Virneburg, den10. März  2006

Guten Tag!

Nun - die IAA ist lange vorbei. Es rauschten Weihnachten und Sylvester vorüber. - Nichts Neues von Motor-KRITIK. Es vergingen die Olympischen Spiele und Karneval. - Nichts Neues von Motor-KRITIK. Und inzwischen erreichten mich dann per Telefon - aber auch per e-mail - ein paar zögerliche Anfragen zu dieser großen Lücke, wie z.B. diese nette Erinnerung:

"...Sehr gerne habe ich regelmäßig die interessanten und (auf dem deutschen Auto- Zeitschriftenmarkt) wohl einzigartig kritischen Artikel verfolgt! - Seit längerer Zeit ist nun schon keine Aktualisierung mehr erfolgt. ..."

Na ja, jetzt läuft gerade der Genfer Salon. Und schon gibt es wieder auf diesen Seiten etwas Neues zu lesen. Übrigens auch über die IAA. - ??? - Jetzt? - Wenn Sie wissen wollen, was ich für die wichtigste Neuerscheinung - damals in Frankfurt - gehalten habe, dann müssen Sie diese Geschichte lesen.. Eine lange Geschichte. Damit sie nicht langweilig wird, gibt es viele, viele bunte Bilder.

Ich habe mir übrigens den guten Spruch eines älteren Herrn (Italiener) passend gemacht, den ich in diesen Tagen irgendwo hörte. Nach seiner Anpassung durch mich liest er sich so:

Wichtig ist nicht wie viel, sondern was man schreibt.
(
Tatsächlich hat er gesagt: "Wichtig ist nicht wann man stirbt; wichtig ist, wie man gelebt hat.")

Jetzt werden eine Reihe von Lesern lächeln, weil sie meine Geschichten (nicht mein Leben) eigentlich immer als zu lang empfinden. - Meine Bemerkung bezog sich auch mehr auf die Anzahl der Themen, die man in einer gewissen Zeit bearbeitet und veröffentlicht.

Es ist kein Problem, jeden Tag eine Geschichte zu schreiben. Dann muss man eigentlich nur widerkäuen, was die Industrie einem vorsetzt. Blättern Sie doch mal in den Fachblättern: zu allen Zeiten überwiegend die gleichen Themen, z.T. die gleichen (Werk-)Fotos. - (Warum sich das auszahlt, lesen Sie weiter unten.) - Ich arbeite anders.

Wenn Sie meine neue Serie von Geschichten gelesen haben, werden Sie begreifen, warum ich dazu etwas mehr Zeit benötigte. Das war richtige Arbeit, die mich täglich von morgens 5:30 Uhr ("Aufstehen!") bis abends 23:00 Uhr ("Nun komm endlich schlafen!") gefordert hat. Wochenenden nur teilweise ausgeschlossen.

Nehmen wir mal die Porsche-Geschichte, die in meiner aktuellen Geschichten-Serie gerade veröffentlicht wird: an der habe ich viele Monate gearbeitet. Schon im September 2005, als ich noch daran glaubte schnell zu einem Ergebnis zu kommen, habe ich auf der IAA versucht dazu ein passendes Foto zu machen:

Aber Porsche hatte mir mit dem aufgesetzten Anlasserzahnkranz den Blick auf die eigentliche Problemzone verwehrt. Ich habe dann sogar noch vor Weihnachten 2005 einen Gesprächstermin in Weissach eingeräumt bekommen. Eine  Gesprächs-Stunde (!) wurde mir zugestanden, für die ich dann einen ganzen Arbeitstag unterwegs war. Aber auch danach war ich mit dem was ich gehört hatte nicht zufrieden, habe weiter recherchiert, Porsche mit den neuen ergänzenden Ergebnissen konfrontiert - und muss nun nicht so etwas - aus meiner Sicht - "Halbgares" schreiben, wie es gerade in dem "Jubiläumsheft" von "Auto-Bild" geschrieben wurde. Natürlich "AUFGEDECKT!!" von "Auto-Bild": "Ein schmieriges Problem", das auch schwierig ist. - Aber es wurde - das muss man den Hamburgern bescheinigen - schmackhaft zubereitet!

Genau damit hatte ich schon gerechnet. Einmal, weil ich wusste, dass sich Porsche-Fahrer in ihrer Verzweifelung an "Auto-Bild" gewendet hatten, dann hatte mir auch überlegt, was ich an Stelle des Porsche-Pressechefs (der ist wirklich gut!) machen würde, wenn ein Journalist nicht vom Thema abzubringen ist und sich sogar erdreistet, nach einer offiziellen Auskunft zu dem Thema, die Richtigkeit dieser Auskunft noch einmal zu hinterfragen.

