BMW und seine neue, unverstandene Design-Linie: der Versuch einer Erklärung - eine Bildergeschichte

Es ist keine Frage. Die BMW-Fans sind ein wenig geschockt. Der 7er: steif mit Entenbürzel. Der 6er: "normaler", aber kein Sportwagen. Der 5er: ein seltsamer Kontrast von origineller "Augenpartie" und ausdrucksschwachen Seitenflächen. Der kommende 3er: die Front wird eine Mischung von 6er (die "Niere"), Audi A6 (die Fortsetzung der "Nierenlinie" nach unten), wie Toyota-Carolla, mit einem seitlichen Anklang an die 1er-Linie. Beim kommenden 3er hat man sich - scheinbar - ein wenig zurück genommen, aber das Auto wirkt nicht organisch. (Entschuldigung: ich kenne schon die Serien-Version. Was man bisher in den Zeitschriften sah, sind Computer-Erfindungen, die nicht der - kommenden - Realität entsprechen.) Der 1er: mit schmalen Augen und Hängebauch, eigentlich auch keine Schönheit. - Aber alle - irgendwie - originell. - Wer's mag... - Wenn man Chris Bangle, den Chefdesigner von BMW verstehen will, muss man sich erinnern, dass er eigentlich Amerikaner ist. Und eigentlich ist das neue BMW-Design ein Stück "American Way of Life". Aber nicht konsequent umgesetzt. Auf Deutsch "gebrasselt". Es gibt nur "Anklänge". Eine urdeutsche Firma, BMW, versucht sich auch im Design als Globale Player darzustellen. - Ich möchte das gerne am Beispiel des Designs eines Wagens beweisen, den ich hier noch nicht erwähnt habe: den BMW Z4.

...ein Stück Ferrari findet sich auch

04-07-07/02. - Ich erinnere mich noch genau, dass ich bei den vielen "Erlkönigen" dieses Modells BMW Z4, die ich über lange Zeit beobachtet habe, immer überlegte, was wohl "Tarnung" war, was wohl der kommenden Linie entspricht. Eigentlich ist der Z4 noch der "klarste" von allen neuen BMWs geworden. Aber er wirkt nicht in Silber, er wirkt nicht in Schwarz, weil das keine Farben sind, die seine kühnen Linien unterstreichen. Ein freches Rot: Ja. Dieses Auto braucht "kühne Farben". - Hier ein Beispiel, zufällig auf einem Parkplatz fotografiert:

Der "Schwung" im Kofferraumdeckel ist Ferrari. Und eigentlich wirkt der Z4 insgesamt so interessant, wie...

...eine zufriedene Kuh auf der Weide. (Hier auf einem Parkplatz.) Auch bei einer Kuh gibt es "eingefallene" Flächen. Da stehen die Beckenknochen natürlich deutlicher heraus. Aber verfolgen Sie mal die Linien, die Kurven, die sich z.T. beim Z4 interessant kreuzen.

Und die Scheinwerfer wirken nicht so "asiatisch", wie z.B. bei anderen BMW-Modellen, wo man - irgendwie - von "Schlitzaugen" sprechen kann. Dieses hier fotografierte Modell ist sehr gut motorisiert. Der Käufer (ich denke, es ist eine modebewusste Dame) hat sich für einen Dreiliter-Sechszylinder entschieden:

Hier ist das BMW-Zeichen nicht nur aufgesetzt, sondern es wirkt auch so, besonders, wenn sein Umfeld leuchtet, wie ein Stück Las Vegas. Für mich ist das ein Stück "amerikanischer Kitsch". - Und damit wären wir bei "meinem Beispiel", mit dem ich Ihnen die Augen öffnen möchte.

Es gibt da eine Firma, AC-Schnitzer (in Aachen), die BMW-Automobile optimiert. Meist fahrwerk- und leistungsmäßig. Aber natürlich versucht man sich auch an Anbauteilen. Da gibt es Spoiler und... - Aber das ist es nicht, was mich bei einer AC-Schnitzer-Version  des BMW Z4 so fasziniert: es ist die farbliche Aufteilung der Flächen. Die dem Betrachter dann auch die Augen öffnet: so hat sich Chris Bangle den Z4 wohl erträumt, dann doch nicht getraut und... - Also werfen wir doch zunächst mal einen Blick auf die AC-Schnitzer-Version:

Das ist eigentlich ein normaler Z4 mit einem Hardtop-Aufsatz. Die Räder entsprechen exakt der Serienversion, die ich irgendwo auf einem Parkplatz fotografiert habe. Aber sie wirken hier anders, passen exakt zum optimierten Outfit dieser Z4-Version.

