"Erlkönige": Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Das Fotografieren ist die eine Sache. Das Begreifen ist eine andere. Da gibt es Versuchsfahrzeuge, die von "Erlkönig"-Fotografen niemals auf den Film, auf den Speicherchip, gebannt werden. Weil sie uninteressant sind. Sie machen nichts her. Darum peppen die Hersteller ihre Versuchsträger eigentlich auch auf. Bis auf die, die sie - bewusst - nicht aufpeppen. Oder denen man  einen anderen Touch gibt. Damit sie verkannt werden. Oder man verteilt eine Entwicklung auf verschiedene Entwicklungsträger. Damit nichts auffällt. - Denn welcher Fotograf kümmert sich nach der Aufnahme - wenn er sie denn gemacht hat - noch um den Hintergrund. In einem aktuellen Fall kann ich sagen: das dauert evtl. Wochen. - Auch wenn meine Leser das vielleicht übertrieben finden, aber mich bringt jedes Ergebnis meiner Recherchen ein wenig weiter. Denn nur wenn ich auch kleinste Puzzle-Stücke kenne, wird für mich - vielleicht dann irgendwann - das Gesamtbild sichtbar. Das Bild, das man nicht fotografieren kann. - Aber genug der Vorrede:

Über meine "Erlkönig"-Lieblinge und andere "Erlkönig"-Geschichten

04-05-27/04. - Zunächst zeige ich Ihnen mal den neuen Opel Zafira. Nicht weil der zu meinen Lieblingen zählt, sondern weil ich den Ihnen vor Wochen vorenthalten habe. Nur so aus Spaß. - Aber mit einem Opel soll man nicht spaßen:

Der Neue ist auch - äußerlich - ein ganz vernünftiges Auto. Ich zeige ihn Ihnen noch mal ein wenig anders:

Dieses Mal ohne Leichtmetallfelgen. - Zufrieden?

Dann kann ich ja zu einem Automobil kommen, das mich schon einige Zeit beschäftigt hat:

Natürlich! - Das ist ein MINI. Ganz normal. Sozusagen extra ordinär. - Und so etwas stört mich. - Was macht ein solches Auto auf dem "Ring"? Warum umkreist der Tag für Tag die Nordschleife? - Es war nicht der einzige dieser total unauffälligen MINIs. Das M-Kennzeichen lässt natürlich auf München schließen. Und wo München erscheint, da ist BMW nicht weit. Und weil BMW den MINI herstellt und vertreibt... -

Ich habe "den Fall" zurück gestellt und mich anderen netten Automobilen zugewendet. Ein Automobil, das ich besonders mag, ist...

...der kommende "kleine" Aston Martin. Das Foto vermittelt nur unvollkommen eine Vorstellung von der Faszination, die von diesem Sportwagen ausgeht. Sie müssten mal den Sound dieses Achtzylinder hören. - Entschuldigung, ich habe die Tonaufnahme vergessen. - Aber so ein Aston Martin verhält sich - verglichen mit einem Porsche - wie ein Seewolf zu einem Stockfisch: der eine hat nicht nur richtige Zähne, sondern schmeckt auch gut, der andere ist halt ein getrockneter Kabeljau. (Bitte vor Gebrauch 24 Stunden wässern.)

Den "Seewolf" nun noch mal von der Seite:

Möchten Sie da noch "getrockneten Kabeljau"? -

Ein anderer Sportwagen, der in der breiten Öffentlichkeit deutlich unterschätzt wird, ist...

...die Corvette. Hier das neueste Modell, der C6. Auch das eigentlich - von den Fahrleistungen her - ein Porsche-Konkurrent. Aber er wird nicht ernst genommen. - Hier noch mal eine andere Sicht:

Mit so einem amerikanischen Sportwagen kann man Fahrer eines deutschen Sportwagens zur Verzweiflung bringen. (Ich denke dabei an die reinen Fahrleistungen und - das Fahrverhalten.) Das Ding geht "wie die Sau". - Natürlich muss man mal den Preis abwarten, aber... - teurer als ein Porsche ist er sicher nicht.

