Virneburg, den 7. Juli 2004

Guten Tag!

Jede Geschichte von mir ist ein Unikat. Ich schreibe sie ein Mal. - So hatte ich auch den "Guten Tag" für diesen Tag schon ein Mal geschrieben. Als das Telefon klingelte. Und ich plauderte und plauderte. Und der Bildschirmschoner kam. Und ich klickte ihn weg. Und ich plauderte und plauderte. Und der Bildschirmschoner kam. Und ich klickte ihn weg. Und ich plauderte... - Und es kam wieder irgend so etwas Fremdes auf den Bildschirm. Und ich klickte es - ganz ins Gespräch vertieft - weg. Und weg war die Geschichte.

Und weil ich irritiert noch mal geklickt hatte wurde mir - nach dem Telefongespräch - von meinem Computer mitgeteilt, dass ein "Rückgängig  machen" nun unmöglich wäre. - Ich fand das unmöglich. Vier Stunden Schreibarbeit umsonst. Und ich hatte mir vorher noch ein paar Gedanken gemacht. Und Material zum Zitieren heraus gesucht. - Und dann, mit einem Klick, war alles weg.

Ich bin ganz ruhig geblieben. Habe an diesem Tag nichts mehr gemacht (wenn man vom Leeren einer Weinflasche absieht) und beginne nun wieder den "Guten Tag". Aber ganz anders.

Heute habe ich auch  andere Dinge gelesen, erfahren, gedacht. Und habe so manche Einfälle aufs Papier gekritzelt. - Bevor ich meine Gedanken der Festplatte des Computers anvertraue, denke ich nämlich, mache mir kleine Notizen. Manchmal sind Dinge dabei, über die man gar nicht lachen kann. Wie finden Sie z.B. meine Gedanken zur freien Presse, auf eine Arzneirechnung geschrieben. Da steht - in der Eifel (!) - auf Englisch (!) notiert: free press = free travel, free food, free drinks and little gifts. - Also überwiegend frei. Bis auf das Gift. - Dabei soll es inzwischen - in einem Sonderfall - sogar Tagesspesen geben!

Ich kam auf die free press-Idee, als ich mir meine Notizen zur Mercedes A-Klasse-Präsentation angesehen und überdacht habe. Und ich weiß, dass, wenn meine Geschichte im Internet steht, mich einige Kollegen wieder fragen werden: "Muss das sein?"

Nein, muss nicht. Aber es ist die Wahrheit. So ist das Leben. - Dabei fällt mir ein Spruch von Max Frisch ein, zwar schon alt, aber immer noch frisch: "Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand."

Sagen wir mal so: selbst von mir geschrieben, wirkt die oft unglaublich. Würden Sie sich z.B. vorstellen können, dass ein Globale Player in einer aktuellen Presseerklärung einen seiner bekannten Fertigungs-Standorte insgesamt fünfmal erwähnt und davon zweimal falsch schreibt? - Und niemand merkt das! (Vor dem Versenden.)

Wenn das schon auf dieser Ebene passiert, wie soll dann bei denen in den Fahrzeugen die komplizierte Elektronik funktionieren? Kein Wunder, dass es zu großen Rückrufaktionen kommt. - Übrigens: bei Pressemitteilungen habe ich noch keine erlebt. Man geht wohl davon aus, dass Fehler da nicht bemerkt werden. Oder keine Rolle spielen.

Welche Rolle wird denn wohl in nächster Zukunft der neue Porsche 911 spielen? - Wird er ein "Renner"? - Zumindest droht Wendelin Wiedeking mit einer "Varianten-Flut" (in der FAZ am Sonntag). - Aber das hat (bei ihm) Methode. Es zeigt aber auch, dass selbst er Bedenken hat... - Und wenn nun ein Mitglied der Porsche-Familie sich von gut 50.000 Porsche-Aktien trennt... -

Aber ich schreibe da wohl auch besser mal eine extra Geschichte zu. (Nicht heute.) Zumal sich für mich gerade verdeutlicht hat, dass VW Wiedekings "Cayenne" bald mit dem "Touareg" überholen wird. Denn im VW wird bald der bessere V6-Motor stecken. Den Wolfsburgern sind 3,2 Liter nicht genug.

