Formel 1 aktuell: Verlangt wird - von den Medien - Spannung, Spannung, Spannung

Diese Spannung wird nun über Personalmeldungen geschaffen. Und aus - scheinbar - personenbezogenen Konfliktstoffen - entsteht dann neue Spannung. Am Rande der Rennstrecke. Und auf der Rennstrecke? - Da siegt der beste Formel 1-Fahrer der Welt weiter auf dem besten Formel 1-Fahrzeug der Saison 2004. - Warum auch nicht? - War es unspannend, wenn Boris Becker immer wieder siegte? - War es unspannend, wenn Steffi Graf ihre Konkurrentinnen vernichtend schlug? - Mal um Mal. - Die Formel 1 ist "unspannend" geworden, seitdem sie überwiegend auf Retortenkursen ausgetragen wird, weil Getriebe automatisch geschaltet wurden, Schlupfregelungen das Gefühl der Fahrer ersetzen. Überholvorgänge sind so selten geworden, weil "alle gleicher geworden" sind. Setzen wir doch einmal das gesamte Fahrerfeld in gleiche normale Tourenwagen. Natürlich ohne ESP und ASR. Denken wir mal zwei Läufe über je 10 Runden Nürburgring-Nordschleife an. Einmal startet das Fahrerfeld auf identischen 3er BMW, beim anderen Lauf auf identischen VW Golf. Und die Addition der Platzierung ergibt den Gesamtsieger. Wer würde gewinnen? - Natürlich Michael Schumacher. - Aber wäre das unspannend? - Damit wird auch klar, dass es nicht auf die Leistung der Fahrzeuge ankommt und darauf, ob immer der gleiche Fahrer gewinnt. Es kommt darauf an, wie er gewinnt. Auf unseren modernen Rennstrecken verwischen die Unterschiede, werden noch einmal durch die elektronischen "Stützräder" nivelliert. - Aber nun zurück zu den aktuellen Personalien-Gerüchten:

Wer fährt denn nun bald bei BMW-Williams?

04-05-27/05. - Gerade jetzt nach dem Grand Prix von Monaco werden scheinbar bestehende Spannungen zwischen Michael Schumacher und Juan Pablo Montoya hochstilisiert. Gibt es nun am "Ring" eine "Retourkutsche für dem Rempler?" So werde ich heute morgen beim Lesen meiner Frühstückszeitung gefragt. Offensichtlich von einem Fachredakteur der Tageszeitung. Denn ich muss mich fragen: Wo, bei welcher Gelegenheit soll es "eine Retourkutsche" geben? - Die einzige die ich sehe: beim Überrunden. Und das wird Schumacher zu vermeiden suchen. Weil das auch Ecclestone nicht gefallen würde.

Zur Erinnerung: Montoya wurde in Monaco auf BMW-Williams Vierter mit einer Runde Rückstand. Als er Schumi ins Aus kickte, war er auch schon überrundet.

Natürlich wird BMW Montoya leicht ins Qualifying gehen lassen. Das gehört zu den Eigenarten deutscher Entscheider. Sie schaffen Platzierung für (wahrscheinlich) dumme Vorgesetzte, mit denen sie zu beweisen hoffen: sooo schlecht sind wir gar nicht. Und da dieses mal ein deutscher Grand Prix ausgetragen wird (auch wenn er Großer Preis von Europa heißt), wird man bei BMW sicherlich Ralf Schumacher den Vorteil einräumen, etwas leichter als Montoya ins Qualifying zu gehen. Dann wäre der näher bei seinem Bruder und daraus könnten dann die Medien eine neue spannende Geschichte stricken. - Was nichts daran ändert, dass BMW derzeit nicht konkurrenzfähig ist.

Aber BMW hat bei Williams schon Druck gemacht. Und es ist aus meiner Sicht auch unklar, ob BMW in den nächsten Jahren weiter so in die Formel 1 eingebunden sein wird wie bisher. Vielleicht noch als Motorenlieferant. Denn es muss auffallen, dass man bei Williams zu sparen beginnt. Das zeigt auch die Entwicklung um zukünftige Fahrerbesetzungen im Team, ganz gleich wie es heißen wird.

