Virneburg, den 12. September 2005

Guten Tag!

Heute ist der erste Pressetag in Frankfurt. Der VDA - Verband der Deutschen Automobilindustrie - hat ihn zusätzlich eingeschoben, damit sich Gerhard Schröder der internationalen Presse (die hoffentlich schon angereist ist) als "neues Modell" präsentieren kann. Eigentlich wäre es für die Presse ja erst Morgen los gegangen. Nun heute schon: mit Frühstück, Brunch, kalten, heißen Getränken. - Alles echt cool. - Ein richtiger Event. Ein Schröder-Special eben.

Dabei fällt mir ein, dass ich in diesen Tagen in der nächsten Kleinstadt (neben meinem Dorf) ein Wahlplakat (hinter Glas!) fotografiert habe, dass ich wegen seiner "Klarheit" so bedeutend fand. Nur wurde die Frage, die sich hieraus ergibt...

...nicht beantwortet. - ??? - Sie verstehen nicht? - "Deutschland braucht den Wechsel." - Eine richtige Aussage, meine ich. Nur: Wer schreibt quer?  Zumal das kein "Drei-Monats-Papier" sein kann. - Aber zurück zur IAA 2005.

Ich komme erst einen Tag später, einen Tag nach dem Schröder-Auftritt. Dann erst sollen die Stände nämlich alle zu besichtigen sein. Heute, der erste Pressetag, ist "eingeschränkt", wie der VDA es nennt. Dafür hat er schon für Sonntag den Kollegen einen tollen Anreiz geboten anzureisen, damit zum Schröder-Auftritt auch wirklich viele, viele Journalisten da sind. Am Sonntag gab es nämlich schon - ab 17 Uhr - ein "Get Together bei Wein, Essen und Musik" im IAA-Pressezentrum des CongressCenter. "Für die Presse aus aller Welt."

Wahrscheinlich spart man so - trotz allem Aufwand  - Kosten. In Berlin, bei der IFA (Internationale Funkausstellung) vor wenigen Wochen, musste man einen größeren Aufwand betreiben, um sich z.B. im Fernsehen optisch gut darstellen zu können. Leere Plätze sehen nicht gut aus. Die Berliner "taz" hat heraus gefunden, dass eine Arbeitsvermittlung Studentinnen und Studenten als Zuhörer an die IFA vermittelt hat. Dort gab es - wie auf der IAA - auch Fachvorträge, die nicht immer gut besucht sind. Und so war in Berlin bei einem genannten Beispiel (Vortrag der Deutschen Telekom mit dem Titel "Wachstumsmotor Triple Play") nach Schätzungen jeder dritte bis vierte Hörer bezahlt.

Es gab - wie man hört - 18 Euro. Allerdings wurden auch gewisse Anforderungen gestellt: die bezahlten Zuhörer mussten in Business-Kleidung erscheinen.

Die auf Firmenkosten zur IAA angereisten internationalen Berichterstatter haben solche Auflagen nicht zu erfüllen, aber ich konnte in einem Vergleich zu den Jahren vorher schon vor zwei Jahren feststellen, dass die Kleidung der Journalisten besser geworden ist. Es gab mal eine Zeit, da erschienen Journalisten selbst zu festlichen Abendessen so, wie man Journalisten aus amerikanischen Filmen kennt: Jeans, offenes Hemd, abgeschabte Lederjacke, Sonnenbrille in die Haare geschoben.

Die Zeiten sind vorbei. Heute reist man auch komfortabler. Auf der Rückreise von den USA nach Deutschland wurden nicht nur die mitreisenden Journalisten, sondern auch die Werks-Techniker eines Stuttgarter Konzerns auf First "upgegratet". (Oder so.) - Das Flugzeug war nicht mit Airbags ausgerüstet, es wurde kein Vollvisierhelm ausgegeben, es gab keinen Fallschirm... - und das alles bei den Premium-Preisen. Das wäre beim Automobil unmöglich. Da sei der TÜV vor. - Aber damit wären wir schon bei einer meiner aktuellen Geschichten. Und das gehört dann nicht hierher, sondern dorthin.

Hier sollte man man aus Anlass der IAA 2005 (Motto: "Faszination Auto") besser über neue Modelle sprechen. Und ich kann Ihnen hier eins vorstellen, das noch niemand kennt. Aber wir wissen immerhin seit dem 7. September offiziell, dass BMW mit DaimlerChrysler und General Motors eine "globale Allianz" eingegangen ist. Auf dem Gebiet der Hybrid-Antriebsentwicklung. Da ist man inzwischen so weit hinter Toyota zurück, dass man glaubt, nur im Dreier-Pack den Toyota-Vorsprung aufholen zu können.