Und dann habe ich natürlich auch über das 24-Stunden-Rennen schreiben müssen. Aber erwarten Sie von mir keinen Rennbericht. Den schreiben andere Kollegen besser. So nach dem "Schnittmuster": Unter wolkenverhangenem Himmel, der die künftige Wetterentwicklung mit seinem dunklen Schwarz am westlichen Horizont aufzeigte, nahmen 220 Fahrzeuge auf der schwach feuchten, aber wegen der hohen Asphalttemperatur leicht dampfenden Strecke Aufstellung. Slick oder Regenreifen? - Das war hier die Frage. Und jeder löste das Problem auf seine Art. Jede war die richtige. Jede war die falsche. Und darum traf es eigentlich alle gleich. Nur manche eben - gleicher.

Ich schreibe natürlich auch darüber. Aber auch über meine Eindrücke von  modernen "Industrie-Soldaten". Und wie ich - immer noch und immer wieder - darüber staune, wie sich Menschen verändern können. Beim 24-Stunden-Rennen denke ich eigenartigerweise (?) mehr an Menschen als an Material.

Ich denke daran, wie Menschen Menschen vergessen können. Andere Menschen. - Aus den Augen, aus dem Sinn. - Auch zu diesem Thema habe ich etwas bei meiner 24-Stunden-Nachlese sagen müssen. Denn das 24-Stunden-Rennen ist nicht "einfach so" entstanden. Menschen haben es entwickelt, Menschen prägen es. Und die Menschen sind durch die Zeit geprägt. Sie waren es damals, sie sind es heute. Und so ist das Rennen auch "zeitgemäßer" geworden. - Aber 24 Stunden Nordschleife werden immer - zu jeder Zeit - eine andere Bedeutung haben als ein einhundert  Kilometer-Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs. Und darum auch Zuschauer anders beeindrucken.

Wobei heute nicht mehr jeder "Event" durch die Fans wahrgenommen wird. Man achtet auf die Kosten. Und ich finde es bemerkenswert, wie sehr sich über den Eintrittspreis das Zuschaueraufkommen steuern lässt. Ich war z.B. überrascht über die Zuschauerzahlen beim F1-Event in den USA am Tag des Qualifyings. Aber der Eintrittspreis betrug dort 20 Dollar!

Diese Erfahrung ist eigentlich nicht neu. Ich erinnere mich, dass vor vielen Jahren eine Disco mit einem Eintrittspreis von 10 Mark pro Person immer nur mäßig besucht war, sie wirkte immer halbleer. Nachdem man den Eintrittspreis auf 5 Mark praktisch halbiert hatte, wurden nun plötzlich die doppelte Anzahl von Gästen gezählt. Per Saldo... - (Wegen der Getränke!)

Man redet inzwischen nicht nur über Geld, man geht auch vorsichtig damit um. Wobei "Geiz ist geil" aus meiner Sicht nicht der Spruch ist, an dem man sich orientieren sollte. Wer regelmäßig Dinge des täglichen Bedarfs einkauft, der muss aber einfach feststellen, dass das Leben, das ganz normale Leben, um einiges teurer geworden ist. Man ist geneigt mit Robert Lemke festzustellen: "Es gibt größere Dinge als unser Einkommen. Zum Beispiel unsere Ausgaben."

