Virneburg, den 14. April 2004

Guten Tag!

Ich hatte - "als es los ging" - gerade vom "Fall" des Bundesbankpräsidenten Welteke (im Fernsehen) gehört, als auch schon bei mir das Telefon klingelte. "Was sagst du zu dem Fall?" - Was soll ich dazu sagen? - Ich sage zu so vielen Dingen etwas. Und niemand scheint zuzuhören. - Oder präziser: man liest es und - beschließt, es besser nicht gelesen zu haben.

Der "Fall Welteke" ist doch eigentlich nur ein "Zeitzeichen". Man kann es überall entdecken. In vielen "Weltecken" gibt es viele "Weltekel". Doch niemand sucht sie im eigenen, ihm eigentlich sehr bekannten Umfeld, sondern immer irgendwo anders. - Und zeigt dann mit dem Finger drauf und ruft: Sehet diese bösen Buben! Aber man verschließt die Augen vor den eigenen Sünden.

Bei Herrn Welteke geht es um rund 8.000 Euro. Die waren für ihn eine "Vorteilsnahme", sagt man, sie werden ihm so angelastet. Und die, die sie ihm gewährten, haben sich der "Vorteilsgewährung" schuldig gemacht?

Da müssten schon längst so einige Staatsanwaltschaften ihre Untersuchungen bei deutschen Automobilherstellern aufgenommen haben. Was sind da 8.000 Euro? - Was kostet z.B. eine Überfahrt in einem Luxus-Dampfer von Großbritannien nach USA? - Und was ein Rückflug in einer Überschall-Düse von New York nach London? (Man konnte allerdings auch "normal" zurück fliegen.)

Das lässt sich sicherlich feststellen. Und übersteigt in der Addition (auch bei "Normalflug") mit Bestimmtheit den Betrag (deutlich!), der nun dem Bundesbankpräsidenten angelastet wird. Der war bei einer "notwendigen" Sylvesterpartie. Die anderen bei einer "notwendigen" Präsentation.

Muss die Staatsanwaltschaft Stuttgart nun in Möhringen mit einer Hundertschaft einfallen um Unterlagen sicher zu stellen? - Eigentlich genügt es, die Passagierlisten bei der Reederei einzusehen, die der Fluggesellschaft zu prüfen. Und man hätte die "Täter" (alles honorige Journalisten, z.T. auch Chefredakteure) als "Gäste" von DaimlerChrysler der Maybach-Präsentation in New York "im Griff". - Und den, der sich hier der Vorteilsgewährung "schuldig" machte auch. - Wenn es denn eine war.

Soll ich noch andere Beispiele nennen? - Um die sich niemand kümmert. - Mitglieder einer Testredaktion zum Wintersport (mit Familie) in den Alpen; Lear-Jet-Ausflüge (mit Frauen) übers Wochenende um aufs "Auto des Jahres" eingestimmt zu werden. Oder: "angenehme" Journalisten dürfen bei einer Präsentation ein paar (kostenlose) Tag anhängen. Auf Sardinien spielt man eben mit mehr Spaß Tennis als im Kölner Umfeld. Ein anderer darf (oft) seine Frau mitbringen, weil die, aus der Ex-DDR kommend, doch bisher von der Welt nichts gesehen hat.

Ich habe die Art (und den Aufwand) der Maybach-Präsentation Monate vorher gekannt. Ich kenne auch die Hintergründe. Zum Beispiel den, dass man für dieses Automobil nach Serienanlauf nicht die Werbung betreiben kann, wie sie sonst bei Großserien-Produkten üblich ist. Beim Maybach musste also beim "Start" ein (globales!) Zeichen gesetzt werden, das für einen "Nachhall" sorgte. - Und wie löst man den aus?

Fernsehen ist wichtig. Ohne Fernsehen geht heute nichts. Und darum wurde der Maybach mit dem Hubschrauber vom Schiff geholt. Fernsehgerecht. Die Journalisten an Bord waren - wie oft - nur Staffage. Aber solche, die profitierte. Wenn man es in Euro rechnet.

Diese Repräsentanten einer neuen Journalisten-Generation waren auch beeindruckt. Und schrieben entsprechend. (Oder ließen schreiben.) - Aber was hat es dem Produkt gebracht? - Immerhin war es PR im Stil der neuen Zeit.

Die "mauen" Verkaufszahlen des Maybach werden jetzt von "Fachleuten" des Herstellers damit erklärt, dass eine "Vielzahl" der Besteller sich das Fahrzeug so ausstatten lässt, dass deren Produktionszeit sich eben verlängert. Die meisten Besteller ordern z.B. das Glasdach. Und das dauert natürlich. In der Produktion. Da kann man - natürlich - nur weniger bauen, fertigen. Und das minimiert die Verkaufszahlen. - Verstehen Sie das denn nicht?

