Bugatti: vom Traumwagen zum Alptraum?

Das muss nicht sein. Bugatti kann eine Zukunft haben. Aber sicherlich nicht mit einem Automobil-Denkmal, das eigentlich "vor Kraft nicht laufen kann". Eigentlich ist ein solches Automobil auch unbezahlbar. Auch darum werden die geplanten Gesamtstückzahlen - auch über Jahre - nicht erreicht werden können. Aber man wird sicherlich im VW-Konzern beweisen wollen, dass die Konzeption des heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden optimal und deren Umsetzung ein Leichtes ist. Koste es was es wolle. Dabei hat man eigentlich schon mit einem anderen Premium-Produkt, dem Phaeton, genügend Probleme am Hals. Wer sich intern darüber kritisch äußert, der bekommt umgehend Gelegenheit über den Spruch nachzudenken: "Nur Fliegen ist schöner". - So ist in Amerika gerade ein leitender Audi-Mitarbeiter "gesegelt". Dabei hatte der nicht mehr als seine Meinung zum Phaeton gesagt. Sicherlich nicht ohne (Hinter-)Grund. Denn auch beim Phaeton sind eine Reihe von Fehlern gemacht worden. Er ist zwar ein gutes Automobil, aber - das genügt nicht. Das Gesamtpaket muss stimmen. Schon wenn man das riesige VW-Zeichen (verchromt) an der meist schwarzen Limousine sieht, weiß man, dass sich hier jemand in der emotionale Wirkung dieses Zeichens auf den potentiellen Käufer verschätzt hat. - Schade. - Aber warum hat der VW-Konzern so viele Marken? - Warum nutzt er sie nicht konsequent? - Ich würde die Luxus-Version Phaeton des VW-Vordenkers auch nicht grundsätzlich in Frage stellen. Aber ich hätte einen Phaeton unter dem Markenzeichen Bugatti in FAhrt setzen lassen. Wobei... - Na ja, so steif wie der Phaeton daher kommt, hätte ein entsprechender Bugatti nicht werden dürfen. - Ich habe leider Monate gebraucht um Fotos aufzutun, mit denen ich - zumindest bei meinen Lesern - nun meine Vorstellungen auch optisch verdeutlichen kann.

Damit es nicht weltweit bei um 1.500 Bugatti bleibt

04-12-20/07. - Damit keine Missverständnisse entstehen: die oben genannte Zahl von existierenden Bugatti bezieht sich auf derzeit noch aus der "alten Produktion" von Bugatti vorhandenen Fahrzeuge auf der Welt. Bugatti baute in den 50 Jahren des Bestehens seiner Firma nur rund 8.000 Automobile. Von denen existieren zur Zeit immer noch 1.500; fahrbereit und überwiegend in bestem Zustand. Was nicht gegen die Technik der Automobile spricht.

Etttore Isidoro Arco Bugatti war Italiener. Was sonst? Aber er wirkte in Frankreich. Und so ist Bugatti eine französische Marke. Sicherlich eine mit starker Ausstrahlung. Die gilt es zu nutzen. Da wäre es sicherlich überzeugender, wenn man einige Grundsätze von Signore Bugatti übernehmen würde, von denen sicherlich der wichtigste war: baue leicht. - Natürlich war besonders leicht bauen immer teuer, aber bei dem kommenden "Sportwagen" von Bugatti ist da nur das "teuer" übrig geblieben.

Ich habe schon vor einiger Zeit über die Probleme bei der Entwicklung berichtet. Die werden jetzt unter der Oberleitung eines Herrn Bscher Stück für Stück aufgelöst, ohne dass dadurch das neue Automobil mit dem Bugatti-Zeichen am Bug nun zu einem wirklichen Sportwagen würde. Auch nicht zu einem Bugatti. Ich vermisse die Umsetzung der Bugatti-Grundidee.

Doch, der Neue sieht nicht schlecht aus. Ich zeige Ihnen mal die letzte Versuchsausführung, die bis zum September des Jahres 2005 zur Serienreife gebracht werden soll. Es gibt sicherlich derzeit kein aktuelleres Foto auf der Welt:

Dieser Wagen sieht nicht schlecht aus. Aber ist - eigentlich - kein Bugatti. Jedoch die Anklänge - optisch - an einen anderen Bugatti, den es schon vorher gab, finden Sie auch hier: eine "Mittelnaht", die über die ganze Karosserie läuft, die großen Luftöffnungen (hier vor der Hinterachse), das typische Bugatti-Grill und das Bugatti-Zeichen, das aber - auch hier - einen Touch zu groß geraten ist. Meine ich.

