Hier folgt - wie im "Guten Tag" versprochen - die Kurzfassung meiner langen, langen  Daimler/Chrysler/Mercedes/Zetsche-Geschichte

Folgende Geschichte ist praktisch in der Langversion, die Sie schon kennen (wenn Sie meine Geschichten in der vorgesehenen Reihenfolge aufgerufen haben) enthalten. Mit kleinen Abweichungen praktisch wörtlich. Würde Ihnen so eine Kurzfassung - die bereits in der Februar-Ausgabe eines Stuttgarter Anzeigenblattes erschienen ist - als Information genügen? - Oder wüssten Sie auch gerne, warum ich zu der für Sie notierten Meinung komme? - Eine kurze Geschichte ist natürlich besser zu lesen; sie wirkt auch "knackiger". Insider haben mir zu meiner Kurzversion bereits gesagt, dass ich eigentlich nur nieder geschrieben habe, "was wir alle denken". - Da frage ich mich: Warum schreibt das denn niemand? - Damit meine Leser das alles verstehen, mir sozusagen bei meiner Meinungsbildung folgen können, hatte ich eigentlich für Motor-KRITIK die Langversion favorisiert. - Und was ist Ihnen die wertvollere Information? - Vergleichen, werten Sie. - Und schreiben Sie mir doch mal. - Aber nun zur "Kurzgeschichte":

Ist DaimerlerChrysler ein Sanierungsfall?

06-02-03/01a. - Intelligente Dummköpfe, so habe ich mal gelesen (und nicht vergessen!) sind viel gefährlicher als dumme Dummköpfe.

Ich weiß nicht warum mir das gerade jetzt einfällt, wo man überall lesen kann, dass nun Dieter Zetsche, seit Anfang Januar nicht nur Chef der Mercedes-Division, sondern auch Chef des Gesamtkonzerns DaimlerChrysler, zunächst einmal 6.000 Stellen streicht. Davon werden allein in Deutschland 3.600 weg fallen.

Für Zetsche ist das ein Sparprogramm. Für mich ist das ein Zeichen, dass der Neue – ganz wie der Alte - zunächst einmal die Analysten anbetet, ihr Wohlwollen erfleht und dem Götzenbild des Shareholder Value Opfer bringt. Menschenopfer.

Ihm geht es offensichtlich zunächst darum, einmal plakativ den Unternehmenswert und damit den Wert der Anteile (Aktien) zu erhöhen.

Aber die Eigenkapitalgeber eines Unternehmens sind nicht die einzigen Anspruchsgruppen dieses Welt-Konzerns. Demnach wären eigentlich bei unternehmerischen Entscheidungen auch die potentiellen Auswirkungen beispielsweise auf Mitarbeiter, Kunden, Öffentlichkeit und die Umwelt zu berücksichtigen.

Aber Zetsche scheint – wie Schrempp –zu denken: Wer in der heutigen Zeit kurzfristig einen Erfolg darstellen will, muss so handeln, wie er es gerade getan hat. Dieter Zetsche ist nun mal kein dummer Dummkopf.

Bezeichnender Weise verkündet er seine Entscheidung auf einer Telefonkonferenz, die natürlich (?) in Englisch geführt wird. Zumindest diese Sprache wird von Zetsche auch gesprochen.

Keine Frage: wer den kurzfristigen Erfolg „nach draußen“ sucht, wird so handeln (müssen?), wie das Dieter Zetsche gerade vorgeführt hat. Wie ein globaler Player eben.

Aber eine solche Entscheidung zum Kostenabbau ist keine Lösung für den Konzern, zumal das (End-)Ergebnis sich erst in Jahren in den Ergebniszahlen widerspiegeln wird. Weil dieses „Abspecken“ von Personalkosten zunächst einmal Geld kostet. Der Gesamtaufwand für das „Sparprogramm“ wird bei 2000 Millionen Euro liegen. (Ich hätte auch „abstrakter“ von 2 Milliarden Euro sprechen können.) So möchte Zetsche dann einen Netto-Spareffekt von 1 Milliarde Euro pro Jahr erzielen. Ab dem Jahre 2009.

Aber was ist mit dem Modellprogramm?

Große Lagerflächen sind schon heute mit Mercedes-„Standzeugen“ gefüllt. Quer durch die Modellpalette. Die einfach – scheinbar unkontrolliert – ausgeufert ist. Wer braucht wirklich einen R-Typ, wer die ganzen AMG-Versionen? –

Aber Zetsche ist stolz auf die Modellvielfalt. Allein im Jahr 2005 hatte der DaimerChrysler-Konzern 17 neue Produkte auf den Markt gebracht. Und der Konzern verkündet: „Diese offensiven Investitionen in die Zukunft sollen fortgesetzt werden.“

Welche Zukunft? – Wessen Zukunft betreffend?

Was ist mit Smart, was macht man mit Maybach? – Warum muss man jetzt bereits – gerade ein gutes halbes Jahr nach der Einführung - in den Mercedes-Niederlassungen die Modelle der neuen S-Klasse mit Nachlässen um 15 Prozent verramschen? – Warum wurden um 140 Stück des „alten“ S-Klasse-Coupés mit Achtzylindermotor vor Wochen mit 45 Prozent Nachlass verschleudert?