Und dann habe ich auch schon das neue Maserati-Coupé gesehen. Es wurde schon textlich in "auto motor und sport" beschrieben. Aber hier zunächst einmal ein Foto von vorne:

Das Coupé basiert auf der Plattform der Limousine. Mit dem gleichen V8-Motor. Und ist nicht nur ein Coupé, sondern gleichzeitig ein Cabrio. Weil es nämlich ein klappbares Stahldach hat, wie man  es z.B. von Peugeot kennt. Lt. "ams" wird es das bisherige Coupé und das Cabrio ablösen. Ich wäre da nicht so sicher. Nach "ams" kommt die neue Version auch erst im Jahre 2006. - Aber so, wie ich es erlebt habe, kommt es schon früher.

Wenn Sie sich für solche - und ähnliche - Sportwagen interessieren: die bekannten Maserati-Coupés und -Cabrios gibt es im Moment zu Sonder-Leasingangeboten. - Empfehlenswert!

Da wir gerade beim Fiat-Konzern sind, hier das Foto eines kommenden Kleinwagens:

Ist der nicht wunderschön verunstaltet? - Aber er scheint ein Vernunftauto zu sein. Von dem weiß ich noch nichts genaueres.

Also zurück zu dem eingangs erwähnten auffällig unauffälligen MINI, von dem es mehrere auf der Versuchsstrecke gab. Und einer fehlte plötzlich. Dafür gab es einen anderen. Sehr laut unterwegs und von allen Beobachtern (mit denen ich sprach) als eine Rennversion für das vor uns liegende 24-Stunden-Rennen eingestuft:

Daran glaube ich nicht. Oder besser: nicht mehr! - Schauen Sie mal genau hin. Und wenn Sie gesehen hätten, wie das Ding ging: wie ein Rennwagen. Tatsächlich. - Aber das ist er nicht. Für mich ist das der kommende MINI Cooper S. Mit einem Zweiliter-Motor und einer Leistung von über 200 PS. - Wie ich darauf komme? - Das will ich Ihnen erzählen. Wie auch die Geschichte dieses eleganten Sportwagens:

Ein Lamborghini Spider (oder Spyder) oder wie man in Italien sagt, eine Barghetta, ein kleines Boot, ein "Bötchen". Auch dieser Wagen war nach kurzer Zeit verschwunden. Recherchen ergaben: durch Unfall ausgeschieden. Im Bereich "Wippermann/Eschbach". Dort hat er richtig die Leitplanken verformt. Der Fahrer war nur leicht verletzt, mehr geschockt. Das Fahrzeug wurde auf einem Hänger mit Plane abtransportiert. - Und kam dann nicht wieder.

Lustig: eine Kurve weiter stand zum Zeitpunkt des Unfalls einer der sogenannten "Erlkönig"-Jäger. Er hat zwar den Knall gehört, sich aber wohl nichts dabei gedacht. Denn er stand weiter unverrückbar an seinem Platz und wartete auf "fette Beute". Und wenn er nicht gestorben ist... -

Damit zurück zu den unauffällig, auffälligen MINIs, von dem ich plötzlich einen vermisste. Denn es ist so, dass man auch die Zahl der einzelnen Testwagen - die oft sehr ähnlich sind registriert. So weiß ich z.B. dass in der letzten Industriewoche drei Fahrzeuge des Fiat-Typs die Nordschleife umkreisten, den ich oben schon gezeigt habe. Da interessiert mich schon wenn einer ausfällt. Das kann mir aber nur auffallen, wenn ich die Anzahl der Fahrzeuge kenne.

So auch beim MINI. Der eine war plötzlich weg. Wenn man nun kein normaler "Erlkönig"-Jäger ist, beginnt dann die Recherche. Eine mühsame Angelegenheit, die nicht immer mit einem Erfolg endet. In diesem Falle allerdings - und das macht mich schon ein wenig stolz - habe ich das Fahrzeug gefunden. Es stand, viele, viele Kilometer vom Nürburgring entfernt...

...auf einem Hof. Ich habe noch mal genau hingeschaut: Jawohl, der Aufkleber in linken hinteren Seitenscheibe...

...ist sozusagen der Beweis. Und dann wurde mir auch klar, warum dieser MINI nicht mehr auf der Nürburgring-Nordschleife zu finden war:

Es fehlte nicht nur das Rad, nein, der gesamte Radträger...

Und nun begann meine Recherche-Arbeit wieder von vorne. Um es kurz zu machen: dieser MINI gehört schon BMW, wurde aber an einen Zulieferer zu einem Komponentenversuch ausgeliehen. Was hier getestet wurde, ist eine - gegenüber dem bisherigen MINI - deutlich verbesserte Bremse, die einem künftigen MINI Cooper S zu einer herausragenden Verzögerung verhelfen soll, was insofern von Bedeutung ist, da dieser - kommende - MINI Cooper S mit einem Motor ausgerüstet ist, der deutlich über 200 PS haben soll.