Mir war schon vor Monaten klar, dass ich auf einer richtigen Fährte war, als mir die Firma Kolben-Schmidt (Pierburg) zunächst absolut nicht antworten wollte. Das war am 23. August 2005. - Aber nun - sechs Monate danach - ist meine Geschichte reif für's Internet. - Natürlich ist sie ein wenig lang geworden.

Wahrscheinlich werden Sie auch meine DC/Mercedes/Zetsche-Geschichte zu lang finden. Natürlich geht es auch kürzer. Ich kann das auch. Als Beispiel veröffentliche ich mal die Kurzfassung zu diesem Thema, die schon vor einigen Wochen veröffentlicht wurde. - Veröffentlicht in einem Anzeigenblatt. - Wo sonst? - Nun haben Sie mal die Möglichkeit "Kurz gegen Lang" zu werten. Und beide Geschichten sind von mir. Und in der "Langen" ist auch die "Kurze" versteckt. - Wirklich!

Ich denke, meine Leser interessieren auch Details. Und ich habe auch jetzt wieder viele niedergeschrieben, aber trotzdem noch einige fehlen lassen, obwohl diese Details eigentlich - finde ich - auch interessant sind: dass z.B. bei den Vorstandssitzungen in Stuttgart die Konferenzsprache Englisch ist. Schrempp hielt deren Einführung mal für richtig, um die globale Bedeutung des Konzerns zu betonen. Heute ist das aber immer noch so. Auch bei Zetsche. Made in Germany in Baden-Württemberg. Wobei sich dann aber einige Leute - wie mir damals berichtet wurde - z.B. eines Simultan-Dolmetschers bedienen mussten. Heute kann man sicher darauf verzichten. Es genügt ja, wenn man an der richtigen Stelle nickt. - Das wird immer gerne genommen.

Oder ein anderes, in der eigentlichen Geschichte nicht notiertes Beispiel: eine Meldung im Januar 2006 erweckte den Eindruck, als würde es - dank des Eingriffs von Zetsche - auch in Details im DC-Konzern wichtige Veränderungen geben. Da konnte man z.B. lesen: "

"Die DaimlerChrysler Vertriebsorganisation Deutschland (DCVD) will ihre Regeln für Neuwagen-Vermittler ändern. Ein entsprechendes Konzept sei jetzt im Rahmen einer Tagung für autorisierte Mercedes-Benz Servicepartner in Mainz vorgestellt worden, teilte die DCVD am Freitag mit. ... 'Um die regionale Zusammenarbeit zu stärken, wird jeder Vermittler in Zukunft exklusiv einem Mercedes-Benz Vertreter oder einer Niederlassung zugeordnet', hieß es weiter. Details zu Konditionen oder Standards, die von den Partnern erfüllt werden müssen, wurden nicht genannt."

Na ja, dann lassen Sie mich hier sagen, dass die Neuwagenaktivitäten nun bei den Servicestellen ("Neuwagenvermittler") von einem Neuwagenverkäufer der jeweiligen nächst liegenden Niederlassung übernommen werden. Der wird also nun beim Mercedes-Benz Servicepartner platziert sein. - Toll! - Nur habe ich diese Kombination schon Mitte des Jahres 2005 in Praxis erlebt. - Warum wird das jetzt erst verkündet?

Und so müsste so manche Geschichte noch länger sein, als sie jetzt schon geworden ist. Denn sehr oft habe ich viel mehr Recherchematerial zu einem Thema, als ich dann unterbringen kann. Denn ich habe auch in den ganzen Monaten, in denen keine Geschichten erschienen, fleißig recherchiert. So wäre es z.B. sicherlich interessant, die "Verhaltensrichtlinien" für DaimlerChrysler-Mitarbeiter in bestimmten Zusammenhängen teilweise zu veröffentlichen. Aber die sind noch länger als meine Geschichten. Aber meine Leser würden dann vielleicht verstehen, warum offizielle Anfragen - und genau so offizielle Antworten - relativ wenig bringen. Oder warum ich keine Interviews mit leitenden Mitarbeitern von Automobilfirmen mehr mache: verschwendeter Platz, verschwendete Zeit für den Leser.

