Neues und Bekanntes über den "Supersportler" (so empfindet ihn "Auto-Bild") Bugatti Veyron 16.4

Was soll dieses Automobil eigentlich darstellen, was soll es können? - Schnell fahren, meint man offensichtlich bei Bugatti selbst. Denn dort ist zu lesen, dass das Fahrzeug unter TÜV-Aufsicht (TÜV Süddeutschland) mehrfach die 400 km/h-Marke überschritten hat. "Damit ist eines der wesentlichen Ziele der Entwicklung des Bugatti Supersportwagens erfüllt worden", vermeldet man im Internet. - Also das hätte ich nicht gedacht. Ein Supersportwagen soll das sein. - Alle Achtung! - Hehre Ziele. - Aber es kommt noch "hehrer". Dr. Thomas Bscher, der derzeitige Bugatti-Chef erklärt: "Die Kunden erhalten nicht nur ein Auto, sie erhalten die Faszination des technisch Machbaren." - Wahnsinn! - Und das für nur  1.160.000 Euro. - Natürlich plus Überführungskosten und 5 Euro für den Fahrzeugbrief. - Ich habe das Fahrzeug unter Beachtung all' dieser von Herrn Bscherr verantworteten Vorlagen aus dem Lastenheft  bei Testfahrten auf der Nürburgring-Nordschleife beobachtet. Was mich besonders beeindruckt hat:

...Schwänz'chen in die Höh'

05-08-15/08. - Auch sonst bin ich eigentlich aus dem Staunen (Erstaunen) nicht heraus gekommen. Die Fahrzeuge - es dürften zwei gewesen sein - waren während der letzten Industriewochen hier oben auf der Nordschleife. Aber immer nur kurz zu sehen. Es war schwierig eine Runde zu stoppen.

Ich stehe in "Breidscheid". Da kommt er hinunter. Bei dem Gewicht müsste es bergab eigentlich zügig gehen. Aber der Veyron kommt daher mit der Eleganz eines Ringers im Schwergewicht. Und der Bremspunkt orientiert sich wohl an diesem Gewicht. Alles sehr vorsichtig. - Und als er dann beim nächsten Mal vorbei kommt, da zeigt meine Uhr 9:10 min. - Das ist eine gute Viertelminute langsamer als in diesen Tagen ein 40 Jahre alter Alfa GTA (1600 ccm!) die Nordschleife umrundete. Die offizielle Zeitnahme registrierte 8:53 min.

Na ja, vielleicht ist der Supersportwagen Bugatti Veyron 16.4 doch kein richtiger Sportwagen. Aber er sieht immerhin so aus. Und wenn der die 1.16 Millionen Euro wert ist - und ich meine das auf seine von mir beobachteten Praxisfahrleistungen bezogen - dann ist ein "BigMac" 49.90 Euro wert. (einschl. 16 Prozent MWSt.)

Wenn ich meine Beobachtungen während der Testfahrten mal Revue passieren lassen, dann ist auffallend, dass man das Fahrzeug höchstens bei drei zusammen hängend gefahrenen Runden sieht. Schaue ich irritiert ins Internet (www.bugatti-cars.de), dann erfahre ich, dass die "Erprobung des Bugatti Veyron in die finale Phase eingetreten" ist. Und aufgepasst: "Prototypen absolvieren Testfahrten zum Teil unter Rennbedingungen."

Und irgendwo - auf der Bugatti-Internetseite - lese ich dann auch: "...dann rauscht er, der ehemalige Rennfahrer, davon in Richtung Handlingkurs." - Mit "ehemalige Rennfahrer" ist der aktuelle Bugatti-Chef, Dr. Thomas Bscher, gemeint. Und man stellt (auf den Internetseiten) fest: "Bei Bugatti saß und sitzt der Chef stets selbst am Steuer."

Sollte ich also vielleicht Dr. Thomas Bscher als "Tester unter Rennbedingungen" an einem Tag erlebt haben, wo er unter Migräne litt? Oder vielleicht machte ihm ein anderes Leiden zu schaffen? -  Er ist ja nicht mehr der Jüngste. Aber meine Recherchen in diese Richtung ergeben: der Bugatti-Chef wurde zwar schon oben an der Nordschleife während der Industriewochen gesehen. Aber in einwandfrei sitzendem Maßanzug mit passendem Hemd und Krawatte. In diesem Aufzug (pardon: Anzug) war er an diesem Tag im Kreise der Testfahrer die auffallendste Erscheinung. - Aber gefahren ist er nicht.