Die Presse hat jedenfalls die Erklärungen des Herstellers unkommentiert, 1 zu 1 unverändert, dem (unkundigen) Leser vermittelt. - Ist doch logisch, diese Erklärung.

Und damit sind wir wieder bei den Kosten für Präsentationen. Sie "lohnen" sich offenbar. Für Mercedes. Im Falle der Journalisten. Auch für eine Bank. Im Fall des Bundesbankpräsidenten. Und warum will nun die SPD einen "passenden" Nachfolger für Herrn Welteke haben? - Da geht es doch schon wieder los. Der sollte also möglichst ein SPD-Parteibuch haben. Oder zumindest zur "Koalition" zugerechnet werden können. Und wenn der nun für 8 Jahre (in Worten: acht!) gewählt wird, dann hat die SPD ihren Einfluss immerhin über die normale Vertragszeit des Herrn Welteke hinaus abgesichert. Und damit in die Regierungszeit einer neuen Regierung hinein? - Mal eine "komische" Frage: wer hat denn eigentlich diesen Skandal aufgedeckt?

Kann ein "Fachmann", gleich ob bei einer Bank oder als Journalist, nicht unabhängig sein? - Er sollte es doch. Oder?

Zu allen "Geschichten" in unserer modernen Zeit gehört ein Drehbuch. Und das ist immer so, wie es der "Auftraggeber" gerne hätte. Die Schreiber sind manchmal "dumm". Entweder weil sie es sind - oder weil sie so tun. Aber sie verdienen am "Auftrag". Der oft keiner ist. Aber solche Fälle kennt sogar das BGB: Geschäftsführung ohne Auftrag. - Irgendwie wird es sich schon lohnen.

Also alles rechtens? - Natürlich nicht! - Die Öffentlichkeit wird wie bei öffentlichen Fernsehsendungen behandelt: der Aufnahmeleiter lässt ein Schild zeigen - und alles klatscht. Oder buht. Oder pfeift. - Schließlich weiß man, was sich im "normalen Leben" gehört. Und wenn etwas nicht in die "Sendung" passt, dann wird es raus geschnitten.

Und so klatschen die Journalisten (weil die intelligent sind), auch ohne "Schild" ihren Beifall beim Maybach. Können die die Schiffreise, den Flug (und vieles andere) vergessen?

Eigentlich ist alles - zumindest aus meiner Sicht - ganz klar. Und läuft falsch. Für andere ist das "normal". Es ist  nun einmal so. Weil unsere Zeit so ist. - Warum sich auflehnen? - Geht doch alles. - Prima! - Wenn da etwas bei der Fertigung eines Automobils schief gelaufen ist und es dringt durch eine "undichte Stelle" nach draußen, dann genügt "ein warnender Finger" - und die "Sache" ist (in diesem Falle: redaktionell) gestoppt. Denn wen interessiert schon, wenn tausende... - Und außerdem wird die Firma sofort den Werkschutz (o.ä.) einschalten. - Der "Skandal" ist nämlich nicht, dass tausende Automobile fehlerhaft sind, sondern dass es "nach draußen" dringen konnte. (Ich z.B. warte immer noch auf die Beantwortung einer ganz offiziellen Anfrage. Durch eine offizielle - scheinbar lange - Leitung.)

Friede, Freude, Eierkuchen. Und alle greifen in den großen Topf. Der (eine) Herr hat es gegeben, der (andere) Herr hat es genommen. Der Herr Bundesbankpräsident, der Herr... - also wirklich "herrlich"! - So baut sich - bis zum Crash - eine Scheinwelt auf.

Aber dazu kann es doch - nach Auffassung unsere Real-Träumer - kaum kommen. Schließlich haben wir alles abgesichert, sind versichert. Gegen alles. Wir nutzen - im Automobil - ABS, ASR, ESP, uns schützen Airbags, Automatiken nehmen uns die Betätigung ab. Die Scheibenwischer wissen automatisch wann sie wischen sollen, der Innenspiegel blendet automatisch ab. - Toll! - Alles voller Innovationen. Da leuchtet sogar der Scheinwerfer um die Ecke. - Aber nehmen wir deshalb mehr wahr?

Der Mensch verkommt, entwickelt sich nicht weiter, trottet vor sich hin, verliert seine Instinkte. Der Boom wird es schon richten. Und wenn es den Boom nicht mehr gibt, dann eben die Sozialhilfe. - Oder?

Übrigens: bei den Testfahrten auf Mallorca mit dem neuen Mercedes SLK wurde trotz aller eingebauten Sicherheits-Innovationen von den "Fachleuten" (Testern) mehr als nur ein Fahrzeug gecrasht. - Wie wird es da Herrn und Frau Jedermann ergehen?