Verwenden Sie die so eingesparte Zeit besser, um meine "zu langen" Geschichten zu lesen, damit meine aufgewendete Zeit nicht verschwendet war.

"In Hamburg sagt man tschüs...", habe ich (auch gerade) in "Auto-Bild" gelesen. Auch das wieder ein "Abschiedsbrief", der mir - wenn man die Realität, die Abläufe kennt - die Tränen in die Augen schießen lässt. - Aber wer weiß schon was wirklich geschah? - Und bei mir reichen die Taschentücher nicht.

Selbst wenn das einige Redakteure wissen, werden sie die "nackten Tatsachen" nicht schreiben (können/dürfen). Die Chefredakteure haben eben eine Verantwortung. Eine große Verantwortung. Auch für das finanzielle Ergebnis, das ihr Blatt erwirtschaftet. Auch für sie gelten "Verhaltensregeln". Manchmal könnten sie - und ihr "Blatt" - schon besser sein, als sie sich darstellen können (dürfen). - Der Kunde ist König! - Und Kunde ist die Industrie bei den Verlagen. Und Kunde ist die Industrie auch z.B. beim TÜV. - Und auch Wirtschaftsprüfer... - Aber ich will hier nicht alles vorweg nehmen.

Wenn man dann den Begriff Journalismus erwähnt - gerade bei Leuten, die gerne den Begriff Pressefreiheit verwenden - muss man mit der Frage rechnen: Kann man denn davon leben? - Hmmm... -

Man muss heute 13 Jahre Opern-Kritiken geschrieben und - natürlich - Musik studiert haben, um Ressortleiter des Motorteils einer Tageszeitung zu werden; man muss einen Namen als Schwimmerin haben, um Hintergrundberichte aus der Formel 1-Szene vermitteln zu können; man muss Erfahrung auf dem Handy-Sektor haben, um Chefredakteur einer Autozeitschrift zu werden. (Wobei Erfahrung bei der Steuerung von Statistiken nicht schaden kann.)

Wenn aber ein richtiger Motor-Journalist (es gibt außer mir tatsächlich noch andere!) auf einem ganz normalen Einladungstermin zu Erkenntnissen, Informationen und Zahlen kommt, die dann die Betroffenen ein wenig komisch aussehen lässt (vor allen Dingen, denen das im Moment nicht in den Kram passt), dann wird so ein Mann von künftigen Veranstaltungen entweder ganz ausgeladen, oder auch "nur" für die nächsten Lustreisen. Ein anderer Betroffener droht vielleicht mit rechtlichen Konsequenzen.

Dabei war diese Geschichte in deutschen Landen gar nicht veröffentlich worden. (Unter uns: es hatte sich keine Zeitung/Zeitschrift getraut.) In Korea z.B. war das anders, und auch in ... -. Aber unsere Automobilindustrie ist eben global tätig. - Aber denken Sie nicht, dass so ein Verhalten nur bei der Automobilindustrie zu finden ist: da schreibt z.B. eine (freie) Journalistin nicht nur über politische Themen, sondern ist auch in Berlin akkreditiert. Nachdem sie einige Geschichten veröffentlicht  hat, die von der/den Betroffenen als unangemessen kritisch empfunden wurde, wird die Journalistin informiert, dass man leider die Akkreditierung aufheben müsse, wenn... -

Ich habe das alles schon selbst - ähnlich - erlebt. Eine Firma hatte mich ausgeladen, hat dann - als ich z.B. den Journalisten eines Nachrichtenmagazins informierte - dem erklärt, dass ich einen Vorstand (oder so was ähnliches) beleidigt hätte. Die Ausladung ging also nicht an den Journalisten, sondern an den Flegel Wilhelm Hahne. Und der Journalist eines großen Magazins war zufrieden. Es war eben nun eine ganz private Sache, es ging nicht um Presse- oder Meinungsfreiheit. Und man hat gerne mit dieser Firma weiter kontaktet. Es gab doch immer sooooo zuverlässige Infos.

Nur: niemand der Anwesenden bei der geschilderten Situation hatte damals die Beleidigung mit bekommen, erlebt. - Als ich vor einiger Zeit mal dem (natürlich neuen) Vorstandsvorsitzenden dieser Firma - aus gegebenem Anlass - einen Brief schrieb, da antwortete mir die Rechtsabteilung. - Das hat Stil! - Inzwischen vermeidet diese Firma jeden Kontakt mit mir, antwortet auch nicht mehr auf meine Anfragen, könnte sich also eigentlich die Kosten für eine Presseabteilung sparen. Oder aber: die jetzige Version ist nur die für normale Journalisten mit Führerschein. Die andere hat man sich gespart. Da hätte man wahrscheinlich auch Besetzungsschwierigkeiten.