Nun zeige ich Ihnen mal ein erstes Foto der Limousine, von der ich denke, das sie - zunächst - die richtige Umsetzung eines Bugatti in eine heute zeitgemäße Form gewesen wäre. Und sie hätte den Phaeton überflüssig gemacht. Diese Limousine, die ich Ihnen jetzt - zunächst auch in der Frontansicht wie oben (damit vergleichbar) zeige, wurde  1993 auf unterschiedlichen Automobilausstellungen gezeigt:

Dieses Foto stammt aus dem offiziellen Prospektmaterial zu diesem Fahrzeug, dem Bugatti EB 112. Ferdinand Piech kaufte aber später nur den Namen, nicht die vorhandene Hardware. Und so ging das Material zu diesem Fahrzeug, an einen anderen Besitzer. Auch so eine Limousine, die heute noch von seinem Besitzer normal im Alltagsverkehr genutzt wird. Wenn ihm danach ist. Und die Form, die Art, die Ausstattung, wären im Jahre 2005 noch genau so aktuell wie im Jahre 1993. Hier ein Blick auf das Heck des Fahrzeugs:

Die vier Endrohre verheißen eine wie selbstverständlich vorhandene Leistungspotenz: hier war ein Zwölfzylindermotor verbaut. Dessen Platzierung können Sie sehr schön auf der folgenden Zeichnung ausmachen:

Nicht nur heute, sondern auch schon damals "verkaufte" man so etwas als "Front-Mittelmotor, was eigentlich ein Quatsch ist. Hinter der Vorderachse, bedeutet nicht Mittelmotor. Egal.

Der Zwölfzylindermotor hatte einen Zylinderwinkel von 60 Grad, der Hubraum betrug exakt 5.995 ccm, er war 11,1:1 verdichtet und leistete 323,6 kW, was rund 440 PS entspricht. Nenndrehzahl: 6.800 Umdrehungen.

Die komfortabel, ja luxuriös ausgestatte Limousine, die übrigens ein Viersitzer war (kein 5-Sitzer!), wog 1880 Kilogramm, beschleunigte von Null auf 100 km/h in 5 sec und erreichte einen Top-Speed von 280 km/h.

Nun ein paar Blicke in den Innenraum:

Leder und Holz bestimmen die Atmosphäre, nicht Navigationssysteme und unnötige Schalter. Wenn ich Ihnen jetzt noch einmal eine komplette Seitenansicht zeige, dann ist deutlich auszumachen, warum der neue VW/Bugatti-Sportwagen eigentlich der kleine, fette Bruder, dieser nun mehr als zehn Jahre alten Limousine sein könnte:

Bei der Limousine gab es Luftausrittsöffnungen (für die Motorraumentlüftung) vorne, beim (vielleicht) kommenden Sportwagen sind die hinten, zur Belüftung. - Nun zeige ich die Limousine noch einmal in Front- und Heck-Ansicht von schräg oben, nebeneinander:

Glauben Sie, dass sich eine solche Limousine heute noch gegen die große internationale Konkurrenz (ich meine natürlich nicht 7er BMW und S-Klasse) verkaufen lassen würde? - Würde VW eine solche Limousine anstelle des Phaeton gebaut haben... - Und einen Zwölfzylinder hat man ja im Programm. - Ach ja, den Kofferraum wollte ich Ihnen noch zeigen:

Eine andere Spezialität des Ettore Bugatti gab es übrigens auf dem Motorensektor; z.B. ein Reihen-Achtzylinder. Geht nicht? - Gibt's nicht. Denn Ettore's Beispiele auf dem Motorensektor zeigen, dass man seine damaligen Ideen heute sehr gut mit vorhandenen Großserien-Motoren umsetzen kann. Wie Bugatti es tat, verbindet man einfach (na, ja!) zwei Dreizylinder über einen Mittenabtrieb zu einem Reihensechszylinder; aus zwei Vierzylinder wird so ein Reihen-Achtzylinder. Auf diese Art und Weise könnte man sogar vorhandene Diesel-Aggregate zu Bugatti-Motoren adeln.

Und da der Antriebsstrang einen wesentlichen Teil der Fertigungskosten (aber auch der Entwicklungskosten) darstellt... -

Aber ich möchte Herrn Bscher nicht vorgreifen; der übrigens für die Besetzung der nun von ihm ausgefüllten (?) Position weder meine erste, noch meine zweite Wahl gewesen wäre.

Hätte ich allerdings jemanden gesucht, der mir das Projekt "vor die Wand fährt"... - Irgendetwas muss sich Herr Pischetsrieder ja bei allem gedacht haben. Man sollte sich in ihm nicht täuschen. Der ruhige, sympathische Zigarrenraucher ist ein politisch und taktisch sehr weitsichtig agierender Manager. Er lässt die Weichen stellen, bevor er einem Zug das Abfahrtssignal gibt.

Gerade bei der vorhandenen Konstellation Piech-Pischetsrieder-Bscher, darf man auf das Gesamtergebnis gespannt sein. - Wie gesagt: Bugatti selbst baute in 50 Jahren um 8.000 Automobile, schuf Legenden.

Und was schafft das Wolfsburger "Dreier-Pack"?

MK/Wilhelm Hahne


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