Ralf ist zu teuer. Für seine aktuelle Honorierung ist er auch nicht gut genug. Hinzu kommt, dass er durch seine Anbindung an Manager Willi Weber Schaden genommen hat. Denn dieses Hick-Hack in der letzten Zeit, hin zu Renault, her zu Toyota, verbunden mit der Drohung: wenn Williams nicht bis... - Ehrlich: schon deshalb hätte ich Ralf längst vor die Tür gesetzt.

Und Montoya hat sich längst durch einen Vertrag mit Mercedes aus dem Williams-Team verabschiedet. Was ihm heute ein wenig leid tut. Tatsächlich wird er wahrscheinlich auch 2005 nicht bei Mercedes (pardon: McLaren-Mercedes) zu erleben sein. Es gibt eine Klausel in seinem Vertrag, die das möglich macht. Mercedes ist einfach nicht gut genug. Erst recht nicht für die Ansprüche von Montoya.

Ralf wird wohl Toyota nehmen müssen. Denn eigentlich ist für mich die Fahrerbesetzung bei Williams in 2005 schon klar: da fahren Jacques Villeneuve, der Erfahrene, ein "Racer" durch und durch und Mark Webber, der Aufsteiger, ein talentierter Rennfahrer "mit Niveau". Das hat er z.B.bewiesen, dass er niemals über seine Erfahrungen bei Mercedes (im wesentlichen mit Haug) geplaudert hat. Er hat sich seinen Teil gedacht und - das meine ich - würde "unter Haug" bei keinem Rennteam der Welt an den Start gehen.

Ich bin davon überzeugt, dass Williams den Vertrag mit Webber schon abgeschlossen hat. Und für Williams zu noch günstigeren Bedingungen, als sie - von Ralf als schlecht empfunden - dem Neu-Österreicher gemacht wurden. Ein Vertragsabschluss mit Webber ist deshalb möglich, weil es auch in dessen Vertrag mit Jaguar eine Klausel gibt, nach der er schon in  der zweiten Hälfte dieser Saison in diesem englischen Team aussteigen könnte. Am Ende der Saison wäre er sowie "draußen". - Jaguar möchte das Team verkaufen. Am liebsten zusammen mit Cosworth.

Übrigens: sowohl "der Erfahrene" als auch "der Aufsteiger" befinden sich im besten Rennfahreralter. Villeneuve ist 33 Jahre alt, Webber wird im August 28 Jahre. - Ich finde: beide wären für Williams - ganz gleich ob mit oder ohne BMW - eine gute Wahl.

Dann werden wir Ralf wohl bei Toyota erleben - müssen. Er wird sicherlich dort erfolgreicher werden als seine Frau im MINI-Cup, der auch bald seinen ersten Lauf startet. Aber ein solcher Vergleich wird Ralf wenig nutzen. Ralf ist eben nicht Michael. Als Persönlichkeit. Dem verzeiht man sogar Willi Weber, im Gegenteil, man muss es ihm hoch anrechnen, dass er niemals vergessen hat, wer ihm die ersten Chancen bot. Bei ihm wird Weber auch mit dem "Gnadenbrot" rechnen können, wie man es guten alten Pferden zubilligt.

Ob aber Weber den Ralf als seine "Altersversorgung" einkalkulieren kann, das muss die Entwicklung dieses Rennfahrers beim Beobachten seiner Leistung in den nächsten Jahren erst zeigen. Tröstlich: Persönlichkeitsentwicklung erfolgt meist über die Jahre. Und Ralf hat den ersten Sprung auch gut (besser als damals Michael) geschafft. Aber dieser Sprung wirkte auch mehr "künstlich", während sich damals Michael "wie gewachsen" entwickelte.

Und nun das letzte Gerücht, tatsächlich das allerletzte; Peter Zakowski versucht Minardi zu kaufen. Vielleicht wusste er - bis zum Lesen dieser Geschichte - nicht, dass auch Jaguar praktisch zum Verkauf steht. Zusammen mit Cosworth wäre das doch ein "Schnäppchen".

Peter sollte mal mit Bernie sprechen.

MK/Wilhelm Hahne


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