So wie eine "Dame" eventuell die Kontur ihrer Backenknochen unterstreicht (slawisch kann interessant sein!), so unterstreicht hier AC-Schnitzer die "amerikanischen Anlagen" des BMW Z4. Und die drei Chromstreifen: perfekt!

Luftaustrittsöffnungen mit Luftführungen. Das ist praktisch das "Tüpfelchen auf dem i". Und dazu passen dann auch die Felgen. Alles wirkt ein wenig dramatisch. AC-Schnitzer hat die Chris Bangle-Absicht erkannt und überhöht, perfektioniert.

Eigentlich wird so die ganze Primitivität des Denkens, des Empfindens, bei der Entwicklung des neuen BMW-Designs deutlich.

Die serienmäßigen Heckleuchten passen dazu.

Aus anderer Sicht begreift man erst, wie viel gestalterischer Aufwand hier getrieben wurde. Kanten, Brüche, Linien, Chromstreifen, Riffelungen, Verwerfungen, Lichtkanten: toll! - So richtig amerikanisch!

AC-Schnitzer hat natürlich dieses Z4-Ding so richtig amerikanisch abgerundet. Mit...

...einem V8-Motor. Das ergibt auch "satte" Leistung. Und ein souveränes Fahrgefühl. Und dann gibt es  noch...

...ein Lufteintritt hier und da noch...

...die passende Auspuffanlage. Und nun werfen Sie noch einmal einen Blick auf die Räder in Verbindung mit den drei Chromstreifen:

Und nun "rutschen" Sie noch mal nach oben, zu der Serienversion mit den gleichen Felgen. - Was wirkt perfekt?

Und auf der Motorhaube der AC-Schnitzer-Version gibt es auch noch - ganz gleich ob notwendig oder nicht -...

...einen Luftaustritt. - So ist der Z4 perfekt. Und man versteht nun auch den Grundgedanken des Herrn Chris Bangle. Da der aber wusste, dass er seine Idee den Herren des Münchner Vorstandes nicht rüber bringen würde, hat er sich selbst ein wenig zurück genommen. - Die deutsche Schere im Kopf eines amerikanischen Designers.

Und so entstand der Z4 in seiner jetzigen Serienversion. - Meine ich, glaube ich. - Vielleicht begreift das selbst Chris Bangle erst, wenn er diese Geschichte gelesen hat. Denn vieles reguliert sich im Unterbewusstsein. - Andere regulieren bewusst: Farina wird immer Farina sein, Bertone immer Bertone, Zagato immer Zagato. - Und Opel bleibt Opel. - Und BMW möchte -endlich - nicht mehr BMW sein. Mit Gewalt. (Wobei wir dann bei Bush wären. - Aber nicht im Wald.)

Trotz seiner "amerikanischen Anlagen", aber nicht konsequent umgesetzt (wie ich zu erläutern versuchte), wird der Z4 in den USA inzwischen zum Flopp. In den ersten fünf Monaten brach der Verkauf um rund 30 Prozent ein. Das Fahrzeug wird "drüben" inzwischen mit Nachlässen von bis zu 4.500 Dollar gehandelt. - Weil der Z4 kein "richtiger Amerikaner" ist?

Die Menschen, die wir heute "Amerikaner" nennen, sind ja eigentlich auch keine. Es waren ursprünglich Iren, Italiener, Schotten, Chinesen - und inzwischen manchmal eine "Mischung" von allem. Genau das ist der BMW Z4, eigentlich kein BMW mehr. Er nennt sich nur so. Es ist eine Mischung von Empfindungen, die sich in eigenartigen Linien und Flächen  ausdrücken.

Oder anders: Dieser BMW ist genau so ein "echter" BMW, wie es "echte" Amerikaner gibt.

Selbst Chris Bangle ist kein echter Amerikaner (mehr), wie ich am Beispiel der von ihm verantworteten Designarbeit klar zu machen versucht habe.

Und mit Gewalt geht nichts. - Das muss jetzt nicht nur Chris Bangle (und BMW), sondern auch George Bush begreifen lernen. - Und auch Herr Panke.

You understand?

MK/Wilhelm Hahne


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