Auch der Testfahrer kommt wenig zum Fahren. Eigentlich kommt er meistens auf maximal drei Runden. In der ersten gehts noch so la, la. In der zweiten schaltet das Motormanagement auf "Notlauf". Nach Abschluss einer Runde mit (darum) stotternden Motor, könnte der Tester eigentlich wieder aufdrehen. Aber dann tun's die Bremsen nicht mehr auf die gewünschte Art. - Ich habe ihn auch schon mehr Runden fahren sehen. Aber dann "stotternd". - Notprogramm?

Und so stellt er dann das Fahrzeug oben ab, wo die Industrie versammelt ist. Und rings um das Fahrzeug "flimmert" die Luft vor Hitze. Und Leute die - aus welchem Grund - an diesem Bugatti vorbei müssen, machen einen größeren Bogen. Heißes Modell! Na ja, die Außertemperaturen sind in dieser Zeit gerade auch nicht niedrig und da... - Gemach, gemach. Ich habe mich erkundigt, wie sich denn dieser Supersportwagen (nach "Auto-Bild") z.B. bei den Kältetests im hohen Norden Anfang des Jahres verhalten hat.

Nun, es gab die gleichen Temperaturprobleme. Schon weil der Flugschnee die Kühlöffnungen zusetzte. Und wenn man dann den Test unterbrach, damit der Schnee in den Öffnungen schmelzen konnte (der Bugatti ist eben ein "heißer Typ"), dann wurde leider nicht dieser Effekt erreicht, sondern der Schnee verklumpte, wurde zu einem "Eisverschluss". Also auch hier... -

Verlässt man jetzt mal das "Testrevier", nimmt Kontakt mit Leuten des Konzerns auf, die man als Insider bezeichnen könnte, dann bestätigen die meine Beobachtungen und Recherchen zu diesem thermischen Problem. Aber, so meint man:  in der Serie - also bei den ab Oktober ausgelieferten Fahrzeugen - wird das keine Rolle spielen. Es ist zwar richtig, dass das Fahrzeug nur wenige Minuten ("zwei bis drei") Volllast verträgt, um dann in das "Notprogramm" zu verfallen, aber die Serienversion wird schon bei 800 PS abgeregelt werden. Und dann ist alles OK. - Tolle Lösung. Tolle "Bscherung" für die Käufer, die mehr als 1,1 Millionen Euro für 1001 PS auf den Tisch legen sollen.

Aber, so erinnert man mich: das Fahrzeug hat schon die versprochenen 1001 PS (nur: man kann sie nicht nutzen), es ist über 400 Kilometer in der Stunde schnell (der TÜV bestätigt es) - aber man kann sie nur nach umständlichen Vorbereitungen fahren. (Dafür gibt es - u .a. - dann den zweiten Zündschlüssel.)

Jedenfalls ist der Top-Speed nicht mit der Flügel-Kombination zu erreichen, die ich jetzt hier am "Ring" in einer zweiten Testphase dieses Jahres erlebt habe. Das sind "Schaufeln". Und beim Bremsen stellen sie sich senkrecht, sollen wohl so die Bremsen entlasten. (Wie beim Mercedes SLR)

Der Nürburgring-Testwagen erreicht zwar auf der Geraden um 300 km/h (vom "Galgenkopf" bis "Antoniusbuche"), aber da muss der Tester dann kräftig in die Eisen treten. - So lange sie es tun.

Dr. Wolfgang Bernhard, "der Neue" bei VW, hat zwar eigentlich wichtigere Aufgaben, aber er sollte den Bugatti und den Lenker dieses Geschäftsfeldes nicht vergessen. Da werden Millionen verblasen. Einfach so. - Aus meiner Sicht: sinnlos.

Da ist es nur ein schwacher Trost, wenn mir jemand aus dem Konzern vertraulich flüstert, dass man für die Situation Verständnis haben müsse. Schließlich seien zu Anfang viele Fehler gemacht worden, weil die mit der Entwicklung betrauten Leute leider keine Vorstellung von einem solchen Projekt gehabt hätten und keine Ahnung. Was dann in der Aussage endet: "Eigentlich war dieser Bugatti zunächst mal eine Fehlkonstruktion". Und, so meint man: der neu für die Entwicklung verantwortliche Ingenieur "ist Spitze". - Stimmt!

