Alles Unsinn: das sagt der VDA-Präsident; das schreibt man über den Dacia Logan; das sagt auch Motor-KRITIK - jeder auf seine Art an der ihm passenden Stelle

Meinungen gibt es viele. Die meisten werden interessenorientiert geäußert. Man sagt nicht was man denkt, sondern was die aktuelle Lage gerade erfordert. Aber wie handelt man als Journalist? - Man sollte sich in dieser Funktion nicht als Interessenvertreter seiner "Chefs" (we'ss Brot ich esse, dess Lied ich singe) sehen, sondern schon sagen und schreiben, was sie aufgrund der eigenen Erfahrung als richtig und gut - oder besser - empfinden. Aber Meinungen werden auch von den Lesern gewertet. Wer hat was gesagt? - Und da scheint die Meinung eines Herrn Professor profilierter, als die eines einfachen Autokäufers. (Wenn es denn um Automobile geht.) Jedenfalls haben - so meint man - bedeutende Leute auch eine bedeutende Meinung. Darum nehmen Sie bitte meine Meinung nicht zu ernst. Sie ist einfach nur ehrlich. Und eigentlich auch ernst gemeint. Aber so etwas würden Sie aus dem Mund (der Feder, dem Computer) eines leitenden Managers oder gar eines Professors der Manager ist, niemals hören. Denn eine Meinung, wie hier nachstehend notiert, entspricht nicht dem Trend der Zeit. Und darum ist auch - vielleicht - die Fragestellung falsch, die ich als Titel zur Geschichte gewählt habe:

Was ist "volkswirtschaftlicher Selbstbetrug"?

04-12-20/02. - Bedeutende Leute, oftmals Manager, Professoren, werden in unseren Medien mit scheinbar bedeutenden Aussprüchen zitiert. Gerade auf dem Automobilsektor scheinen diese Leute viel von der „Formel Fun“ zu halten. „Geiz ist geil“ ist dagegen für die so eine Formel Unverstand.

Da sagte z.B. der Präsident des VDA (Verband der Automobilindustrie), Prof. Bernd Gottschalk, zum Thema Rabatte beim Automobilkauf: „Sie sind nichts anderes als volkswirtschaftlicher Selbstbetrug.“

Ich kenne Bernd Gottschalk noch aus einer Zeit, als er keinen Professorentitel trug, nicht dem VDA diente, sondern bei Mercedes-Benz (oder war es Daimler-Benz?) seine Brötchen verdiente. Was mir als eine seiner herausragenden Leistungen „von damals“ in Erinnerung geblieben ist, waren seine immer wieder zu Lachstürmen reizenden Imitationen der „Redensart“ seines Chefs Werner Niefer.

Und so hat er sich dann zum Sprecher des Gesamtverbandes hochgedient.  Und macht heute Aussagen, die zumindest mich mal wieder zum Lächeln bringen.

Wenn er Rabatte auf „werksempfohlene Preise“ als „volkswirtschaftlichen Unsinn“ bezeichnet, was sind dann die Rabatte, die die Automobilindustrie von ihren Zulieferern fordert? – Seit Jahren immer wieder. Und auch erhält. Aber die Industrie gibt die erzielten Vorteile nicht an den Kunden weiter. Im Gegenteil. Man macht die eigenen Produkte über den Preis wertvoller.

Wenn dann der Auto-Kunde irgendwann merkt, dass man ihn „über den Tisch zu ziehen versucht“, aufmuckt, sich beim Autokauf versucht nach seinem realen Einkommen zu richten, dann ist das „volkswirtschaftlicher Unsinn“.

Wenn die Mehrheit der Industrie das Ende des Booms verschläft, nicht begreifen will, dass man zum großen Teil mit falschen Produktangeboten den Markt aufzumischen versucht, dann wird Renault-Chef Schweitzer und den Medien, die ihn mit seinen Entscheidungen zu einem „echten Volkswagen“ unterstützen, vorgeworfen, auf den „Lockruf des Geizes“ zu setzen.

Die Renault-Entscheidung zum Bau des in Rumänien gebauten Dacia Logan, der hier in unserem Land für um 7.500 Euro verkauft werden soll, war sicherlich eine richtige unternehmerische Entscheidung. In anderen Ländern wird er (weil dort z.B. keine Heizung notwendig ist u.a.) sogar im Gegenwert von um 5.000 Euro verkauft.

Und die „Schlafmützen“ der Industrie (und deren „Hofsänger“) heben warnend den Finger und formulieren: „Die Firma Dacia, die beim Logan technische Sicherheitsstandards ignoriert, trägt die Verantwortung für alle Unfälle, die mit moderner Sicherheitstechnik hätten vermieden werden können.“

Aus meiner Sicht eine Unverschämtheit.

