Über die statische Vorstellung der neuen Mercedes A-Klasse auf einem Kreuzfahrtschiff in griechischen Gewässern

Als ich zum ersten Male davon hörte, habe ich es für einen Scherz gehalten, den man mit mir machen wollte. Schließlich kannte ich da schon den Termin für die Fahrvorstellung, die von Hamburg nach Mecklenburg-Vorpommern gehen soll. (6. - 24. Juli 2004) Und es hatte schon Crash-Demonstrationen gegeben. (DER SPIEGEL berichtete) Aber dann habe ich recherchiert. Und das Unmögliche wurde schemenhaft, immer deutlicher und schließlich habe ich mir als möglichen Titel für eine - eventuelle - Geschichte zu diesem Thema notiert:

Keine Luxuskreuzfahrt - ein heller Wahnsinn!

04-07-07/06. - Ein Kollege, gerade aus Griechenland zurück gekehrt, hatte eine Frage an mich. Sie kam ein wenig umständlich: "Also - es war sogar eine der erfahrendsten Auto-Testerinnen Deutschlands mit eingeladen und an Bord. - Kennen Sie die?"

Meine Antwort, nach kurzem Überlegen: "Aber sicher. Sie meinen Uschi Glas." - Da war Ruhe in der Leitung. Und dann: "Woher wissen Sie das?"

Meine Antwort: "Die hat mir schon vor gut 30 Jahren an meinem Dienstwagen, einem Lamborghini Espada, die hintere linke Felge an der Kante einer Garageneinfahrt kaputt gefahren. In der Eifel."

Wir hatten über die statische Vorstellung der neuen Mercedes A-Klasse auf einem Kreuzfahrtschiff gesprochen. Ich hatte schon davon gehört, als es noch keine Einladungen gab. Und nicht daran geglaubt. - Was sollte das? - Zur Sicherheit habe ich aber ein wenig recherchiert. Und ich bin fündig geworden. Eine Reederei schrieb mir:

"Die neue A-Klasse wird auf der AIDAaura vom 28.6 - 29.6. vorstellt. Das Schiff
liegt während dieser Zeit in Piräus (Athen) und verlässt um ca. 17 Uhr mit
den eingeladenen Journalisten für einige wenige Stunden den Hafen und fährt
in Richtung Hydra. Hier treibt das Schiff über Nacht und fährt von dort am
nächsten Morgen wieder nach Piräus zurück. Ankunft gegen 8.30 Uhr."

Ich habe lachen müssen. Da wurden die Kollegen ja schön (auf dem Schiff) "verschaukelt". Journalisten wurden so auch zum "Treibgut". Zumindest über Nacht.

Und dann kam tatsächlich die Bestätigung durch die Anrufe von Kollegen. Und ich hörte auch von Absagen. Weil z.B. die, die (ebenfalls auf Einladung) in den Tagen zuvor zum "Festival of Speed" in Goodwood (England) waren, keine Möglichkeit sahen, schon Montag (28.6.) in Athen zu sein, da sie an diesem Tag erst Goodwood verlassen sollten.

Das machte mich stutzig. Bei Mercedes (DaimlerChrysler) konnte man doch nicht so dämlich sein, einen Termin so zu planen, der durch einen anderen, lange vorher bekannten Termin (Goodwood), gefährdet war.

Und dann hörte ich auch, dass man sich bei DaimlerChrysler mit den Kollegen, die aus verständlichen Gründen absagten (wie z.B. durch Goodwood), alle Mühe gab, die Leute doch noch nach Athen zu bekommen. Die Kollegen mit denen ich sprach, waren alle vom DC-Pressechef Johannes Reifenrath persönlich angerufen worden.

Und ihnen wurde empfohlen, z.B. im Falle Goodwood, doch die Belastung auf sich zu nehmen, nicht erst am Montag, sondern vielleicht schon am Sonntagabend in Richtung Athen abzureisen. Und alle zusätzlichen Kosten würden übernommen. Ich hörte sogar, dass Kollegen Tagesspesen angeboten sein sollen, weil die... - Na ja, im Nachhinein wollte mir niemand ein solches Angebot bestätigen.

Aber vorweg wurde ich schon gefragt, was denn eine solche statische Vorstellung solle? - Und ich habe dumm gefragt: "Wieso statisch? Die Teststrecke auf dem Schiff führt über einige Decks. Und es ist sogar eine Wasserdurchfahrt auf dem Sportdeck geplant." - Hihihihi!

Ich war fasziniert. Ein unmöglicher Termin, der mit einem anderen kollidierte. Eine unmögliche Art der Vorstellung für ein neues Auto-Modell. Ein auffallendes Bemühen, das Schiff voll zu bekommen. - Oder sollte das eine Alternative zur Maybach-Präsentation werden?