Aber: ist man jetzt auf dem richtigen Weg? - Und ab Oktober soll der Bugatti Veyron 16.4 als fertig ausgeliefert werden?

Lieber Herr Bscher. - Einer meiner kleinen (ich meine: jüngeren) Brüder ist über 60, ein unbedeutender Automobilverkäufer. Sie waren als Bankier erfolgreich, sind Sportwagenweltmeister, eine bedeutende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Beweisen Sie doch die Qualitäten des Bugatti Veyron 16.4, in dem Sie persönlich mit einer Serienversion auf der Nürburgring-Nordschleife über eine Distanz von gut 200 Kilometer (10 Runden) gegen meinen Bruder auf einem 40 Jahre alten Alfa GTA fahren. Der kostet (heute!) nur 1/10 des Bugatti. Und Sie sind als Rennfahrer bekannter, erfahrener, ein Ex-Sportwagenweltmeister.

Bedingung: Sie sollten schon die Serienversion - ganz gleich ob mit 800 oder 1001 PS nutzen. Denn mir wurde geflüstert, dass Sie nun als nächsten Gag zur Einführung des "Supersportwagens" einen "Weltrekord auf der Nürburgring-Nordschleife" planen. Mit einer Spezialversion des Veyron, die extra für diesen Zweck gebaut wird. Die soll extrem leicht werden. (Was immer das heißen soll.) Als Fahrer ist Frank Stippler vorgesehen, der auch die dazu gehörenden Tests fahren soll. So höre ich. - Also bitte: für "unseren Vergleich" die Normal-, die Serienversion.

Und wenn Ihnen nicht nur der 40 Jahre alte Alfa GTA zu schnell ist, sondern auch mein 60jähriger Bruder zu jung, dann fahre ich gerne die 10 Runden gegen Sie - sagen wir mal - mit einem SEAT Ibiza Cupra Diesel, mit 160 PS. Und Klimaanlage, und, und, und. - (Das Auto müsste Ihr Konzern stellen.) Und es bleibt wie vorher vorgeschlagen bei 10 Runden. - Nonstop. -

Ach, das kann Ihr Bugatti nicht, ohne Nachzutanken? - Dann ist es ja nicht nur kein Supersportwagen, sondern auch kein Gran Tourismo im klassischen Sinne des Wortes. - Was ist dieser Bugatti dann?

Aber ich bin schon gut 72 Jahre alt. Sie, ein dynamischer Sportwagenweltmeister, gegen einen alten Mann. Das müssten Sie doch schaffen. Auch mit Nachtanken. Mit einem Bugatti Supersportwagen gegen einen kleinen SEAT. - Mit 1,2 Millionen (sind wir mal nicht kleinlich) gegen 20.000 Euro. - Mit 1001 PS gegen 160 PS.

Keine Lust? - Dann soll doch der neue VW Vorstand, Dr. Wolfgang Bernhard, endlich eine Entscheidung treffen. Man könnte damit auch Geld sparen. Nicht nur für einen unsinnigen Weltrekordversuch. (Das ist doch mehr "sportauto"-Niveau.)

Frank Stippler würde sich sicher dann auch wohler fühlen. (Wenn er's denn schon weiß.)

MK/Wilhelm Hahne

PS: Soeben erreicht mich die Information, dass John Nielsen, der dänische Rennfahrer, mit dem Dr. Thomas Bscher zusammen die Sportwagen-Weltmeisterschaft errang, einen Bugatti Veyron 16.4 in  8:30 min um die Nordschleife des Nürburgrings gewuchtet hat. - Respekt, Respekt! - Immerhin 23 Sekunden schneller als ein 40 Jahre alter 1600er Alfa. - Aber ich bleibe bei meinem Angebot: Hahne ./. Bscher, bzw. Alfa oder SEAT ./. Bugatti. -  Ach ja - und einen Unfall hat es auf der Nordschleife auch gegeben. Der Bugatti-Testfahrer hat in der "Brünnchen-Bergab" ein wenig zu früh eingelenkt, den Bugatti auf den hohen Randsteinen ausgehebelt und ist dann irgendwann in die Leitplanken eingeschlagen. - Arme Leitplanken. - Bei dem Gewicht des Bugatti.


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