Die Zahl der Verkehrstoten wird in diesem Jahr bei uns unter 6.000 liegen. In dieser Zahl sind dann schon einige nicht erkannte Selbstmorde (mit dem Automobil) enthalten. Selbstmorde gibt es übrigens jährlich bei uns mehr als 10.000 und eine ähnliche Zahl von Unfällen im Haushalt. Und bei den Verkehrstoten werden auch jene mitgezählt, die durch Fehler in den elektronischen (Sicherheits-) Systemen unserer modernen (?) Automobile ums Leben kamen. Genau so unerkannt wie die Selbstmörder.

Und wer kümmert sich um die vielen Fußgängerunfälle, gerade jetzt im Winter? Da wird jetzt die zwangsweise Einführung von Winterreifen diskutiert. Strafen – und Punkte in Flensburg – sollen jene erhalten, die im Winter mit ihren Automobilen mit Sommerreifen unterwegs sind.

Und Fußgänger dürfen weiterhin im Winter mit normalem Schuhwerk unterwegs sein? – Da sollte der Gesetzgeber schnellstens etwas unternehmen. Vielleicht die zwangsweise Einführung von mit Winterprofil versehenen Conti-Schuhsohlen bei beheiztem Winter-Schuhwerk. Natürlich mit einer Rutschsensorik ausgerüstet. Und TÜV-geprüft. - Sonst zwangsweise Haft.

Und Tempo 70 auf engen Straßen  kommt auch. Das erspart den Straßenbau. - Was sagte Helmut Schmidt, "damals", 1965, als Verkehrsexperte der SPD: "Jeder Deutsche soll den Anspruch haben, sich einen eigenen Wagen zu kaufen. Deshalb wollen wir ihm die Straßen dafür bauen."

Aber heute spart man lieber. Wie z.B. ESP die Übersicht und Vernunft der Autofahrer einspart. – Auch dumme, verantwortungslose Menschen haben schließlich ein Recht auf freie Fahrt und das Überleben. - Damit das Leben für andere spannend bleibt.

Aber zurück zu einem vernünftigen Automobil, das auch nicht vorgibt mehr zu sein: Der Dacia Logan ist kein Kommunikationscenter, kein Büroersatz – einfach nur ein Fortbewegungsmittel – eine Hilfe für den Menschen. Nicht nur für Erwachsene, nein, auch für Kinder. - Wie ließ doch die Pressestelle des ADAC in München 1971 verlauten: "Das Auto schützt Kinder vor unfreundlichem Verhalten Erwachsener in öffentlichen Verkehrsmitteln." - So ein "Kinder-Schutzmittel" ist der neue Dacia. - Er ist tatsächlich sicher.

Der Logan verfügt, wenn er bei uns ausgeliefert wird, nicht nur serienmäßig über ABS, Fahrer- und Beifahrer-Airbag, sondern entstand in seiner technischen Basis auf der derzeit modernsten Renault/Nissan-Plattform, auf der z.B. auch der Renault Modus vom Band rollt. Renault nutzt das Gleichteile-Prinzip optimal: neben der Plattform, die demnächst auch dem neuen (noch nicht vorgestellten!) Clio als Basis dient, wurden vom heutigen Clio Vorderachse, Türgriffe, Lenkrad, Bedienungselemente am Lenkrad; vom Modus die Hinterachse und das Heizungsmodul übernommen. Man hat also beim Logan konsequent bereits vorhandene, „im Regal lagernde“ Teile verbaut und sich bemüht – hier bitte liebe Manager und Professoren aufgepasst! – das für ein Automobil unbedingt Notwendige vom Überflüssigen zu unterscheiden.

Bei einem guten Automobil ist – in Verbindung mit einem vernünftigen Fahrer – z.B. das ESP überflüssig. Es gibt heute leider – und das immer mehr – Automobile, die man ohne ESP nicht mehr fahren kann. Allerdings kann sich solche Automobile, die z.T. gerade der neuesten „Produktoffensive“ unserer Automobilindustrie entstammen, auch nicht jeder mehr leisten. – Zum Glück!

Wir werden zur Zeit mit Automobil-Dinosauriern überschwemmt. Zu groß, zu schwer, zu leistungsstark, zu teuer; eigentlich an den Bedürfnissen des Marktes vorbei produziert.

Da ist der Logan anders. Er wird in einem Land produziert, in dem die Löhne noch niedrig sind. Also werden da nun die Schweißpunkte an der Karosserie nicht von sündhaft teuren Schweißrobotern gesetzt, sondern durch gelernte Schweißer von Hand. Da man – aus Erfahrung – weiß, dass eine Schweißung von Hand nicht immer perfekt ist, werden eben mehr Schweißpunkte vorgesehen.

Und so ergibt eine solche manuelle Fertigungslinie praktisch die gleiche Qualität, wie sie beim Renault Modus bei 90prozentiger Automatisierung der Fertigungsstraße erreicht wird.

VW-Chef Pischetsrieder empfiehlt: „Wer nur 8.000 Euro für ein Auto ausgeben will, der soll einen Gebrauchten kaufen.“

Nun, für 8.000 Euro, lieber Herr Pischetsrieder, erhält man schon heute eine Menge „Elektronikschrott“. Sprechen Sie doch mal mit Fahrern von Automobilen, die ein paar Einsatzjahre hinter sich haben, welche Warnlampen bei denen leuchten. Und wo die Warnleuchten auch durch die Werkstätten nicht zum Erlöschen gebracht werden können (vielleicht sogar mit der Absicht, den "Kunden" abzuzocken!), weil die Reparaturkosten deutlich den Zeitwert eines solchen Automobils übersteigen würden.