Die A-Klasse „stottert“, die B-Klasse „stolpert“, die C-Klasse „lahmt“, die E-Klasse hat „das Laufen verlernt“.

Und so ein „Sahnestück“ wie der Mercedes-McLaren SLR wird aus Kundenhand (noch unbenutzt) mit hohen Nachlässen angeboten.

Hier liegt das Kernproblem, von dem nun mit „einer schlanken, beweglichen Struktur“ abgelenkt wird.

Aber die Entwicklung der Produkte im Markt wird die Zukunft des Konzerns primär bestimmen. – Was kann man sich da vom neuen Konzernlenker versprechen? - Wenig. – Sage ich.

In welcher Position Zetsche in den letzten Jahren auch war, stets hat er es verstanden, sich mit plakativen Aktionen nach innen gut zu verkaufen. Das war als Entwicklungsvorstand so, als er die Überstunden abbaute. Als Vertriebsvorstand hat er aus meiner Sicht nichts bewegt, aber auch nichts bewegen können, vielleicht, weil seine Verweildauer auch hier einfach zu kurz war.

In seine Vertriebszeit fiel das Desaster mit der A-Klasse. Er hatte die Entwicklung dieses Fahrzeuges mit verantwortet. – Aber nur kurz. Wie immer.

Aber dann bei Chrysler… - Ja, da war der Herr Bernhard an seiner Seite. Aber der wirbelte im Hintergrund. Und so wie Zetsche auf der diesjährigen Motor-Show in Detroit öffentlichkeitswirksam aus einem Karton hüpfte, so hat er es auch verstanden, bei Chrysler den Blick der Öffentlichkeit auf sich zu lenken.

Bernhard hatte klar gesagt, was er – wäre er Mercedes-Chef geworden – zunächst gemacht hätte. Das war unangenehm. Cordes hatte dann harte Einschnitte vorbereitet. – Auch zu hart? - Will Zetsche nun zunächst Schrempp schonen, schützen?

Eigentlich muss Zetsche die Vorleistungen von Bernhard und Cordes nur noch in klare Entscheidungen umsetzen.

Bei smart müsste eine Entscheidung eigentlich längst gefallen sein. Was bleibt Zetsche denn da eigentlich anderes übrig, als den Start des Nachfolgers vom Ur-Smart zu Ende zu bringen, den Amerikaverkauf vorzubereiten und aus smart einen Mercedes werden zu lassen?

Mercedes braucht smart im Hinblick auf den Flottenverbrauch, kann die Produktion nicht einstellen, weil dort – in Frankreich – Subventionen nur unter gewissen Auflagen gewährt wurden. Was soll eigentlich die Verzögerung der Entscheidung? – Die Stimmung beeinflussen?

Und so müssen – was das Modellprogramm betrifft – sehr schnell noch eine Reihe von weiteren – zum Teil nicht leichten – Entscheidungen getroffen werden.

Hat man noch nicht bemerkt, dass ein AMG heute nicht mehr das ist, was er einmal – auch vom Image her – war?

Auch ein Mercedes ist heute nicht mehr das was er mal war. Premium ist heute nach meiner Einschätzung primär noch der Preis. – Da müsste Zetsche nun abspecken. Denn: sollen die Gewinne, die er nun durch den Personalabbau erzielt, nicht den Käufern zu gute kommen?

Wenn Zetsche nun den Personalbestand seines Konzerns um 6.000 Leute verringert, hat er 6.000 Leute weniger, denen er einen Mercedes mit Personalrabatt verkaufen kann. Die werden ihm fehlen.

Im Übrigen ist der „Personalverkauf“ seit Jahren rückläufig. – Warum wohl? – Weil Mercedes-Automobile am Markt vorbei konzipiert wurden?

Warum macht Zetsche denn nicht alle Interessenten für einen Mercedes – weltweit - zu „seinen Mitarbeitern“, in dem er ihnen einen Personalrabatt gewährt? – Es kann auch eine Preissenkung sein. Und eine Steigerung der Verkaufszahlen, bzw. ein Abbau der vorhandenen Lagerbestände würde seiner Firma gut tun.

Zetsche sollte in vielen Dingen jetzt schnellstens handeln. Ich halte ihn nicht für einen dummen Dummkopf.

Aber so, wie er jetzt seine neue Position als Konzernchef nach draußen verdeutlicht hat, halte ich ihn schon für gefährlich. – Weil er sich nicht an dem orientiert, was zunächst ohne öffentliches Aufsehen zu erregen wirklich zu tun ist, sondern an dem, was von anderen – einer Mehrheit  - als wichtig empfunden wird und ihm persönlich Glanz verleiht.   

  • MK/Wilhelm Hahne

    PS:  Und nun klicken Sie bitte eine Reihe tiefer und hauen mal richtig in die Tasten. - Bitte!


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