Ich hatte mir inzwischen über die AIDAaura einige Informationen besorgt. So um 500 Journalisten würde man da schon unterbringen können. Allerdings schon mit einigem Niveau-Unterschied. Würden da nicht manche beleidigt sein, wenn andere in besseren Kabinen als sie untergebracht wären? - Aber wer legt sich schon in eine Kabine, wenn das Schiff mit abgestellten Motoren nachts auf hoher See still dahin dümpelt. Und vielleicht ein Feuerwerk... -

Und dann wäre da noch evtl. Christina Aguilera. Die hat speziell und exklusiv für Mercedes-Benz und die neue A-Klasse einen Song komponiert. Laut Pressemitteilung ein "rockiger Sound" mit dem Titel "Hello". - Wunderbar: Hello in Hellas.

Aber dann war Christina doch nicht an Bord. Dafür Prof. Hubbert. Und Uschi Glas. Und "Hello" kam dann vom Band. Weil Christina zur Zeit nicht so gut drauf ist. Sie hat eine Tour in Nordamerika abgesagt, um ihre Stimme zu schonen. Da konnte sie doch nicht auf der AIDAaura singen. Schließlich hatte sie ihren amerikanischen Freunden die Absage ihrer Nordamerika-Tour so erklärt: "I am extremely disappointed to have to cancel this tour."

Warum Mercedes-Benz Christina Aguilera...? - Wenn Sie mich fragen: Wahrscheinlich weil die A-Klasse und Christina einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Christina kam aus dem Mickey Mouse Club in die Charts und die A-Klasse über den Elchtest in den Verkehr. Und außerdem: achten Sie doch mal auf diese geradezu ideale Ausrichtung: A-Klasse, A-guilera, A-ida, A-ura, Athen. - Alle Achtung!

Ach! - Nun hätte ich beinahe vergessen Ihnen zu erzählen, wie es zu dieser statischen Vorstellung auf schwankendem Schiff kam. Eigentlich war diese Veranstaltung auf der AIDAaura geplant, um die Übergabe des Mercedes-Benz-Ruders von Prof. Jürgen Hubbert an Wolfgang Bernhard sozusagen symbolisch darzustellen. Für die internationale - überwiegend - Wirtschaftspresse. - Nix A-Klasse! - Aber dann wurde Wolfgang Bernhard überraschend abserviert. Und unter den Folgen hatten nun die Motor-Journalisten zu leiden. Denn das Schiff war fest gebucht. Sie waren Lückenfüller.

Und dann gab es noch einen Streik der Fluglotsen beim Rückflug. Alles hatte Verspätung. Und alle wirkten ein wenig beim Rückflug zerknittert. Und Uschi Glas war sauer, weil  ihr der beste Platz (wie sie denkt) im Flugzeug durch einen Kollegen weg genommen wurde. Obwohl sie ihn dazu aufforderte, hat er den Platz nicht geräumt, sondern auf andere freie Plätze hinter sich verwiesen.

Übrigens: ich bin kein Fan von Uschi Glas. Aber wenn ich vorher gewusst hätte, dass sie auf der AIDAaura ist, hätte ich meinen Kollegen den Tipp gegeben, sich von ihr bayerische Witze - richtig auf Bayerisch - erzählen zu lassen. Das kann sie wunderbar. Ich erinnere mich, dass sie mir mal beim gemeinsamen Essen in den Hamburger Austernstuben (oder so ähnlich) Witze erzählt hat, über die ich heute noch lachen könnte. - Wenn ich sie behalten hätte.

Aber so bleibt mir ja diese herausragende Mercedes-Benz- (DaimlerChrysler-) Veranstaltung. Wirklich lustig. Vor allen Dingen, wenn ich von meinem lieben Kollegen Peter Groschupf lese: "Die Organisation des schönen Wetters sei der teuerste Posten des Präsentations-Budgets gewesen, war aus Kreisen der Presseabteilung zu hören."

Peter glaubt's und wird selig. - Aber Peter Groschupf empfindet auch: "Die neue A-Klasse, das lässt sich auch ohne Fahreindrücke sagen, ist ein echter Mercedes geworden, wirkt sehr erwachsen, lässt jegliche Billiganmutung vermissen und fast schon daran zweifeln, dass sie in ihrer preiswertesten Dreitürer-Basis-Version schon für 17.632 Euro zu haben sein soll."

Na bitte, dann hat die Mercedes-Einladung aufs schwankende Kreuzfahrtschiff - zumindest bei Herrn Groschupf - doch schon gewirkt. Und wenn nun noch weitere Kollegen... -

Für andere Kollegen war diese A-Klasse-Vorstellung gestohlene Zeit. (Oder gab es doch Tagesspesen?)

MK/Wilhelm Hahne

PS: Warum Uschi Glas eingeladen wurde? - Damit Sie in der Münchner Presse mit der Mercedes A-Klasse abgefeiert wurde. In München. Woher der 1er BMW kommt. - Du verstehen? - Aber warum dann nicht Heidi Kabel für Hamburg, Lotti Krekel für Köln und Doris Schröder-Köpf für Wolfsburg (liegt bei Hannover)? - Lieber Prof. Hubbert! - Da hätte man mehr daraus machen können! - Du verstehen? (Das ist griechisch, rehaklisch.)


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