Wir erleben hier den Niedergang einer Marke: BMW. Vor mehr als einem Jahrzehnt lehnte sie es (unter einem anderen Vorstand) noch ab, zusammen mit Opel (GM) ein gemeinsam genutztes Diesel-Motorenwerk zu bauen. - Bayerische Motoren-Werke. Man war sich der Bedeutung des Firmennamens bewusst. - Heute baut man in den MINI (BMW Group) einen Toyota-Diesel-, einen Peugeot-Benzin-Motor ein. Und in Zukunft gibt es dann in einem bayerischen Premium-Modell einen Hybridmotor, den man genauso in einem (Konkurrenz-) Mercedes oder einem (billigeren) Opel kaufen kann. Der BMW-Vorstandsvorsitzende, Dr. Panke, glaubt zu wissen, wie man kostengünstig Fortschritt darstellen kann. Das hat er bei McKinsey gelernt. - Jetzt muss er das nur noch dem Käufer klar machen.

Bei dieser Entwicklung scheint es dann auch - eigentlich - nicht verwunderlich, wenn Motor-KRITIK hier ein neues GM/Mercedes/Opel-Modell erstmals zeigt, das bisher allen Kollegen, die heute schon über die zum Teil noch unfertigen Messestände in Frankfurt stolpern, einfach entgangen ist. Hier ist der neue smarte Opel-Mercedes-Corsa - d.h., weil so eine weltexklusive Präsentation einer gewissen Einstimmung bedarf, folgt jetzt zunächst der erste Teil der Enthüllung:

Achten Sie bitte auf das Markenzeichen. Es wirkt zwar ein wenig primitiv, aber ist doch passend.

In "punto" Auffälligkeit könnte das ein "neuer Stern" am IAA-Himmel sein, wenn - er denn dort stehen würde. Aber noch ist er nicht ausstellungsreif. Wie Sie oben sehen können, arbeitet man noch an der Perfektionierung. Die Türfangbänder funktionieren übrigens schon, wenn auch auf der einen Seite der Eindruck erweckt wird... - also - der Schirm begrenzt nicht die Türöffnung, sondern steht nur zufällig da. -  Auf der anderen Seite... -

Ob ich nicht die Plane wegnehmen (lassen) kann? - Aber natürlich! - So sieht das Fahrzeug...

...dann planmäßig - pardon, serienmäßig - ohne Planung - Entschuldigung! - Plane aus. Also planlos wirklich wie dem Punto aus dem Gesicht geschnitten. Ganz der Großvater. Und der Drang zu Höherem ist unverkennbar. Achten Sie auf die Mitte des Kühlergrills. Ein wunderschöner Marketing-Ansatz. - Ob darüber niemand stolpert? - Nun ja, in der Beschränkung zeigt sich oft der Meister. - Oder so ähnlich. Denn es fehlt der Ring. - Ein Stern ohne Ring ist wie ein Bugatti ohne Nardo. - Schöne B'scher-ung!

Die Herrn Journalisten-Kollegen sind wirklich zu früh nach Frankfurt gereist, haben den Prototyp - den es wirklich exakt so gibt - bei harten Testfahrten verpasst. Mal sehen, was sie denn (wenigstens) aktuell in Frankfurt ausgraben. Sie haben einen Tag Vorsprung. Ich komme - wie gesagt - später nach Frankfurt, werde auch sicher mit anderen Ergebnissen zurück kehren. Weil ich dort meine Zeit nicht mit Vorständen verplaudern werde. Ich werde auch nicht der Magie der Innovationen verfallen, wie meine Leser spätestens ab heute meiner TÜV-Geschichte - und was daraus resultiert - entnehmen können.

Was ich denn für ein Auto fahre? Ich zeige es Ihnen gerne. Seit ein paar Monaten ist es...

...dieser Renault R9. Er ist erst 24 Jahre alt, Jahrgang 1981. (Mit Fünfganggetriebe!) Keine Servolenkung, kein ABS, kein ESP, keine Airbags, keine Zentralverriegelung, mit Chokebetätigung beim Kaltstart. Praxisverbrauch (über jeweils eine Tankfüllung gemessen) fast immer 6,8 l/100 km. - Vielleicht schreibe ich mal demnächst darüber einen "Testbericht". Denn beim Fahren eines solchen Automobils erscheint so manche Innovation wie der Silicon-Busen einer Filmschönheit. - Man kann ihn zwar greifen, aber - was bringt das?

Und dann habe ich noch ein Mountain Bike. Auch schon viele Jahre alt. Keine Federung vorne, keine Federung hinten, keine hydraulisch betätigte Scheibenbremse. Ein richtiges Fahrrad. Immerhin gab es das "damals" (1998) schon mit 21 Gängen (natürlich eine japanische Schaltung):

Aber leichter als die neueste BMW-Creation (ja, die lassen auch Premium-Fahrräder mit ihrem "guten Namen" bauen), die mit allem "Drum-und-Dran" 14,2 Kilogramm wiegen. Komfort der (beim Fahren) anstrengt. Wie beim Automobil. Meine alte viertürige Stufenhecklimousine wiegt übrigens 840 Kilogramm. - Aber das nur so am Rande. -

Denn eigentlich wollte ich schon lange im Besitz eines kleinen modernen Automobils sein. Eines, das den "Billig-Autos" zugerechnet wird. Aber nicht nur der Transportkosten wegen (erinnern Sie sich an meine Geschichte in der letzten Serie?) habe ich das bisher gelassen. - Je länger, je lieber? - Nicht immer. (Sie finden dieses Mal eine weitere Geschichte zu diesen "Billig"-Autos.)

