Citroen C1, Peugeot 107, Toyota Aygo: Gleichteile können auch Ärger machen

Die drei Kleinen werden in der Presse als "Billigautos" bezeichnet, oder als "City-Cars". Und überall wird heraus gestellt, dass solche Automobile zu solch niedrigerem Preis nur möglich wurden, weil das Herstellungswerk in lohnkostengünstigen tschechischen Kolin liegt und bei den drei Modellen 92 Prozent Gleichteile die Basis für niedrige Materialkosten sind. Und so kostet der Citroen nur 8.390, der Peugeot 8.890 und der Toyota  nur 8.950 Euro. In der jeweils preisgünstigsten Ausführung. Hinzu kommen die "Überführungskosten" (Transportkosten), die schon Thema zu einer meiner Geschichten waren, weil sie sich in einer Höhe von ca. 6 Prozent des Grundpreises bewegen. Und nur in Deutschland erhoben werden. Die Medien sind also der Meinung, dass rund 18.000 Mark (um mal Euro zu vermeiden) für ein Automobil "billig" ist. Und 1.000 - 1.200 Mark als Transportkosten sind wohl ein "Schnäppchen". - Was würden Sie sagen, wenn Sie für einen Becher Bio-Yoghurt im Einkaufscenter noch 5 Cent Transportkosten zum Regalpreis zahlen müssten? - Nun habe ich mir über diese Dinge hinaus noch ein paar Gedanken gemacht. Und als Titel zu der Geschichte ist mir (unpassend) nur eingefallen:

Wenn du noch eine Mutter hast...

05-09-12/06. - ...dann danke Gott und sei zufrieden. Wir, die wir keine Mutter mehr haben, können diese Aussage bestätigen. - Warum mir das nun als Titel für eine "Billig"-Auto-Geschichte einfiel?

Ich hatte mir überlegt, eins von den oben genannten drei Modellen zu kaufen. Also vergleicht man die Preise. Obwohl die unterschiedlich hoch sind, lassen sie sich exakt argumentieren. Wenn der eine teurer ist, hat er das mehr, was es bei dem anderen dann gegen Aufpreis gibt und das Fahrzeug - preismäßig - auf die gleiche Höhe bringt.

So fängt man mit vier statt sechs Airbags, mit einer geteilten Rückenlehne oder nicht, mit oder ohne Servolenkung Kunden. Welchen Preis zahlen Sie denn gern? - Aber liefern tut man zunächst nur Fahrzeuge mit Sonderausstattungen. Mit einem "Coolpaket" zum Beispiel. Weil eine Klimaanlage doch heute in keinem Automobil mehr fehlen darf. Nirgendwo sonst kann man - über die Zeit der Nutzung betrachtet - Schimmelpilze mit höherer Wahrscheinlichkeit einatmen.

Wenn man einen solchen "Billig"-Flitzer wirklich so haben will, wie ihn die Firmen als Basis (also "nackt") anbieten, dann muss man schon bis zur Jahreswende warten. Dann kommen die Einfachversionen. Die Kunden, die unbedingt ein solches Fahrzeug wollen, die müssen statt um 9.000 jetzt gut 11.000 Euro auf den Händlertisch legen. - Kein Wunder, dass man sich nicht darum drängt.

Und alle haben irgendeine spezielle Käuferschicht im Auge. Bei Toyota z.B. sollen es die jungen Leute sein. Frage: Und warum verkaufen die Händler dann so wenig von dem "Aygo"? - Antwort: "Weil wir keine Erfahrung im Umgang mit den jungen Leuten haben." - Und darum gibt es für die Händler Seminare, in denen man denen den Umgang mit jungen Kunden beibringt.

Bei Peugeot müsste man ja Erfahrung haben. Dort ist der 107 praktisch er Nachfolger des 106. Und dafür hatte man ja bereits Kundschaft. Aber, wie man hört, auch bei Peugeot läuft der Verkauf nicht sonderlich; er plätschert nur.

Bei Citroen ähnlich. Ein anderer "Billig"-Wagen, der Dacia Logan wurde in einer Medien-Gemeinschaftsaktion "fertig gemacht". - Hoch lebe der deutsche VW "Fox", der aus Brasilien kommt.

