smart "fortwo": ein Showstück vor dem Showgelände in Detroit ist nur das Vorspiel zu einer Marketing-Wende

Detroit, die Stadt, wirkte auf mich immer wie ein Stück Vorstufe zur Hölle. Hier regiert auch des Teufels General... - Motors. Kein Wunder, dass hier auch zum Start der NAIAS (North Amerikan International Auto Show) 2005, jetzt Anfang Januar, Schnee liegt. Doch die Reinheit des weißen Schnees täuscht. Hinter den Mauern der Cobo-Hall werden manch' finstere Ränke gesponnen. Auch so manches Gerücht in die Welt gesetzt. Auf das es die (angedachte) eigene Politik voran treibt. So auch durch Eckhard Cordes, den neuen Lenker der Mercedes-Geschicke. Und da ist längst nicht alles Gold was glänzt. Noch nicht einmal die Zahlen glänzen. Dafür hat man intelligente Erklärungen. Vor allen Dingen zwickt den Mercedes-Oberen der bei smart immer noch auftretende Verlust. Und so hat der neue "Mr. Mercedes" zunächst mal ein Zeichen gesetzt, in dem er den eigentlich für eine Präsentation hier in den USA vorgesehenen "formore" (so'ne Art Geländewagen) hier nicht zeigt. Weil die Produktion fraglich ist. Ob der überhaupt gebaut wird, soll im Mai entschieden werden. Sagt man. Doch Motor-KRITIK sagt voraus: der wird als smart niemals gebaut werden und stellt nicht nur die Frage - sondern beantwortet sie auch in nachfolgender Geschichte:

Ist dieses smart-"formore"-Ende der Erfolgsanfang von "fortwo"?

05-01-20/01. - Natürlich gibt es auch ein Vorstandsmitglied, das ausschließlich für smart verantwortlich ist. Ulrich Walker heißt dieser Mann, ist aber eigentlich nur als "Mitläufer" zu bewerten. Cordes stellt nun die Weichen. Walker kann nur bestätigen, dass smart leider immer noch nicht profitabel ist. Natürlich will keiner die Summe von 500 Millionen als Verlust alleine in 2004 bestätigen. Auch Walker nicht. Aber auch er hält ein Scheitern des Projekts "formore" nicht für ausgeschlossen.

Und draußen vor Halle steht auf einem Podest der smart "fortwo", dass eigentliche Basismodell des smart. Aber hier, für Amerika, hat man schon eine Brabus-Version gewählt. Und drinnen am Stand sind alle Versionen des "Kleinen" vertreten. Cordes lässt durchblicken, dass man aus den Reaktionen des dann später vorbei strömenden Publikums zu einer Entscheidungsfindung kommen will, ob man den smart nun in den USA vertreiben sollte.

Und damit auch nach der Motor-Show noch eine Erinnerung an den "forTwo" zurück in Detroit bleibt  erhält die Feuerwehr der Stadt Detroit im Rahmen der NAIAS 2005 einen smart fortwo als Einsatzfahrzeug. Dessen tridion Sicherheitszelle glänzt in silber, die body panels - wie sich das gehört - warnen in "phat red". Auf den Seitentüren ist das Logo des Fire Department von Detroit und auf dem Dach der entsprechende Signalbalken angebracht. Bei smart ist man (fast) davon überzeugt: durch ihr Geschenk könnte sich die Gefahr eines blinden Alarms dadurch erhöhen - weil vielleicht mancher nur deshalb die Feuerwehr anruft, um dieses Fahrzeug in seinem einzigartigen Design auf der Straße zu sehen.

Und einzigartig wird dieser smart noch in den nächsten Monaten in Detroit sein. Aber: wie wird dieses eine Fahrzeug überhaupt zugelassen? - Nein, dieses Modell, der smart "fortwo", hat noch keine Zulassung für die USA. Aber die technischen Anforderung sind hier nicht anders, als ein paar Kilometer von Detroit entfernt, in Kanada.

Dort wird der smart "fortwo" seit kurzer Zeit vertrieben und hat dort auch alle Zulassungsanforderungen erfüllt, hat außerdem die smart-Oberen (auch die von Mercedes) damit überrascht, dass sich in Kanada von "fortwo" in den ersten drei Monaten nach seiner Einführung schon gut 1.000 Stück verkaufen ließen.

Nun muss zunächst zitiert werden, was Eckhard Cordes in Detroit (u.a.) sagte: "Wir werden smart nicht schließen." Und: "Sonst ist nichts ausgeschlossen." - Die Kollegen haben es gehört und berichtet. Hier folgt nun die Erklärung für die Bemerkung: "Sonst ist nichts ausgeschlossen."