Es hat sich eigentlich nichts geändert; es ist höchstens alles noch schlimmer geworden. Wann kann man heute schon mal in einer Zeitschrift lesen, was wirklich passierte? - Warum wurde "Motors" eingestellt? - Warum wurde Herr Rother als Chefredakteur der "Automobilwoche" auf die Straße gesetzt? - Warum verlässt Herr Felske jetzt seinen Arbeitsplatz bei "Auto-Bild"?

Wenn z.B. der jetzt mit großem "Buhei" in Genf verabschiedete Chefredakteur von "Auto-Bild" dann nach Ende seiner "Sperrfrist" (man hat sich nach meinen Informationen auf Ende 2006 geeinigt) bei einem anderen Arbeitgeber auftaucht, könnte ich vielleicht mal die ganze Geschichte zu diesem Thema erzählen. -

Weil das so gut zu dem hier angerissenen Thema passt: nach meinen Informationen waren - soweit das optisch feststellbar ist - dieses Jahre weniger Journalisten in Genf zum "Salon" angereist. Viele kamen "auf Verdacht", weil Sie sich in den Jahren vorher auch darauf verlassen konnten, von der Reservation des Hotelzimmer-Kontingentes irgendeiner Automobilfirma profitieren zu können. Anders ausgedrückt: Übernachtung und Frühstück kostenlos. - Doch dieses Mal gab es bei den Firmen praktisch nur Kopfschütteln. Die Firmen geben Ihr Geld nur noch für jene Journalisten aus, die den Aufwand auch wert sind. - Also immer nett schreiben, Jungens! - Und dann kommen die Herren auch auf die (intern von "uns" so genannte) fiktive "VDA-Liste". Wer da nicht drauf ist... - Pech gehabt. Das wird in Zukunft noch schlimmer werden. Aus der Sicht der ungemein großen Zahl von Fachjournalisten. Alle mit Führerschein. Wer natürlich die richtige Visitenkarte in der Tasche hat... -

Dazu fällt mir ein, dass "Bob" Lutz - erst 75 Jahre alt und voller Elan unterwegs - in Genf Visitenkarten verteilte, auf der seine MIG abgebildet war und auf der sein Beruf (natürlich in Englisch, aber es folgt die deutsche Übersetzung) mit "Kampfflieger" angegeben ist. - Lutz fliegt übrigens jeden Morgen mit dem Hubschrauber in die Firma.

Und die Kollegen in Genf? - Die bildeten zum Teil Zweckgemeinschaften: einer nahm sich ein Zimmer, andere kamen als "Untermieter" mit. Die Kollegen die jeweils die Nacht am Boden verbringen mussten, werden jetzt vielleicht auch den Fahrkomfort von Runflat-Reifen als "großartig" empfinden. Und einen Golf V als "Renner". Und einen Bugatti als "göttlich". Und eigentlich... - Wenn sie dann so weiter machen, kommen Sie nächstes Jahr auch - vielleicht - auf die "VDA-Liste" (die es natürlich in Wirklichkeit gar nicht gibt, hihihi!). Das ist dann so, wie der Gewinn bei ein "Platz an der Sonne". Und man kommt wieder kostengünstig ins Bett. Und wer gut schläft, den sollte man nicht wecken.

In Hamburg sagt man tschüs. (Herr Felske hatte da übrigens privat zu einer Boots-Abschiedsparty eingeladen). In Genf sagte man "au revoir". - Und in der Eifel sagt man...

 Guten Tag!

Wilhelm Hahne

...und schreibt dann irgendwann die nächsten Geschichten. In einem Monat, in einem Jahr. Und die sind dann garantiert viel, viel zu lang. - Trotzdem viel Spaß beim Lesen meiner aktuellen Geschichten!
Ach ja - da wäre noch was: alle die Leser, die mich in den letzten Wochen nach einer neuen Nürburgring-Geschichte gefragt haben, müssen sich noch ein wenig gedulden. - Ich möchte nicht die Landtagswahlen (26. März 2006) beeinflussen. - Verständlich? - Aber den derzeitigen Arbeitstitel meiner Geschichte kann ich Ihnen schon mal verraten: "...oder muss ich noch Kurt anrufen?"


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