Und alle Medien "quaken", dass der Euro nicht zu einer Teuerung geführt habe. Soweit das unsere Einkommen betrifft, stimmt das. Die sind höchstens noch niedriger geworden. Aber unsere Ausgaben... - Da kostet z.B. ein Kilogramm Kirschen (süße) auf dem Markt bei uns in der Eifel (am 26. Juni) exakt 7,60 Euro, das sind (ich rechne immer noch um) um 15 Mark. Per Kilogramm!! -. Zum gleichen  Zeitpunkt kosten die irgendwo in Südwestdeutschland, dort wo es die großen Anbaugebiete gibt, 6,00 Euro. Fährt man jedoch nach Österreich, so kosten sie 3,00 Euro. - So ist das mit einigen Preisen, wenn man die "hiesigen" mit den "auswärtigen" vergleicht. Nicht nur das Benzin (oder der Diesel) sind jenseits der Grenzen billiger. - Gibt es in Deutschland die "dummeren" Käufer?

Ich denke, die Händler (gleich ob Bekleidungs- oder Automobil-) werden nicht glaubhafter, wenn sie zur Zeit "Dienstwagen" mit 30 Prozent Nachlass anbieten (achten sie mal auf 7er BMW-Angebote) und daneben steht dann vielleicht ein neuer 525er BMW, der über 52.000 Euro kostet. (Das sind mehr als 100.000 DM!) - Und in den Bekleidungsgeschäften wird kaum noch etwas mit einem geringeren Rabatt als 40 Prozent angeboten. Oder anderswo 50 Prozent. - Merkt denn der Handel nicht, dass er in seiner "normalen" Preisgestaltung unglaubwürdig geworden ist? - Das betrifft auch die Preisgestaltung der Automobilindustrie. Natürlich stöhnt der Automobilhandel über die ihm zwangsweise (per Händlervertrag) verordneten Baukosten, andere Einzelhändler über die gestiegenen Mietkosten. Aber man tut so, als wäre "alles in Butter". Optimismus ist gefragt. Nur hat der eigentlich in der Tagesrealität keine Basis.

Oder das "Schönen" der Zulassungsstatistik. Zur Zeit wird das Motorradgeschäft besonders "geschönt". Tatsächlich beträgt der Rückgang im Markt gegenüber dem Vorjahreszeitraum je nach Fabrikat so um 20 Prozent (BMW) oder mehr als 30 Prozent (z.B. Suzuki). Und bei den Händlern stehen geradezu Halden von Tageszulassungen. Auch BMWs bei BMW-Händlern. - Und man macht in Optimismus. "Aufschwung 2004" (ein BMW-Aufkleber). - Na, wo ist er denn? - Es hat ihn höchstens bei der Entwicklung der Motorradpreise gegeben.

Jedenfalls: unsere Ausgaben sind gestiegen und... - Ach, lesen Sie bitte lieber, was aus meiner "Ausgabe" geworden ist. - Mit den neuen  Geschichten, die Sie - hoffentlich - interessieren. Und es sind relativ viele. Und es gibt eine gaaaaaanz lange.

Und ich höre gerne von Ihnen, freue mich über Anregungen - aber auch fundierte Kritik. - Bitte!

Herzliche Grüße aus der Eifel

Wilhelm Hahne

PS: Gerade gehört - und weil es so gut zum Thema passt: Ein Mann hat sein Auto sechs Jahre abgemeldet in der Garage stehen, möchte es wieder zulassen und fährt - weil sich das ja so gehört - vorher zum TÜV. Dort wird das Fahrzeug untersucht und ihm dafür - die dreifache TÜV-Gebühr abgenommen. Hat der Besitzer "seinem" Autoverkäufer erzählt, von dem ich die Geschichte habe. Grund: ein Automobil muss alle zwei Jahre zum TÜV, also hätte das Fahrzeug in sechs Jahren... - Die Geschichte würde so in "unsere Zeit" passen. - Vielleicht wurde es dem TÜV-Kunden auch so erklärt. Aber vielleicht hat man ja auch "einfach" nur eine Grundabnahme gemacht. Für den dreifachen Preis einer normalen TÜV-Abnahme. - Oder es war eine Premium-TÜV-Abnahme. - Das wäre doch die Marketing-Idee. Und den TÜV-Stempel gibt es dann auf Goldfolie. - Da würden Sie doch sicher auch... - Dann müssen Sie aber bei den süßen Kirschen sparen!


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