Wollen Sie bei den "Drillingen" (Citroen, Peugeot, Toyota) einen Nachlass heraus handeln, wenden Sie sich am besten an einen ostdeutschen Händler. Dort rechnet man noch anders. Aber am Besten rechnen die Hersteller. Oberflächlich betrachtet.

Wenn man sich z.B. die Listenpreise ansieht und ihre exakte Abstimmung: Gut gemacht. Der Verkaufsstart  mit den "Komfortmodellen" (und entsprechenden Preisen) muss dagegen als Marketing-Fehlleistung bezeichnet werden.

Nun habe ich mir mal gedacht, dass sicher auch die Ersatzteilpreise für die "Drillinge" exakt aufeinander abgestimmt sein werden und ich habe nach einem Vergleich gesucht, der unwiderlegbar ist. Ich musste also ein Teil aussuchen, dass bei allen drei Automobilen, Citroen, Peugeot, und Toyota, exakt das Gleiche ist. Und ich bin nach einigem Nachdenken auf ein Teil gestoßen, dass man dann evtl. zukauft, wenn man sich einen Satz Winterreifen auf Stahlfelgen zulegen möchte. - Oder in Zukunft zukaufen muss! - Man kauft dann auch 16 Radmuttern dazu. Die sind bei allen drei Automobilen gleich. Da müssten auch die Preise gleich sein. Vergleichen wir mal - alle Preise in Euro einschl. Mehrwertsteuer:

Citroen    Einzelpreis    4,69        16 Radmuttern =    75,04
Peugeot            "           3,83        16 Radmuttern =    61,28
Toyota              "          5,01        16 Radmuttern =    80,16

Ich habe dann auch bei einem Teilegroßhandel nach dem Preis einer solchen Radmutter (für die drei Fahrzeuge passend) gefragt:

Radmutter s.o. p.St.      -,85         16 Radmuttern =    13,60

So kann es gehen, wenn man denkt, "Billig"-Automobile zu besitzen würde auch eine "Billig-Preis-Garantie" für Ersatzteile bedeuten. Mitnichten! - Niemals war es teurer ein "Billig"-Automobil zu fahren. Denn wie sagte ein Einkäufer: "Irgendwo müssen wir schließlich Geld verdienen." - Natürlich wollte er mir nicht sagen, mit welchen Aufschlägen die Automobilindustrie bei Ersatzteilen arbeitet. Aber er hat mir die mir bekannte - ungefähre - Höhe (ohne dass er das merkte) bestätigt: 500 Prozent. Sie finden das auch bei den Radmutterpreisen oben (ungefähr) bestätigt. Natürlich muss den Händlern ein Rabatt gewährt werden, es gibt Lagerkosten (Umschlaghäufigkeit), dann muss man so manches Teil verschenken (Garantie, Kulanz). Irgendwer muss das doch alles bezahlen. - Schließlich zahlen die deutschen Käufer sogar Transportkosten ohne jedes Murren. Da wird man doch bei Radmuttern - oder anderen Teilen - nicht so kleinlich sein. - Oder?

Wenn du noch eine Mutter hast... - Oder besser: Wenn du noch Geld für eine Mutter hast, dann kannst du dir auch ein "Billig"-Auto kaufen. - Ich kaufe mir wahrscheinlich jetzt ein noch billigeres Fahrzeug. - Damit ich Geld für die Radmuttern beim Kauf von zusätzlichen Winterrädern übrig halte. Denn:

Es ist noch für dieses Jahr eine Änderung des § 2, Absatz 3a der Straßenverkehrsordnung (StVO.) vorgesehen, geplant. Da wird dann vom Gesetzgeber erstmalig eine "wettergerechte Ausrüstung" gesetzlich vorgeschrieben werden. Darunter versteht man dann u. a. die richtige Bereifung. - Kostet ja alles nichts. Fast.

Darum hatte ich mich auch - fast unauffällig - nach dem Preis für Radmuttern erkundigt. Nach weiteren Teilen habe ich dann nicht mehr gefragt. - Mir war schon schlecht. - Aber der nächste Winter kommt bestimmt.

MK/Wilhelm Hahne


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