Aus smart wird Eckhard Cordes Mercedes machen -  wie "damals" Jesus aus Wasser Wein.

Darum wird er sicherlich auch so lange den smart "fortwo", also praktisch den "Ur-smart", nicht in die Vereinigten Staaten einführen, bevor diese neue Weiche gestellt wurde.

Natürlich macht man so etwas als moderner Manager nicht ohne Absicherung. Und so hat man bei DaimlerChrysler eine Studie erstellen lassen, aus der sich ganz klar ergibt, dass der Verkaufserfolg (in diesem Falle: der mangelnde) des smart am Markennamen hängt.

Eigentlich hatte man diese Untersuchungen anstellen lassen, um neutral ermitteln zu lassen, ob es lohnend wäre, noch ein neues Modell unterhalb der Mercedes A-Klasse anzusiedeln. Das wird in dieser Untersuchung bejaht, denn die ergibt u.a. (was jeder Branchen-Insider auch ohne ein solches Papier immer wusste), dass es für einen Premium-Hersteller eigentlich viel einfacher ist einen Kleinwagen im Markt zu platzieren, als für einen Großserienhersteller, ein Premiumprodukt zu schaffen und es entsprechend seinen Qualitäten preislich der entsprechenden Zielgruppe nahe zu bringen.

Und so wird es dann - was der Mercedes-Entwicklungsabteilung viel Arbeit erspart - sicherlich bald einen kleinen Mercedes unterhalb der A-Klasse geben: nämlich das Fahrzeug, das uns bisher als smart "fortwo" bekannt war. Als Mercedes wird sich so etwas wie eine Scheibe Brot verkaufen. Wer käme nicht gerne im Mercedes zur Arbeit?

Aber wer kann es sich schon aufgrund seiner Persönlichkeit leisten, im VW Phaeton beim Geschäftspartner vorzufahren? - Ich wollte nur so noch einmal die Problematik (einmal die nicht vorhandene, einmal die unterschwellig immer vorhandene) an diesem Beispiel darstellen.

Übrigens: der smart steht inzwischen schon - aber noch nicht so lange - in der Mercedes-Niederlassungen und -Verkaufsstellen. Nicht nur in den "smart-Türmen". Er steht auch - seit 2002 gehört er zur ständigen Sammlung - im "Museum of Modern Art" (MoMA) in New York und ist dort das einzige Automobil aus laufender Produktion. Aber da - und noch mehr in den Werkniederlassungen - steht er mit dem bisherigen Markennamen versehen praktisch noch ein wenig als Fremdkörper. Es fehlt noch die Adoption. Wenn dann vorne der Stern glänzt und er sich Mercedes nennen darf wird sich das ändern. Auch die Verkaufszahlen werden sich positiv entwickeln.

So ist das nun mal in unserer Gesellschaft. Man muss die richtige "Visitenkarte" vorzeigen können. - Obwohl man bei Mercedes aufpassen muss: diese "Kernmarke" des Geschäfts muss wieder poliert werden, bevor sie überall matt wird. Das weiß auch Herr Cordes. Darum bemüht er sich, hier wieder Qualität, ohne technischen Schnick-Schnack anbieten zu können. Rückrufaktionen sollen nicht mehr so formatfüllend ins Auge fallen. Weniger Elektronik ist da mehr. - Aber bei Mercedes wechselt man (vielleicht) nur den Zulieferer. Bei Bosch weint man schon still ins Taschentuch.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Keine "smarte".

Wobei ich aber nun noch die Frage beantworten möchte, was denn nun aus dem "formore" wird: den wird es geben. Aber nicht als smart. Und in einer etwas anderen - überarbeiteten - Form. Denn bei Mercedes weiß man natürlich, dass BMW unterhalb des X3 noch einen weiteren Geländewagen (oder SUV) platzieren will. Da darf Mercedes natürlich nicht fehlen. Und da kann man die Vorarbeiten zum smart "formore" gut nutzen.

Wobei der gute Eckhard Cordes gut daran täte, einmal die insgesamt geplante "Produktoffensive" seines Hauses einer nüchternen Überprüfung zu unterziehen. Vieles ist da überflüssig, bringt nur Zusatzkosten, kein Zusatzergebnis. Prof. Hubbert hat da mit der Schrottflinte geschossen, damit mindestens ein Bleikügelchen das Ziel findet.-

Oder genügt den Stuttgartern eine mit hohem Entwicklungsaufwand ausgelöste Verschiebung im eigenen Produkte-Mix?

MK/Wilhelm Hahne


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