonntag, dem 14. März:

Man trifft sich, man klönt, man fährt. Und zahlt für jede Runde. Darauf kommt es an. - Dank sei den Teilnehmern an der Einstellfahrt. Die Strecke war (fast) top. Und die Fahrer der Serienautomobile hat das Salz auch nicht gestört. - Jedenfalls war reichlich Betrieb:

Wobei auch Rennteams diesen - schönen - Tag zu nutzen versuchten: 

Vom kleinen bis zum großen "C" (Civic - Corvette) war alles vorhanden.

Während der Besitzer des Peugeots vom Vortag zu klären versuchte, wie er sein Unfallfahrzeug bis zum ersten Einsatztermin wieder hinbekommen sollte. Es fehlt hier nicht das Salz in der Suppe. - Das Salz auf der Nordschleife war zu viel.

Und die Darstellungen der Funktionäre war ein wenig verlogen. - Aber sonst: es war ein geiles Wochenende!

MK/Wilhelm Hahne


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