Und ich habe - in diesem MINI-Fall - mal wieder nicht sehr intelligent aus der Wäsche geguckt. - Hä??? - Und die Recherche ging weiter. Ich bin dabei auf eine britische Entwicklungsfirma gestoßen: Ricardo Consulting Engineers Ltd. Auch wenn die den deutschen "Erlkönig"-Jägern unbekannt sein sollte: es ist keine Klitsche und von der Bedeutung für die internationale Automobilindustrie her wichtiger als z.B. Porsche Weissach. Diese Firma ist rund um den Globus tätig, wurde bereits 1915 gegründet und beschäftigt heute fast 1.500 Mitarbeiter.

Dort arbeitet man schon lange an "innovativen" (würde das BMW-Marketing sagen) Benzinmotoren mit Direkteinspritzung. Es ist Ricardo-Leuten gelungen, bei einem solchen Motor eine stabile Verbrennung selbst bei Luftverhältnissen von bis zu 60:1 zu verwirklichen, wodurch ein ungedrosselter Betrieb (!) bis hinab in den Leerlauf möglich wird. Da die intelligenten britischen Ingenieure dank moderner Elektronik auch im normalen Betrieb den Einspritzzeitpunkt verschieben können, wird - verglichen mit Saugrohr-Einsspritz-Motoren - eine erhöhte Leistung bei Volllast erzielt.

Wenn man nun einen solchen Motor in einen MINI einbaut, dann braucht man natürlich eine entsprechende Bremse. Wobei der Versuchsfahrer des verunfallten MINI zu seiner - und anderer - Entschuldigung (natürlich intern) anführte, dass er, bevor das Rad abknickte, mehrfach die Randsteine der Strecke berührt hatte. Er kann sich von mir sagen lassen: das sollte - bei dieser Art der "Randsteine" - im Fahrbetrieb normalerweise keine Störungen verursachen.

Was mich nachdenklich macht ist, dass das Rad in der Bremszone vor dem "Schwalbenschwanz" abknickte. Und da gibt es - ganz rechts - eine Bodenwelle, bei der das rechte Rad beim späten, kräftigen Bremsen nicht nur abhebt, sondern dann auch beim Aufsetzen - steht. Was an dieser Stelle - auch im Rennen - schon zu Unfällen geführt hat, weil die Fahrer vom eigenwilligen Verhalten - dann auch in der Lenkung zu spüren - überrascht waren.

Für den BMW-Werkschutz: ich habe nicht mit dem Versuchsfahrer gesprochen. Der kennt mich nicht. Ich kenne ihn nicht. Ich kenne aber den Versuchsfahrer der für John Cooper unterwegs war. Der mit dem roten MINI. Schauen Sie sich ihn noch einmal genauer an:

Sieht so ein Rennfahrzeug aus? - Blicken Sie doch mal in Richtung Türschweller. - Bastelarbeit? - Und der Motor könnte jener von Ricardo sein.

Noch ein Hinweis für den BMW-Werkschutz: ich kenne den Fahrer dieses MINI zwar schon seit Jahrzehnten, habe ihn aber während seiner Versuchsfahrten weder gesprochen, noch danach in irgendeiner Form Kontakt mit ihm aufgenommen. Er wird mich in dieser Testwoche, wo er hier auf der Nordschleife unterwegs war, noch nicht einmal optisch wahrgenommen haben. Aber ich weiß halt wer mit wem... - Das sind so die kleinen Puzzle-Stücke, die man z.T. erst nach Jahren verwenden kann. Da kommt es auch nicht auf den Inhalt einer Computer-Festplatte, sondern mehr auf Erinnerungsvermögen, die vielen Kleinigkeiten und - scheinbar - unwichtigen "Fetzen", die man im Laufe seines Lebens im Kopf gespeichert hat.

Und darum wird das Ergebnis meiner Arbeit im Umfeld von "Erlkönigen" immer anders sein, als das der meisten meiner lieben Kollegen. Aber den Zeitschriften für die die arbeiten, denen reicht das. - Für Computer-Annimationen.

Vielleicht habe ich auch die anspruchsvolleren Leser. Zum Beispiel - auch - den BMW-Werkschutz.

MK/Wilhelm Hahne


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