Aktuelles Beispiel: da leuchtet bei einem "alten" Ford die Airbag-Lampe. Manchmal ein paar Sekunden konstant. Manchmal blinkt sie auch nur. Für die (autorisierte) Ford-Werkstatt ist der Fall klar: "Das liegt am Gurtstraffer". - Und der wird nun - natürlich gegen eine "kleine Schutzgebühr" - richtig eingestellt. - Aber alles ist wie vorher.

Also  meint der Ford-Spezialist: dann werden wir die Gurtstraffer erneuern müssen. Der Kunde stimmt zu - und zahlt. Und die Lampe blinkt und flackert weiter. - Der Ford-Spezialist: "Dann werden wir jetzt so nach und nach alle Teile austauschen müssen, die hier eine Rolle spielen." Und er meint, dass man vielleicht zunächst die "Blackbox"... - und dann den Kabelstrang... und dann das Lenkrad... und dann... -

Aber dem Kunden ist schon schlecht. Und so blockt er zunächst ab, fährt zu einem Renault-Händler, erzählt ihm von seinem "Airbag-Schaden". Der tauscht das Fahrzeug auf einen "Scénic" ein. Und nun gibt es einen zufriedenen Renault-Fahrer, der den Namen Ford nicht mehr hören kann.

Zumal ihm auffiel, dass sein Ford schon wenige Tage später verkauft wurde. Der Käufer hat sich beim ihm (sein Name stand ja im Fahrzeugbrief) gemeldet. Und ist zufrieden. Und die Airbag-Lampe blinkt und leuchtet auch nicht mehr. "Das war ein Klacks", meint der Renault-Spezialist. Was beim Ex-Ford-Kunden den Eindruck entstehen lässt, dass er einfach "gemolken werden" sollte. - Und was eignet sich zu solchen Versuchen besser, als die modernen elektronischen Systeme. Und die Ersatzteile... -

Damit wären wir dann bei den Ersatzteilpreisen. Da erwartet die Industrie „Designschutz“, damit sie bei der Preisgestaltung weiterhin im Sinne einer Gewinnoptimierung zugreifen kann. Schließlich muss man den Aktionären begreiflich machen können, warum die Vorstandsbezüge inzwischen so astronomisch sind.

Und da steht dann der Opel-Vorstandsvorsitzende auf dem Betriebsparkplatz und versucht seinen Mitarbeitern zu verdeutlichen, warum sie aus Loyalität eigentlich einen (zu teuren) Opel fahren sollten, während sie mit preiswerteren Automobilen der Konkurrenz zur Arbeit kommen. Und wahrscheinlich haben die sogar nur ein Automobil in der Familie. Dabei hat doch der Chef von GM, damals Roger B Smith, schon 1985 festgestellt: "Also, dieses Gerede von der Marktsättigung stimmt doch nicht. Von Marktsättigung wird schon seit 50 Jahren gesprochen. In den dreißiger Jahren glaubte man, wenn jeder Haushalt ein Auto habe, sei Schluss. Das war natürlich falsch. Inzwischen gibt es bereits viele Haushalte, die zwei oder drei Autos besitzen. Und es gibt noch genug, die nicht soweit sind."

Also lieber Opel-Chef: nicht die (zu) hoch bezahlte Zeit eines Vorstandsvorsitzenden auf zugigen Parkplätzen verbringen, sondern die Erfahrungen eines Mr. Smith umsetzen. Wer einen Toyota fährt, kann sich noch einen Opel zusätzlich kaufen. Und wenn es für die Freundin ist. - Sonst soll er sich eine anschaffen. Aber wichtig: Opel-Werker sollten - mindestens - einen Opel in der Garage habe. (Na ja, ein Garagenparkplatz tut es auch.)

Und der DaimlerChrysler-Vorstandsvorsitzende schenkt seiner Frau zum 40. Geburtstag einen neuen Porsche. Warum keinen Mercedes SL Herr Schrempp? Das wäre billiger gewesen.

 Vielleicht hat Herr Schrempp (oder seine Frau) auch einfach nur einen zu guten Geschmack.

Den sollte man auch dem normalen Automobilkäufer zubilligen. Und Vernunft beim Autokauf. Man sollte ihm schon erlauben, „sich nach der Decke zu strecken“. Und die wird derweil durch eine entsprechende Lohnpolitik entsprechend kurz gehalten.

„Volkswirtschaftlicher Unsinn“, lieber Herr Prof. Gottschalk, das sind die derzeitigen „Mondpreise“ der Automobilindustrie. Nicht die geforderten – und von der Industrie und dem Handel gerne gewährten – Rabatte.                                

MK/Wilhelm Hahne


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