Warum sind Entwicklungen nicht mehr abzuschätzen, warum keine Crashs (welche auch immer) zu vermeiden? - Weil sich jeder auf "Helfer" verlässt. Jeder. - Dabei wäre alles so einfach. Weil auch unser heutiges System einfach zu durchschauen ist. Aber man muss zumindest versuchen es zu begreifen.

Entgegen  meiner ursprünglichen Absicht werde ich im Monat April gleich zwei Prognosen wagen. Eine betrifft die Zukunft des Herrn Schrempp, die andere die DTM, die Deutsche Tourenwagen Masters, im Jahre 2004.

Meine Kollegen werden darüber berichten, wenn etwas passiert ist. Ich gehe das Risiko ein und veröffentliche meine Prognosen. Habe ich Spaß daran, mich auf irgendeine Art lächerlich zu machen? - Nein! (s. auch meine F1-Prognose)

Lesen Sie doch einfach meine aktuellen Prognosen. Und es gibt noch mehr Geschichten ab heute auf dieser Internetseite. Es gibt Redaktionen, in deren Blättern solche Geschichten niemals erscheinen würden. - Weil man doch nicht an dem Ast sägt, auf dem man sitzt. (Dabei fällt mir ein: Welchen Anzeigen-Etat hat eigentlich die Bundesbank in Relation zu dem eines Automobilherstellers?) - Ach: die Zeit ist doch einfach so? - Dann muss man sich natürlich anpassen. Warum auch den Außenseiter spielen.

Verliert man durch Anpassung über die Zeit an Persönlichkeit? - Aber das tun Automobile doch auch. - Ach, die werden weniger gekauft? - Warum denn? - Weil die eigentlich nicht mehr zuverlässig das sind, was sie vorgeben zu sein: Automobile?

Sind alle Journalisten (die sich so bezeichnen), denn noch zuverlässig Journalisten? (Streng genommen.)

Aber darüber sollten meine Leser mal selber nachdenken. - Auch, indem sie meine Geschichten lesen und mit dem "Angebot" vergleichen, dass ihnen die Masse der Fachzeitschriften darbietet. - Ist das nicht eigentlich eine Vielfruchtmarmelade - sehr süß - mit Geschmacksverstärker? Natürliche Aromen schmecken eben nicht so toll, intensiv, sind nicht so geil, wirken nicht so cool.

Da nimmt gerade ein Fachblatt die "größte Leserbefragung in der Geschichte" ihrer Zeitschrift vor. Sie fragt - obwohl sie selbst alle Automobile dieser Welt testet - nach der Zufriedenheit ihrer Leser mit diesen Automobilen, nach deren Qualitätseinschätzung. - Können das die "Fachleute" nicht? Und wollen sie sich von den Lesern sagen lassen, wie man eine Zeitschrift zu machen hat? - Eigentlich sollte das doch der Chefredakteur wissen.

Genau das gleiche System hat zu den Automobilen geführt, die sich dann nicht verkaufen lassen. Obwohl sie doch alle "Premium" sind, wenn wir der Werbung glauben. (Oder nach dem Preis beurteilen.) Auch die Automobilindustrie sichert sich mit Kundenbefragungen ab, testet die Käufermeinung mit Designstudien. Aber sie kann sich nur scheinbar absichern. Wie die "Flops" beweisen. - Aber dann dient diese Absicherung den Managern.

Wäre es nicht besser, Vorstände von Automobilfirmen könnten nicht nur globale Strategien entwickeln  und Bilanzen "gestalten", sondern würden auch etwas vom Automobilgeschäft verstehen, der eigentlichen Basis ihres Geschäfts?

Herzliche Grüße aus der Eifel

Wilhelm Hahne

PS: Natürlich können sich die Redaktionen bei mir melden, die einen Mangel an kritischen Geschichten haben. Auch Fernseh-Redaktionen. So könnten vielleicht (u.a.) die Fragen geklärt werden: Ist es unlauterer Wettbewerb, wenn ein Produkt zu einem Preis und Ausstattung beworben wird, das auf absehbare Zeit nicht geliefert werden kann? - Darf eine Behörde durch eine Beteiligung an einer Neugründung die Existenz bestehender Unternehmen gefährden? - Warum ist das Auslagern von Überproduktionen ins Ausland für deutsche Automobilfirmen interessant? - Und mehr. Eigentlich würde schon ein Blick auf meine Seiten genügende "Anregung" für viele Geschichten bieten. - Aber wie gesagt: Besser ist, man kennt sie nicht. - Oder? - Obwohl - und das bitte nicht vergessen: es gibt auch bei mir nicht nur negative, sondern auch positive Kritik. - Wenn denn die Fakten so sind. Motor-KRITIK leuchtet nicht nur Schatten aus, sondern lenkt den Leserblick auch auf die Sonnenseiten der Branche. - Denn die gibt es tatsächlich auch!


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