Vielleicht verstehen meine Leser auch, wenn sie meine "Brose"-Geschichte gelesen haben, warum ich z.B. nicht alle paar Tage mit neuen Geschichten im Internet erscheinen kann: von meiner Anfrage bei diesem Zulieferer bis zu "keiner Antwort" (oder wie soll man das nennen?) sind in diesem Fall z.B. drei Monate vergangen. - Drei Monate!

Aber meine Leser warten gerne, weil sie wissen, dass ich (nach Möglichkeit!) auch keine 08/15-Geschichten schreibe. Hier ein paar Auszüge aus Leserbriefen der letzten Wochen:

"Mich freut es, das wir in unserem Land noch Leute wie Sie haben, welche der Ehrlichkeit verpflichtet sachlich schreiben! Leider ist es in den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen das die Medien das Land kontinuierlich verdummen! Ich wünsche mir für die Zukunft, weiterhin dermaßen genaue Schilderungen und Pressetexte."

Oder:

"Mit Verblüffung und großer Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass es doch noch freien, unabhängigen Motor-Journalismus in Deutschland gibt."

Oder:

"Die "XXX" (der Name wurde von mir - taktvoll - unkenntlich gemacht) die ... einmal im Monat im Briefkasten steckt, wandert meistens ungelesen ins Altpapier. Besonders die Testberichte, die dort zu lesen sind, haben es nicht anders verdient, denn wie sie ausfallen, kann man bereits erraten, wenn man  sieht, welche Firmen in diesem Blatt die meisten Annoncen schalten. Leider leider ist aber die Objektivität der restlichen Motorpresse auf ganz ähnlichem Niveau. Ich schaue manchmal noch im Supermarkt durch die einzelnen Magazine und sehr sehr selten kommt es vor, dass ich eins davon in den Einkaufswagen lege."

Oder:

"Als Freiberufler komme ich viel herum, wenn auch nicht in der Auto-Industrie, und sehe überall sehr bedenkliche Entwicklungen, die fast nur in Ihren Beiträgen reflektiert werden. AMS und Co. kann man vergessen. Das sind nur noch Jubel-Bilderbücher und kein Journalismus. Die XXX-Artikel über Autothemen etc. kann man auch vergessen." 

Oder - ganz frisch von gestern, Sonntag:

Bitte machen Sie weiter mit Ihrer Arbeit: Es ist eine wahre Freude.
Endlich mal nicht dieser Weichgespühlte-Presstext-kopier-und-alles-glaub
Journalismus!!! Leider gibt’s das viel zu selten.

Alles - genau wie in meinen Geschichten - die Feststellungen und Einschätzungen von Leuten, die nicht mehr in diese Zeit zu passen scheinen. Davon scheint es aber inzwischen so viele zu geben, dass man damit schon eine Partei gründen könnte. - Kennen Sie übrigens den Unterschied zwischen einer Telefonzelle und den vor uns liegenden Wahlen? - In der Telefonzelle zahlt man zuerst und wählt dann, während... - Na, wenn Sie jetzt schon lachen, brauche ich Ihnen den Rest nicht zu erzählen.

Dann klicken Sie mal meine neuen Geschichten an. Da wird Ihnen das Lachen schon vergehen. - Nehmen Sie sie - und überhaupt Alles - trotzdem mit Humor. - Und schreiben Sie mir mal Ihre Meinung. Zu Diesem und Jenem. Und vielleicht haben Sie ja auch mal einen Tipp für mich.

Ich wünsche Ihnen einen "Guten Tag"!

Wilhelm Hahne

PS: Und seien Sie in Zukunft nicht so kritisch mit meinen Kollegen. Die können nichts dafür - sagen sie selbst. Es sei die Chefredaktion... - Aber die sagt: Die Geschäftsleitung... - Und die sagt: Es geht ums Überleben. - Sie werfen Bettlern doch auch schon mal "ein Scherflein" in den Hut. Zahlen Sie - aber bitte nicht statt dessen - mal ein paar Euro für schön bunt bedrucktes Papier am Kiosk. Wie gesagt: Es geht ums Überleben. - First Class natürlich. - Und mit Dauertestwagen. (Wegen der Kostensenkung.) - Weil mir hierzu gerade "Bugatti" einfällt: Nein, Herr Bscher hat sich nicht bei mir gemeldet. (Um damit eine Reihe von Anfragen meiner Leser - kostengünstig - mit einem Satz beantwortet zu haben.) Aber vielleicht muss er erst noch einen Benzinkostenantrag stellen. - Weil die Betriebsratskasse inzwischen geschlossen ist.


Jetzt sind Sie gefragt!

Ihre Meinung zu obigem  Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden Sie mir ein e-mail

Danke, für Ihre Mitarbeit!